„RWin-Wäscherei des Jahres 2009“-Sonderpreis Wäscherei Rock’n’Roll Laundry wäscht Schmutzwäsche der Stars

Er wusch die Hosen von David Hasselhoff, versorgte die Stadien der Fußball-WM mit Waschmaschinen und kümmert sich um die Bühnenoutfits großer Stars. Hans-Jürgen Topf ist Wäscher, aber nicht nur ineiner klassischen Wäscherei. Er wäscht mobil, auf Konzerttourneen von Rockstars und hat darüber auch ein Buch geschrieben. Für sein außergewöhnliches Konzept bekam er den „RWin“-Sonderpreis.

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    Mit mobilen Waschmaschinen und Trocknern geht der Promiwäscher mit den Stars auf Tour.
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    Die Wäscherei Topf in Ludwigshafen kümmert sich hauptsächlich um die Wäsche von Gastronomiebetrieben und Hotels.
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    „Unsere Wäscherei in Ludwigshafen ist für mich das Traditionshaus und die wirtschaftliche Grundlage“, sagt Hans-Jürgen Topf. Fünf feste Mitarbeiter und zehn Aushilfen sind dort beschäftigt.
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    © Hans-Jürgen Topf
    Bei der Deutschlandtour von Pink waren auch die beiden DJanes von Queen of Noise als Vorband und Hans-Jürgen Topf als Wäscher dabei.
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    © Hans-Jürgen Topf
    Die Rock’n’Roll Laundry bietet den Musikern auch den Service des persönlichen Garderobiers.
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Prominente Schmutzwäsche

„Eine tolle Marketingstrategie“, urteilte die RWin-Jury. „Überzeugt hat uns, dass es Hans-Jürgen Topf schafft, die Dienstleistung Textilpflege spannend und medienwirksam zu präsentieren“, sagte Klaus Jahn, Geschäftsführer von intex und Laudator bei der Preisverleihung der „RWin“-Awards 2009. Für sein außergewöhnliches Konzept und vor allem für seine Idee, dieses in Form eines bunten und unterhaltsamen Lehrbuchs darzustellen, wurde Hans-Jürgen Topf und damit die Rock’n’Roll Laundry mit dem „RWin“-Sonderpreis in der Kategorie „Wäscherei des Jahres 2009“ ausgezeichnet.

Am Tag der Preisverleihung musste Caroline Topf für ihren Ehemann einspringen. Eigentlich war der Starwäscher nämlich gerade mit AC/DC auf Tour. Hans-Jürgen Topf kümmert sich um die Wäsche von Rock-, Pop-, manchmal auch Sportstars und deren Crews und das unterwegs, auf Tour durch den gesamten deutschsprachigen Raum. Mit bis zu 13 mobilen Waschmaschinen und Trocknern reist er mit den Stars und versorgt sie mit sauberer Kleidung, frischen Handtüchern und perfekt aufbereiteten Bühnenoutfits. Gleichzeitig betreibt er in seiner Heimat Ludwigshafen eine „normale“ Wäscherei und schreibt nebenher auch manchmal ein Buch. Das „Rockige Waschbuch“ erschien im Oktober 2008 und hat seitdem nicht nur Rockfans, sondern auch einige Waschmuffel begeistern können (siehe Infokasten). Elton John, Pink, Madonna, Herbert Grönemeyer, Robbie Williams, Christina Aguilera und viele mehr, Rock am Ring, das Southside Festival in Deutschland oder Nova Rock in Österreich, die Fußballweltmeisterschaft 2006 oder auch schon mehrmals beim Hessentag, um nur ein paar Beispiele zu nennen für all diese und überall dort war Hans-Jürgen Topf wasch-aktiv. Dabei bietet er neben der normalen Wäsche der Kleidung auch einen Handtuchservice sowie die persönliche Betreuung der Künstlergarderobe an. Er kümmert sich also darum, dass alle von ihm betreuten Musiker auf der Bühne, während der ganzen Tourzeit im Bus und bei den Proben frische Textilien zur Verfügung haben. Die Idee zur mobilen Rockwäscherei hatte er 1982 und setzte sie auch sofort um. Damals arbeitete er noch als Kurier in der elterlichen Wäscherei.

