Kurt Heidinger, Geschäftsführer der Franz Wacht GmbH & Co KG, Salzburg Personalfragen täglich neu denken

„Personal ist derzeit unser wichtigstes Thema“, sagt Kurt Heidinger. Er spricht im Plural und schließt alle Dienstleistungsbetriebe im Wirtschaftsfeld Textilservice in Österreich ein. Der Geschäftsführer der Franz Wacht GmbH & Co KG in Salzburg hat seine Branche im Blick. Seit rund 10 Jahren ist er stellvertretender Landesinnungsmeister der Landesinnung Mode und Bekleidungstechnik der Wirtschaftskammer Salzburg.

Ute und Kurt Heidinger im Geschäft vor der automatischen Sortier- Ausgabestation. - © Heidinger

Kurt Heidinger weiß um die Probleme seiner Kolleginnen und Kollegen, auch in anderen europäischen Ländern. „Wir sind in Österreich ja nicht allein vom Fachkräftemangel und der Tatsache betroffen, dass es immer schwieriger wird, geeignetes Personal, Auszubildende und Unternehmensnachfolger zu finden“, betont der Geschäftsführer eines Textilpflegeunternehmens mit 125-jähriger Geschichte und in fünfter
Generation familiengeführt.

Inhaber der Franz Wacht GmbH & Co KG ist seit 2022 sein Neffe Thomas Wacht, der Sohn seines Schwagers Arnulf Wacht. „Damit haben wir zumindest die Frage der Nachfolge für unseren Traditionsbetrieb gesichert“, betont Kurt Heidinger, der von seiner Frau Ute Heidinger in der Betriebs- und Mitarbeiterführung unterstützt wird. Glücklich über die Nachfolgeregelung ist das gesamte Team, bestehend aus 15 Mitarbeitenden im zentral gelegenen Hauptbetrieb in Salzburg und einer Filiale in Oberndorf, etwa 20 Kilometer von der Stadt entfernt. Damit haben alle eine Sorge weniger.

Dauerbrenner: Fachkräftemangel

Was bleibt und alle umtreibt, ist ein chronischer Personalmangel. „Die Situation ist wirklich brenzlig und wir müssen sie als eine langfristige Herausforderung akzeptieren. Eine schnelle Lösung wird es nicht geben“, sagt Kurt Heidinger realistisch und stets pragmatisch.

Die Situation ist wirklich brenzlig und wir müssen sie als eine langfristige Herausforderung akzeptieren. Eine schnelle Lösung wird es nicht geben.

Kurt Heidinger

Die Personalsituation habe sich seit der Corona-Pandemie drastisch verschlechtert. Wie akut die Not der Betriebe sei, nicht nur im Textilservice, werde von politischer Seite leider immer noch unterschätzt. „Fakt ist, dass wir als Dienstleister oder Handwerksbetrieb kaum noch langfristig planen können. Im Gegenteil, wir müssen immer flexibler werden und darauf achten, dass wir unsere verbliebenen, zuverlässigen Mitarbeitenden nicht überfordern. Wenn wir sie überstrapazieren, führt das zu weiteren krankheitsbedingten Ausfällen und uns fehlt noch mehr Personal. Das ist ein Teufelskreis.“

Für ihn und seine Frau Ute Heidinger bedeutet das: „Wir springen nach wie vor überall im Betrieb ein, ob in der Produktion oder an der Ladentheke, vor allem in der Ferienzeit.“ Dazu kommt die ständige Personaldiskussion, die viel Energie bindet. „Damit beschäftigen wir uns täglich und müssen die Personalsituation immer wieder neu denken!“

Trotz alledem bleibt Kurt Heidinger optimistisch, er ist es von Natur aus. Als Mann der Tat und mit mehr als vierzig Jahren Branchenerfahrung weiß er, wie wichtig es für sein Team ist, ein motiviertes, vertrauenswürdiges Vorbild zu sein. Jemand, der die Nerven behält. Ihm ist bewusst, dass die hohe Leistungsbereitschaft von Mitarbeitenden nicht selbstverständlich ist. Und diese wiederum würdigen sein Engagement und seine Wertschätzung.

