Teppich-Wasch-Center Bayern „Saubere“ Arbeit und gute Laune

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Zum Tag der offenen Tür hatte das Teppich-Wasch-Center Bayern in Andechs am 26. April geladen, um die Neuheiten der Firma und deren Nachfolger vorzustellen. Geschäftsführer Adolf Kriwy blickt auf eine erfolgreiche Firmengeschichte zurück und wird das Unternehmen seinen Kindern Karola und Marius übergeben.

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    1Die Firma bleibt auch in Zukunft in Familienhand: Adolf und Irmtraud Kriwy mit Tochter Karola und Sohn Marius.
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    2Nach und nach schrumpft der Berg der rund 800 Quadratmeter angelieferten, schmutzigen Teppiche.
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    3Mit einer Dreischeibenmaschine und Gießkanne werden die Teppiche behandelt. Fotos: Stelter
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    Nach der Bodenbehandlung werden die Teppiche aufgezogen, Seife wird ausgewaschen, Wasser herausgewalzt. Foto: Stelter
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    2Nachdem die Teppiche gewalzt wurden, werden sie für fünf Minuten in die Schleuder geschoben. Foto: Stelter
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    1Bevor die Teppiche in den Trockenturm gezogen werden, werden ihre Fransen gebürstet.
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    2Dieser beschädigte Teppich bekommt einen neuen Abschluss, ausgetretene Stellen werden nachgebessert. Fotos: Stelter

„Saubere“ Arbeit und gute Laune

„Jetzt werde ich mir mehr Zeit für meine Frau nehmen“, lächelt der Unternehmer und Firmengründer des Teppich-Wasch-Centers Bayern in Andechs-Rothenfeld, Adolf Kriwy. Im Gegensatz zu vielen Kollegen aus der Branche muss sich der 65-Jährige keine Sorgen über die Firmennachfolge machen, denn zwei seiner drei Kinder sind bereits in seine Fußstapfen getreten. „Peu à peu werde ich das Ruder übergeben“, denn Kriwy hat es nicht eilig, in den Ruhestand zu gehen, „weil ich gerne in den Betrieb komme und mir die Arbeit Spaß macht“, versucht er auch seine Kinder mit dieser Freude anzustecken.

Zum Tag der offenen Tür am 26. April hatte der Unternehmer geladen, um seinen Geschäftskollegen das Unternehmen vorzustellen, das sich Anfang des Jahres neu strukturiert hat, als das Wasch-Center die Teppichwäscherei D. Grossmann in München übernommen und damit auch den Maschinenpark umgestellt hat. Seitdem werden täglich rund 800 m2 Teppiche im Werk Andechs gewaschen.

Der Weg zum erfolgreichen Unternehmen war für Kriwy aber nicht immer leicht, wie er berichtet. Angefangen hat er seine Wäscherkarriere quasi nach seinem Studium der Betriebswirtschaft, als er sich bei der Wäscherei Grossmann in München ein Zubrot verdiente. Er stieg bald als Teilhaber ein und konnte sich nach zwölfjähriger Zusammenarbeit 1988 schließlich gemeinsam mit seiner Frau Irmtraud selbstständig machen, die noch bis vor drei Jahren in der Geschäftsführung tätig war. Der Firmensitz war in München, doch dieser wurde nach knapp zwei Jahren zu klein und das Unternehmerehepaar ging eine neue Kooperation ein. Gemeinsam mit der Firma Würth Teppichmeister gründeten die Kriwys das Teppich-Wasch-Center Bayern in Tutzing. Durch diesen Zusammenschluss war es ihnen möglich, mehr Teppiche als zuvor zu waschen, doch als Würth schon bald das Firmengelände an einen Großdiscounter verkaufte, „standen wir praktisch auf der Straße“, erinnert sich der Geschäftsmann, „wie sollte es weitergehen?“ Die Lösung brachte der Landrat von Starnberg, der den Kriwys den entscheidenden Tipp gab. In Andechs sollte ein neues Gewerbegebiet erschlossen werden und so zogen sie mit ihrer Wäscherei 2002 nach Andechs-Rothenfeld, wo seitdem auf einem 2.500 m2 großem Firmengelände Teppiche aus ganz Südbayern gewaschen werden. Zugute kam Adolf Kriwy seine bis dahin gesammelte Erfahrung und die zahlreichen Geschäftskontakte im In- und Ausland. „So habe ich gelernt, wie ich das Gebäude bauen muss, um effektiv arbeiten zu können“, hat er die für sich optimale Lösung gefunden. Wichtig war ihm beispielsweise die Trennung von schmutzigen und sauberen Teppichen. „Wenn die hier ankommen, sind die voller Staub. Gäbe es nur einen Warenein- und -ausgang kämen saubere Teppiche mit den schmutzigen wieder in Kontakt“, hat er auch diese Details mitbedacht. Und so werden die schmutzigen Teppiche an der Vorderseite des Gebäudes angeliefert und für die Abholung an hinteren Gebäudeteil wieder bereitgestellt. Ebenso wichtig waren ihm bei der Einrichtung die kurzen Transportwege, „denn die Teppiche können ganz schön schwer sein“, suchte er nach einer Entlastung für die Mitarbeiter, die in einer Sechs-Tage-Woche Teppiche wieder auf Vordermann bringen. Die Lösung hierfür brachte eine Teppich-Waschstraße in Zusammenarbeit mit der Firma Würth.

