Jonny Fresh, Berlin Start-up mit Lieferservice

Mit einem Klick zur sauberen Wäsche: Drei Jungunternehmer aus Berlin haben im Herbst 2012 gemeinsam den Lieferservice „Jonny Fresh“ gegründet. Die Kunden können online den Fahrdienst bestellen, der ihre schmutzige Wäsche zur gewünschten Zeit abholt, reinigen lässt und die sauberen Sachen wieder abliefert. Mit einem der Gründer hat RWTextilservice über das Start-up gesprochen.

Sebastian Schmidt (v.li.), Kay Kagelmann und Stefan Michaelis haben sich über kurze Öffnungszeiten der Reinigungen geärgert und einen Lieferservice gegründet. Foto: Schmidt

Start-up mit Lieferservice

Wer mit seinem neuen Unternehmen eine Marktlücke schließen möchte, muss selbst genau wissen, was sich die Kunden wünschen. Bei Sebastian Schmidt und seinen Kollegen war genau das der Fall: Da sie selbst unzufrieden mit den Öffnungszeiten der Reinigungen waren, haben sie Ende 2012 in Berlin den Lieferservice „Jonny Fresh“ gegründet. Ab einem Mindestbestellwert von 15Euro holt das Unternehmen Wäsche im gesamten Stadtbezirk beim Kunden zuhause oder auch im Büro ab, bringt es in die Partnerreinigung und liefert es dann sauber wieder ab. Im Optimalfall innerhalb von 36Stunden. RWTextilservice hat bei Schmidt nachgefragt, wie das erste Jahr lief und worauf es den Unternehmern sowie den Kunden ankommt.

RWTextilservice: Herr Schmidt, wo liegen für den Kunden die Vorteile, wenn er Ihren Service in Anspruch nimmt?

Sebastian Schmidt: Zum einen kann der Kunde online bestellen - also genau dann, wenn er Zeit hat. Auch die Lieferzeit kann er selbst auswählen. Unsere Fahrer sind von montags bis freitags von 9 bis 21 Uhr unterwegs und am Samstag von 9 bis 17 Uhr. Vor allem aber bedeutet „Jonny Fresh“ für den Kunden zwei Besorgungen weniger, da er sich nicht auf den Weg zur Reinigung machen muss. Das spart natürlich Zeit.

RWTextilservice: Warum haben Sie gerade einen Lieferservice für Textilreinigung gegründet? Sind Sie selbst aus der Branche?

Sebastian Schmidt: Nein, Erfahrungen mit diesem Beruf hatten wir gar keine. Es war eher Zufall, dass wir den Lieferservice gegründet haben. Ich selbst habe Logistik studiert. Während eines Auslandssemesters musste ich immer Hemden tragen und hätte sie gerne reinigen lassen. Doch die Reinigung war abends immer schon geschlossen. Stefan Michaelis, einem guten Freund, ging es genauso. Wir haben gemeinsam nach einer Lösung gesucht und da ist uns ein Lieferservice in den Sinn gekommen.

RWTextilservice: Wie sind Sie bei der Gründung vorgegangen?

Sebastian Schmidt: Gemeinsam mit Kay Kagelmann und Stefan Michaelis habe ich einen Businessplan erstellt. Stefan hat bereits Erfahrungen mit Start-ups, da er vor einigen Jahren das Unternehmen „Remass“ - Massagesessel für Einkaufszentren - gegründet hat. Mit unserer Idee haben wir an einem Wettbewerb für Nachwuchsunternehmer teilgenommen und sind tatsächlich bis in die Endrunde gekommen. Das hat uns gezeigt, dass es einen Markt für unsere Idee gibt. Für die Akquise unserer Partnerunternehmen haben wir uns dann in der Region umgesehen, bei verschiedenen Reinigungen vorgestellt und schließlich einen Betrieb gefunden, der unsere Vision geteilt hat. Mit diesem Unternehmen arbeiten wir auch jetzt noch zusammen.

RWTextilservice: Das heißt, die Aufbereitung der Wäsche übernimmt „Jonny Fresh“ nicht selbst?

Sebastian Schmidt: Nein, das Fahren und Reinigen erledigt die Reinigung. Zu unseren Subunternehmen zählt insbesondere die große chemische Reinigung, die den Hauptanteil der Aufträge erledigt. Für speziellere Aufträge haben wir zusätzlich kleinere Partner wie eine Wäscherei sowie eine Leder- und eine Teppichreinigung.

