Texcare Forum in Frankfurt/Main Verlassen Sie die Komfortzone!

Rund 500 Vertreter aus der deutschen Textilpflege kamen vom 24. bis 25. November 2006 zum Texcare Forum nach Frankfurt/Main. Neben Mitgliederversammlungen, Betriebsbesichtigungen und einer Arbeitskreissitzung hielten branchenin- und -externe Referenten Vorträge. Eine Ausstellung, an der rund 60 Hersteller und Anbieter teilnahmen, begleitete das Programm.

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    RechtsMotivationstrainer Jörg Löhr zog das Publikum durch seine Persönlichkeit in den Bann.
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    LinksDas gut besuchte Foyer im Frankfurter Congress Center.
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    Jörg Löhr, Elgar Straub, Hans-Jürgen Ulmer, Detlef Braun (Geschäftsführer Messe Frankfurt), Klaus Jahn, Kaspar D. Hasenclever und Dirk Littmann (v.l.n.r.).
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Verlassen Sie die Komfortzone!

Die Teilnehmer nutzten die zweitägige Veranstaltung, um sich über neue Trends im Markt zu informieren und um sich auszutauschen. Am Endes der von DTV (Deutscher Textilreinigungs-Verband), FWL (Fachverband für Wäscherei-, Textil- und Versorgungsmanagement), Intex (Industrieverband Textil Service) und VDMA (Fachverband Bekleidungs- und Ledertechnik) initiierten Veranstaltung zeigten sich die Verbände mit dem Ablauf des Forums zufrieden.

Friedrich Habermeyer, Präsident DTV, sagte: „Beeindruckt hat mich das schöne Ambiente hier im Congress Center. Die Aussteller schätzten die Mischung aus fachlichem und persönlichem Austausch an ihren Ständen. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass unsere Veranstaltungen weniger, aber dafür gehaltvoller werden, so wie das Texcare Forum, und dass damit Besucher und Aussteller den Nutzen bekommen, den sie brauchen.“ Klaus Jahn, Geschäftsführer Intex, fügte hinzu: „In einem Wort: klasse! Unsere gemeinsamen, hohen Erwartungen an das neue Veranstaltungsformat sind sogar noch übertroffen worden.“ Karl-Heinz Lehmann, Vorsitzender Fachverband für Wäscherei-, Textil- und Versorgungsmanagement, meinte: „Das Texcare Forum 2006 war ein großer Erfolg. Wir alle gemeinsam haben es in der Hand, ob die Textil- und Textilreinigungsbranche in Deutschland eine positive Zukunft hat. Die Frage wird sein: Ist es uns gelungen, nicht nur Begeisterung hervorzurufen, sondern gelingt es, die Begeisterung in Motivation und Aktion umzumünzen?“ Und auch Elgar Straub, Geschäftsführer des VDMA (Fachverband Bekleidungs- und Ledertechnik), sah das Forum als eine erfolgreiche Veranstaltung: „Frankfurt hat sich als Plattform für die Textilpflegebranche eindrucksvoll bewiesen – mit der Technologie im Mittelpunkt.“

Eröffnet wurde die Konferenz von Motivationstrainer Jörg Löhr, der das Publikum mit einem Plädoyer für die Begeisterung fesselte. In den Fachvorträgen sprachen Hans-Jürgen Ulmer von HCH Kettelhack GmbH & Co. KG, Rheine, Kaspar D. Hasenclever von der Chemischen Fabrik Kreussler & Co. GmbH, Wiesbaden, und Dirk Littmann von der Herbert Kannegiesser GmbH, Vlotho. Ulmer beleuchtete die Zukunft der textilen Kette und forderte die Unternehmen auf, die Veränderungen auf dem Markt gemeinsam mit den Kunden anzugehen. Dabei solle mehr über den Nutzen und weniger über den Preis gesprochen werden. Kaspar D. Hasenclever stellte die Wettbewerbsfähigkeit als entscheidendes Kriterium für den Unternehmenserfolg heraus. Dabei gelte es schnell und zielgerichtet auf dem Markt zu agieren. Moderne Technologien, die gewinnbringend in den Branchen eingesetzt werden können, wie z.B. Betriebsdatenerfassung und Controlling-Daten, standen im Mittelpunkt des Vortrags von Dirk Littmann. Den Abschluss bildete der Beitrag von Prof. Kurt Nagel, der den Zuhörern Vorschläge zur besseren Unternehmensführung präsentierte.

