Deutscher Textilreinigungs-Verband Kostenindex Textilservice: Neuer historischer Höchststand

Die Energie- und Rohstoffpreise lassen im Textilservice die Kosten merklich ansteigen. Der Kostenindex für den Textilservice ist im Jahresverlauf 2022 um 21 Indexpunkte auf einen neuen historischen Höchststand von 133 gestiegen. Das sei, so der Deutsche Textilreinigungs-Verband (DTV), ein gefährlich hoher Wert.

Kostenindex Textilservice.
Der Deutsche Textilreinigungs-Verband (DTV) erfasst regelmäßig den Kostenindex Textilservice. - © andranik123 – stock.adobe.com

Der stärkste Kostentreiber sind die Energiekosten, die im Jahresverlauf um 111 Punkte nach oben schnellten, sodass der Teilkostenindex Energie im September 2022 bei 206 Punkten liegt. Obwohl die Öl- und Gasmärkte seit Jahren verhältnismäßig dynamisch sind und stärkere Schwankungen aufweisen als viele andere Märkte, ist die aktuelle Kostenexplosion außergewöhnlich. Noch im Zeitraum 2015 bis 2020 war der Kostenindex in diesem Bereich sogar um 5 Indexpunkte gesunken.

In vielen Fällen ist diese Kostenentwicklung existenzbedrohend. Eine Umfrage des Deutschen Textilreinigungs-Verbands (DTV) im September 2022 ergab, dass 33,9 Prozent der Betriebe in der Wäscherei- und Reinigungsbranche bereits allein durch die gestiegenen Gas- und Stromkosten einen Betriebsverlust erleiden. Die Zahlen des Kostenindex untermauern nun diese Momentaufnahme und zeigen, dass die energieintensive Branche dringend bei den Energiehilfen berücksichtigt werden muss.

Darüber hinaus sorgen auch die Preise für Textilien, Chemie und Personal sowie Lieferengpässe bei Maschinen und Textilien für enormen Kostendruck in der Branche.

Dynamik bei den Personalkosten nimmt zu

Die Personalkosten blieben als größter Kostenblock bis Mitte des Jahres 2022 auf einem verhältnismäßig ruhigen Entwicklungspfad. Von 2015 bis 2020 stieg der Teilindex für Personalkosten stetig von 100 auf 110 Punkte an. Die Covid-19 Krise hatte zunächst dazu geführt, dass recht langfristige und für die Überwindung der Covid-19-Krise gedachte Tarifabschlüsse möglich wurden. Momentan kommt nun allerdings in der zweiten Jahreshälfte 2022 verstärkt durch die Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns und durch anstehende Lohn- und Gehaltsverhandlungen auf.

Kostenindex Textilservice 2022
© DTV

Es ist, so der DTV, damit zu rechnen, dass die Kosten des größten Ausgabeblocks im Textilservice in nächster Zeit stärker als bisher steigen werden. Zum einen, weil der akute Fachkräftemangel bereits heute in vielen Unternehmen und Regionen die effektiven Lohn- und Gehaltskosten stärker ansteigen ließ als die tariflichen und gesetzlichen Mindestlöhne. Zum anderen, weil es durch den Inflationsdruck in der Gesamtwirtschaft Druck gibt, entsprechende Lohnerhöhungen in der Wirtschaft umzusetzen.

Textilkosten steigen rasant

Die Textilkosten als zweitgrößter Kostenblock haben sich bis 2020 ebenfalls recht ruhig entwickelt. Von 2015 bis 2020 stieg der Index um moderate 6 Punkte an. In den vergangenen 21 Monaten hat die Kostenentwicklung bei den Textilkosten jedoch deutlich an Dynamik gewonnen. Seit 2021 hat sich dieser Teilindex um 19 Punkte auf aktuell 125 Punkte erhöht. Hier zeigt sich, dass in der Covid-19 Krise Wertschöpfungsketten zusammenbrachen und viele Produkte, Vorprodukte und Services wie z.B. der Transport nicht mehr so verfügbar waren wie zuvor. Daraus resultierend sind die Beschaffungskosten für textile Rohstoffe wie Baumwolle und Polyester in den letzten Monaten massiv gestiegen.

Auch andere Kostenblöcke werden nach Prognosen des DTV perspektivisch ­steigen. Die Unternehmen der Textil­pflegebranche müssen damit rechnen, dass es weitere Zinsanhebungen geben wird und mit der Dämpfung der Nachfrage gleichzeitig Rezessionstendenzen (z.B. Bau, Geschäftsreisen) spürbar ­werden. Investitionen sollten daher mit einer klaren Perspektive und überschau­baren Amortisationszeiten geplant werden.

Kostenindex ohne Textilservice steigt noch stärker

Erstmalig bietet der DTV zum dritten Quartal 2022 auch einen Kostenindex für Wäschereien ohne Textilservice an. Dieser Index steigt noch stärker auf 142 Indexpunkte. Grund dafür sei, dass in diesem Geschäftsmodell die Energiekosten ein sehr viel stärkeres Gewicht haben als im Textilservice bei dem mit dem Handling der Textilien ein großer zusätzlicher Kostenblock existiert, der sich in den letzten zwei Jahren weniger explosionsartig erhöht hat.

Kostenindex Wäscherei 2022
© DTV

Über den Kostenindex

Der Kostenindex beruht auf den Daten der öffentlich zugänglichen Statistiken des Bundesamtes für Statistik und der Tarifverträge, die in der Textilservicebranche abgeschlossen werden. Für die einzelnen Kostengruppen wurden Indikatoren definiert, die überwiegend den langen Reihen der Fachserie 17, Reihe 2, von Destatis entnommen sind. Auf diese Weise können Textilservice-Kunden neutral und auf transparenter Datenbasis die Kostenentwicklungen im Textilservice nachvollziehen.