FWL-Frühjahrstagung in Augsburg RFID: Zukunft ist klein und schnell

Rund 30 Teilnehmer kamen am 18. April 2012 in den Räumen der Ulrichswerkstätten Augsburg zurFrühjahrstagung der Landesgruppe Süd des Fachverbands für Wäscherei-, Textil- und Versorgungsmanagement e.V. (FWL) zusammen. Neben informativen Vorträgen zu RFID-Technik, Kostenkalkulation und Logomatten stand auch eine Besichtigung der Wäscherei und der Werkstätten auf dem Programm.RFID: Zukunft ist klein und schnell Ein helles Lachen aus einem der Räume, ein freundlicher Gruß auf dem Gang - in den Werkstätten der Caritas in Augsburg spürt man, dass die Menschen sich wohl fühlen. Es sind körperlich und geistig Behinderte, die hier z.B. leichte Montagearbeiten für Unternehmen wie MAN ausführen und Teile fräsen oder verpacken. Dass auch sie in einer Wäscherei Leistung und gute Arbeit bringen können, davon konnten sich die Tagungsteilnehmer bei einem Rundgang durch die Wäscherei der Ulrichswerkstätten überzeugen. Hier reinigen, waschen, bügeln und mangeln die Mitarbeiter vor allem für Privatkunden: vom einzelnen Laken bis zur Anlieferung in Waschkörben. „Bei uns wird jeder nach seinen individuellen Fähigkeiten gefördert. Wir wollen alle Möglichkeiten nutzen, die richtige Arbeit für jeden zu finden“, erklärte Wäschereileiter Siegfried Beilig, der durch die Werkstätten führte. Zum Konzept gehört es auch, dass die Behinderten sich während der Arbeit kurz zurückziehen und ausruhen dürfen, wenn sie es brauchen. Neue Technik ermöglicht Pulklesung Ebenfalls frisch gestärkt mit belegten Brötchen und Kaffee lauschten die Teilnehmer der Frühjahrstagung, unter ihnen einige FWL-Fördermitglieder, dem ersten Vortrag von Klaus Riegenring von CSI Technologies aus Halle. Das Unternehmen arbeitet mit Deister Electronic bei der Entwicklung, Produktion und dem Vertrieb von elektronischen Sicherheits- und Identifikationslösungen zusammen. Riegenring stellte neue Möglichkeiten der textilen Kennzeichnung mit „Ultra-High Frequency Radio-Frequency Identification“ (UHF RFID) vor. Vor vier Jahren hatte sein Unternehmen auf der Texcare International einen neu entwickelten UHF-Transponder vorgestellt, der inzwischen anwendungsreif ist. Riegenring erklärte den Aufbau und die Funktionsweise eines Transponders, wie er zur textilen Kennzeichnung genutzt wird: Dieser besteht aus einem Transmitter, also einem Chip, der Signale aussendet, und einem Responder, also einer Antenne, die Signale empfängt. Innerhalb des Chips findet eine Stromübertragung statt. Als Lesegerät benötigt man eine große Antenne mit entsprechender Reichweite, die die Nummer des Textils, die auf dem Transponder gespeichert ist, liest. Ein Teilnehmer wollte in diesem Zusammenhang wissen, wovon die Geschwindigkeit abhängt, mit der der Transponder mit dem Handscanner gelesen werden kann. Bei seinem System gebe es oft Verzögerungen, bis die Anzeige erscheint. Riegenring erläuterte, dass die Reaktionszeit von den einzelnen Komponenten abhänge und im Millisekundenbereich liege. Daher dürfe eigentlich keine Verzögerung zu merken sein. Genau die Lösung von solchen Problemen sei die Aufgabe von CSI, sagte der Experte. Es sei entscheidend, alle Teilsysteme zu integrieren und aufeinander abzustimmen, damit die Anzeige auf dem Display schnell erscheint. RFID ist keine neue Technik, schilderte der Referent, auch nicht in Wäschereien: Sie ist dort bereits seit den 80er Jahren im Einsatz. Allerdings hatten die unterschiedlichen RFID-Lösungen der Vergangenheit wie „Low Frequency“ (LF) und „High Frequency“ (HF) ihre Vor- und Nachteile, die Riegenring im Schnelldurchlauf erläuterte. „Für jede Applikation gibt es die richtige RFID-Lösung, aber es gibt nicht eine Lösung für alle Wäschereien“, betonte er. Transponder werden noch kleiner Bei der bisherigen Kennzeichnung durch Barcode oder 2-D-Code war es problematisch, dass eine Pulklesung der Textilien nicht möglich war. Dies soll mit dem neuen UHF-Transponder „textag-laundry“ anders sein, der jetzt anwendungsreif ist und bereits zum Einsatz kommt. Er hat eine Reichweite von 3 bis 5 m und ist so flach, dass er gemangelt werden kann. Er wird auf das Wäschestück gelegt