Der ehemalige Handball-Nationalspieler Jörg Löhr betreut Spitzensportler und Nationalmannschaften, SAP, IBM, die Deutsche Telekom, DaimlerChrysler und viele mehr. Auch auf dem Texcare Forum konnte er viele Zuhörer von seiner Kompetenz überzeugen. Gleich zu Beginn seines Vortrags verblüffte er mit einer Übung. Er forderte die Zuhörer auf, den rechten Arm senkrecht in die Luft zu heben –gleichzeitig stellte er sich mit waagrecht ausgestreckten Armen vor das Publikum. Fast keiner der Anwesenden führte die Übung richtig aus – fast alle standen wie Löhr mit seitlich angehobenen Armen da. Aus diesem Verhalten zog Löhr den Schluss, dass man gerade als Leitfigur in einem Betrieb darauf achten müsse, wie man sich verhalte, denn die Mitarbeiter orientieren sich daran.

Ein weiteres Beispiel brachte die Zuhörer zum Lachen und Nachdenken. Löhr erzählte von einem Versuch, bei dem Wissenschaftler Flöhe in ein Glas steckten. Immer wieder sprangen die Flöhe heraus. Schließlich legten die Wissenschaftler einen Deckel auf das Glas. Die Flöhe passten ihre Sprünge der neuen Höhe an. Und das Erstaunlichste:Sogar als die Forscher den Deckel entfernten, blieben die Flöhe bei ihrer Sprunghöhe und flüchteten nicht aus ihrem Gefängnis. Neu eingebrachte Flöhe passten sich an das Verhalten der anderen an. Was möchte dieses Beispiel zeigen? Löhr erklärte, dass sich Mitarbeiter, die neu in einen Betrieb kommen, daran orientieren, was die Mitarbeiter tun, die schon seit längerer Zeit in dem Betrieb arbeiten. Dessen müsste man sich immer bewusst sein.

Wie kann ein Unternehmer seine Mitarbeiter also motivieren? Löhr machte einige Vorschläge: Als Führungskraft sollte man Interesse am Wohlergehen der Mitarbeiter zeigen und ihre beruflichen Fähigkeiten fördern. Gleichzeitig sei man Vorbild – das zeigte schon das Beispiel mit den erhobenen Armen. Man sollte den Mitarbeitern ausreichend Entscheidungsfreiheit geben, damit sie gute Arbeitsergebnisse liefern. Teamarbeit, Kundenorientierung sowie das allgemeine Arbeitsklima spielen ebenso eine Rolle. An letzter Stelle steht für Löhr der Lohn. Weshalb Mitarbeitermotivation so wichtig ist, veranschaulichte der Referent an einer Studie mit folgenden Ergebnissen: 63 Prozent der Mitarbeiter sind nicht mit dem Herzen bei der Sache, 14 Prozent sabotieren das Unternehmen, haben innerlich bereits gekündigt, und nur 22 Prozent unterstützen die Ziele und Methoden des Unternehmens.