„Eigentlich wollte ich Sozialarbeiter werden, half aber zwischendurch in der Wäscherei aus“, erzählt der heutige Waschexperte. Als ihn dann auf einer Wäschetour an einer roten Ampel in Ludwigshafen der Fahrer des Tourbusses von Ted Nugent nach dem Weg zur Konzerthalle fragte, er als ortskundiger Ludwigshafener Auskunft gab und dafür Freikarten bekam, ergab sich das neue Waschkonzept fast von alleine. Hans-Jürgen Topf wollte sich für das tolle Konzert revanchieren und wusch die Wäsche des Tourmanagers. Dabei merkte er, welche Marktlücke er entdeckt hatte, und meldete die Geschäftsidee der Tourwäscherei direkt zum Patent an. Seitdem gibt es die Rock’n’Roll Laundry in Ludwigshafen bzw. überall in ganz Deutschland.

Wusch der Rockfan anfangs noch gegen Freikarten, so ist er heute sehr erfolgreich und fast ununterbrochen mit seiner mobilen Wäscherei unterwegs. „Wäre ich nicht wirklich ein großer Musikliebhaber und Rockfan, hätte das alles so nicht geklappt“, erzählt Hans-Jürgen Topf. „Das schlimmste, was mir heute passieren könnnte, wäre wirklich, dass ich nicht mehr dabei sein könnte.“ Dabei sein damit meint er die Backstagebereiche der großen Bühnen und Konzerthallen. Aber auch: „Waschen im Heizungskeller oder der Behindertentoilette“. Bei manchen Einsätzen schläft er im Fünf-Sterne-Hotel, manchmal aber auch in der Jugendherberge.

Er hat bei seiner mobilen Wäschearbeit so viele Freunde gewonnen, dass für ihn der Beruf keine Arbeit mehr ist, sondern „Freude“. „Vieles ist hier ,social service‘, man kümmert sich um die Stars, um deren Wäsche und hat mit so vielen unterschiedlichen Menschen zu tun. Da steht das Geldverdienen wirklich im Hintergrund“, berichtet Töpfchen, wie er in seinem Rockbusiness genannt wird. Von seinem eigentlichen Berufswunsch, Sozialarbeiter zu werden, ist er mit dem „social service“ nicht so weit entfernt. Zum wirklichen Geldverdienen wäre der mobile Wäschejob nichts, berichtet er. „Ich bin sicherlich nicht der wirtschaftlich Erfolgreichste in der Branche, aber ich mache meine Arbeit mit Herzblut.“ Lange war es nur ein Hobby für ihn, doch seitdem er auch einen Handtuchmietservice anbietet, wird das ganze wirtschaftlich rentabler.

Dafür, dass er seinen Berufstraum ohne finanzielle Schwierigkeiten ausüben kann, sorgt die ursprüngliche Wäscherei Topf in Ludwigshafen, um die sich hauptsächlich seine Ehefrau Caroline kümmert. Sie hält damit sozusagen das Ursprungsgeschäft am Laufen und „mir den Rücken frei, wenn ich unterwegs bin“, sagt Hans-Jürgen Topf. Da er ohne den Einsatz seiner Frau in Ludwigshafen nicht ständig mit den Stars auf Tour gehen könnte und auch oft unterwegs viel Unterstützung von ihr bekommt, widmete der Star-Wäscher ihr den „RWin-Award“.

Die Wäscherei Topf in Ludwigshafen, einst unter der Leitung von Hans-Jürgen Topfs Vater, ist ein mittelständischer Betrieb, der sich hauptsächlich um die Wäsche von Gastronomie und Hotels kümmert. Zwischen einer und zwei Tonnen Wäsche werden hier täglich gewaschen. Fünf feste Mitarbeiter und zehn Aushilfen sind dort beschäftigt. „Unsere Wäscherei in Ludwigshafen ist für mich das Traditionshaus und die wirtschaftliche Grundlage“, erklärt Topf. Trotzdem seien es zwei Welten mit ganz unterschiedlichen Anforderungen anderen Kunden und anderem Stress. Durch den Familienbetrieb in der Heimat hat Hans-Jürgen Topf auch viel Betriebswirtschaftliches gelernt dies kann er auch auf Tour gebrauchen. Nur Waschen alleine reicht heute nicht mehr aus. Hans-Jürgen Topf muss auch Termine vereinbaren und koordinieren, Rechnungen schreiben sowie seine Ausgaben und Einnahmen kalkulieren. Seine Erfahrung als Wäscher hilft ihm hier weiter. „Ich habe schon mit vielen gesprochen, die dachten, es wäre so einfach mit dem mobilen Waschen. Sie sind dann aber genau an den ganzen Formalitäten gescheitert“, berichtet er.