Zunächst werden die Teppiche angeliefert und bei Eingang ausgemessen. Hierzu dient eine auf dem Fußboden angezeichnete 4,30 m breite Messlatte. Neben den üblichen Kundendaten werden auch die Mängel und Auffälligkeiten direkt im Computer vermerkt. Unterstützt wird die Warenbeschauung durch Ali Bülbül von der Teppichoase in Dachau. Der Restaurator begutachtet die Orientteppiche und bei Beschädigungen setzt er sich mit den Kunden direkt in Verbindung, um diese über die Schäden und eine
Reparaturmöglichkeit zu informieren. Ob das nun Löcher sind, ausgetretene Stellen oder ausgefranste Kanten – mit seinen Mitarbeitern ist der Unternehmer auf diese Fälle spezialisiert. „Durch seine Unterstützung haben wir einen Rundumservice für den Kunden“, ist Kriwy über die bislang sechsmonatige, erfolgreiche Kooperation zufrieden. Früher habe er zwar auch einen Restaurtor gehabt, aber den Service den Kunden nicht aktiv angeboten. Bülbüls Handwerk imponierte dem Unternehmer derart, dass er nun auch die Reparatur aktiv anbietet. Zwar ist diese nicht im Waschpreis enthalten, doch die Handfertigkeiten Bülbüls und seiner Mitarbeiter überzeugten beim Tag der offenen Tür selbst die Skeptiker.

Mit Originalwolle stopfen sie Löcher, verknoten Fransenkanten neu und knüpfen die einstigen Muster. „Wir informieren den Kunden aber auch über Schäden, die zwar reparabel wären, es sich aber aufgrund des Wertes des Teppichs nicht unbedingt lohnt“, so Bülbül. Dennoch entschieden sich viele für die Reparatur, da es entweder sehr hochwertige, wertvolle Teppiche seien oder schlicht das Liebhaberstück – monetärer Wert hin oder her. Sortiert werden die Teppiche in der Wäscherei auch nach Machart. So werden beispielsweise Berber aussortiert, die, Kante auf Kante zusammengenäht, in einer Berberwaschmaschine landen. Dort werden sie rund drei Stunden lang durch die Waschmittel vom Grobschmutz befreit. Die meisten anderen Teppiche landen unterdessen in der Paddelkuve, wo sie „wie in einer großen Waschmaschine rund eine Stunde gewaschen werden“, erklärt Firmennachfolgerin Karola Kriwy.