Ist ein Mitarbeiter nicht engagiert, so könne dies auch zu Kundenverlusten führen. Löhr forderte die Zuhörer auf, immer einen Schritt weiterzugehen und aus guter Arbeit exzellente Arbeit zu machen. Um dies zu schaffen, müsse man manchmal die sogenannte Komfortzone verlassen. Das bedeutet für viele Stress, Risiko, Angst und Unsicherheit, wie eine schnelle Befragung des Publikums zeigte. Doch gerade von diesem negativen Denken müsse man wegkommen – das Verlassen der Komfortzone bedeutet nämlich auch Abenteuer, Erfolg, Chancen und Möglichkeiten, betonte der Motivationstrainer. Erfolg setze sich aus 15 Prozent Fachkompetenz und aus 85 Prozent Persönlichkeit zusammen – frei nach dem Motto „Fachidiot schlägt Kunde tot“. Dennoch sei das Fachwissen eine entscheidende Grundlage, die man nicht außer Acht lassen dürfe. Mit seiner witzigen Art und seiner Kompetenz schaffte es Löhr, die Zuhörer zu begeistern. So riefen sich Teilnehmer nach dem Referat z.B. zu: „Wann verlässt du denn deine Komfortzone?“ Vielleicht konnte sich auch so mancher eine Anregung mit nach Hause nehmen.

Hans-Jürgen Ulmer hatte seinen Vortrag in drei Teile geteilt und lieferte zunächst Fakten, anhand derer er Thesen aufstellte, um schließlich ein Fazit zu ziehen. „Die deutsche Textilindustrie schrumpft in ihren Kennzahlen und Eckdaten“, sagte der Referent. Die Fertigimporte nähmen weiter zu und der Wissenstransfer finde auf allen technologischen Stufen genauso statt wie die zunehmende Verlagerung von Produktionen in preiswertere Regionen. Zudem stiegen die Kosten für inländische Produktionen ständig. Die Absatzmärkte der Textilproduzenten würden immer enger und die Kunden immer anspruchsvoller. „Man agiert in überbesetzten Märkten mit teilweise unklaren strategischen Positionierungen“, gab Ulmer zu bedenken. Daher müsse eine Neuausrichtung in zukunftsfähigen Strukturen stattfinden, da sonst ein bedeutender Teil der textilen Kette in eine bedrohliche Lage gerät. Dazu bedürfe es einer exzellenten Problemlösungskompetenz und Innovationskraft. Etwas zu unternehmen bedeute, Ziele zu formulieren um daraus Strategien und Maßnahmen abzuleiten. Nötig hierfür seien Markt- und Kundenähe, strukturierte Organisationen, marktgerechte Produkte und eine gute Kommunikation. Ulmer:„Wir brauchen Sinn- und Wertegemeinschaften in den Unternehmen und keine Verwaltungen von Fürstentümern.“

Die Zukunft der textilen Kette könne gesichert werden, wenn sich diese auf Leistungen, deren Argumente und Ausführungen besinne, die von den Marktpartnern angemessen bezahlt würden. Einen Wettbewerb über Leistungen zu führen sei sinnvoller und zukunftsfähiger als über den Preis. Die Kunden müssten entscheiden und unterscheiden können. Es gelte die Chancen und Herausforderungen mit innovativen Produkten, Prozessen und Kommunikationen für eine künftige Win-win-Situation zu nutzen.

„Wettbewerbsfähigkeit – das entscheidende Kriterium für den Unternehmenserfolg“, diesen Titel trug das Referat von Kaspar D. Hasenclever. Zur Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens bedürfe es sieben Faktoren:

Erster Faktor:Bei der Bewertung der Dynamik des Zielmarktes gelte es zu berücksichtigen, ob der Kundenkreis überwiegend aus Endverbrauchern oder aus Gewerbebetrieben besteht, ob das Geschäft überwiegend regional oder überregional betrieben wird. Dies verdeutlichte Hasenclever an einem Beispiel aus der Chemischreinigung: „Nach Marktdaten des DTV ist der CR-Markt seit Jahren rückläufig. Tatsächlich aber ist die Nachfrage nach der Leistung Textilreinigung eher gestiegen. Jedoch hat die Wettbewerbsfähigkeit der Chemischreinigungen nicht Schritt gehalten mit der Konkurrenz der in Privathaushalten verfügbaren Waschmaschinen, Wäschetrocknern und Waschmitteln. Darauf hätten viele Textilreiniger nicht angemessen reagiert.“

Zweiter Faktor:Die Wettbewerbsfähigkeit sei umso besser, je näher das Anforderungsprofil des Kunden mit dem Leistungsprofil des Anbieters übereinstimmt. Sie steige in dem Maß, in dem der Anbieter diesen Vorteil dem Kunden bewusst machen kann.

