Textiles Projekt Kreislaufwirtschaft: Recyclingfähige Dienstkleidung

Zum Global Recycling Day starteten sie ein österreichweites Pilotprojekt: Austrian Airlines, CAT, ÖBB, Post, SALESIANER & Wiener Linien sparen über 50 Tonnen Textilmüll. So soll die Textilrevolution in Österreich aussehen.

6 Unternehmen setzen mit ihrem Schulterschluss bei textiler Kreislaufwirtschaft ein starkes Zeichen (v.l.): CAT, Austrian Airlines, ÖBB, SALESIANER, Post, Wiener Linien.
6 Unternehmen setzen mit ihrem Schulterschluss bei textiler Kreislaufwirtschaft ein starkes Zeichen (v.l.): CAT, Austrian Airlines, ÖBB, SALESIANER, Post, Wiener Linien. - © ÖBB / Lukas Leonte

Rund 31.500 Mitarbeiter:innen von Austrian Airlines, City Airport Train (CAT), ÖBB, Post und Wiener Linien tragen in ihrer täglichen Arbeit recyclingfähige Dienstkleidung. Darüber hinaus stattet SALESIANER jeden Tag tausende Personen mit Miet-Berufskleidung aus.

In einem gemeinsamen Pilotprojekt geben die sechs Unternehmen diesen Uniformen jetzt nach ihrer Nutzung ein zweites Leben und führen sie einem innovativen Recyclingprozess zu. So sollen bereits in dieser Pilotphase jedes Jahr rund 50 Tonnen Textilmüll vermieden werden - das entspricht in etwa dem Gewicht von 170.000 Hemden.

Gleichzeitig soll das Projekt als Vorbild dienen und weitere Unternehmen dazu ermutigen, sich der nachhaltigen Wiederverwertung von Dienstkleidung anzuschließen.

Schulterschluss im Sinne der Nachhaltigkeit

Die Textilbranche gehört aufgrund ihres enormen Ressourcenverbrauchs und eines bislang unzureichend entwickelten Recyclingsystems zu den größten Umweltverschmutzern weltweit. Allein in Österreich fallen jedes Jahr pro Person rund 27 Kilogramm Textilmüll an, insgesamt etwa 230.000 Tonnen. Umgerechnet sind das ca. 1,2 Milliarden T-Shirts. Nur knapp ein Fünftel davon wird aktuell laut Umweltbundesamt recycelt oder einem Kreislaufwirtschaftsprozess zugeführt. Der überwiegende Teil wird thermisch verwertet, also verbrannt.

Umso wichtiger ist es, die Kräfte in Österreich zu bündeln, um Textilrecycling effektiv und wirtschaftlich gestalten zu können. Bereits seit 2023 arbeiten Austrian Airlines, ÖBB, Post und Wiener Linien auf Initiative der ÖBB diesbezüglich zusammen. Einerseits um sich zu vernetzen, aber auch um die von den recyclierenden Unternehmen benötigten Textilmengen aufzubringen, die ein Recycling überhaupt erst möglich machen. Einen großen Beitrag dazu leistet mit SALESIANER außerdem Österreichs größtes Miettextil-Unternehmen; CAT komplettiert die Kooperation im Zuge dieses österreichweit einzigartigen Projekts.

Zweites Leben für 1er-Panier

Im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft starten die sechs Unternehmen - passend zum Global Recycling Day am 18. März - ein gemeinsames Rückgabesystem für gebrauchte Dienstkleidung unter dem Motto “Zweites Leben für 1er-Panier" (“Einserpanier” oder “1er Panier” bezeichnet im Wienerischen und in Teilen Niederösterreichs besonders schicke Kleidung.).

Die von den Unternehmen jeweils gesammelten Uniformen und Alttextilien werden dafür an einem Standort in Niederösterreich zusammengetragen. Dort findet eine manuelle Sortierung in Güteklassen nach Faserart und Verarbeitungsform statt. Die verwertbaren Materialien werden anschließend umweltfreundlich mit der Bahn zu den Recyclingstandorten nach Deutschland und Portugal geliefert. Dort kümmern sich spezialisierte Partnerunternehmen um die mechanische Faserrückgewinnung und die Weiterverarbeitung zu neuen Garnen oder beispielsweise Füllmaterial.

Textilrevolution in Österreich

Das gemeinsame Vorgehen der sechs Unternehmen hilft nicht nur, Ressourcen zu sparen, sondern unterstützt gleichzeitig den Auf- und Ausbau der heimischen Recyclingindustrie. Als Partnerunternehmen für die Sammlung und Wiederaufbereitung der Dienstkleidungen wurde der Full-Service Dienstleister TURNS beauftragt, der den Prozess von der Sortierung nach TURNS Recyclingkriterien bis hin zur mechanischen Faserrückgewinnung bei den ausgewählten Recyclingpartner:innen koordiniert.

Als Vorreiter im Bereich des Textil-zu-Textil Recyclings ermöglicht der sogenannte TURNS faserkreislauf eine so hochwertige mechanische Faserrückgewinnung, dass ein Großteil der recycelten Fasern wieder als Garne für neue Textilien verwendet werden kann. Ein kleiner Teil der entstehenden Fasern wird für Vliese oder Füllmaterial verwendet.

Lesetipp: Interview mit Co-Gründerin von TURNS

R+WTextilservice sprach bereits im vergangenen Jahr mit Katja Wagner, der Co-Gründerin des bayerischen Recycling-Start-ups TURNS. Das Interview lesen Sie hier: "Altkleider sind kein Müll!"

Die Unternehmensberatung EY denkstatt übernimmt im Pilotprojekt eine zentrale Rolle als unabhängiger Nachhaltigkeitsberater und Koordinator. Ihre Aufgaben reichen von der Datenerhebung und Markterkundung bis hin zur Entwicklung eines Sammel- und Verwertungskonzeptes sowie der Begleitung der Umsetzungsphase. Zudem übernimmt EY denkstatt die Messung der Umweltauswirkungen.

Thomas Krautschneider, geschäftsführender Gesellschafter der SALESIANER Gruppe: "Together we Care ist für uns kein leerer Slogan. Sondern das Leitprinzip, nach dem wir handeln. Für unsere Kunden, unsere Mitarbeiter:innen und in diesem Projekt auch für unsere Umwelt. Denn als textiler Vollversorger mit rund 600 Tonnen täglich gewaschener Wäsche und einem Textileinkauf von über 3.000 Tonnen im Jahr wissen wir um unsere ökologische und gesellschaftliche Verantwortung auch wenn es um die End-of-Life Verwertung geht. Daher freuen wir uns, gemeinsam mit führenden Unternehmen in Österreich unsere Kräfte zu bündeln und gemeinsam echte Wirkung zu erzielen."