Dass die Waschtradition der Familie Topf und natürlich auch das außergewöhnliche Waschkonzept der Rock’n’Roll Laundry fortgeführt werden, steht schon so gut wie fest. Die beiden Söhne von Caroline und Hans-Jürgen Topf werden das Geschäft voraussichtlich übernehmen. Der 21-jährige Achim ist gelernter Textilreinigermeister und sein 19-jähriger Bruder Steffen studiert Betriebswirtschaftslehre. Beide kennen die Tourwäscherei von klein auf. „Meine Söhne sind mit der Rock’n’Roll Laundry groß geworden“, erzählt Topf. Für die Zukunft bilden sie eine perfekte Arbeitsteilung. Auch heute arbeiten sie schon fleißig mit, viele Festivals versorgen sie schon heute allein mit frischer Wäsche. „Unsere Tourwäscherei ist ein reines Familybusiness“, sagt Topf. Wenn so viel zu tun ist wie in diesem Jahr, sind oft alle vier Familienmitglieder gleichzeitig im Einsatz.

An diesem unermüdlichen Wascheinsatz der Topfs sieht man, dass die Rock’n’Roll Laundry sehr gefragt ist. In diesem Jahr hat die mobile Wäscherei bereits über 150 Konzerte betreut. „Es wird jedes Jahr mehr, sogar eine Steigerung im zweistelligen Bereich können wir im Vergleich zu den Vorjahren verzeichnen“, sagt Topf. Trotzdem wird das mobile Waschen für ihn nicht zum langweiligen Alltag. „Es macht mir immer wieder großen Spaß eine richtige Leidenschaft.“ Dabei erfährt er bezüglich der Wäsche natürlich ganz persönliche Dinge über die Stars. Hier bewahrt der Promiwäscher jedoch Stillschweigen und verrät kein intimes Detail.

Die aufregendsten Ereignisse mit den Stars hat er sowohl in seinem rockigen Waschbuch als auch im Treppenaufgang seines Hauses in Ludwigshafen dokumentiert. Dort hat er viele Fotos natürlich alle mit Autogramm und oftmals mit persönlicher Widmung und Konzertkarten aufgehängt. Fan „und zwar ein ganz großer“ ist er von Herbert Grönemeyer, für ihn ist er auf Tour immer auch als persönlicher Garderobier gebucht. Dann muss er sich um alles kümmern, neben der Wäsche auch um die Ordnung in der Garderobe, die Getränke und den Bademantel. Manchmal muss er auch darauf achten, dass der Sänger nicht mit dem Handy in der Hosentasche auf die Bühne geht. „Die Begeisterung für Herbert Grönemeyer ist bei mir im Laufe der Jahre gewachsen. Umso näher ich ihn kennenlernte, umso toller fand ich ihn“, schwärmt Hans-Jürgen Topf.

Für die Zukunft plant Töpfchen seinen Waschservice zu erweitern. Er möchte zu den Festivals auch ein Waschzelt für die Besucher mitbringen, also Waschmaschinen zur SB-Wäsche, z.B. der verschwitzten T-Shirts, aufstellen. Außerdem würde er seinen Service auch gerne stärker im Sportbereich anbieten. Er war als mobiler Wäscher zwar auch bei der WM 2006 und bei einigen anderen Sportveranstaltungen dabei, der Großteil seiner Aufträge kommt jedoch aus der Musikszene manchmal sogar von weit her.

Eine Anfrage aus den USA, dort seinen Wäscheservice weiterzuführen, lehnte er jedoch dankend ab und blieb seiner Heimat treu. „Ich bin ein Pfälzer Junge. Außerdem brauche ich meinen 1. FC Kaiserslautern, da ist mir der Weg jeden Samstag von Florida hierher zu weit“, sagt er lachend und plant in Gedanken bestimmt schon den nächsten rockigen Wascheinsatz.