NRW-Verbandstag in Beverungen Motiviert durch mehr Wissen

Vom 23. bis 25. März 2007 trafen sich die Textilreiniger und Wäscher Nordrhein-Westfalens (NRW) zur Frühjahrstagung in Beverungen. Um die Presse über das Textilreinigungsgewerbe in Deutschland zu informieren, startete der Vorstand mit einer Pressekonferenz. Für die Mitglieder waren Referenten aus der Branche sowie aus der Region zu Themen wie Funktionstextilien und Fördermitteln geladen.

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    1Hans-Christian Meinke sprach über das „Wohl oder Wehe einer Mangel“. 2Angela Rehorst erklärte den Teilnehmern, auf welche Formalitäten bei Förderanträgen geachtet werden müsse. 3Hans Hartung sagte über Investitionen zur Energieeinsparung:„Der Sparaufwand muss niedriger sein als der Spareffekt.“
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    Angela Rehorst erklärte den Teilnehmern, auf welche Formalitäten bei Förderanträgen geachtet werden müsse.
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    Hans Hartung sagte über Investitionen zur Energieeinsparung:„Der Sparaufwand muss niedriger sein als der Spareffekt.“
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Motiviert durch mehr Wissen

„Wir befinden uns in einem schwierigen Fahrwasser“, sagte Philipp Lenemann, Vorsitzender des DTV-Landesverbandes in NRW, und ermutigte die Mitglieder, die Motivation, die sie durch die Tagung erhalten, mit nach Hause zu nehmen. Das Fahrwasser sei schwierig, da es weiterhin den Zwang gebe, Textilpflege billig anzubieten. Dies nehme denBetrieben die Möglichkeit, z.B. in neue Maschinentechnik zu investieren. Eine Alternative zum Billigtrend könnten Nischenmärkte, wie z.B. die Reinigung von Dekorationen, sein, so der Vorsitzende. Eine weitere Marketingidee sind Zusatzgeschenke wie z.B. Taschenwärmer zu einem gereinigten Skianzug. Vor allem beim Hemdenservice geht der Billigtrend laut Lenemann ins Bodenlose. Sogar die 99-Cent-Marke werde inzwischen von einigen Betrieben unterboten. Bei solchen Preisen bestehe – wenn überhaupt – eine Kalkulation, die keine Risiken berücksichtige. Die Idee, mit günstigem Hemdenservice mehr Oberbekleidung zur Bearbeitung zu erhalten, sei nicht aufgegangen.

Vor allem für die Wäscher unter den Mitgliedern war der Vortrag von Hans-Christian Meinke – in der Branche besser bekannt als Mangel-Meinke – interessant. Dieser sprach über das „Wohl oder Wehe einer Mangel“ und führte dazu die „acht entscheidenden Ws“ auf:

◇Wärmebereitstellung:Dabei spielt bei dampfbeheizten Mangeln der Kondensatableiter eine Schlüsselrolle. Meinke erklärte, warum dieser bei Mangeln überdimensioniert sein muss und welches System am geeignetsten ist. Bei gasbeheizten Mangeln ist die Brennerwartung und gegebenenfalls das rechtzeitige Wechseln des Kontaktöls besonders wichtig.

◇Wachsen und Reinigen der Mulde:Nicht nur das Wachsen, sondern auch das Reinigen der Mulde ist für einen reibungslosen Durchlauf unumgänglich. Dabei ist laut Meinke zu beachten, dass manche Muldenreinigungstücher Schwachstellen im Randbereich aufweisen, indem die Oberfläche nicht sauber werde. Der beste Test, um zu sehen, ob eine Mulde sauber ist, sei, ein nasses Textil durch die Maschine laufen zu lassen:Wenn es sich gelb färbt, ist eine Muldenreinigung notwendig.

◇Wärmeübertragung auf die Wäsche: Hier spielen der richtige Walzendurchmesser, der Anpressdruck und die Mulden-Walzen-Geometrie eine entscheidende Rolle. Ob die Mulde richtig zur Walze steht, kann mithilfe von „Muldenstellungskontrollpappen“ getestet werden.

