Es ist Wiesn-Zeit in München. Outfit zum Oktoberfest? Dirndl und Lederhosen, klar! Doch woher kommt die Tradition, Lederhosen zu tragen? Ein Einblick in die Geschichte des ledernen Bekleidungsteils, das auch in Textilreinigungen landet.
Gerade beim Oktoberfest gehören Bier und Lederhose fest zusammen. Die Geschichte der bayerischen Lederhose hat aber andere Ursprünge.
Bei der ersten „Wiesn“, der Hochzeit von Kronprinz Ludwig I. und seiner Therese am 17. Oktober 1810 erschienen Männer im Gehrock und Zylinder. Die Frauen trugen Kleider aus erlesenen Stoffen und mit einer hochangesetzten Taille im französischen Empirestil. Zur Lederhose hätte bei einem solchen festlichen Anlass sicher niemand gegriffen.
Die Lederhose gilt als Arbeitskleidung. Um 1800 kam die Hose aus Leder als solche nie zum Einsatz: Sie war zu teuer und zu unpraktisch. Das berühmte Beinkleid wurde für Großbauern und den Adel erfunden. Sie wollten sich zur Jagd bäuerlich kleiden. Der Sohn von Kronprinz Ludwig I., König Maximilian II., ritt etwa in graugrüner Jacke und Lederhose zur Jagd.
Lederhosenträger der Kirche verwiesen
Im Laufe des 19. Jahrhunderts verdrängte Loden das Leder. Das bedauerte der Lehrer Josef Vogel. Um das Verschwinden der Lederhose zu stoppen, gründete er 1883 den ersten bayrischen Trachtenverein. Der Vorstoß eckte an: Sein Verein wurde ausgelacht und Lederhosenträger der Kirche verwiesen. Empört schrieb er an seinen König. Und so bekam die Lederhose einen berühmten Fürsprecher: König Ludwig II.
Der Enkel von Kronprinz Ludwig I. baute nicht nur Schloss Neuschwanstein, er wollte die Bevölkerung mithilfe der Tracht vereinen. Also beauftragte er die Staatsregierung, Trachtenvereine im ganzen Land zu etablieren. Mit Erfolg.
Heute gilt die Lederhose als Symbol bayerischer Tradition. Die Verbindung zum Oktoberfest stellte 1972 das Stadtmarketing her. Sie suchte für Olympia eindeutige Symbole, um München zu bewerben. Ihren tatsächlichen Einzug aufs Oktoberfest schaffte die Lederhose allerdings erst 20 Jahre später. Zu der Zeit besannen sich junge Menschen auf das Lokale – und schlüpften statt in Anzug und Krawatte in Lederhosen.
Der Trend griff um sich: Mitte der 90er zapfte erstmals ein amtierender Bürgermeister, Christian Ude, in der Lederhose das erste Fass an. Und spätestens seit der Fußballweltmeisterschaft 2006 entwickelte sich der Hype zum Massenphänomen.