und aufgepatcht. Der Chip ist nicht mehr mittels Draht mit der Antenne verbunden, erklärte der Referent: So kann der Draht nicht mehr kaputtgehen und die Stromübertragung im Chip unterbrechen. Grundsätzlich funktioniert die Technik bei hohen Temperaturen nicht, die Transponder sind maximal bei einer Temperatur von 60 bis 80 °C lesbar. Dieses Problem lasse sich durch eine entsprechende Positionierung der Antennen lösen, sagte Riegenring. Die Erfassung im Lagereingang funktioniert stationär oder inzwischen auch mobil mit tragbaren Geräten. Auf eine entsprechende Nachfrage aus dem Publikum erklärte Riegenring, dass stationäre oder mobile Antennen auch im Auto oder beim Kunden ein zukünftiger Einsatzbereich sein werden. Die frühe Erfassung der Wäschestücke ermöglicht der Wäscherei eine genaue Planung, noch bevor der Fahrer mit der Wäsche den Betrieb erreicht hat. Ein Teilnehmer bemängelte, dass der Transponder aufgrund seiner Größe nicht für Bewohnerwäsche geeignet sei. Riegenring stimmte dem zu und kündigte weitere Verbesserungen an: „In den nächsten ein bis zwei Jahren wird es kleinere Antennen für den Transponder geben. Dann wird auch das Label kleiner werden und für Bewohnerwäsche geeignet sein.“ Ein großes Diskussionsthema unter den Teilnehmern war im Zusammenhang mit Wäscheidentifikation die Frage, wie das Problem abhandengekommener Wäsche gelöst werden kann. Laut dem Referenten kann die Technik helfen, sich gegenüber den Kunden, z.B. Krankenhäusern, zu rechtfertigen. Mithilfe des Computers kann die Wäscherei nachweisen, dass die entsprechende Anzahl an Wäschestücken den Betrieb durchläuft und in sauberem Zustand verlassen hat. „Führung ohne Kennzahlen ist wie Blindflug“ Mit der Notwendigkeit der Kalkulation von Preisen beschäftigte sich der Vortrag von Peter Heczko von der Peter Heczko Unternehmensberatung (PHU) aus Iserlohn. Er will seine Kunden bei der Prozessoptimierung begleiten und verfolgt dabei das Prinzip der Nachhaltigkeit: Alle Änderungen in einem Betrieb müssen sich lohnen. Heczko hat bereits drei Seminare in Zusammenarbeit mit dem DTV veranstaltet. „Dabei musste ich feststellen, dass die Preiskalkulation in der Branche oft vernachlässigt wird. Sie ist aber wichtig, um die Kostenstruktur sichtbar zu machen, zum Beispiel Kosten pro Stückzahl.“ Nur so kann man beurteilen, ob ein Auftrag Gewinn bringt. Der Unternehmensberater unterteilt die Kosten eines Betriebs in fixe Kosten - zum Beispiel Miete und Betriebskosten - und in variable Kosten, die einem Kostenträger zugeordnet werden können. Diese entstehen nur bei Aufträgen und beinhalten zum Beispiel Löhne, Materialkosten und produktionsabhängige Energiekosten. Heczko stellte unterschiedliche Arten der Kalkulation vor, etwa die betriebswirtschaftliche Auswertung, die Gewinn- und Verlustrechnung, das Betriebsabrechnungsbuch, die Vollkosten- und die Teilkostenrechnung. Alle Aufstellungen haben unterschiedliche Vor- und Nachteile, indem sie zum Beispiel Kostenstrukturen sichtbar machen und einzelne Verbesserungspotenziale aufzeigen. Zum Teil sind aber auch große Mengen an Daten und eine aufwendige Auswertung nötig. Die Unternehmensberatung selbst arbeitet mit einer prozessorientierten Vollkostenrechnung, die die Kennzahlen unterschiedlicher anderer Kalkulationen nutzt und deutlich machen soll, wie viel die Fertigung eines Teiles wirklich kostet. Damit werde es möglich, Preise und Kundenstruktur zu bestimmen und wenig effiziente Anteile der Prozessabläufe zu identifizieren. In diesem Zusammenhang betonte Heczko, wie wichtig Kennzahlen für die Unternehmensführung seien: „Führung ohne Kennzahlen ist wie Blindflug.