Kulturtipp Textilmuseum: Fast Fashion und die Folgen

Noch bis zum 31. Oktober 2023 können Besucher des Textilmuseums in Mindelheim die Sonderausstellung "Billig ist zu teuer – Fast Fashion und die Folgen" besuchen. Was es dort alles zu erfahren gibt.

Textilmuseum Mindelheim
Der Begriff "Fast Fashion" beschreibt eine in den 1990er Jahren entstandene Entwicklung in der Modeindustrie. Dabei wird massenhaft produzierte Kleidung innerhalb kürzester Zeit zu Dumpingpreisen auf den Markt gebracht. - © Isabell Peter

Der Begriff "Fast Fashion" beschreibt eine in den 1990er Jahren entstandene Entwicklung in der Modeindustrie. Kennzeichnend für die superschnelle Mode sind einerseits die niedrigen Preise, die dazu verführen, immer häufiger mehr Kleidung zu konsumieren. Andererseits führt der unfassbar schnelle Kollektionswechsel dazu, dass die Menschen ständig dem tagesaktuellen Modetrend hinterherrennen. Doch die Produktion von "Fast Fashion" geht mit irreversibler Umweltverschmutzung und großer Ressourcenverschwendung in den Produktionsländern einher.

Die Sonderausstellung "Billig ist zu teuer – Fast Fashion und die Folgen" im Textilmuseum Mindelheim (Unterallgäu, Bayern) zeigt mit ihren Ausstellungsstücken die Möglichkeiten des Gegentrends der "Slow Fashion" auf. Die "langsame Mode" steht für eine Entschleunigung der Textilbranche und für einen Bewusstseinswandel hin zu einer ethisch vertretbaren Mode. Anstatt Kleidung als kurzlebige Wegwerfware zu betrachten, sollen vorhandene Textilien so genutzt werden, dass sich ihre Lebensdauer deutlich erhöht. "Slow Fashion", Rückbesinnung auf die Wertschätzung von Textilien wie in früheren Zeiten, knüpft an die alten handwerklichen Techniken des Reparierens und Flickens an.

Flicken und Reparieren ist "in"

Flicken und Reparieren ist wieder "in", heißt nun jedoch "Mending" und wird nicht im Handarbeitsunterricht gelehrt, sondern im Internet-Tutorial zur Nachahmung dargeboten. Auch die verwendeten Techniken sind keine Neuen: Traditionelles japanisches Boro und Sashiko beispielsweise machen in abgewandelter Form aus der zerschlissenen Jeanshose ein modernes Lifestyle-Produkt.

Textilmuseum Mindelheim Sonderausstellung über alte Textilien.
Textilrecycling ist kein neuer Trend. - © Isabell Peter

Die Ausstellung stellt unter anderem die alten Handarbeitstechniken den zeitgenössischen Verwendungsarten gegenüber und veranschaulicht, dass der Trend der "Slow Fashion" zugleich ein Rückgriff auf Altbekanntes ist. In den Ausstellungsräumen finden Besucher umgeschneiderte, also "upgecycelte" Kleidungsstücke und Mode, die mit traditionellen Handwerkstechniken hergestellt oder repariert wurden. Auch alte Kleider aus dem 20. Jahrhundert, die von ihren Besitzern über viele Jahre hinweg gepflegt und geflickt wurden, hängen aus.

Textilrecycling: Downcycling zu Putzlappen

Zusätzlich zur Sonderausstellung gab und gibt es einige Vorträge zu Themen wie Ressourcenverschwendung, FairTrade, Textilrecycling und Umweltverschmutzung durch Waschen. Im Vortrag "Textilrecycling" erklärte Johannes Müller, Managing Director bei Aktion Hoffnung, dass nur weniger als ein Prozent der weltweit gesammelten Textilien wieder zu neuen Kleidungsstücken recycelt werden können. 80 Prozent aller Textilien würden gar nicht recycelt. Der Rest werde immerhin zu Putzlappen und Dämmmaterial "downgecycelt".

Letztendlich sind die "Slow Fashion"-Projekte, die im Rahmen der Sonderausstellung präsentiert werden, also nicht die kurzfristige Lösung für die über Jahrzehnte entstandene Problematik. Vielmehr sollen die schöpferischen Textilarbeiten Ideen für mögliche Lösungsansätze geben.

Tipp: Vortrag "Saubere Wäsche - Schmutzige Umwelt?"

Am 18. Oktober 2023 haben Besucher der Ausstellung übrigens noch die Möglichkeit, ihren Besuch mit dem Vortrag "Saubere Wäsche – Schmutzige Umwelt?" von Ursula Bronner zu verknüpfen, der thematisch auch für Textilreiniger interessant sein könnte.