Interview mit Steffan Rimbach, OTV Sonntag – Tag der Arbeit in der Wäscherei

Sonntagsarbeit ist in Deutschland gesetzlich verboten. In einigen Bundesländern konnte jedoch erreicht werden, dass Wäschereien auch am Ruhetag der Woche arbeiten dürfen, um ihre Aufträge nicht an Mitbewerber aus dem Ausland zu verlieren. Steffan Rimbach, Geschäftsführer des Ostdeutschen Textilreinigungs-Verbandes (OTV), erläutert die Vor- und Nachteile der Sonntagsarbeit.

Steffan Rimbach, Geschäftsführer des OTV: „Das Verbot der Sonntagsarbeit in Deutschland ist eine Diskriminierung der inländischen Betriebe.“ - © privat

RWT: Seit wann gibt es die Sonntagsarbeit für Wäschereien?

Steffan Rimbach: Eigentlich besteht schon immer die Möglichkeit, eine Erlaubnis von der regionalen Arbeitsbehörde für einen einzelnen Tag zu bekommen. Das ist z.B. der Fall, wenn die Weihnachtsfeiertage so fallen, dass eine Wäscherei eine ganze Woche lang nicht liefern könnte – es sei denn, sie arbeitet am Sonn- oder Feiertag. Für diese Genehmigung wird allerdings eine Verwaltungsgebühr erhoben, die je nach Bundesland zwischen 90 und 150 Euro pro Tag beträgt. Der einzelne Tag wird also teuer. Natürlich haben bisher einige Wäschereien auch sonntags ohne Genehmigung gearbeitet – das bedeutet aber, dass sie sich in eine gefährliche ungesetzliche wie gesetzliche Grauzone begeben und das Damoklesschwert des Betriebsschutzes immer über ihnen schwebt. Wir haben nun in drei Bundesländern eine generelle Erlaubnis für die Sonntagsarbeit durchgesetzt, die zwar einmalig beantragt werden muss, aber bis auf Widerruf gilt. In Brandenburg besteht sie seit Ende 2002, in Berlin seit Herbst 2004 und in Mecklenburg-Vorpommern seit September 2006.

RWT: Was sind die Hintergründe für die Genehmigung?

Rimbach: Sonntagsarbeit ist zwar in Deutschland generell nicht erlaubt, aber für bestimmte Bereiche gibt es Ausnahmen. Dazu zählen die Angestellten und Mitarbeiter der Polizei, Feuerwehr, Krankenhäuser usw. Angestellte von Hotels und Gaststätten arbeiten ebenfalls am Wochenende. Aus diesem Grund müssen auch die Wäschereien als Zulieferer gleichgestellt werden, da sie ihren Auftrag verlieren, wenn sie nicht liefern können. Wir haben erkannt, dass das Verbot der Sonntagsarbeit in Deutschland eine Inländerbenachteiligung ist. Heimische Betriebe werden diskriminiert, weil sie mit ausländischen Unternehmen nicht konkurrieren können.

RWT: Können Sie diese Benachteiligung beschreiben?

Rimbach: Solange wir Hotels hatten, die nicht von Immobilienfonds und Konzernen gesteuert wurden, gab es immer ausreichend Bett- und Tischwäsche. Die Überlegungen der Hotelmanager gehen nun aber in eine andere Richtung: Ein Satz Bettwäsche kostet zwischen 40.000 und 60.000 Euro – ein Kapital, über das die meisten Hotels nicht verfügen. Wegen der geringen Wäscheausstattung vieler Hotels und dem Bettenwechsel am Wochenende kommt es deshalb oft zu Engpässen. Gelingt es, die hoteleigene Wäsche in einem kurzen Rhythmus waschen zu lassen, spart man Bettwäschesätze und somit Geld. So entscheidet sich ein Hotelmanager natürlich lieber für den Betrieb, der ihm am Sonntag die gereinigte Bettwäsche liefert, als für einen Betrieb, der diesen Zeitrahmen nicht einhalten kann. Dabei spielt es eine große Rolle, dass es im Ausland derartige Einschränkungen wie das Verbot der Sonntagsarbeit im Arbeitsrecht nicht gibt. Mit Mietwäsche wäre dieses Problem lösbar.

Diese Besonderheit hat der Berliner Wäscher Fliegel mit seiner Betriebsstätte in Polen erkannt und das Segment der Hotelwäsche sorgfältig gepflegt. Wäsche, die er am Wochenende holt, ist am Montagmorgen auch wieder im Haus. So lassen die 40 größten Hotels Berlins in Polen waschen. Diese Konkurrenzsituation existiert an der Ostseeküste sowie auch in Leipzig und Dresden. Eigentlich haben alle Grenzregionen – z.B. auch die zu Frankreich und Belgien – damit zu kämpfen, Aufträge an die ausländische Konkurrenz zu verlieren. Natürlich gibt es auch Gastronomen, die regional denken und darauf bestehen, dass ihre Lieferanten aus der eigenen Region kommen. Aber eben nicht alle. Aufträge in das Ausland zu vergeben, führt zumindest in unserem Bereich zur Finanzierung der Arbeitslosigkeit in Deutschland.

RWT: Was sind die Vorteile der Sonntagsarbeit?

Rimbach: Durch die Sonntagsarbeit können viele Auftraggeber die Leistungen der Wäschereien voll in Anspruch nehmen. Der Vorteil für die Wäschereien: Sie verlieren die Arbeit nicht an einen Mitbewerber. Ist dies in der Vergangenheit aufgrund des Verbotes passiert, mussten sich die Wäschereien oftmals von langjährigen Mitarbeitern trennen. Das bedeutete, dass vor allem Saisonkräfte eingestellt und auf die Erfahrung der langjährigen Angestellten verzichtet werden musste. Die Fluktuation der Mitarbeiter war groß. Genau das kann durch die Sonntagsarbeit vermieden werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Saison von April bis September optimal ausgenutzt werden kann.

RWT: Bringt die Sonntagsarbeit auch Nachteile für die Wäschereien mit sich?

Rimbach: Natürlich, vor allem im privaten Bereich. Die Branche der Wäschereien ist stark von Frauen geprägt. Das heißt, dass in Familien die Mutter am Wochenende ein paar Stunden fehlt. Doch wenn eine Frau ihren Beruf nicht verlieren möchte, wird sie das akzeptieren.

RWT: Herr Rimbach, vielen Dank für das Gespräch. lz