◇Wäschetransport:Damit die Wäsche reibungslos durch die Mangel läuft, sind „Voreilungen“, z.B. zwischen den Walzen, erforderlich. Aber auch die richtigen Positionen der einzelnen Baugruppen einer Mangel zueinander sind sehr wichtig.

◇Wrasenabsaugung:Die herausgetrocknete Feuchte muss rückstandslos abtransportiert werden. Dazu wird eine große Menge Raumluft benötigt. Eine zu klein eingestellte Absaugung bringt laut Meinke aufgrund der damit verbundenen Kühlwirkung genauso Probleme wie eine zu große Luftmenge.

◇Wäsche:Die Bearbeitung von Mischgewebe oder gar reiner Polyesterwäsche auf der Mangel erfordert besondere Voraussetzungen. Wenn aber z.B. bei Tischwäsche der Kettfaden aus Polyester und der Schuss aus Baumwolle bestehen, ist ein kantengerades Mangeln kaum noch möglich.

◇Wasser kann sich unterschiedlich zusammensetzen und damit einen unterschiedlichenEinfluss auf das Mangelergebnis haben. Negativ wirkt sich z.B. aus, wenn in trocknen Sommern das Wasser aus tieferen Erdschichten gezogen wird.

◇Waschverfahren: Fehler, die bereits beim Waschen gemacht werden, können zu einem unbefriedigendem Mangelergebnis führen. Wird eine Maschine z.B. überladen, sodass die Wäsche nicht ausreichend gespült wird, wirkt sich dies schnell negativ an der Mangel aus.

Die Zuhörer waren sehr erstaunt, wie viele Faktoren sich auf ein Mangelergebnis auswirken können.

Über ein Thema, das in den kommenden Jahren sowohl für Textilreiniger als auch für Wäscher aktuell wird (und es teilweise schon ist), berichtete Thomas Leucht vom Prüflabor Weber + Leucht, Münchberg. Für den Textilpfleger ist dabei wichtig, zu wissen, dass Funktionen, mit denen ein Textil – sei es eine PSAoder eine Outdoorjacke – ausgerüstet ist, bei der Aufbereitung verloren gehen oder sich ändern können. Bei Privatkunden kritisch:Es ist nicht ohne weiteres feststellbar, ob ein Kleidungsstück bereits vom Kunden selbst bearbeitet wurde – lediglich eine Laboranalyse könne laut Referent Gewissheit bringen.

Das gilt sowohl für Flecken als auch für Imprägnierungen. Im Nachhinein kann es den Anschein haben, die Bearbeitung des Textilreinigers habe die Funktionen zerstört. Daher ist es für die Textilpflegebranche unumgänglich, die Qualität und Professionalität ihrer Arbeit zu kommunizieren und zu leben. Einen ersten Ansatz macht die Branchenkampagne, die die Themen Imprägnieren und Outdoorkleidung aufgegriffen hat.

Da bei High-Tech-Textilien vorhandene Faserstrukturen verändert und neue Substanzen aufgebracht werden, sind sie in der Reinigung kritisch:„Paraffine können sich im Lösemittel lösen“, warnt Leucht. Da Textilien mit Nanostrukturen und Mikrofasern bereits am Markt sind, könnte die Spezialisierung auf Funktionserhaltung eine künftige Nische sein. Leuchts Beispiel:In den USAhat sich ein Reiniger bereits auf die medizinische Ausstattung (z.B. Salben) von Textilien spezialisiert.

