Vor Ort:Wäscherei Thiebes Mit dem Aufzug in die Mangel

Im 19. Jahrhundert war der Bonner Stadtteil Beuel als Wäschereiviertel bekannt. Übrig geblieben sind wenige Betriebe, einer davon ist die Wäscherei W. H. Thiebes. In historischen Wänden steht heute ein moderner Maschinenpark. Vor kurzem hat Jensen dort seine erste öl-/umlaufbetriebene Mangeltechnik in Deutschland installiert.

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    Wäscherei W. H. Thiebes
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    Sortiert wird aus Platzgründen nach dem Waschen im reinen Bereich.
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    Drei Aufgabestationen stehen zur Verfügung.
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    Der Großteilstapler faltet nach dem Reversierprinzip.
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    Werner Müller, Nicola Adam-Thiebes und Holger Gärtner (v. l. n. r.) vor der Wäscherei.

Der Bonner Stadtteil Beuel sagt jedem etwas, der sich mit Wäschereigeschichte oder aber mit dem Karneval befasst. Wer denkt, das eine habe mit dem anderen nichts zu tun, der irrt. Denn Wäscherinnen waren es einst, die am Donnerstag vor den närrischen Tagen zum ersten Mal zur Karnevalsrevolte aufriefen. Anfang des 19. Jahrhunderts hatten sich in Beuel, wahrscheinlich wegen des flachen Zugangs zum Rhein, zahlreiche Wäscher niedergelassen.

Die harte Arbeit des Waschens war die Aufgabe der Frauen, den Transport der Wäsche zu den Kunden in die Städte Köln und Bonn übernahmen die Männer. So hatten diese auch die Gelegenheit, den legendären rheinischen Karnelval mitzuerleben, während ihre Frauen zu Hause bleiben mussten. Am Donnerstag vor den närrischen Tagen, als die Männer wieder einmal in die Städte aufbrachen, legten die Wäscherinnen ihre Arbeit nieder und feierten ihren eigenen Karneval. Ein Brauch, der sich gehalten hat – heute wird die Weiberfastnacht nicht nur in Beuel begeistert gefeiert.

Betrieb mit Tradition: Die Wäscherei W. H: Thiebes

Von den zahlreichen Wäschereien der damaligen Zeit haben sich bis heute jedoch nur noch wenige gehalten. Eine davon ist die Wäscherei W. H. Thiebes. Nur ein kleines Schild deutet darauf hin, dass sich hinter dem schmucken Eisentor des am Rhein gelegenen Stadthauses eine Wäscherei verbirgt. Was auf den ersten Blick wie ein Wohnhaus wirkt, entpuppt sich als Betriebsstätte, in der täglich 10 Tonnen Wäsche von rund 30 Mitarbeitern bearbeitet werden. Weitere sieben Mitarbeiter sind als Fahrer oder im Büro tätig.

Im Oktober 2007 tritt mit Nicola Adam-Thiebes die dritte Generation die Geschäftsleitung des Familienbetriebes an. Nicola Adam-Thiebes Vater, Hans-Wilhelm Thiebes, ein gelernter Wäscher, hat sich nach langer Berufstätigkeit in den Ruhestand zurückgezogen. Seine Frau, Karin Thiebes, Dipl.-Finanzwirtin, steht der Juniorchefin noch mit Rat und Tat zur Seite. Das Erfolgskonzept von Nicola Adam-Thiebes: "Eine gute Mischung aus Altbewährtem und Innovativen." Das spiegelt sich auch in den Räumlichkeiten des Betriebes wider: moderne Anlagen in historischen Wänden. Im Laufe der Zeit ist dicht an die Wäscherei herangebaut worden. Die Räumlichkeiten können nicht mehr erweitert werden. Daher arbeitet die Wäscherei auf zwei Stockwerken, im dritten ist das Lager untergebracht.

Nach dem Trocknen fährt die Wäsche in den zweiten Stock

Sortiert wird die Wäsche nach dem Waschen. Im Vorraum, wo die Waschstraßen beladen werden, gäbe es keinen Platz um vorzusortieren. Nach dem Trocknen tritt die Wäsche ihren Weg in den zweiten Stock mit dem Aufzug an. Sollte der einmal ausfallen, gibt es in der Wäscherei Thiebes einen Plan B: Statt mit dem Aufzug gelangt die Wäsche dann mit einer Hebebühne in den zweiten Stock. "Unsere Kunden sollen sich darauf verlassen können, dass wir die bentötigte Wäsche pünktlich und ausfallsicher liefern", sagt Adam-Thiebes.

