Messe Protex 2008 Über die Schutzwirkung hinaus

Anbieter aus den Bereichen Arbeitsschutz, persönliche Schutzausrüstung (PSA), Gesundheitsschutz und Corporate Fashion präsentierten ihre Lösungen auf der Protex in Salzburg. Eindeutiger Trend:Die Funktionalität der Schutzbekleidung definiert sich nicht länger nur durch ihre Schutzwirkung, besonderes Augenmerk legen die Anbieter heute auf Design und Tragekomfort.

  • Bild 1 von 10
    © rwt
    Dirk Bachschneider stellte das Programm von S-Gard vor.Fotos: ve
  • Bild 2 von 10
    © rwt
    Hans-Werner Riebe mit dem knitterfreien Hemd von Pionier. Fotos: ve
  • Bild 3 von 10
    © rwt
    1Matthias Krings zeigte Lösungen von Trans-Textil.
  • Bild 4 von 10
    © rwt
    2Monika Bohner von Melchior.
  • Bild 5 von 10
    © rwt
    3Sandra Hummel führte die neue Kennzeichnungslösung von ThermoTex vor.
  • Bild 6 von 10
    © rwt
    4Wolfgang Schiller und Werner Dolesal am Stand von Thermopatch.
  • Bild 7 von 10
    © rwt
    5Seyfettin Yildiz stellte das Portfolio von DuPont vor.
  • Bild 8 von 10
    © rwt
    6Stefan Mina (Austrian Research Center), Achim Jäger (Ötscher) und Andreas Oberleitner (Austrian Research Center) präsentierten erste Lösungen eines Forschungsprojektes, das darauf abzielt, Schutzbekleidung noch sicherer zu machen.
  • Bild 9 von 10
    © rwt
    LinksChristian Vogel und Hendrik Beier vom Sächsichen Textilforschungsinstitut.
  • Bild 10 von 10
    © rwt
    RechtsPeter Niedermoser und Wolfgang Rilling am Stand von ZSK.

Über die Schutzwirkung hinaus

Auf der ersten internationalen Fachmesse für Arbeitsschutz und moderne Berufsbekleidung Protex in Salzburg, im April aus der Taufe gehoben, präsentierten sich mehr als 100 Aussteller.

Die Besucher erwartete ein vielseitiges Angebot: Anbieter aus den Bereichen Arbeitsschutz, persönliche Schutzausrüstung (PSA), Gesundheitsschutz und Corporate Fashion waren vor Ort. Ein vielseitiges Vortragsprogramm informierte rund um die Themen PSA, Corporate Fashion, Hightechmaterialien sowie Schnittgestaltung, Umsetzung und Textilveredelung. Modenschauen bildeten Trends der Berufsbekleidung ab. Dennoch prägten leere Gänge das Bild der Messe. So mancher Aussteller äußerte sich enttäuscht über die ausbleibenden Besucherströme, andere berichteten über wenige, aber dafür intensive Gespräche. Die Messe müsse sich erst etablieren, für eine Erstveranstaltung habe man mit 1.283 Besuchern ein gutes Ergebnis erreicht, sagen dagegen die Veranstalter. Einen Besuch wert war die Messe in jedem Fall. Zwar hatten viele Unternehmen ihre Innovationen schon im Sommer vergangenen Jahres zur Fachmesse für Sicherheit und Gesundheit auf der A+A in Düsseldorf vorgestellt, die eine oder andere Neuerung bzw. Produktvariation war jedoch dabei. Die Messe lieferte insgesamt einen guten Überblick über die Produkte und Lösungen für den derzeit wachsenden Markt der Schutzbekleidung, den immer mehr Dienstleister für sich erschließen.

