Die CleanCard, eine Kundenkarte, mit der auch bargeldlos bezahlt werden kann, gibt es bereits seit zwölf Jahren und in ihrer heutigen Form seit 2004. Als Lizenznehmer kann jeder Textilreiniger an dem System teilnehmen. Hans-JürgenHeyduk, Geschäftsführer der CleanCard-Zentrale, erläutert die Grundidee und verrät seine neuesten Ideen.
„Ich sehe einen riesigen Markt“
RWT:Die CleanCard gibt es bereits seit 1994 und in ihrer heutigen Form seit zwei Jahren. Welche Idee steckt dahinter und wie hat sich das Projekt seitdem entwickelt?
Heyduk:Auslöser unserer Überlegungen damals war, dass Kundenkarten Einzug beim Einzelhandel und bei Dienstleistern hielten. Das beste Beispiel ist die BahnCard. Daraufhin dachten wir:Was andere Branchen können, können wir schon lange.
Inzwischen haben sich viele Verbesserungen ergeben:Barrieren für den Endkunden sind beseitigt worden, z.B. ist die Karte jederzeit kündbar. Sie wird zwei Monate zur Probe angeboten. Erst diese Maßnahmen haben zu einer breiten Akzeptanz geführt, sodass zwischenzeitlich 27.000 Karten auf dem Markt sind.
RWT:Wie erfolgt die Zahlungsabwicklung?
Heyduk: In Zusammenarbeit mit Arvato Systems, einer Bertelsmann-Tochter, und der Intercard AG erfolgt die Lastschrift vom Kundenkonto direkt zugunsten des Kontos des Lizenznehmers. Somit ist ein zügiger Zahlungseingang sichergestellt.
RWT:Wenn sich ein Textilreiniger entscheidet, Lizenznehmer zu werden, welche Umstellungen fallen für ihn an?
Heyduk:Wenn ein Textilreiniger Lizenznehmer werden möchte, bekommt er zunächst Besuch von einem unserer Mitarbeiter, der ihm das System erklärt. Dann wird ein Lizenzvertrag abgeschlossen. Damit sichern wir dem Lizenznehmer weitgehenden Gebietsschutz zu, d.h., er ist in einem bestimmten Umkreis einziger CleanCard-Betrieb. Da die CleanCard eine Zahlkarte mit Magnetstreifen im Lastschriftverfahren ist, wird zusätzlich ein Mietvertrag für ein Ingenico-Terminal abgeschlossen. Mit diesem kann die Zahlung per Karte erfolgen, muss aber nicht. Auch bar zu bezahlen ist möglich. Zusätzlich kann das Gerät für transaktionsfreie EC-Zahlungen genutzt werden.
Begleitend liefern wir Werbemittel, wie z.B. eine überdimensionale CleanCard, die im Laden aufgehängt werden kann. Die einzigen Kosten, die für den Lizenznehmer anfallen, ist die Miete für das Terminal, die sich im marktüblichen Rahmen bewegt.
RWT:Es gibt zwei Neuerungen bei der CleanCard, den Comfortservice und den Expressservice. Könnten Sie beide Systeme bitte kurz erläutern?
Heyduk:Die Idee des Comfortservices ist es, in die Unternehmen hineinzugehen und die Privatgarderobe der Mitarbeiter über einen Servicepoint in die Reinigung und wieder zurückzubringen. Der Expressservice ist ein Angebot für Stammkunden zur schnelleren Abwicklung ihrer Aufträge am Thresen.
RWT:Wie funktioniert der Comfortservice genau?
Heyduk:Beim Comfortservice leisten wir für die Lizenznehmer die volle Akquise. Dazu betreibt zunächst eine Agentur Telefonmarketing und macht Gesprächstermine mit den Unternehmen für uns aus. Der weitere Ablauf lässt sich an einemBeispiel verdeutlichen: Die weltweit tätige GEMoneyBank mit ihrer Zentrale in Hannover hat eine hohe Unternehmenskultur, die bei Geldautomaten anfängt und bei einem Massageservice aufhört. Diese Firma suchte nach zusätzlichenMöglichkeiten, Dienste für ihre Mitarbeiter anzubieten. Nun musste nur noch ein Mitarbeiter gefunden werden, der sich bereit erklärte, den Service zu begleiten. Dieser kann aus jeder Abteilung kommen, z.B. aus der Geschäftsführung, dem Betriebsrat, der Einkaufsabteilung oder dem Vorschlagswesen. Bei der GEMoneyBank übernahm diese Aufgabe die Assistentin des Deutschland-Geschäftsführers Janet Difflipp.
In einem nächsten Schritt fanden wir gemeinsam einen Ort, der als Servicepoint fungieren kann, und stellten hier standardisierte Kleiderständer auf. Die Mitarbeiter erhielten sogenannte „Comfort Bags“, Kleidersäcke aus Polyester mit Firmenlogo und Namen. Die Abrechnung erfolgt über die CleanCard, die beim Lizennehmer im Betrieb hinterlegt ist. Eine zweite Karte bekommt der Mitarbeiter, damit er sie auch außerhalb seiner Arbeitsstätte nutzen kann.
RWT: Wie hoch ist der logistische Aufwand für den Lizenznehmer?
Heyduk:Der Lizenznehmer holt die Wäsche ab und bringt sie nach Fertigstellung in das Unternehmen zurück. Dazu muss natürlich eine gewisse Logistik vorhanden sein. Je nach Kundengröße empfehlen wir, zwei- bis dreimal in der Woche zu liefern, bei großen Unternehmen sogar täglich. Der Aufwand lohnt sich jedoch:Nach unseren Erfahrungen nehmen nach zwei bis drei Jahren 30 bis 40 % der Beschäftigten das Angebot an.
RWT:Wie erfolgreich sind Sie mit Ihrer Idee?
Heyduk: Bisher konnten wir rund 40 Unternehmen akquirieren. Die Pilotprojekte haben wir in Hannover gestartet. Zwischenzeitlich gibt es Kunden in Bremen, Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Kassel und Auerbach im Landkreis Amberg-Sulzbach. Ich sehe hier einen riesigen Markt. In Bremen wollen wir mit einem großen Facility-Management-Unternehmen zusammenarbeiten, um dadurch Zugang zu deren Kunden zu erhalten.
RWT:Um auf Ihre zweite Idee zurückzukommen:Was steckt genau hinter dem Begriff Expressservice?
Heyduk: Mit dem Expressservice bietet der Textilreiniger besonders guten Kunden so etwas wie einen VIP-Service, dessen Erfolg er zwar nicht in Heller und Pfennig messen kann, mit dem er jedoch eine weitere Kundenbindung erreicht.
Der Kunde hinterlegt seine CleanCard beim Textilreiniger und erhält zwei „Express Bags“ mit CleanCard-Logo und seinem Namen. In diesem Sack kann er seine Garderobe einfach in der Textilreinigung abgegeben – ohne weitere Angaben machen zu müssen oder zu warten.
Der Textilreiniger gibt die Kleidungsstücke in sein Kassensystem ein, wenn er Zeit dafür hat. Beim Abholen nennt der Kunde lediglich seinen Namen, bekommt seine gereinigte Garderobe und kann den Laden sofort wieder verlassen. Die Zahlung erfolgt über die CleanCard.
RWT:Herr Heyduk, vielen Dank für das Gespräch. lin