Dritter Faktor:Die Ansprüche gegenüber der Qualität von Leistung stünden im engen Zusammenhang mit dem Anforderungsprofil des Kunden. Das, worauf es dem Kunden ankommt, müsse erkannt und tadellos erfüllt werden. Bei der Berufskleidung im Braunkohleabbau sei die zuverlässige Logistik wichtiger als der Weißgrad der Wäsche. Ist aber im Klinikbereich die Hygiene nicht einwandfrei, sei die beste Logistik wertlos.

Vierter Faktor:Der Preiselastizität maß Hasenclever hohe Bedeutung zu. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, gebe es traditionell die Kostenführerschaft oder die Qualitätsführung. Ist der Preisdruck so groß und das Leistungsbild der Wettbewerber so nivelliert, dass zur Auslastung erforderliche Großaufträge nur durch Preiszugeständnisse realisiert werden können, mindere dies die Preiselastizität und damit die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig.

Fünfter Faktor:Die Kosten der Leistungserbringung seien Ausdruck aller Aktivitäten im Unternehmen und entscheidend für die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit. Dadurch, dass strukturelle Kosten wie „Standort“ und „Produktionsmittel“ als unbeeinflussbare Gegebenheiten angesehen werden, stünden sie bei Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit oft außen vor.

Sechster Faktor:Bei der Bewertung des sechsten Faktors, der Aktivität der Wettbewerber, bedürfe es der Differenzierung nach der Branchenstruktur: Dienstleister für Privatkunden, Lohnwäschereien und Textilservice-Unternehmen.

Siebter Faktor:Hier steht die „Dynamik von Maßnahmen“ im Vordergrund. Die zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit möglichen Maßnahmen liegen in den Bereichen Struktur (langfristige Maßnahmen), Strategie (mittelfristige Unternehmensentwicklung) und Operation (Tagesgeschäft). „Vor dem Hintergrund der Vielfältigkeit der den Wettbewerb beeinflussenden Faktoren sind ein klarer Vorausblick auf sich abzeichnende Trends der Nachfragewandlung und hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit im Leistungsangebot ausschlaggebend“, sagte, „Eine Herausforderung für alle Unternehmen.“ Über „Zukunftschancen durch den Einsatz moderner Technologien“ sprach Dirk Littmann und erläuterte, welche Bereiche in der Wäscherei dadurch besser laufen könnten. Dazu gehöre das Ziel, die Produktivität zu steigern, die Verbrauchskosten (und hier vor allen die Energiekosten) zu senken, weniger Textilien im Umlauf zu haben sowie neue Märkte mit besseren Produkten zu beliefern. Um diese Ziele zu erreichen, müssten die Maschinen vernetzt sein, die Daten auf einem Server zusammenlaufen und der Zugriff von außen über einen Router oder ein Modem erfolgen. Dadurch könne ein eventueller Leistungsabfall an einer Maschine identifiziert, nachverfolgt und beseitigt werden.

Das nächste Branchentreffen in Frankfurt/Main ist die Texcare International – der Weltmarkt moderner Textilpflege von 31. Mai bis 4. Juni 2008. Hier kommen die Entscheider aus der Textilpflege zu ihrer Weltleitmesse zusammen. Bereits 2007 bietet die Texcare Asia von 19. bis 21. September in Shanghai die Gelegenheit, Kontakte im chinesischen Markt zu knüpfen.

RWT