Fasson Textilpflege Von A wie App bis V wie Verpackung

Wie können sich klassische Textilreinigungen zukunftsfähig aufstellen? Das haben sich Andreas und Burkhard Hammer gefragt. Die Geschäftsführer der Fasson Franchise GmbH haben ein modernes Konzept umgesetzt, das nicht nur Franchisepartner überzeugen soll, sondern auch jüngere Kunden.

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    Sie haben in den letzten Monaten viel Neues angepackt: Andreas (li.) und Burkhard Hammer.  Fotos: Fasson Textilpflege
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    An Papier für Plakate wird gespart, dafür gibt es große Bildschirme als Werbeflächen in den Fasson-Filialen.
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    Am Band sieht man: Die Mehrwegkleidersäcke (gelb) werden von den Kunden gut angenommen.
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    Die Fasson-App ermöglicht neue Serviceansätze für Textilreinigungen. Screenshot: Fasson Textilpflege

Reinigung 4.0 – alle reden darüber, Fasson Textilpflege hat es umgesetzt. Die Geschäftsführer Andreas Hammer und Burkhard Hammer haben sich und ihr Unternehmen neu aufgestellt, auch strukturell. Seit 1. Januar 2018 sieht die Struktur des Textilpflegeunternehmens folgendermaßen aus: Unter der Fasson Franchise-, Service- und Beratungs-GmbH sind 18 Franchisenehmershops zusammengefasst sowie die Fasson GmbH mit sechs Shops und die Textilpflege Service GmbH mit sechs Shops. So will man sich als starker regionaler Player auf einem fragmentierten Markt positionieren – aktuell von Kassel bis Hamburg. Unternehmenshauptsitz ist nach wie vor in Hildesheim.

In den letzten Jahren haben die Gebrüder Hammer nach eigenen Angaben massiv in das System Fasson investiert. Von Marketing und Verpackung über Reinigungsverfahren und -technik bis zu IT-Lösungen inklusive einer eigenen App. Damit will sich das Unternehmen zukunftsfähig aufstellen. „Wir beobachten jeden Markttrend von Onlinereinigung bis Homedelivery. Diese neuen Themen sind sicherlich notwendig. Aber nach einigen Recherchen sind wir der Meinung, dass damit nach langen, hohen Investitionen maximal eine Umsatzsteigerung von fünf Prozent möglich ist“, sagt Andreas Hammer. „Wir glauben, dass das Reinigungsgeschäft immer lokal stark bleiben wird. Deshalb wollen wir die traditionelle Textilpflege derart attraktiv und modern machen, dass man die junge Generation auch abholt und sie zu Stammkunden macht.“

Dabei nutzt Fasson die Möglichkeiten der Digitalisierung und hat u.a. eine eigene Fasson-App entwickelt. Sie ist verfügbar für Apple iOS sowie Android und exklusiv programmiert für Fasson-Anwendungen. So ist beispielsweise das Kundenkartensystem der Reinigungen integriert, womit die Karte physisch nicht mehr notwendig ist, sondern nur das Smartphone mit der App. Auch Abholbelege können eliminiert werden. Es gibt Pushbenachrichtigungen bei Abgabe, Fertigmeldung und eine Abholquittung via App. Die Kunden können außerdem ihre Kundenkarte mit der App aufladen. Für die Franchise­partner bietet die App eine umfassende Werbeplattform sowie einen Storelocator und einiges mehr. Die App soll nach Angaben von Andreas Hammer im Drittmarkt über die Düchting GmbH vertrieben werden – allerdings nur mit Standardfunktionen ohne die Fasson-Systemvorteile.

Saubercard mit bewährten und neuen Funktionen

Zu diesen Systemvorteilen zählt u.a. die Fasson-Kundenkarte, die Saubercard. Kundenkartenemittent Sycron aus Berlin hat laut Fasson die große Durchdringung der Kundenkarte attestiert; die Kundenbindung sei entsprechend groß. Über 42 bis hin zu 70 Prozent des Umsatzes werden über die Kundenkarte abgewickelt, so Hammer. Die Kundenbindung sei ein unschätzbares Kapital zum Schutz vor Wettbewerb und zum Aufbau eines Firmenwertes.