Eines offenbarte sich auf den ersten Blick: Schutzbekleidung definiert sich nicht länger nur durch ihre Schutzwirkung. Dass die Bekleidung Normen und Vorschriften entsprechen muss, ist für die Anbieter inzwischen selbstverständlich. In den Vordergrund rückt die Qualität der Kleidung, die sich vorrangig durch Design, gute Trageeigenschaften und Langlebigkeit auszeichnet. Der Arbeiter selbst steht immer mehr im Mittelpunkt. Schließlich soll er – das gilt gerade für Gefahrensituationen – Bekleidung tragen, die ihn nicht stört, sondern unterstützt. Außerdem soll er sich mit seiner Bekleidung identifizieren und wohlfühlen können. Die Anbieter haben auf die gewachsenen Ansprüche reagiert. Das Design der Schutzbekleidung lehnt sich heute stark an die Freizeitbekleidung an. Und so wundert es auch nicht, dass die Models auf dem Laufsteg der Protex ihre Schutzbekleidung wie bei einer
Fashionshow präsentierten. Mit ihren temporeichen und lebendigen Choreografien vermittelten sie das neue Bild der Schutzbekleidung. Ob orange Hosenträger an der grünen Latzhose des Waldarbeiters oder die passende Kopfbedeckung zum fluoreszierenden Outfit des Straßenarbeiters – Details sorgen dafür, dass die auch funktionalste Bekleidung heute nicht mehr langweilig daherkommen muss.

Dass sich auch in Sachen Funktionalität einiges tut, zeigte das Austrian Research Center am Stand seines Projektpartners Ötscher Amstetten (Österreich). Dort wurden erste Zwischenergebnisse des von der EU-geförderten Projektes „Intelligente Schutzbekleidung“ präsentiert und so konnten sich die Besucher davon überzeugen, wie die Schutzbekleidung der Zukunft aussehen wird. An einer Puppe, die in einer Feuerwehrschutzbekleidung steckte, erklärte Projektmanger Stefan Mina die Innovation: „In die Bekleidung sind verschiedene Sensoren eingearbeitet, die z.B. Puls- und Temperatur messen. Auch die Sauerstoffsättigung im Blut können wir nachvollziehen. Die Sensoren geben uns Auskunft über die Vitalität des Trägers.“ Wenn diese Daten einen kritischen Wert erreichen, erhalten die Kollegen des Feuerwehrmannes automatisch ein Signal: Schutzbekleidung wird zum Lebensretter.

„Außer auf die Schutzwirkung wird immer mehr Wert auf Design und Tragekomfort gelegt“, bestätigte Achim Jäger von Ötscher und zeigte die neue Produktlinie des Unternehmens, die mit Schnittschutz ausgestattet ist. „Wie bei den Vorgängermodellen ist der bewährte hohe Schutz gewährleistet, die Schutzbekleidung ist jedoch noch angenehm zu tragen und die Optik geht in Richtung Freizeitbekleidung.“

Auch Hans-Werner Riebe von Pionier Workwear aus Herford sprach den Trend zu einem Design an, das sich nicht nur funktional, sondern auch chic ist. „Wichtig ist aber auch eine vernünftige Kalkulation“, sagte der Key Account Manager für Leasing/Objekt. Im Jahr 2004 habe man deshalb zusammen mit Hohenstein und Eterna ein leasingfähiges Oberhemd aus Baumwolle entwickelt, das nicht gebügelt werden muss. Allein die Wärme bewirke, dass es glatt wird. „Trotzdem kann es als handgebügelt den Betrieb verlassen“, so Riebe. „Je weniger arbeitsintensiv ein Produkt ist, desto höher ist schließlich die Gewinnmarge“, erklärte er.

Matthias Krings von Trans-Textil, Hersteller von Funktionstextilien für die persönliche Schutzausrüstung aus Freilassing, sprach eine weitere Anforderung an die Schutzbekleidung an: das Gewicht. Durch intelligente Technologie konnte der Anbieter eine Gewichtsreduzierung von 15 Prozent im Gesamtverbund der Schutzbekleidung erreichen. Durch die Kombination einer Nässesperre mit speziellen 3D-Isolationsschichten werden Atmungsaktivität und Komfort einer Jacke oder Hose deutlich verbessert. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den hochsichtbaren und elastischen Softshells. Diese Trilaminate des Herstellers sollen sich durch Atmungsaktivität, einen guten textilien Griff, leichtes Gewicht und ein sehr gutes Feuchtigkeitsmanagment auszeichnen. Dieses werde beeinflusst durch den Einsatz von Cocona-Textilien mit Aktivkohle, die aus der Kokusnuss gewonnen wird. Zum Einsatz kommen die Softshells in Wetterbekleiduung nach EN 343 mit Warnschutzfunktion nach EN 471 in den Bereichen Workwear, Behörden- und Freizeitschutzbekleidung.

