Serie: Onlinetextilreinigungen (Teil 3) Textilkurier: Vom Fachmann gegründet

Sie wollen ein junges Publikum erreichen, das keine Zeit hat, in die stationäre Textilreinigung zu gehen. Onlinereinigungen und mobile Wäschereiservices setzen auf die Digitalisierung. Immer mehr Start-ups drängen auf den Markt. Damit Sie nicht den Überblick verlieren, bietet R+WTextilservice zusammen mit der Europäischen Forschungsvereinigung Innovative Textilpflege (EFIT) eine Serie. Im dritten Teil geht es um Textilkurier.

  • Bild 1 von 2
    © R+WTextilservice
    Unter www.textilkurier.ch wird das Konzept erläutert. Screenshot: R+WTextilservice
  • Bild 2 von 2
    © R+WTextilservice
    In der Serie Onlinetextilreinigungen stellt R+W Textilservice zusammen mit der EFIT verschiedene Konzepte vor.   Logo: R+WTextilservice

Neue Angebote sprießen fast wie Pilze aus dem Boden, aber einige verschwinden auch bald wieder. Im Bereich der Onlinetextilreinigungen tut sich ständig etwas. Deshalb wollen die Europäische Forschungsvereinigung Innovative Textilpflege (EFIT) und R+WTextilservice gemeinsam Orientierung geben. In einer Serie in loser Folge stellen wir kurz und knapp verschiedene Onlinetextilreinigungen vor. In der dritten Folge geht es um Textilkurier, einen Lieferdienst, der im vergangenen Jahr vom Schweizer Textilreinigerpionier Beat Haldimann entwickelt wurde.

Textilkurier: www.textilkurier.ch

  • Claim: Ihr lokaler Wäsche-Abhol- und Bring-Service.
  • Standorte: Bern, Basel, Zug, Zürich (Schweiz).
  • Zielgruppe: Geschäfts- und Privatkunden.
  • Leistungen: Abholung, Reinigung und Lieferung zum Termin; in der Regel innerhalb von drei Arbeitstagen.
  • Konzept: Buchung über die Web­seite.
  • Preise: Variieren je nach Region und sind online nach Eingabe der Postleitzahl einsehbar.
  • Unternehmen/Geschäftsführer: Textilkurier ist eine Marke der Textilkurier GmbH/Gründer: Beat Haldimann.
  • Corporate Design: Teilnehmende Textilpflegebetriebe werden nach Eingabe der Postleitzahl vorgestellt und treten mit eigenen Fahrern beim Kunden auf. Textilkurier bietet ein eigenes CD, das der Partner in sein eigenes CD integrieren kann (z.B. „textilkurier by textilpflegebern).
  • Konditionen für teilnehmende bzw. interessierte Textilreiniger sind nicht öffentlich. Der Anbieter verspricht aber niedrigere Gebühren als für Lösungen rein kommerziell ausgerichteter, branchenfremder Anbieter.

Textilkurier wirbt als Wäscheabholdienst der Textilreinigungsprofis. „Wir arbeiten ausschließlich mit langjährig erfahrenen, qualitätsgeprüften Textilreinigungsbetrieben zusammen“, lautet das Versprechen auf der Webseite. Kunden sollen so wissen, wem sie ihre Textilien anvertrauen – und haben immer einen persönlichen, professionellen Ansprechpartner für ihre Anliegen. Textilkurier arbeitet mit Partnern, die die eigentliche Dienstleistung erbringen – im eigenen Namen. Auf der Webseite von Textilkurier werden diese nach Eingabe der Postleitzahl genannt. Der Textilpflegebetrieb behält also seine Identität und tritt immer als er selbst beim Kunden auf. Nach Postleitzahlangabe sieht der Kunde sofort, wer der regionale Textilreinigungsprofi ist, der seine Textilien bearbeitet. Neben Kontaktdaten, Foto und Kurzbeschreibung ist auch ein Link zur Webseite des Betriebs hinterlegt. So können Kunden „ihren“ Textilreiniger bei Nachfragen direkt kontaktieren.

Genau diese Nähe zum eigentlichen Dienstleister war für den Gründer der Plattform, Beat Haldimann, wichtig. Er ist selbst Textilreiniger und entwickelt und betreibt Textilkurier seit 2017 zusammen mit seinem Team – bestehend aus Programmierern, Webdesignern, Onlinemarketern und Fotografen. Textilkurier ist bei der FashionCare Haldimann AG in Bern domiziliert. Das Konzept soll aber auch für Betriebe außerhalb der Schweiz nutzbar gemacht werden.

