Interview mit Alexander Kohl Bester des Textilreiniger-Nachwuchses: „Unsere Branche ist sehr umfangreich“

Alexander Kohl ist Gewinner der „Deutschen Textilreiniger-Meisterschaft 2024“ – aber vielmehr noch ist er Teil der Zukunft einer ganzen Branche. Was ihn zum Beruf des Textilreinigers geführt hat? Wie er über die Branche denkt? Welche Änderungen er gerne sehen würde? – R+W Textilservice hat mit ihm gesprochen.

Nachwuchs Textilreiniger Alexander Kohl
Der Oldenburger Textilreiniger Alexander Kohl würde eines Tages gerne sein eigenes Unternehmen leiten. - © Alexander Kohl
Herr Kohl, Mitte Oktober 2024 haben Sie bei der Deutschen Textilreiniger-Meisterschaft den ersten Platz belegt. Glückwunsch dazu! Wie kamen sie denn zur Berufswahl „Textilreiniger“?

Alexander Kohl: Eigentlich hatte ich mich für die Ausbildungsberufe „Koch und Pflegefachmann“ beworben. Aber die Ausbildungsberufe hatten mir im Endeffekt nicht gefallen und angenommen wurde ich sowieso nicht. Dann habe ich eine Webseite besucht, wo Aus­bildungsberufe von A – Z gelistet waren. Beim genaueren Gucken habe ich unter „T“, Textilreiniger gefunden und dachte mir: „Hm… ich mag es über alles, Wäsche zu waschen.“ Nach weiterer Recherche habe ich mich für den Ausbildungsberuf entschieden – mit Erfolg!

Nun wissen wir noch gar nicht, wo Sie eigentlich angestellt sind. Könnten Sie uns Ihren Ausbildungsbetrieb kurz skizzieren?

Zum jetzigen Zeitpunkt (2024) bin ich bei der Firma „cms perfect clean GmbH“ (Oldenburg) angestellt. Meine Ausbildung habe ich bei der Firma ­„Wäscherei Schwarting GmbH“ (Oldenburg) absolviert, zu der ich ab Februar 2025 auch wieder zurückkehren werde. Die Wäscherei Schwarting hat ein diverses Leistungsangebot. Von Gastro-, Privat-,
bis Altersheim-Wäsche ist alles dabei. Sie verfügt über eine Waschstraße und neun Waschschleudermaschinen. Auch beim Finishbereich ist vieles dabei. Aber wer mehr wissen möchte, kann das selbst besichtigen gehen.

Welchen Aspekt Ihrer Arbeit würden Sie als besonders spannend bewerten und warum?

Einfach nur den Ablauf vom Reinigen und Waschen. Diesen Prozess zu beob­achten und genau zu wissen wie es abläuft, ist einfach nur klasse.

Die meisten Menschen haben eine eher begrenzte Vorstellung der Branche. Wie würden Sie die Textilreiniger-Branche beschreiben?

Unsere Branche ist sehr umfangreich! Von beeindruckender Technik bis zu handwerklichen Fähigkeiten, wie Detachieren und Chemikalien ist alles dabei. Die Zukunft unserer Branche neigt sich aber der Automatisierung zu. Einerseits ist es mitarbeitertechnisch ganz gut, aber die Finishqualität leidet meiner Meinung nach darunter.

Nachwuchs Textilreiniger Alexander Kohl
Alexander Kohl ist Erstplatzierter bei der „Deutschen Textilreiniger-Meisterschaft 2024“ geworden. Neben einem Gutschein für den DTV-Meisterkurs, erwartet ihn eine Ehrung auf dem Jahreskongress des Deutschen Textilreiniger Verbands. - © Alexander Kohl
Ausbildungsberufe haben es immer schwerer Nachwuchs zu finden, auch der Beruf des Textilreinigers genießt nicht unbedingt ein hohes Maß an öffentlichem Interesse. Wie könnte man diesen Beruf, aus Ihrer Sicht, für jüngere Leute attraktiver gestalten bzw. präsentieren?

Wir müssen die Arbeitsagentur da­­­­rauf aufmerksam machen, dass der Beruf existiert. Die ­Ausbildungsbetriebe müssen sich mehr kümmern. Social­-Media-technisch müssen sie mehr auf TikTok und Instagram dafür werben, wie viel Spaß das macht und was man in diesem Beruf für umfangreiche Aufgaben hat.

Welchen Herausforderungen stehen ­Textildienstleister aus Ihrer Sicht aktuell gegenüber?

Die Kunden kommen meistens nur bei ganz besonderen Flecken. Und da die Textilien immer pflegeleichter werden, sinkt auch die Nachfrage nach Textilreinigungen. Die aktuelle Lage mit den Gas-, Strom- und Wasserkosten machen die Sache auch nicht gerade leichter.

Die Meinung des Nachwuchses ist der Branche natürlich wichtig. Man will sich schließlich weiterentwickeln, um auch in Zukunft als attraktiver Markt für Auszubildende zu gelten. Gibt es etwas, dass Sie aktuell an der Branche stört? Bzw. was würden Sie ändern, wenn man Ihnen die Möglichkeit dazu bieten würde?

Ich finde, dass eventuell die ­Wasch- und Detachiermittel noch verbessert ­werden könnten. Mal sehen, was Seitz, Büfa, Kreussler und Co. noch in der ­Zukunft bringen! Maschinentechnik hat ja Miele Professional meiner Ansicht nach perfektioniert, ich würde aber gerne in der Zukunft eine Miele Waschstraße oder Reinigungsmaschine sehen.

Die „Deutsche Textilreiniger-Meisterschaft“ wurde viele Jahrzehnte als Bundesleistungswettbewerb durchgeführt. Es gab u. a. Aufgaben in den Bereichen Detachieren, Bügeln und Mangeln. Was war denn bei der Meisterschaft die ­größte Hürde?

Das Titrieren fand ich am schwersten, da wir das gar nicht so im Detail durchgenommen haben. Überraschenderweise auch die Waschpläne. Die waren eigentlich mein Lieblings-Thema. Aber wieder das gleiche Problem: wir haben sie nicht so intensiv behandelt!

Wie fanden Sie den Umgang der Teilnehmenden untereinander?

Sehr, sehr gut. Wir haben uns danach noch ca. eine Stunde unterhalten und ein Kollege hat mich sogar zum Bahnhof ­gefahren.

Gehen Sie, seit Sie diesen Beruf ausüben, auch mit Ihrer privaten Wäsche anders um als vorher?

Eigentlich nicht, da ich schon vorher ein großes Grundwissen hatte. Der größte Unterschied ist, dass ich jetzt den ­Unterschied zwischen Voll- und Buntwaschmittel kenne.

Wo sehen Sie sich denn in 10 Jahren?

Ich möchte auf jeden Fall den Meister machen und dann entweder Eigentümer einer Textilreinigung und oder Wäscherei oder ganz einfach als Meister ange­stellt sein.