Textilmuseum St.Gallen Ausstellung: "Textilien im Fluss"

Das Textilmuseum St.Gallen zeigt aktuell die Ausstellung „Circle of Water. Textilien im Fluss“. Zu sehen ist ein Einblick in die Welt der Bade- und Outdoormode unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Das Museum will dazu beitragen, das Bewusstsein für nachhaltige Mode zu schärfen und die Besucher:innen dazu anregen, den Kreislauf des Wassers in der textilen Welt mit allen Sinnen zu erkunden.

Videoinstallation „Ende der Poesie“ von Herbert Weber in der Ausstellung: "Textilien im Fluss". - © Textilmuseum St.Gallen, Michael Rast


Die Ausstellung "Circle of Water. Textilien im Fluss" läuft bis einschließlich 21. April 2025 im Textilmuseum St. Gallen.

„You should never take more than you give“ - eine Liedzeile aus dem Song „Circle of Life“, komponiert von Elton John für den Film „Lion King“ ist das Leitthema der Ausstellung. In Anklang an den Songtext, dessen Titel als Inspiration für die Ausstellung dient, thematisiert die neue Schau des Textilmuseums Problematiken und Lösungsansätze, wie der durch die Textilindustrie verursachten Wasserverschmutzung und -knappheit begegnet werden kann.

Nachhaltigkeit und Wasser: Das zeigt die Ausstellung: "Textilien im Fluss"

Nachhaltige Mode bedeutet ökologisch, sozial, kulturell und ökonomisch fair zu produzieren. Die globale Textilindustrie verursacht Wasserverschmutzung und Wasserknappheit. Bei der Verarbeitung der Rohstoffe und beim Färben der Fasern wird Wasser verunreinigt. Beim Waschen löst sich Mikroplastik aus den Kunstfasern und verunreinigt die Meere. Die Überproduktion führt zu Textilmülldeponien im globalen Süden, die das Grundwasser verseuchen.

Gerade die Mode, die uns vor Nässe schützt oder die Freude am Wasser ermöglicht, ist paradoxerweise besonders wasserschädlich. Grund dafür sind die hohen funktionalen Anforderungen: Bademode soll elastisch sein und sich nicht mit Wasser vollsaugen, damit sie ihre Form behält und schnell trocknet. Outdoormode hingegen soll wasserdicht und gleichzeitig atmungsaktiv sein.

In den letzten Jahrzehnten enthielten wasserabweisende Textilien das schädliche Polyfluorcarbon (PFC). Seit einem halben Jahrhundert setzt die Industrie auch auf Kunstfasern, weil sie für Funktionskleidung ideal erscheinen. Ihre Eigenschaften mögen für einen Bikini oder eine Kletterjacke von Vorteil sein, sie begünstigen aber leider auch das „Microfiber Shedding“. Dies bedeutet, dass sich Kunststoffpartikel aus synthetischer Kleidung lösen,in den Wasserkreislauf gelangen und die Umwelt belasten.

Kreislaufwirtschaft: Lebenszyklus von Kleidung verlängern

Ausstellungsansicht von “Circle of Water. Textilien im Fluss“ - © St.Gallen, Michael Rast

Vor dem Hintergrund der Wasserverschmutzung und Wasserknappheit ist es notwendig, Strukturen der Linearwirtschaft, die nach dem Schema „Produzieren - Kaufen – Wegwerfen“ funktioniert, aufzubrechen und auf ein „enkeltaugliches“ Wirtschaften auszurichten. Anzustreben ist das Modell der Kreislaufwirtschaft: In diesem geschlossenen System wird alles, was produziert wird, so lange wie möglich genutzt, um es dann möglichst vollständig wiederzuverwenden und zu recyceln. Es geht darum, den Lebenszyklus von Kleidung zu verlängern und Textilien aus recycelten oder regenerativen Materialien herzustellen, damit sie wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden können.

In Zusammenarbeit mit dem Circular Lab, angesiedelt an der Universität St.Gallen, sowie Schweizer Textilfirmen präsentiert das Textilmuseum Materialien und Techniken, die zeigen, wie Mode nachhaltig, umwelt- und wasserfreundlich sein kann. Ausgestellt sind Kleidungsstücke und Accessoires, die speziell für Wasseraktivitäten designt wurden, wie zum Beispiel Bikinis und Skianzüge aus PET-Flaschen und biologisch abbaubare Regenjacken. 

Die sogenannten R-Strategien (ReCycle, RePurpose, RePair, ReUse, ReDuce, ReThink, ReFuse) sind eine Möglichkeit, wie Ressourcenverschwendung in Zukunft reduziert werden kann. Die ausgestellten Badeanzüge, Winterjacken und Schwimmhilfen nehmen Bezug auf die R-Strategien, sodass Besucher:innen die praktische Anwendung theoretischer Ansätze erfahren und anhand aktueller Mode eine Verbindung zu ihrem Alltag herstellen können.

Mit der Ausstellung "Textilien im Fluss" will das Textilmuseum dazu beitragen, das Bewusstsein für nachhaltige Mode zu schärfen und die Besucher:innen dazu anregen, den Kreislauf des Wassers in der textilen Welt zu erkunden. - © Textilmuseum St.Gallen, Michael Rast

Wasser im Kreislauf: Vom Tropfen bis zum Meer

Der Wasserkreislauf ist weltumspannend. Wasser aus dem globalen Süden wird früher oder später in unseren Süßwasserreserven landen - und umgekehrt. Dieser abstrakte Wirkungszusammenhang wird von drei künstlerischen Positionen untermalt. Die Ausstellung beginnt mit dem Werk «Ende der Poesie» von Herbert Weber. Es zeigt Ansichten der Meere, deren Wasser zu Tropfen verdampfen. Diese bilden Wolken, die über den Himmel ziehen, über Land abregnen und sich dort in Flüssen sammeln. Das Meer ist ein Sehnsuchtsort, es strahlt Ruhe, Erhabenheit und Schönheit aus.

Gleichzeitig ist das Meer verschmutzt, der „Great Pacific Garbage Patch“ ist dreimal so groß wie Frankreich. In seiner Video- und Fotoinstallation zeigt Herbert Weber eindrücklich, wie der Wassertropfen in unterschiedlichen Formen als Träger einer Geschichte die Welt zusammenbringt.

Die Künstlerin Miriam Ferstl nimmt in ihrer textilen Installation „Glitter and Tears“, die das Treppenhaus und den ersten Stock schmücken, fließende Gewässer in den fotografischen Blick. Auf dem Weg von ihrem Wohnort im Bayerischen Wald nach St.Gallen fotografierte sie Wasser durch mundgeblasene Glasobjekte, die dem Wassertropfen nachempfunden sind, und formte daraus Wasserwesen. Die Arbeit zeigt die Qualität und Schönheit des Wassers und die Essenz der Ausstellung auf: das Fließende, Wechselnde und sich stets Verändernde und aus dem Wasser neu Entstehende.

Im Zentrum der Ausstellung hängt die Arbeit von Claudia Vogel. Wie ein Tropfen, der ins Wasser fällt und sich konzentrisch ausbreitet, dehnt sich der Regenduft von Petrichor im Raum aus. „Stilla odorata“ entspringt einer unerschöpflichen Quelle, zeigt uns die Unendlichkeit der Ideen.

Zur Ausstellung gehört auch ein Rahmenprogramm mit Vorträgen und Workshops von Expert:innen, die ihr Wissen über nachhaltige Mode und Kreislaufwirtschaft teilen.