Das Vier-Mann-Büro von „Jonny Fresh“ ist für den Vertrieb und das Marketing zuständig. Auch die Suchmaschinenoptimierung und das Erstellen von Flyern gehört neben anderen Aufgaben dazu. Nachdem der Kunde bei uns online seine Bestellung getätigt hat, übernehmen wir die Koordination: Wir erstellen die Tourenpläne, beantworten telefonische Kundenanfragen und nehmen Reklamationen entgegen, wenn es welche gibt.

RWTextilservice: Da Sie fachfremd sind, war es zu Beginn sicher schwierig. Womit hatten Sie besonders zu kämpfen?

Sebastian Schmidt: Wir haben schon früh erkannt, dass ein Lieferservice die Beratung in der Annahmestelle nur schwer ersetzen kann. Da wir aber online und telefonisch Kundenfragen bearbeiten, mussten wir zu Beginn mehrere Tage in der Reinigung verbringen und uns mit der Arbeit vertraut machen: Wie wird gearbeitet? Welche Maschinen gibt es? Warum werden manche Textilien nicht sauber? Auch heute noch bin ich mehrmals im Monat dort und lerne immer wieder etwas dazu.

RWTextilservice: Gibt es auch Herausforderungen unabhängig vom textilen Bereich?

Sebastian Schmidt: Natürlich. Speziell die Datenpflege und die Koordination des Fuhrparks sind sehr aufwendig. Denn die Kunden können angeben, wann wir ihre Wäsche abholen und liefern sollen. Außerdem sichern wir zu, dass wir bei Bestellungen bis 13Uhr noch am selben Tag die Wäsche abholen. Deshalb erstellen wir zweimal täglich einen Tourenplan. Dafür haben wir selbst eine Software entwickelt und sie speziell auf die Textilpflege und die Belange ihrer Kunden gemünzt. Inzwischen steckt eine ganze Menge Erfahrung in dem Programm.

RWTextilservice: Haben die Berliner Ihr Angebot gut angenommen?

Sebastian Schmidt: Ja, wir waren von Anfang an auf der richtigen Fährte und hatten ein sehr gutes Wachstum. Überraschenderweise nutzen nicht nur Geschäftsleute unseren Service, wie wir es erwartet hatten. Tatsächlich liegt unser Fokus inzwischen eher auf Familien, die sich dank „Jonny Fresh“ Zeit sparen. Aber auch ältere Menschen freuen sich, dass sie ihre Garderobe nicht selbst abgeben müssen. Außerdem bedienen wir Kunden im B-to-B-Bereich. Inzwischen trägt sich unser Unternehmen selbst.

RWTextilservice: Und wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?

Sebastian Schmidt: Zum einen möchten wir mit zusätzlichem Personal dem Marketing Entlastung verschaffen. Zusätzlich planen wir aber auch, unser Einzugsgebiet auf das Berliner Umland sowie auf Potsdam auszuweiten. Vielleicht kommen auch weitere Städte infrage. Wenn wir weiterhin erfolgreich sind und zusätzliche Kunden akquirieren können, müssen wir vielleicht auch irgendwann die Reinigung ausbauen.

RWTextilservice: Oder weitere Partnerreinigungen anheuern.

Sebastian Schmidt: Das ist eigentlich nicht unser Plan für Berlin. Denn mit unserer zentralen Lösung fahren wir bisher gut. Es erleichtert einfach die Verwaltung des Fuhrparks. Allerdings wäre eine Erweiterung unseres Angebots auf andere Städte denkbar. Dort würden wir dann zusätzliche Partner suchen.

RWTextilservice: Nun bleibt noch eine letzte Frage: Was genau hat es eigentlich mit dem Namen „Jonny Fresh“ auf sich?

Sebastian Schmidt: Der Name ist eine ganz bewusste Kreation und in einem speziellen Namensworkshop entstanden. „Jonny“ steht dabei für jedermann, denn unser Service soll sich an jeden richten und auch jeden ansprechen. Und „Fresh“ steht natürlich für unsere frischen Textilien.

RWTextilservice: Herr Schmidt, vielen Dank für das Gespräch.Jessica Morof

www.jonnyfresh.de