Detachur bei einer Hose Mysteriöser Schadensfall: Schwer entfernbare Blutflecken

Blutentferner, Ammoniaklösung, enzymatische Einweichbehandlung, lacklösende Detachiermittel oder Rostlöser: Keine Behandlung war bei der Fleckentfernung auf einer Hose erfolgreich. Das Textil landete schließlich beim Sachverständigen, der doch noch eine Lösung für den Schadensfall fand.

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    Schwer entfernbare Blutflecken
    © Himmelsbach
    Flecken auf der Hose: Zunächst dachte der Textilreiniger, es handelt sich um Blutflecken.
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    Schwer entfernbare Blutflecken
    © Himmelsbach
    Durch eine Bleichbehandlung konnten die Flecken entfernt werden. Die Hose behielt ihre Farbe (der Farbunterschied auf den gezeigten Bildern ist aufgrund unterschiedlicher Beleuchtung entstanden).

Eine Hose wird zur Auffrischung in der Textilreinigung abgegeben – soweit alles ganz normal. Nach der Grundreinigung versucht das Team im Hintergrund, die vorhandenen Flecken zu entfernen, insbesondere die etwa 20 „Blutflecken“, die auf der Vorderseite der Hose zu sehen sind. Zumindest ging man zunächst von Blutflecken aus.

Schadensbild

Blutentferner und auch Ammoniaklösung brachten allerdings keine Veränderung; die anschließende enzymatische Einweichbehandlung war ebenfalls erfolglos. Vielleicht handelt es sich doch um Farbflecken, so der nächste Gedanke der Mitarbeiter in der Textilreinigung. Aber auf diverse lack- und farblösende Detachiermittel reagierten die Flecken ebenso wenig wie auf den zuletzt angewandten Rostlöser. Nachdem alles versucht war, wurde ein Fleckzettel an der Hose angebracht.

Bei der Abholung reagierte der Kunde indessen ungehalten. Er habe die Hose ohne Flecken abgegeben und nun werde ihm eine Hose präsentiert, auf der „ein Blutbad angerichtet worden ist“. Das sei ja wohl das Allerletzte, unerhört und skandalös. Der Textilreiniger verstand die Aufregung nicht. Natürlich, so sein Gedankengang, weiß der Kunde, dass er selbst die blutbefleckte Hose abgegeben hat und spielt nun sein laienhaftes Theaterstück auf der Bühne des Ladengeschäfts. Die Masche funktioniert aber nicht, dachte sich der Reiniger und sagte es dem Kunden unmissverständlich.

Schadensanalyse

Der Kunde nahm sich einen Anwalt und in Folge des Anwaltsschreibens gelangte die Hose zum Sachverständigen. Dessen Begutachtung ergab: Bereits beim Auspacken waren die vielen Flecken auf der Vorderseite mehr als augenfällig. Obwohl die Flecken Blutflecken täuschend ähnlich sehen, handelt es sich nach Schilderung der bisherigen Vorgehensweise durch die Textilreinigung wahrscheinlich um eine andere Flecksubstanz.

Um dies zu untersuchen, erfolgte eine Bleichbehandlung mit einem aufhellerfreien Oxidationsmittel. In diesem Fall wurde ein gewerbliches, konfektioniertes Bleichpulver mit Natriumpercarbonat verwendet, das auch in den meisten Vollwaschmitteln Wirkbestandteil ist. Dabei wurden die Flecken, trotz vielfacher, vorhergehender Versuche, rückstandslos entfernt. Der Farbunterschied der beiden hier gezeigten Bilder ist aufgrund der unterschiedlichen Beleuchtung entstanden. Die Hose hatte nach dem Bleichverfahren die gleiche Farbe wie zuvor, nur ohne Flecken, so der Sachverständige.

Schadensursache

Bei den Flecken handelte es sich wahrscheinlich um Saft von Pflanzen. Dieser tropfte auf die Hose und war nach dem Trocknen unsichtbar. So wurde das Textil zur Reinigung abgegeben. Der Pflanzensaft verfärbte sich durch den unvermeidlichen Wärmeeinfluss in der Reinigungsmaschine bräunlich. Der Kunde hatte mit der Hose vielleicht Gartenarbeit verrichtet. Die Hose landete anschließend ohne erkennbare Flecken in der Textilreinigung. Kein Wunder, dass sich der Mann bei der Abholung über die augenscheinlichen Blutflecke aufregte, die "plötzlich" auf dem Textil waren.

Aber wir wissen: Wenn es eine professionelle Textilreinigung oder Wäscherei am Ort gibt, kann man seine Gartenarbeit getrost in guter Bekleidung verrichten. Gezielt angewandtes Fachwissen und passende Waschchemie sorgen stets für ein sauberes Aussehen.

Auch Pflanzensaftflecken aus farbigen Textilien lassen sich mit Hilfe von Bleichverfahren entfernen. Allerdings muss dem Sachverständigen zufolge darauf geachtet werden, dass die Bleichmittel keine optischen Aufheller als Inhaltsstoff aufweisen, da vor allem bei zellulosefaserhaltigen Textilien eine Farbtonveränderung zu erwarten wäre.