Ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm bot das FATEX-Seminar Anfang November. In Baden-Baden standen an zwei Tagen unter anderem Referate zur Rhetorik, zur Energiekosteneinsparung und zur Unternehmensnachfolge auf dem Programm. Außerdem verrieten Unternehmer der Branche, wie siedie betriebliche Nachfolge in der Praxis gemeistert haben.
Zwei Tage geballtes Fachwissen
„Rhetorik mit Power“ lautete der Auftaktvortrag, den Peter Kenzelmann von der Avio GmbH aus Freiburg bestritt. Der Buchautor und Trainer versuchte zunächst zu klären, was Schlagfertigkeit bedeutet: schnell reagieren, einigermaßen passend und kreativ antworten. Das lasse sich durch überraschende Assoziationen, passende Erwiderungen oder Standfestigkeit erzielen. Gute Rhetorik heißt jedoch auch, Kritik selbstbewusst anzunehmen, einen Standpunkt zu vertreten und Grenzen zu setzen. Neben der Sprache wirken dabei auch Gestik, Mimik, Blick, Stimme, Haltung und Kleidung. Beim Sprechen sollten Redner auf den Punkt kommen und ausreichend Pausen machen. Zur „Ausrüstung“ gehören außerdem Einstiegssätze und „Rettungssätze“. Werden Fangfragen gestellt, kann der Angesprochene mit einer Gegenfrage kontern: „Warum fragen Sie?“ oder „Worauf möchten Sie hinaus?“ sind gute Antworten. Dabei sollten Blicke und auch Schweigepausen ausgehalten werden. Eine weitere Technik ist es, den Fragenden um eine Wiederholung seines Anliegens zu bitten, um Zeit für die Antwort zu gewinnen. Souveränität kann außerdem dadurch ausgestrahlt werden, mit dem Gegenüber Klartext zu reden: „Jetzt werden Sie ausfallend!“ oder „Sie greifen mich persönlich an!“ sind in diesem Fall wichtige Sätze.
Ein anderer Vortrag beschäftigte sich mit neuen Gesetzen zum Thema „Fuhrpark“. Nach dem Berufskraftfahrerqualifizierungsgesetz reicht es jetzt z.B. nicht mehr aus, einen Führerschein zu haben. Neu ist auch das Berufsbild des Servicefahrers. Er ist der Ansprechpartner für Kunden, liefert Waren aus und nimmt Reklamationen entgegen. Auch Rücksendungen werden von ihm verarbeitet. Vorgestellt wurde darüber hinaus ein Fortbildungsvertrag Führerschein zwischen Betrieb und Arbeitnehmer. Zu den weiteren Referaten des ersten Tages zählten Vorträge über die Tarifverträge und Geld- und Anlagepolitik. Hier wies Maren Krogmann, Direktorin der Ascent AG in Stuttgart, vor allem auf die 2009 anstehende Abgeltungssteuer hin, die Kapitalerträge betrifft.