Dirk Bachschneider von S-Gard Schutzkleidung stellte auf der Messe das klassische Sortiment an Schutzbekleidung vor. Schwerpunkt lag auf Flammschutzbekleidung. Für diese verspricht das Unternehmen eine hohe Lebensdauer in Verbindung mit einem breiten Schutzspektrum: Flammschutz, Antistatik, Chemikalien- und Lichschutz. Außerdem wurden verschiedene Modelle an Multifunktions-, Schweißerschutz-, Chemiekalienschutz- sowie Maschinenschutz- und Warn- und Wetterschutzbekleidung auf dem Stand präsentiert. Aktuelle Normen und Vorschriften sind für das Unternehmen wichtige Werkzeuge, aber nicht alleinige Anforderung. Am Schluss soll, so das Unternehmen, ein sinnvolles Sicherheitsprodukt mit höchstmöglichem Tragekomfort stehen.

Wie Monika Bohner von Melchior aus Wangenheim erklärt, kommt zur Schutzbekleidung verstärkt der Wunsch nach unternehmensgerechter Imagebekleidung. Besonders die Kollektion „Erba Daily Perfect“ werde beiden Ansprüchen gerecht. Die Gewebe in der klassischen Mischung Polyester/Baumwolle zeichnen sich laut Unternehmen durch sehr gute technologische Eigenschaften, den Einsatz von Markenpolyester, Langfaserbaumwolle und vorwiegend Ringgarnen aus. Veredelt wird laut Anbieter mit einem sorgsam überwachten, umweltschonenden Färbe- und Ausrüstungsverfahren. Am Stand fielen besonders Buntgewebe auf. Kombinieren lassen diese sich gut mit allen Unistoffen, vorrangig mit der Farbe Weiß.

„Neu in unserem Sortiment ist der Artikel Texas Relax“, erklärte Corona Bregenzer von Lauffenmühle. „Das Gewebe ist für die industrielle Wäsche geeeignet. Verarbeitet wurde die neue hochwertige XLA-Faser.“ Dieses Produkt ist eine Erweiterung der Linie Relax, die bereits auf der A+A in Düsseldorf präsentiert wurde. Aus dem Stoff, der eine jeansähnliche Optik hat, werden hausptächlich Hosen gefertigt. „Das Gewebe weist einen Anteil von 20 Prozent Stretch auf. Der Rücksprung liegt unter fünf Prozent“, weiß Corona Bregenzer. Auch nach vielen Wäschen sei der Stoff daher nicht ausgeleiert. Der Artikel Ripstop Relax, der ebenfalls schon auf der A+A präsentiert wurde, komme besonders gut an. Sein Einsatzgebiet ist überall dort, wo Arbeitsbekleidung nicht nach Arbeit aussehen soll. „Im Trend liegt ein möglichst nahtloser Übergang von Workwear und Leisure“, fasst Bregenzer zusammen. Im Bereich Hospital und Lebensmittel empfiehlt das Unternehmen Gewebe mit antimikrobieller Wirkung. Diese werde auch durch industrielle Wäsche nicht ausgewaschen.

Seyfettin Yildiz präsentierte Lösungen von DuPont. Das Unternehmen bietet neben Einwegschutzbekleidung auch Faser- und Gewebesysteme für Bekleidung an, deren Träger in risikoreichen Umgebungen arbeiten und deshalb Schutz vor Hitze und Flammen oder gefährlichen Stoffen benötigen. Maximale Beweglichkeit und Komfort seien ebenfalls gewährleistet, schließlich soll sich der Arbeiter gerade in Gefahrensituationen uneingeschränkt bewegen können. Die Schutzbekleidungslösungen, die unter dem Namen Nomex vertrieben werden, basieren auf einer Familie sehr hitze- und flammbeständiger Armidfasern, die das Unternehmen nach eigenen Angaben selbst erfunden hat. „Die Hitze- und Flammbeständigkeit von Nomex ist permanent und hält während der gesamten Lebensdauer der Beleidung an“, erläutert Yildiz.