Das Besondere an der Saubercard: Aufladungen auf Rabattbasis und nicht Mehrguthaben. Standardmäßig ist die Benachrichtigung per E-Mail und SMS bei Fertigstellung des Kundenauftrags. Die Kunden können die Karte im Ladengeschäft aufladen, in der neuen Fasson-App oder im Onlinekundenkartencenter. Im Kundencenter können sie online auf ihre Daten zugreifen, sie ändern und Funktionen wie Benachrichtigung, Newsletter etc. an- oder ab­wählen.

Das Saubercard-Konzept haben die Gebrüder Hammer nun um eine SauberComfort-Karte ergänzt. „Mit riesigem Erfolg und Akzeptanz bei den Kunden“, erzählt Andreas Hammer. SauberComfort spreche Kunden an, die nicht mehr warten möchten und es eilig haben; die wissen möchten, wann ihre Ware bearbeitet ist, damit sie die Abholung in den Tagesablauf einplanen können. Sie müssen sich bei der Abgabe nicht mehr anstellen und bei der Bezahlung nicht mehr warten. „Cleaning in the fast Lane“, nennt es Fasson. Wie funktioniert SauberComfort? Der Kunde entscheidet sich für eine Aufladung und somit den Rabatt. Er legt seine Textilien in den Mehrwegkleidersack von Fasson und gibt diesen in einer Filiale ab – ohne anstehen zu müssen. Per App, E-Mail oder SMS wird er benachrichtigt, wenn seine Ware fertig ist. Dann sind die Textilien verpackt im kundeneigenen Kleidersack wieder abholbar.

Sobald die SauberComfort-Karte einen negativen Saldo hat, wird dem Kundenkonto die neue Ladung belastet, die vorher ausgewählt wurde. Die Rechnung kommt umgehend per E-Mail. Wer eine andere Aufladung oder einen anderen Rabattsatz wünscht, geht in das Onlinekundencenter und ändert die Daten entsprechend – noch einfacher geht es mit der neuen App. Oder der Kunde ändert direkt im Ladengeschäft seine gewünschte Kartenladung auf einem Tablet-PC. Gleichzeitig hat er die gleichen Vorzüge und Rabatte wie ein SauberCard-Kunde. Der SauberComfort-Service kostet 99 Cent im Monat und wird auf der Kundenkarte belastet. Der notwendige Kleidersack muss käuflich erworben werden und kostet einmalig 6,90 Euro.

Zentrale Verwaltung der Kundenkarten

Praktisch für den Textilreinigungsbetrieb: Die Fasson-Kundenkarten lassen sich zentral verwalten bzw. sperren. Die Verwaltung läuft über eine Onlineplattform, die auch eine automatische Rechnungsschreibung und Abbuchung der Kundenkartenladungen ermöglicht. Es handelt sich laut Fasson um Indi­vidual­pro­grammie­rungen für ein Managementinformationssystem. Zu diesem IT-System von Fasson gehören noch einige weitere Module, z.B.:

  • Newsletter,
  • Übersicht über offene Posten,
  • Gutscheine,
  • Teileverfolgung,
  • SEPA,
  • Zeiterfassung,
  • Tourenplanung.

Möglich sind damit auch verschiedene Auswertungen, z.B. Umsatz pro Teile, Umsatz pro Kundenkarten, Kassenbuch, Zuschläge etc. „Eine Monatsstatistik ist damit z.B. ganz einfach einsehbar“, so Andreas Hammer. Auch grafische Reports seien enthalten, u.a. zu Filiale/Umsatz, Kundenfrequenz oder Warengruppe/Teile usw. Es lassen sich Standorte vergleichen und die Filial­entwicklung kann kontrolliert werden. Das Fasson-System umfasst auch ein einheitliches Kassensystem. Die komplette Unternehmenssteuerung und Kassenverwaltung soll über Web funktionieren. Für jeden einzelnen Franchisepartner gibt es ein Webportal, erläutert Hammer. Hier sei ein Bestellmodul für die einheitliche Hilfsmittelbestellung integriert.

