Handwerk im Laufe der Zeit Druck, Wärme, Dampf – die Essenz des Bügelns

Das Bügeln könnte neuen Aufschwung bekommen: Die bei vielen unbeliebte Tätigkeit wird inzwischen sogar in einer Schule gelehrt. Anlass genug das Jahrtausende alte Handwerk einmal näher zu beleuchten.

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Der namensgebende Bügel sticht bei alten Bügeleisen unschwer hervor. - © O.PASH – stock.adobe.com

Der Blick auf die Geschichte des Bügelns zeigt, dass man zu Beginn Druck und damit das Gewicht des Eisens zum Glätten benötigte, später rückten dann Wärme und Feuchtigkeit mehr in den Fokus. Wer kann heute eigentlich noch bügeln?

Das Handwerk, das einst zum Standardrepertoire junger Menschen gehörte, gerät mehr und mehr in Vergessenheit. Was im privaten Bereich nicht weniger ins Gewicht fällt, spüren Textilreiniger verstärkt: Auszubildende oder Quereinsteiger halten das heiße Eisen oftmals zum ersten Mal beruflich in den Händen. Abhilfe kommt nun aus einer unverhofften Ecke: aus einer Schule. Ganz konkret aus einer Taunusschule in Bad Camberg.

Die kooperative Gesamtschule mit gymnasialer Oberschule bietet das Fach "Fit for Life". Das Wahlpflichtfach, das in der neunten und zehnten Jahrgangsstufe belegt werden kann, hat neben Steuererklärungen oder Finanzplanung Haushaltsaufgaben im Programm. Ein zentraler Bestandteil davon: Wäsche waschen und pflegen. Die Jugendlichen lernen, Textilien richtig zu sortieren, Wäscheetiketten zu lesen – und zu bügeln.

Bügeln vor 2000 Jahren

Für Schüler mag das Bügeln neu sein, in der Geschichte der Menschheit ist es das nicht. Wer als erstes zum Glätteisen griff, lässt sich heute jedoch nicht mehr mit Sicherheit sagen. Funde deuten aber darauf hin, dass bereits vor 2000 Jahren Textilien geglättet wurden. So zum Beispiel im alten Rom.

Die Walker, wie die Fachleute für Textilveredelung damals bezeichnet wurden, legten Tücher zwischen zwei Bretter und pressten sie mit Schraubspindeln zusammen. Darstellungen dieser Holzpressen bzw. des Walkens finden sich an Wandzeichnungen in Pompeji.

Auch in Nordeuropa fanden Archäologen Hinweise aufs Bügeln. Wie die Römer nutzten die Wikinger Kraft. Sie verwendeten Mangelhölzer oder -rollen. Wie die Wikinger diese Gegenstände bezeichneten, weiß man heute nicht mehr. Der Begriff Mangel stammt jedenfalls vom mittelalterlichen Wort "Mange" ab und bezeichnete eine Steinschleudermaschine. Da Walzen von Glättepressen früher mit Steinen beschwert wurden, bürgerte sich der Name Mangel ein. Nach der Wikingerzeit (793–1066) fanden sich erst 1791 erneut Hinweise auf Mangeln. Und zwar eine Vorrichtung aus Rollen und einem bewegbaren Kasten, die ein Brite entwickelte, der im Patent nur Hughes genannt wird.

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Der Bügelkörper nimmt einen heißen Bolzen auf. - © vokativ – stock.adobe.com

Die Anfänge: Mit Hitze bügeln

Aber zurück zu den Anfängen: Im Gegensatz zu Europa bügelten die Menschen in China schon um 290 n. Chr. mit Hitze. Die Bügeleisen, die in verschiedenen Grabstätten gefunden wurden, ähnelten eher einem Topf mit Stiel. In das aus Kupfer oder Eisen gefertigte Gefäß füllte man glühende Kohlen. Das Prinzip ähnelt den Vorläufern des Bügeleisens, die man heute kennt. Die ersten Exemplare in Europa hingegen ließen lange auf sich warten.

Erst als sich im 13. Jahrhundert das Schneiderhandwerk und seine Zünfte ausbreiteten, finden sich Hinweise auf "Bügeleisen", besser gesagt auf Steine und Platten. An die im Feuer erhitzten Platten erinnert heute nur noch das davon abgeleitete Wort "Plätten". Da die im Feuer erhitzten Gegenstände die Textilien verschmutzten, veränderte sich die Technik und Bügelkörper wurden – wie in China – ausgehöhlt und mit heißen Steinen oder glühenden Kohlen befüllt.

Die Geschichte des Bügelns: Vor 200 Jahren

Wie schon beim Handwerk an sich lässt sich rückblickend schwer festmachen, wann und wo sich das Bügeleisen fortentwickelte. Namentlich bekannt sind aber einige technische Neuheiten. Eine davon ist die erste Plissiermaschine, für die John Turner aus Birmingham 1824 sein Patent anmeldete. Plissees und Rüschen bearbeite man bis dahin mit einem Bolzeisen. Neu an der Plissiermaschine war, dass der im Feuer erwärmte Bolzen in ein mit Handgriff bestücktes Gerät geschoben wurde. Bis in die 1920er Jahre nutzten Textilreiniger die Technik. Wie auch beim Waschen und Reinigen an sich folgte eine Erfindung der nächsten: Spiritus kam beispielsweise nicht nur beim Reinigen zum Einsatz.