Doch nicht alle Teppiche dürfen hier gewaschen werden, weil sie z.B. „ausbluten“ könnten. So werden nur gewebte Teppiche, Stücke aus Tibet und Nepal hier ins Becken befördert. Perser oder handgeknüpfte Teppiche werden ausschließlich flach auf dem Boden behandelt. Je nach Verschmutzung kommen hierbei verschiedene Gerätschaften zum Einsatz. Zunächst wird der Teppich vollständig durchnässt, spezielle Verschmutzungen werden mit besonderen Pflegemitteln aus der Gießkanne behandelt und eine Dreischeibenmachine bearbeitet die Teppiche mit weichen Bürsten, damit sich der Schmutz löst. „Wir arbeiten ausschließlich mit biologischen Mitteln“, erklärt Karola Kriwy. Das Waschen ist Handarbeit im Teppich-Wasch-Center, denn auch die Teppiche aus der Paddelkuve landen auf dem Boden zur Behandlung. Erst danach geht es per Fließband weiter in eine Walze mit drei Spüldüsen. Die Düsen spülen das Waschmittel heraus, die Walzen pressen das Wasser aus dem Teppich. In der Regel schaffen diese, 60 Prozent der Feuchtigkeit herauszupressen. Das restliche Wasser wird herausgeschleudert, in einer Schleuder mit 3,10 m Länge und einem Durchmesser von 50 cm.

Bevor die Teppiche für 24 Stunden in den Trockenturm gezogen werden, widmen sich die Mitarbeiter vor allem den Fransenkanten, die sie mit flinken Handgriffen wieder geradebürsten.

Kriwy arbeitet in einem Drei-Tage-Service, es sei denn, Reparaturen fallen an. Täglich sind fünf bis sechs Transporter unterwegs, um die Teppiche bei den Kunden abzuholen und nach drei Tagen dort auch wieder abzuliefern. Das Unternehmen kooperiert dabei mit zahlreichen Reinigungen, die die Teppiche annehmen, und ihren Kunden somit den Teppich-Waschservice anbieten können. „Gibt es dabei aber mal Rückfragen oder Probleme, setzen wir uns direkt mit dem Kunden in Verbindung, nicht der Reiniger, der möglicherweise in dem Fall nicht argumentieren kann“, so Kriwy.

Der Kundenservice ist ihm so wichtig wie das angenehme Betriebsklima. „Ich bin nicht sehr streng“, spricht er über seinen Führungsstil, „unsere 20 Mitarbeiter sind sehr flexibel.“ Dauert es an einem Tag länger, die Aufträge zu bearbeiten, so können die Beschäftigten an einem Tag mit weniger Arbeit auch früher nach Hause – und auch beim Tag der offenen Tür spürten die Besucher das gute Klima unter den Mitarbeitern, die viel lachten: nicht nur bei Spanferkel und Weißbier, sondern auch bei der Teppichpflege. Als Herausforderung betrachtet Kriwy nicht nur die Mitarbeiterführung, sondern das Ziel, „optimalste Qualität zu liefern“. Das beinhalte neben qualitativ guter Arbei auch die Pünktlichkeit und eine einwandfreie Beratung. „Ich möchte nicht sagen müssen, dass wir aus technischen Gründen dies oder das nicht bewerkstelligen könnten“, hat der Unternehmer seine Ansprüche hoch angesetzt. „Wir sind jetzt am Ziel, eine Teppichwäscherei zu haben, die man nicht mehr verbessern kann“, abgesehen von zukünftigen, kleineren Anpassungen betrachtet Kriwy das Unternehmen als prinzipiell perfekt ausgerüstet. „Wenn meine Kinder das so weiterführen, müssen sie niemals befürchten, dass es der Firma schlecht geht“, ist er zufrieden mit dem Erreichten.

Die 28-jährige Karola steht dem Vater bereits seit Oktober 2007 zur Seite, der 40-jährige Sohn Marius ist Anfang April dieses Jahres in die Firmennachfolge eingestiegen. Die Jüngste der Familie, Tochter Martina, studiert noch, „aber es besteht die Option, dass auch sie jederzeit einsteigen kann“, so Kriwy. „Ich freue mich über den Erfolg und das positive Kundenfeedback“, so der Unternehmer, „aber ich klebe nicht an meinem Stuhl“, weiß er das Aufgebaute gut aufgehoben in den Händen seiner Kinder. Iris Stelter