Auch die Textilveredler fehlten nicht und zeigten, wie Arbeits- und Berufsbekleidung durch Stickerei und Druck individualisiert werden kann. Im Mittelpunkt der Präsentation von ThermoTex standen zwei neue Maschinen zur Textilkennzeichnung. Die pneumatische Transferpresse Trans Press 10 empfiehlt das Unternehmen für die Bewältigung großer Mengen. Sie ist mit zwei Arbeitsplatten ausgestattet und bietet viel Arbeitsfreiraum. „Das Modell ist besonders gut für die Übertragung von Emblemen und Transfers auf großformatige Textilien wie z.B. T-Shirts, Sweatshirts und Jacken geeignet“, erklärte Sandra Hummel am Stand. Zum Textilprinter PT-Professional 3 Profi rät das Unternehmen, wenn schnelles Arbeiten und die Bewältigung hoher Stückzahlen auf der Anforderungsliste stehen. Sandra Hummel führte die Maschine vor: Der Textilprinter ist mit einer Lichtschranke und einem Laserpointer für die punktgenaue Platzierung des Drucks ausgestattet. In rund einer halben Sekunde ist das Logo aufgebracht.

ZSK Stickmaschinen aus Krefeld zeigte Maschinen für die Veredelung durch Stickereien. „Wir haben unterschiedlich große Modelle im Sortiment, um je nach Betriebsgröße eine effiziente Lösung anzubieten“, erklärte Gebietsverkaufsleiter Wolfgang Rilling. Die flexible Einkopfstickmaschine ZSK Sprint beispielsweise eigne sich als Produktionsmaschine für Einzelstücke und Kleinstserien, für die Musterung größerer Aufträge, für den mobilen Einsatz oder als Einsteigermaschine. Aber auch Flachbett-Stickmaschinen, Freiarm-Stickmaschinen, Sondermaschinen sind im Portfolio des Anbieters enthalten. „Auf der Messe präsentieren wir unsere neue Lösung zum Besticken von Schuhen“, erklärte Wolfgang Rilling. Für Schuhe, an die eine besondere Herausforderung an die Wasserdichtheit gestellt wird, eignet sich diese Art der Veredelung natürlich nicht, für andere Einsatzgebiete kann die Stickerei am Schuh ein interessantes Detail im Sinne des Corporate-Fashion-Gedankens sein.

Wolfgang Schiller stellte Lösungen von Thermopatch aus Oldenburg vor. Unterstützt wurde er von Werner Dolesal von der Dolesal GmbH aus Wien, die Industriekennzeichnungsprodukte in Österreich vertreibt. Thermopatch informierte über das umfangreiche Sortiment an Patchemblemen und Transfers, Patchmaschinen und Software. „Die Produkte, die wir vorstellen, entsprechen den Schutzvorschriften, sind als flammhemmend zertifiziert und waschecht“, erklärte Schiller. „Die Etiketten funktionieren auf jedem Stoff“, fügte Dolesal an. Die Embleme, die auch reflektierend erhältlich sind, werden im Arbeitsschutz und auch in der Freizeit eingesetzt.

Das Team vom Sächsischen Textilforschungsinstitut e.V. (STFI) gab einen Einblick in die verschiedenen Geschäftsfelder des Institutes. Diese umfassen anwendungsbezogene Forschungs- und Entwicklungsaufgaben auf dem Gebiet der Vliesstoffe, technischen Textilien, Mobil-, Geo- und Schutztextilien. „Als ein international agierender Servicedienstleister verfügt das STFI über eine nach ISO 17025 akkreditierte Prüfstelle, führt Prüfungen nach Öko-Tex Standard 100 durch und arbeitete als Prüf- und Zertifizierungsstelle für Schutztextilien“, erklärt Christian Vogel vom Department Textilie Materials Research vom STFI. Die Mitarbeiter des Instituts bearbeiten Prüf- und Zertifizierungsaufträge für Kunden aus mehr als 50 Ländern weltweit und sind in Arbeitskreisen und Normausschüssen aktiv.

Die nächste Protex soll 2009 stattfinden. Bleibt zu hoffen, dass im kommenden Jahr mehr Besucher von den vielseitigen Firmenpräsentationen und einem informativen Vortragsprogramm profitieren.Vanessa Ebert