Die 1856 entwickelten, mit Spiritus betriebenen Bügeleisen gab es bis in die 1940er Jahre. Die Hitze entwickelte sich beim Verbrennen des Mittels im Bügelkörper. Aufgrund ihres geringen Gewichts galten sie als beliebte Reisebügeleisen. Ob Flacheisen oder Blockeisen – die Geräte, die zwischen dem 15. bis 19. Jahrhundert auf den Markt kamen, wogen meist schwer und hatten eine Gemeinsamkeit: den festen Griff. 1871 stellte die heute nur als Mrs. Pott überlieferte Amerikanerin das erste Satzbügeleisen vor: ein Bügeleisen mit abnehmbarem Griff. So ließ sich das Eisen ohne Bügel im Feuer erhitzen. Dadurch konnten Textilreiniger problemlos mehrere Eisen ins Feuer legen – oder anders gesagt effizienter arbeiten. Satzbügeleisen blieben lange Zeit im Handel – selbst als es bereits elektrische Geräte gab.

Bügeln: Gas vs. Strom

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Mit Gas betriebenes Bügeleisen. - © Digitalpress – stock.adobe.com

Die Ära des elektrischen Bügeleisens läutete Carl Zipernowsky 1890 ein. Der Professor der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Budapest meldete das erste Patent für ein elektrisches Bügeleisen ein – und zwar zu einer Zeit, in der die Gaslaterne und die elektrische Lampe auf den Markt drängten. Wie bei der Straßenbeleuchtung konkurrierten Energieversorger um Haushalte und Unternehmen.

Anfangs dominierte Gas und mit ihm das Gasbügeleisen. Zunächst stand das entweder auf einem Spezialgestell oder wurde im Ofen durch eine Gasflamme erhitzt. Bei späteren Ausführungen, die rund um die 1920er die Hochphase ihrer gewerblichen Nutzung erreichten, führte ein Schlauch das Gas direkt in einen Brenner im Inneren des Bügelkörpers. Das funktionierte ähnlich wie bei den Spirituseisen. Das Gaseisen hatte Nachteile: Es roch unangenehm und der Gasschlauch wurde beim Bügeln stark beansprucht. Das erhöhte die Angst vor Explosionen.

Zwei Jahre nach Zipernowskys Patent entwickelte der Österreicher Friedrich W. Schindler ein Gerät mit Widerstandsheizung. Seine Technologie setzte sich zwar später durch, hatte anfangs jedoch zwei Schwierigkeiten. Im Gegensatz zum Gasbügeleisen wurde es nicht heiß genug und es war teuer: Gas war billiger als Strom. Das erste Problem, die geringe Hitze, lag bei der Isolierung. Erst 1912 gelang es der Firma Hellberger aus München, die Drahtschlaufen so zu installieren, dass die Sohlen der Bügeleisen heiß genug wurden, um eine Zigarette daran zu entzünden.

Der hohe Strompreis blieb. Das elektrische Bügeln galt daher als Luxus. Das änderten die Stromlieferanten und führten einen "Plätt-Tarif" ein. Der eigens installierte Zähler erfasste nur den Bügelstrom – und das elektrische Eisen verdrängte sein Pendant mit Gasantrieb. Die Erfindung des Bimetallreglers 1923 besiegelte den Triumphzug: Beim Elektroeisen konnte fortan die Temperatur geregelt werden. Sprich, verschiedene Textilien schonender geglättet werden.

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So sah die Tuchpresse im alten Rom nach Funden in Pompeji aus. - © Hohenstein

Zum Strom kommt Dampf

Zeitgleich drängte eine weitere Neuheit 1909 auf den Markt: das Dampfbügeleisen. Das ebenfalls elektrisch beheizte Gerät erzeugt Dampf, der durch Löcher in der Bügelsohle auf die Textilien gesprüht werden kann. Die Erfindung wird im Allgemeinen den Augsburgern Johann Georg Müller und Hans Elsässer zugeschrieben. Tatsächlich gab es einen Vorläufer aus dem Jahr 1899 aus Oberschlesien von Franz Bainka. Dessen Erfindung lief mit beheiztem Dampf aus einem Dampferzeuger. Das Dampfbügeleisen begann seinen Siegeszug in Textilpflegebetrieben.

In deutschen Haushalten dominiert laut einer aktuellen Umfrage von Statistka ein anderes Gerät: das Trockenbügeleisen. Mit moderner Technik und dem richtigen Know-how zum Faltenglätten können Textilreiniger also bis heute bei Kunden punkten. Nicht zuletzt, da Umfragen aus dem Jahr 2017 ergaben, dass 67 Prozent gerne gebügelte Wäsche tragen, aber 37 Prozent der befragten Männer überhaupt nicht bügeln. Das führt zurück nach Bad Camberg: Das Fach, in dem Schüler bügeln lernen, schätzen die Jugendlichen laut Schule, weil sie wichtige Fertigkeiten fürs spätere Leben gewinnen – wer weiß, vielleicht sogar für den Beruf als Textilreiniger.


Quellen:

  • Hasenclever/Naumann: Textilpflege: Handbuch für das Textilreinigungsgewerbe
  • Hohenstein Laboratories: Chronologisches Lexikon der europäischen Textilgeschichte