Kostengünstiger Einstieg ins Onlinemarketing

Textilkurier will es Textilreinigern ermöglichen, kostengünstig ins Onlinemarketing einzusteigen. Die Gebühren seien niedriger als für Lösungen rein kommerziell ausgerichteter, branchenfremder Anbieter, so Haldimann. Dank intelligenter Abläufe und moderner Informatik könne Textilkurier faire Preise anbieten.

Textilreinigerpartner können nicht nur ihre Lieferfenster, sondern auch ihre Preise für einzelne Artikel selbst festlegen. Auch ist es möglich, pro Partner in seinem Postleitzahlgebiet Aktionen oder Spezialpreise für einzelne Artikel zu schalten. Der Mindestauftragswert ist je nach Region verschieden. Die Gebühr für Abholung und Lieferung beträgt generell 15 CHF. Ab einem bestimmten, je nach Region verschiedenen, Auftragswert ist die Abholung und Lieferung gratis, so die Angaben auf der Webseite.

Wählt man z.B. die Postleitzahl 3012 für Bern, kann man Preise der dort zuständigen Textilpflege Bern einsehen. Es wird die Reinigung und Lieferservice für Bekleidung, Heimtextilien, Bettwäsche und Leder angeboten. Der Kunde registriert sich einmalig und packt die Sachen per Mausklick in einen virtuellen Wäschekorb. Bei der Textilpflege Bern wird eine Bearbeitungszeit von drei Werktagen, ein Mindestauftragswert von 35 CHF und ein kostenloser Versand bzw. Lieferung ab 50 CHF angegeben. Leder- und Teppichreinigung benötigt laut Webseite sechs bis zehn Arbeitstage.

Die Abholung läuft folgendermaßen ab: Der Fahrer bringt zum Abholtermin einen Wäschesack mit. In diesem werden die Textilien getrennt von anderen Aufträgen in die Reinigung transportiert. Der Betrieb kontrolliert anhand des Onlineauftrags die Anzahl der Teile. Falls die vom Kunden erfasste Artikelart nicht mit dem effektiven Artikel übereinstimmt, wird ihm dies per E-Mail oder telefonisch mitgeteilt und die Preisdifferenz gutgeschrieben oder nachbelastet, d.h. der Fahrer kassiert bei der Lieferung den korrekten Betrag ein bzw. falls der Kunde bei der Abholung bezahlt hat, wird die Differenz zurückvergütet.

Kunden können laut Webseite bei Abholung oder Lieferung in bar oder mit Karte bezahlen. Der Fahrer habe ein Kartenlesegerät dabei. Bei regelmäßigen Aufträgen sei auch Zahlung per Monatsrechnung möglich.

Auch ein OfficeService ist beim Textilkurier im Angebot. Im betreffenden Unternehmen wird dafür ein Depot (Drop­-off-Station) eingerichtet, bei dem die zu reinigenden Textilien gesammelt werden. Die Mitarbeiter im jeweiligen Unter­nehmen können sich per Intranet oder direkt im Internet mit einem Link einloggen, einmalig registrieren und ihre Aufträge erteilen. Die Aufträge werden vom System automatisch mit allen Details dem jeweiligen Partner per E-Mail zugesandt. Zu vordefinierten Zeiten holt Textilkurier – d.h. der ­regionale Partner – die Wäsche ab und bringt sie nach drei ­Arbeitstagen gereinigt zurück. Per Monatsende erhalten die Mitarbeiter des entsprechenden Unternehmens die Rechnung vom jeweiligen Partner. Für den jeweiligen OfficePartner können spezielle Preise und Angebote hinterlegt werden. So lassen sich über Textilkurier nicht nur private, onlineaffine, jüngere Kunden ansprechen, sondern auch Unternehmen bzw. ihre Mitarbeiter.

Gefunden werden dank Google AdWords

Textilkurier setzt bei der Werbung auf AdWords, die bezahlten Suchtreffer von Google. Diese Werbeanzeigen erscheinen ­genau dann, wenn Interessierte nach Anbietern suchen. „Das maximiert die Treffergenauigkeit und minimiert den Streuverlust sowie den finanziellen Aufwand zur Kundeng­ewinnung“, weiß Haldimann. Die Kosten fürs Entwickeln und Optimieren der AdWords-Kampagnen seien in der vergleichsweise moderaten Lizenzgebühr von Textilkurier bereits enthalten. „Die teilnehmenden Textilreiniger übernehmen lediglich die Klickkosten zu Händen Google.“

In Zukunft wollen Beat Haldimann und sein Team Textilkurier auch Textilreinigern aus anderen Ländern zugänglich machen. Er ist überzeugt davon, dass die Branche sich selbst helfen kann und muss – und sich so vor externen Anbietern schützt, welche die Reiniger brauchen, um den Service zu erbringen und dafür Margen fordern, „welche kein Fleisch mehr am Knochen lassen“.