Ganz im Zeichen der Cellulosefasern stand die Cellulose Fibres Conference Mitte März in Köln. Es ging u.a. um die Zukunft von VIskose, Lyocell, Tencel, Modal & Co. Besonders innovative Ideen wurden mit einem Innovation Award ausgezeichnet.

Die Cellulose Fibres Conference 2025 (CFC 2025), die am 12. und 13. März 2025 in Köln stattfand, brachte Branchenführer, Innovatoren und Forscher zusammen, um die neuesten Innovationen und Technologien für Fasern - in Textilien, Hygieneprodukten und Verpackungen - zu diskutieren. Laut Veranstalter zog das Hybrid-Event rund 200 Teilnehmer aus 22 Ländern an.
Cellulosefasern: Zellstoff auf Holzbasis
Die Hauptquelle für die Herstellung von Stapelfasern oder Filamenten wie Viskose, Lyocell, Modal oder anderen neuen Arten von Cellulosefasern ist Zellstoff auf Holzbasis. Gleichzeitig werden weltweit neue Quellen erschlossen, z. B. landwirtschaftliche Abfälle und Fasern, Zellstoff und recycelte Textilien. Eine Vielzahl neuer Quellen und Unternehmen bringen neue Technologien, Verarbeitungsmethoden und Ideen ein.
Biosynthetics, die zum ersten Mal auf der Konferenz vorgestellt wurde, fanden große Beachtung. Experten diskutierten die Herausforderungen und Möglichkeiten von Cellulosefasern und Biosynthetics, wobei der Schwerpunkt auf der Skalierbarkeit, der biologischen Abbaubarkeit und dem Vergleich mit herkömmlichen synthetischen Fasern aus fossilen Quellen lag.
Viskose, Lyocell, Tencel, Modal & Co.
Die CFC 2025 förderte Diskussionen unter den Teilnehmern, wobei der Schwerpunkt auf wissenschaftlichen Fortschritten und nachhaltigen Praktiken lag. Es gab Sessions zu Themen wie Strategien für die Kreislaufwirtschaft, Faser-zu-Faser-Recycling von Textilien, biologische Abbaubarkeit im Meer und Mikroplastik in Fasern, alternative Rohstoffe und innovative Technologien für Zellstoff, Fasern, Biokunststoffe und Garne.
Rahul Bansal, Vice President und Leiter des globalen Nonwovens-Geschäfts bei Birla Cellulose (IN), sagte: „Mit der weltweiten Umstellung auf plastikfreie Produkte erleben Cellulosefasern und die damit verbundenen Industrien einen Investitionsschub in Prozessentwicklung und Innovation zur Verbesserung der Nachhaltigkeit von Produkten." Er sei zuversichtlich, dass die Konferenz mit dem wachsenden Anteil von Cellulosefasern in der Textilindustrie in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen wird.
Lyocell als Ersatz für Baumwolle
Andreas Engelhardt, The Fiber Year (CH), berichtete von hohen Investitionen in neue Cellulosefaser-Produktionsanlagen mit einer zusätzlichen Kapazität von ca. 200.000 Tonnen pro Jahr weltweit. Marina Crnoja-Cosic, Textile ETP (BE), bestätigte diesen Trend mit einem jährlichen Kapazitätswachstum von 17% zwischen 2024 und 2029, wobei die Investitionen fast ausschließlich in die Lyocell-Produktion fließen.
Simone Seisl, CR Consultant (DE), erklärte, dass Lyocell vor allem die alte Viskose- und Baumwollproduktion ersetzt, da die Baumwollproduktion stagniert oder sogar zurückgeht, was teilweise auf den Klimawandel zurückzuführen ist, und auf die insgesamt steigende Nachfrage nach Textilfasern.
Um die Entwicklung, die Innovation und den Markteintritt von Cellulosefasern zu unterstützen, stellte Dieter Eichinger, CIRFS (BE), einen Vorschlag für eine neue Norm vor. Sie soll alle Arten von Cellulosefasern wie Viskose, Lyocell, Tencel, Modal, Cupra und weitere neue innovative Fasern unter dem Oberbegriff „Cellulosefasern“ zusammenfassen. Dieser Vorschlag fand bei den Teilnehmern breite Unterstützung. Auch Anna Palmberg, IKEA (SE), bekundete konkretes Interesse, in Zukunft mehr Cellulosefasern zu verwenden.
Cellulosefasern und Arbeitskleidung
Cellulosefasern werden auch zur Herstellung von Stoffen für Berufsbekleidung verwendet. Fasern wie Tencel oder Lyocell bringen nicht nur Tragekomfort z.B. bei Workwear für Mitarbeiter im Healthcare-Bereich mit sich, sondern gelten auch als besonders strapazierfähig, z.B. in industriellen Reinigungsverfahren in Wäschereien.
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Innovation Award Gewinner verkündet
Die Bekanntgabe der Gewinner des Preises "Cellulose Fibre Innovation of the Year 2025“ war einer der Höhepunkte der Konferenz. In diesem Jahr wurden erstmals auch Technologien im Bereich der Biosynthetics ausgezeichnet.
1. SA-Dynamics (Germany): Cellulose Aerogel Textiles
SA-Dynamics hat revolutionäre Dämmstoffe aus 100% biologisch abbaubaren Cellulose-Aerogel-Fasern auf den Markt gebracht. Diese Materialien kombinieren die Flexibilität herkömmlicher Stoffe mit den hervorragenden Wärmedämmeigenschaften von Aerogelen und bieten eine nachhaltige Alternative zu Dämmstoffen auf fossiler und tierischer Basis, sowohl im Textil- als auch im Baubereich.
2. Releaf Paper France (France): Releaf Fiber
Releaf Paper France verarbeitet städtische Laubabfälle zu nachhaltigen Zellstofffasern und bietet damit eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichem Hartholz-Zellstoff. Das firmeneigene Niedrigtemperatur-Extraktionsverfahren liefert hochwertige Fasern, die sich ideal für Verpackungsmaterialien eignen und durch die Wiederverwendung von städtischen Laubabfällen den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft entsprechen.
3. Uluu (Australia): Biosynthetische Materialien aus Meeresalgen
Uluu will Kunststoffe in Textilien durch natürliche PHA-Polymere ersetzen, die aus gezüchteten Meeresalgen gewonnen werden. In Zusammenarbeit mit der Deakin University entwickelt Uluu Textilfasern, die wie synthetische Polyester funktionieren, aber in verschiedenen Umgebungen biologisch abbaubar sind und die anhaltende Verschmutzung durch Mikroplastik in der Modeindustrie beseitigen.