Über öffentliche Fördermittel und hier besonders über den Mittelstandskredit der NRW-Bank sprach Angela Rehorst, Leiterin der Abteilung Betriebsberatung bei der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld. Unter dieses Angebote fielen die Finanzierung von Grundstücken und Gebäuden, Betriebsausstattungen, immaterielle Witschaftsgüter (verfahrenstechnisches Wissen, „der gute Ruf“) sowie Beschaffungen für das Material- bzw. Warenlager. Die Laufzeit beträgt bei Investitionsdarlehen zehn oder 20 Jahre, wobei bei Ersterem zwei Jahre tilgungsfrei, bei Zweiterem drei Jahre tilgungsfrei sind. Der Finanzierungsanteil beträgt bis zu 100 Prozent und bewegt sich im Rahmen von 25.000 bis fünf Millionen Euro. Ausgezahlt werden 96 Prozent. Der Zinssatz liegt effektiv zwischen 4,4 und 7,5 Prozent und wird bei zehn Jahren für die gesamte Laufzeit festgesetzt, bei 20 Jahren steht nach der Hälfte eine Neufestlegung für die Restlaufzeit an.

Beim KfW-Umweltprogramm liegt die Darlehenshöhe bei bis zu 75 Prozent der förderfähigen Investitionskosten. Gefördert werden z.B. Maßnahmen, die Luft, Boden, Gewässer oder Abwasser reinigen bzw. reinhalten. Zuschüsse kann ein Unternehmen auch bei betriebswirtschaftlichen, organisatorischen und technischen Beratungen erhalten. Dabei wird u.a. derjenige gefördert, der eine Betriebsstätte übernimmt und diese weiterführt. Die geförderten Maßnahmen müssen sich deutlich von der laufenden Geschäftstätigkeit abheben und zur nachhaltigenEntwicklung des Betriebes beitragen. In diesem Fall können die Zuwendungen bis zu 50 Prozent der Beratungskosten, höchstens 50.000 Euro für 15 Tagewerke je acht Beratungsstunden, betragen. Über Einsparpotenziale bei den Energiekosten berichtete Hans Hartung von den Stadtwerken Bielefeld. Die Zielsetzung ist dabei laut Hartung:„Der Sparaufwand muss niedriger sein als der Spareffekt.“ Für Kunden der Stadtwerke Bielefeld analysierte Hartung die Energiesparpotenziale eines Betriebes vor Ort. Er empfiehlt beispielsweise ein Lastmanagementsystem, mit dem Energie gleichmäßig bezogen werden kann. Dabei stellt der Verrechnungszähler fest, wann ein Betrieb an einen bestimmten Sollwert kommt und deckelt den Verbrauch: Denn wer seinen Arbeitsprozess optimiert, spart Energiekosten und schont die Umwelt.

Die teuerste Energie (nach dem Dampf) ist laut Hartung die Druckluft. Um Energie zu sparen, muss die Druckluft zunächst gemessen und dokutmentiert werden, um schließlich ein Einsparungskonzept erstellen zu können. Eine Druckluftsteuerung minimiert Leerläufe. Ein sogenannter Compact-Energy-Check der CEC Energieconsulting GmbH, an der die Stadtwerke beteiligt sind, macht laut Hartung die Energieflüsse in einemBetrieb transparent, deckt Einsparpotenziale auf und zeigt Maßnahmen zur effizienten Energieanwendung. Um die Teilnehmer auch ohne externe Berater dazu zu motivieren, das Energieeinsparpotenzial in ihren Betrieben zu entdecken, gab der Referent den Textilpflegeprofis eine Checkliste mit auf den Weg:

◇Verbesserung der Auslastung der Wäschetrockner.

◇Einführung einer Energiebuchhaltung bzw. eines -controllings.

◇Wenn der Energieverbrauch steigt, müssen die getroffenen Maßnahmen überprüft werden.

◇Lüftungsanlagen mit regelbaren Motoren.

◇Abwärmenutzung des Abwassers zur Vorwärmung des Wassers.

◇Wärmedämmung von Dampfverteilungsleitungen.

◇Tausch bzw. Reparatur defekter Kondensatableiter.

◇Beseitigung von Leckagen im Druckluftsystem.

◇Die Druckluft von 10 auf 6 bar reduzieren.

◇Den Ein- und Ausschaltzeitpunkt des Dampfkessels optimieren.

◇Heizungsanlage durch effiziente Anlagen erneuern.

◇Blindstromkosten durch eine Kompensationsanlage vermeiden.

◇Steuer nach § 54 und § 55 EnergieStG sparen. lin