Energie- und Umwelttechnik Ressourcenverbräuche in der Textilpflege optimieren

Steigende Energiekosten sind in der Textilpflege ein treibender ­Faktor für Innovationen. Sie bringen neue Lösungen hervor, mit denen ­Verbräuche gesenkt, die Emissionen reduziert und oft auch die Lebensdauer der Textilien ­verlängert werden. Auf der Texcare ist einiges zu sehen.

Auf der Texcare zeigen Hersteller ein breites Spektrum an Lösungen, die ­Textilreinigungen und Wäschereien zu mehr Ressourceneffizienz verhelfen. - © Messe Frankfurt

Die gewerbliche Wäscherei ist eine energieintensive Branche. Ungefähr 15 Prozent der Gesamtkosten machen derzeit für Energiekosten aus. Der überwiegender Anteil geht auf das Konto der Prozesswärme.

Vor dem Hintergrund anhaltend hoher Energiekosten und der Herausforderung der globalen Erwärmung gewinnen Energieeinsparmaßnahmen und die Abkehr von fossilen Brennstoffen in einer Wäscherei zunehmend an Bedeutung.

Die gesamte Zulieferindustrie entwickelt daher Konzepte, die durch moderne Waschverfahren, die Wiederverwendung von Wasser und Energie und die Nutzung regenerativer Quellen für die Wärmeerzeugung zu einer optimalen Nutzung von Ressourcen und einer Absenkung die Kohlendioxidemissionen führen.

Brauchwasser wiederverwenden

Die Rückführung von Brauchwasser ist in der Wäscherei keine Neuheit. Die Konzepte zur Wiederverwendung von Presswasser, gefiltertem Spül- und Prozesswasser oder die Verwendung von Kühlwasser aus der Textilreinigungsmaschine für die Weitergabe an die Nassreinigungsmaschine werden aber stetig optimiert, wodurch der Gesamtverbrauch an Frischwasser weiter sinkt.

Moderne, in Wäschereimaschinen verbaute Technologien wie Wiegezellen oder Niedrigniveausensoren passen Ressourcenverbräuche an das tatsächliche Beladegewicht optimal an und ermöglichen eine Reduzierung der Kosten.

Mit Hightech Energie sparen

Energie ist in einem Textilpflegebetrieb ein kostbares Gut, weshalb sich die Hersteller von Wäscherei- und Reinigungsmaschinen sowie Finish-Geräten auf eine Maschinentechnik mit optimaler Effizienzklasse fokussieren: Die Maschinen sorgen für eine bestmögliche Entwässerung und eine geringe Restfeuchtigkeit in der Ware, um schnell und effizient trocknen zu können.

Die Anlagenbauer nutzen neue Materialien (z. B. Keramik, Karbonstahl) zur Verringerung der Gasverbräuche einer Mangel, setzen auf Wärmepumpen­technologie oder erzeugen Warmwasser durch Solarenergie. Die Maschinen sind mit speziellen Oberflächenbeschichtungen ausge­stattet, die das Anhaften von Trockenenergieabsorbierenden Flusen vermindern. Neue Technologien verbessern die Verdampfungsleistung dank direkter Wärmeübertragung in einer beheizten Mulde oder verbessern die ­­ Lösemitteldestillation durch Überkochver­hinderung, Trübungsmessung oder Filtration.

Auch die in Wrasen gebundene Energie wird immer mehr verwertet: Technologien wie Niederdruck-Dampfrückgewinnungssysteme „recyceln“ den Energiegehalt von Dampfschwaden für die Prozesswärme. Kollektoren speichern überschüssige Wärme und machen diese verfügbar, wenn sie benötigt wird. Außerdem wird die in Abluft oder Abwasser gebundene Energie in speziellen Wärmetauschern zurückgewonnen und in den Produktionsprozess zurückgeführt, sei es als vorgewärmtes Frischwasser oder Frischluft.

Das System aller Prozesse als Ganzes betrachten

Die Optimierung der Ressourcenverbräuche eines Textilpflegebetriebes ­gelingt nicht durch einzelne Maßnahmen, sondern nur im Gesamtsystem, in dem alle Prozesse ineinandergreifen: Wartezeiten an Maschinen, Leerläufe und schlechte Belegungsgrade bedeuten unnötige Energieverluste. In einer energetisch optimierten Wäscherei ist hingegen jeder Artikel zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Zusätzlich ermöglichen Management Informationssysteme eine genaue Analyse der Energieverbräuche in allen Bereichen einer Wäscherei und bieten ­eine solide Grundlage für Prozessanpassungen oder Investitionsentscheidung.