Die Energiekosten waren Thema des ersten Vortrags am folgenden Tag. Harald Schade und Helmut Riebesell von der Conpower GmbH München berichteten über Möglichkeiten zum günstigen Gaseinkauf und zur staatlich bezuschussten Energieberatung. Conpower bietet seinen Kunden beispielsweise an, Investitionen in Energiesparmaßnahmen zu finanzieren. Die Refinanzierung läuft dann über einen gewissen Prozentsatz der eingesparten Kosten oder über Serviceverträge. Außerdem ist es beispielsweise auch möglich, Festpreise für die Gaslieferung zu vereinbaren. Derzeit seien die Preise durch den Konjunkturabsturz sehr gut, bekräftigte Harald Schade. Helmut Riebesell beschrieb, wie sich Energiekosten optimieren lassen. Zunächst müsse dazu der Verbrauch ermittelt werden, der sich aus dem tatsächlichen Bedarf und den Verlusten zusammensetzt. Diese Verluste gilt es dann zu minimieren. Dazu sind genaue Kenntnisse über die eingesetzte Technik nötig. Eine Beratung teile sich daher in die Schritte: Ausgangslage ermitteln, energetische Analyse durchführen, Energiekonzept entwickeln und planen, Umsetzung und Projektmanagement, Erfolgskontrolle und schließlich Energiemanagement. Eine Initialberatung, die maximal zwei Tage dauern darf, wird von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit bis zu 80 Prozent gefördert. Auch Sonderfonds stehen zur Verfügung, wenn ein Betrieb Kosten und damit CO2 -Emissionen reduzieren möchte. Der zweite Themenblock drehte sich um die Nachfolge im Betrieb. Drei Firmen stellten die Modelle vor, die sie umgesetzt haben. Christian Himmelsbach, Himmelsbach Reinigung und Färberei GmbH Freiburg, machte den Anfang. Er übernahm gemeinsam mit seinem Bruder den Betrieb von seinen Eltern. Zwei weitere Brüder sind nicht im Unternehmen tätig. Um möglichst allen gerecht zu werden, trennten die Unternehmer den Immobilienbesitz – hier sind alle vier Brüder gleichberechtigt beteiligt – und die Firma. Die Altersvorsorge der Mutter wurde über ein Nießbrauchrecht und ein betriebliches Beraterhonorar gesichert. Durch die Gesellschaftsgründung konnte auch die Zahlung von Erbschaftsteuer vermieden werden.
Anders lag der Fall bei Haber Textile Dienste GmbH & Co. KG in Landstuhl. Aufgrund finanzieller Probleme wurden 2001 zwei Geschäftsführer eingestellt. 2008 haben die beiden, Ralph Rouget und Jörg Scherf, die Firmenanteile durch einen Management-Buy-out übernommen. Dies ist ein Eigentümerwechsel, bei dem das Management die Mehrheit des Kapitals von den bisherigen Eigentümern erwirbt. Dieser Weg war jedoch steinig und das Verhältnis zu den Alteigentümern sei aufgrund der Verhandlungen nach wie vor belastet, berichteten die heutigen Inhaber. Zudem standen beide vor dem Paradox, dass sie zwar das Unternehmen wieder nach oben gebracht, aber damit auch den eigenen zu bezahlenden Kaufpreis in die Höhe getrieben hatten.
Auch bei Wolfsperger Textilpflege GmbH, Emmendingen, wurde die Nachfolge individuell geregelt. Hans Wolfsperger übergab seine Anteile im Rahmen eines kombinierten Management-Buy-outs und Buy-ins (von einem Buy-in spricht man, wenn ein Unternehmen durch externes Management übernommen wird) an Peter Kern. Um eine harmonische Übergabe zu erzielen, müssten die emotionale, die steuerliche und die juristische Ebene deckungsgleich bedacht werden, ist sich der ehemalige Anteilseigner sicher.
Zum Ausklang der Vortragsreihe referierte Barbara Protzen von Wissler & Protzen aus Baden-Baden über die Berechnung des Firmenwerts eines Unternehmens. Eine Antwort auf diese Fragestellung ist beispielsweise bei Nachfolgeregelungen, bei Unternehmensverkäufen oder der Zuführung von Kapital wichtig. Der objektive Unternehmenswert kann unabhängig von der Vorstellung beider Parteien durch ein neutrales Gutachten erstellt werden. Meist kommen auf der subjektiven Ebene eine Preisobergrenze des Käufers und eine Preisuntergrenze des Verkäufers hinzu. Auch hier wird der letztendliche Preis über das Prinzip von Angebot und Nachfrage bestimmt. Zur genauen Ermittlung des Firmenwerts stehen verschiedene Methoden zur Verfügung – beispielsweise die Vergleichsmethode „was kosten die anderen?“ oder die Ertragswertmethode „wie viel Gewinn erwirtschaftet das Unternehmen in Zukunft?“. Dennoch könne die Theorie nur allgemeine Grundsätze liefern.Sandra Küchler