“ Einer der Teilnehmer schilderte seinen speziellen Fall: Auf seine Krankenhauswäscherei werden allgemeine Kosten des Gesamtbetriebs umgelegt, etwa für eine medizinische Bibliothek. Er wollte von Heczko wissen, wo man in einem solchen Fall ansetzen könne. Der Unternehmensberater gab den Ratschlag, mit konkreten Kennzahlen zu argumentieren. So könnte man der Geschäftsführung des Krankenhauses zeigen, um wie viel teurer das Kilogramm Wäsche aufgrund der Umlagen für die Bibliothek wird. Solche Argumente würden auch bei dem Vorwurf helfen, die Preise der Wäscherei seien nicht marktgerecht. Zusätzlicher Verdienst mit Servicematten Joachim Heymann von Kleen-Tex sprach zum Thema „Servicematten als sinnvolle Ergänzung der Wäschereidienstleistungen“. Der Mattenproduzent hat seine Zentrale im österreichischen Kufstein und zwei weitere europäische Standorte in Großbritannien und Polen. Heymann erklärte, wie Wäschereien sich zusätzlich als Waschservicebetriebe für Matten positionieren können. Kleen-Tex verkauft und vermietet Logomatten an Großwäschereien, die diese ihren regelmäßigen Kunden als zusätzliche Leistungen anbieten können. Die Matten werden individuell nach Kundenwunsch produziert und mit Logos oder Schriftzügen ausgestattet. Dabei würden aktuell Transponder in den Matten häufig nachgefragt, berichtete Heymann mit Bezug auf den ersten Vortrag. Auch Werbe- matten für den kurzfristigen Einsatz stellt das Unternehmen her. Der Referent gab einen Überblick über die Produktion der Logomatten, die ausschließlich in Kufstein stattfindet. Der Flor aus Polyamid-Nylonfaser wird in einer Maschine mit dem waschbaren Nitrilgummi „verschmolzen“, ein Vorgang, der dem Patchen ähnlich ist. Eine Stachelwalze sticht kleine Löcher in die Matten, damit das Wasser beim Schleudern ablaufen kann. Andernfalls könnten die Matten platzen. Der größte Konkurrent der professionellen Schmutzfangmatten sind nach Aussage von Heymann billige, nicht waschbare Einwegmatten aus dem Baumarkt. Für Kunden sei nur schwer zu unterscheiden, warum Schmutzfangmatten besser seien. Anhand von Graphiken erklärt der Referent, dass bei billigen Matten der Schmutz nicht nach unten auf den Mattenboden wandert. Der Dreck verkrustet und verklebt, die Bürstenwirkung funktioniert nur oben auf der Matte. Andere Matten wie die so genannten Spaghettimatten sind nicht waschbar. Den Kunden das System „Matten“ vermieten Die „Hight Twist Nylon Matten“ (HTN), die Kleen-Tex produziert, sollen dagegen so konstruiert sein, dass der Schmutz zum Mattenboden wandert. Sie nehmen den Angaben zufolge viel Schmutz und Feuchtigkeit auf und sehen länger sauber aus. Eine professionelle Schmutzfangmatte hält den Schmutz aus den Gebäuden und funktioniert nach dem Waschen wieder wie neu. Heymann betonte, dass dem Kunden keine Matten vermietet werden sollen, sondern ein System. Ohne die Dienstleistung „Waschen“ funktioniert die Matte nicht. Die Matten sollen die neuen Brandschutzvorschriften bereits erfüllen. Das Unternehmen produziert nach eigenen Angaben als einziger Mattenhersteller nach Oeko-Tex Standard 100. Es wird Nitrilgummi verwendet, der teurer und schwerer zu verarbeiten ist als PVC. Aus diesem Material werden üblicherweise die Matten aus dem Baumarkt hergestellt. Als Vorteile des Nitrilgummis nennt Heymann folgende Eigenschaften: -Rutschfestigkeit, -Label, Randlabel, Noppen und Transponderchips sind möglich, -Umweltfreundlichkeit, -stabile Ränder, -Ölbeständigkeit, -hohe Lebensdauer. Der Referent wies die Teilnehmer noch einmal auf das große Potenzial hin, das für Wäschereien in den Mietmatten steckt. Bisher nutzen nur rund 13 Prozent aller Geschäfte einen professionellen Mattenservice. Viele andere hätten bisher gar keine Matten. Dadurch ergebe sich ein großer Markt, auch weil waschbare Matten nicht nur im Eingangsbereich liegen müssen. In einem Krankenhaus könnten die Matten zum Beispiel auch an der Rezeption, am Haupteingang oder vor den Aufzügen liegen und den Patienten mit aufgedruckten Wegbeschreibungen Orientierung liefern. Laut einer externen Studie gibt es in Deutschland rund 20 Millionen Möglichkeiten für Servicematten. Heymann riet den Wäschereien, die Logomatten zu bewerben, indem sie potenziellen Kunden ein kleines Muster an die Hand geben. Zudem könnten auch Standardmatten ohne Logo angeboten werden. In einer abschließenden Diskussion ging es um die ideale Waschweise der Matten. Das Unternehmen empfiehlt Waschstraßen mit Schleuder oder Waschschleudermaschinen. Eine Presse sei nur zu empfehlen, wenn der Druck deutlich reduziert wird. Durch das Programm führte Textilreinigermeister Günter Maier, Vorsitzender der Landesgruppe Süd des FWL.Julia Förder www.fwl-ev.de