Auch die Waschmittelindustrie fördert mit Prozessen und Produkten die bestmögliche Ressourcennutzung in einer Wäscherei. Niedrigtemperatur-Desinfektionsverfahren, die bei 40 °C eine Listung beim Robert Koch Institut (RKI), bzw. dem Verbund für Angewandte Hygiene (VAH) erreichen, können die Kosten für Prozesswärme deutlich senken.

Inzwischen etabliert sich jedoch bei 50 °C eine neue Benchmark bei der Desinfektionswäsche. Der Energieverbrauch steigt bei diesem Verfahren zwar an, aber gleichzeitig sinken die Einsatzmengen der Wasch- und Waschhilfsmittel und die Lebensdauer der ­Textilien nimmt zu. Maßgeschneiderte, hochkonzentrierte Waschmittel oder Waschsubstanzen, die im Baukastensystem auf das Material, die Verfleckungen und die Hygieneanforderungen der Kunden abgestimmt werden, führen zu optimalem Schmutzaustrag, verringern den Nachwäscheanteil und reduzieren den Energieeintrag pro Wäschestück.

Abhängigkeit von strukturellen Bedingungen?

Die jüngste Vergangenheit hat die Abhängigkeit der Energiepreise von geopolitischen Faktoren und politischen Entscheidungen verdeutlicht. Die Entwicklung auf dem Versorgungsmarkt in Deutschland und europaweit ist schwer vorherzusagen, weshalb die Wahl eines Energieträgers in Zukunft stärker von lokalen und strukturellen Bedingungen abhängig sein wird. „In manchen Regionen wird Wasserstoff zur Verfügung stehen, in anderen Regionen spielen vielleicht Holzpellets eine größere Rolle als bisher.

In den Betrieben werden damit dann entweder Dampfkessel beheizt oder zum Beispiel auch Strom erzeugt, um Ther­­moöl als Energieträger zu erhitzen“, meint ­Andreas Langer von Kannegiesser. Hierzu­lande dürften erneuerbare Energiequellen wie Solar- oder Windenergie stärker in den Fokus rücken. „Langfristige Investitionen in nachhaltige Energieerzeugung können zu einer Entspannung des Markts führen, denn Gas wird zunehmend durch Strom ersetzt werden. Die Preise bleiben vermutlich erst einmal durch die angestoßene Energiewende und die Erhebung einer Energieabgabe hoch“, so Alexander Seitz, Geschäftsführer von Seitz.

Die Umstellung auf alternative Energien sieht Dirk Freitag, Geschäftsführer von Multimatic, als günstigste Form der Energiegewinnung und als Chance für die Branche: „Wir sind fest davon überzeugt, dass Deutschland für stationäre Energieverbraucher, also Haushalte und Industrie, innerhalb von 10 bis 15 Jahren autonom ausreichend Strom erzeugen, bevorraten und über größere Strecken transportieren kann. Auf die Umstellung von Gas auf Elektroenergie sind wir daher schon jetzt bei sämtlichen unserer Produkte vorbereitet.“ Bei aller Spekulation um die zukünftige Marktentwicklung bringt Thomas Zeck, Vertriebsleiter der Chemischen Fabrik Kreussler, die Diskussion auf den Punkt: „Die Energiekosten werden hoch bleiben, daher muss der Energieverbrauch der Wäscherei- und Reinigungsprozesse weiter sinken.“

Die Zulieferindustrie zeigt auf der ­Texcare wie die Textilpflegebranche dank techno­logischer Entwicklung wettbewerbsfähig ­bleiben kann.

Die Texcare International 2024

Nach langer Pause findet die Textilpflegemesse Texcare International in diesem Jahr wieder statt.

Wann geht es auf dem Messegelände in Frankfurt am Main los? Um diese Zeiten haben die Texcare-Tore geöffnet:

6.11 - 8.11.2024 (Mittwoch bis Freitag):
9.00 bis 18.00 Uhr

9.11.2024 (Samstag):
9.00 bis 17.00 Uhr

Ihr Fachmagazin ist auch vor vOrt! Der R+WTextilservice Messestand ist in Halle 8, Stand L90. Wir freuen uns auf viele Begegnungen!

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