Außerdem setzen die Thiebes seit jeher auf Qualität. "Wir produzieren Qualität, nicht Masse", erklärt Adam-Thiebes. Ein Konzept, das aufgeht: Viele ihrer Kunden bedient die Wäscherei seit 40 oder 50 Jahren. Der Kundenstamm setzt sich etwa zu gleichen Teilen aus Hotellerie und Gastronomie sowie Alten- und Pflegeheimen aus dem Großraum Köln-Bonn zusammen. Aus alter Tradition heraus hat die Wäscherei Thiebes ein weiteres Tätigkeitsfeld behalten: Auch für langjährige Privatkunden wird das Waschen und Liefern der Wäsche angeboten. "Im Moment ist eine Veränderung im Gange. Immer mehr Kunden achten wieder auf die Qualität, statt in erster Linie auf den Preis", schildert Adam-Thiebes ihre Erfahrung.

Moderne Technologie im Fokus

Um die Qualität auch bei einer Produktivitätssteigerung beizubehalten, hat das Team der Wäscherei ein besonderes Augenmerk auf die Auswahl ihrer Anlagen gelegt. Als nach einer neuen Eingabe- und Falttechnik insbesondere für Kleinteile und Tischwäsche gesucht wurde, ging eine einjährige Marktanalyse voraus. "Wir sind mit schwierigen Wäschestücken zu den Anbietern gefahren und haben die Maschinen vor Ort ausprobiert", erinnert sich Adam-Thiebes.

Entschieden hat sich die Wäscherei für die Eingabemaschine Variant 2000 von Jensen-Senking mit einer Zwei-Klammer-Technik für die Bearbeitung von Tischwäsche. Vor der Anschaffung der Anlage wurden die Teile nicht wie heute komplett maschinell gefaltet, sondern maschinell längs- und per Hand quergefaltet, gestapelt und zur Expedition vorbereitet. Die Kombinations-Faltmaschine nach dem Reversierfaltprinzip Universal und der Großteilstapler Roll-off wurden der vorhandenen Mangeltechnik nachgeschaltet.

"Für die Kleinteile wurde eine automatische Zentrierung integriert", erklärt Holger Gärtner, Sales-Manager für den Verkaufsbereich Süd-West bei Jensen, der die Wäscherei Thiebes betreut. "Die Kleinteilkreuzfalt- und Stapelmaschine Napkin Bottom up erzielt jetzt einen höheren Automatisierungsgrad bei gleichbleibender Qualität zur Ausgangssituation", fügt er hinzu.

Mangeln in der Wäscherei W. H: Thiebes

Ende März diesen Jahres lieferte Jensen ergänzend eine komplette Großteilmangelstraße. Diese besteht aus der neuesten Eingabetechnik des Unternehmens, der Logic Plus und der gasbeheizten Mangeltechnik. Einges

etzt wird der Maschinentyp Jenroll EXPG 2-12/35, das heißt die Maschine hat zwei Walzen mit einem Durchmesser von 1,20 Metern und eine Arbeitsbreite von 3.500 Millimetern. Dabei wird Thermoöl mit einem in der Mangel integrierten Gasbrenner über einen Wärmetauscher erhitzt. Das heiße Öl wird dann mit einer Pumpe durch die Fließkanäle der flexiblen Mulden gepumt. "Das bedeutet, dass die Mulde nur mit dem Überdruck der Pumpe von rund 2,5 bar beaufschlagt wird und nicht der komplette Dampfdruck wie bei den klassischen Mangeln auf die Mulde einwirkt", sagt Gärtner. Das wirke sich auch auf die Lebensdauer der Maschine aus. Der Gasbrenner ist modulierbar und produziert je nach Bedarf die erforderliche Energie.

Vorteile der neuen Maschine

Ein Vorteil, den Werner Müller, der im Familienbetrieb die technische Leitung inne hat und unter anderem die Produktion koordiniert, besonders schätzt: "Die Aufheizphase ist bedeutend kürzer als bei klassischen Mangeln und bei der Bearbeitung von unterschiedlichen Textilien kann die Temperatur schnell gewechselt werden." Für die Produktion bedeute das höhere Flexibilität. Auch, weil die Anlage autark ohne Dampfkessel arbeitet.

"Außerdem kann die Mangeltemperatur bis auf 220 Grad Celsius eingestellt werden", nennt Werner Müller einen weiteren Vorteil von öl-/umlaufbeheizten Mangelmaschinen. "Dies entspricht einem notwendigen Dampfdruck von 25 Bar für herkömmliche, dampfbeheizte Systeme", ergänzt Gärtner. Energiekosten sind bei Mangeln ebenfalls ein wichtiger Punkt. Rund 50 Prozent des gesamten Energiebedarfs der Wäscheberabeitung machen Mangeln aus. "Im Gegensatz zu klassischen dampfbeheizten Anlagen lassen sich rund 30 Prozent Energie einsparen", rechnet Gärtner.

Die Eingabemaschine stellt zudem eine Ersatzmöglichkeit zur parallel betriebenen Mangelstraße dar. Nicht nur für den Aufzug gibt es einen Notfallplan, auch fast alle Anlagen, wie z.B. Dampfkessel oder Kompressoren, sind doppelt vorhanden, um die Versorgung der Kunden sicherzustellen und den selbstgesteckten Qualitätsanspruch zu erfüllen.