Die Onlinemöglichkeiten gehen noch weiter: Speziell für Firmenkunden von Fasson-Betrieben gibt es ein neues Webportal. Sie erhalten dort Sonderkonditionen, bestimmen über das Portal den jeweiligen Zuschuss für die Mitarbeiter selbst etc. „So können Firmenkunden gebunden werden“, betont Hammer. Von Fasson bekommen sie eine monatliche Abrechnung.

Umweltfreundliche Verfahren­ und Verpackungen

Neben digitalen Lösungen für Kunden und Betriebe ist ein weiterer Schwerpunkt des Fasson-Konzepts die Umweltfreundlichkeit. So setzen Andreas und Burkhard Hammer auf KWL als ­Lösungsmittel für die Textilreinigung. Außerdem kommt das BÜFA-Öko-­Waschsystem zum Einsatz. Hierfür kooperiert man strategisch mit BÜFA mit dem gemeinsamen Ziel der nachhaltigen Textilpflege. Eine Zusammenarbeit hat man auch mit Multimatic beschlossen. Denn Andreas Hammer ist überzeugt: „Maschinenvielfalt führt zu hohen Kosten.“ Durch die exklusive Kooperation mit Multimatic könne man klare Vorgaben schaffen. Zum Fasson-System gehöre generell eine energetisch schlanke Produktion.

Aber auch bei der Verpackung geht Fasson neue, nachhaltige Wege. Weg von der Einmal- bzw. Wegwerfverpackung aus Plastik hin zu Mehrweg­produkten als ökologische Abrundung der grünen Reinigungsverfahren. Neben dem Umweltschutz sollen die angebotenen Kleidersäcke auch einen Komfort für die Kunden bieten, weil sie dadurch eine Transportmöglichkeit für ihre Textilien immer parat haben. Und: „Die Kleidersäcke sind unsere Markenbotschafter zuhause beim Kunden“, sagt Hammer. „Im Gegensatz zu Einmalverpackungen verbleiben unsere Mehrweglösungen sichtbar und permanent erinnernd beim Kunden im Kleiderschrank.“ Es gibt einen Kleidersack speziell für den ComfortService, den gelben „Shirtbag“ sowie den „Sauber Bag“, eine Mehrwegtragetasche.

Abfall, Papier und Druckkosten einsparen will Fasson auch durch die Einführung der App sowie durch reduzierten Plakatdruck. Man setzt stattdessen auf elektronische Werbung auf 55-Zoll-Fernsehern in den Filialen. „Diese werden zentral verwaltet und mit Content bespielt“, berichtet Andreas Hammer. „So wollen wir auch ein ­modernes, frisches Marketingkonzept für die Shops umsetzen.“ Zum Marketing gehören zudem Auftritte auf den Social-Media-Plattformen Facebook und Google+.

Fasson engagiert sich bei der Europäischen Forschungsvereinigung Innovative Textilpflege (EFIT) und ist Mitglied im Deutschen Textil­reinigungs-Verband (DTV). „Wir wollen bei der Entwicklung eines positiven Bildes der Branche aktiv mithelfen“, sagt Andreas Hammer.

Geschütztes Konzept für starke Marke

Mit all diesem Engagement, den Ideen und Konzepten will Fasson ein unverwechselbares Franchisesystem mit starker Markenprägung voranbringen. Das System ebenso wie der Markenname sind laut Fasson geschützt, womit man sich einen Wettbewerbsvorteil sichern will. Systempartner sollen durch ein Franchisecenter optimal unterstützt werden. Standardisierte Verfahren sollen zu ertragreicher, profitabler Textilpflege führen. Dabei sichere eine Leistungskontrolle den nachhaltigen Erfolg.

Was die Zukunft noch bringt? Andreas und Burkhard Hammer haben noch weitere Ideen. Denkbar sei z.B. eine Onlinereinigung sowie ein ­Hol- und Bringdienst über Web koordiniert. Die Möglichkeiten werden aktuell geprüft.