Menschliche Ressourcen würdigen

„Wertschätzung allein genügt allerdings nicht. Menschliche Ressourcen sind begrenzt und wir müssen die Betriebsabläufe so steuern, dass die Arbeitsbelastung machbar bleibt“, sagt er selbst dazu. Denn ein leistungsfähiges und motiviertes Team sei die Voraussetzung dafür, die Waren- und Servicequalität zu gewährleisten, mit der sich das Unternehmen seinen bisherigen Erfolg erwirtschaftet habe. „Daher haben wir in der Vergangenheit stets unseren eigenen Fachkräftenachwuchs ausgebildet, aber jetzt suchen auch wir händeringend nach geeigneten Lehrlingen.“
Nachwuchs aus der Familie Heidinger gibt es derzeit nicht. „Unsere beiden Kinder, inzwischen mit fünf Enkeln, sind in anderen Berufen erfolgreich tätig.“ Beruhigend sei für ihn nun die Tatsache, dass mit seinem Neffen als offiziellen Nachfolger die Wacht Textilpflege in der Familie bleibt. Als Geschäftsführer und mit dem Geschäft bestens vertraut, werde er es noch einige Jahre operativ weiterführen.

Kurt Heidinger: „Unser breites Spektrum ist unser Potenzial.“ - © Peter Schmid/RWT

Das sei der Plan, so Kurt Heidinger, der sich gut an die Anfänge seiner Karriere erinnert. Er war im Jahr 1984 nach Salzburg gezogen und in den Familienbetrieb eingestiegen, der 1898 vom Urgroßvater Gratian Wacht seiner Frau gegründet und seinerzeit vom Schwiegervater Franz Wacht geführt wurde. Mit seinen Kenntnissen im Maschinenbau und der Bereitschaft, in einer völlig neuen Branche Fuß zu fassen, brachte Kurt Heidinger ideale Voraussetzungen mit. Das nötige Fach- und Praxiswissen in Sachen Textilpflege eignete er sich an, unter anderem im Rahmen einer Ausbildung an den Hohensteiner Instituten.

Nach 20 Jahren Mitgestalter im Family-Business wurde der einstige Quereinsteiger Prokurist und hatte sich längst als Fachmann einen Namen gemacht. Privat- und Businesskunden schätzen ihn als vertrauensvollen, kompetenten Ansprechpartner in nahezu allen Fragen rund um das Textilservice-Business. Über die Landesgrenzen hinaus gilt er als versierter Repräsentant seiner Branche. Zielstrebig, offen und kommunikativ engagiert er sich seit Jahrzehnten dafür, sie voranzubringen und gleichzeitig Textilpflege-Tradition zu bewahren. Als Innungskollege, der mit Rat und Tat zur Seite steht, vertritt er seit rund zwei Jahrzehnten die Textilservice-Betriebe innerhalb der Wirtschaftskammer Salzburg.

Vielseitigkeit als Erfolgsmodell

Ute und Kurt Heidinger führten den Traditionsbetrieb in die Moderne und erweiterten das Dienstleistungsangebot sukzessive. Heute deckt die ‚Wacht Teppich – Textilpflege‘ ein breites Spektrum an Textilservice-Leistungen ab. Dazu gehört die Bearbeitung von Leder und Pelzen, Wäsche und Heimtextilien, Berufsbekleidung, Teppichen und Schmutzfangmatten. Mit der Spezialisierung auf die Aufbereitung von Feuerwehrbekleidung und der Sanierung von Brand- und Wasserschäden bei Textilien konnte die Wacht Textilpflege ihr Portfolio erweitern und ihr Image als vielseitiger Fachbetrieb ein weiteres Mal festigen.

„Wir bearbeiten nicht alle Produkte selbst“, erklärt Kurt Heidinger dazu. „Leder, Pelze und Teppiche lagern wir an langjährige Partnerbetriebe aus. Aufgrund unserer kompakten Struktur sind wir allerdings sehr flexibel und können eine Vielzahl von Serviceleistungen auch selbst abdecken. Unser breites Spektrum ist unser Potenzial.“

Von der Vielseitigkeit und den Erfahrungen des Dienstleisters profitieren zahlreiche Menschen im gesamten Salzburger Land: Privatkunden, Handwerksbetriebe, Dienstleister, Wirtschaftsunternehmen und Kunden aus der Salzburger Kulturszene. Wacht reinigt unter anderem die Bühnenkleidung und Kostüme für das Salzburger Landestheater und die Salzburger Festspiele.

„Unsere Kunden sind in der Tat sehr unterschiedlich, ob im Privatkundengeschäft oder Business-Bereich, wobei der Anteil an Privat- und Geschäftskunden, die wir im Umkreis von bis zu 100 Kilometern versorgen, sehr ausgewogen ist.“

Was alle Kunden seit Generationen schätzen, da ist sich Kurt Heidinger sicher, sei neben erstklassigen Reinigungsleistungen eine hohe Dienstleistungskompetenz. „Die verdanken wir unserem leistungsbereiten und fähigen Team, mit dem wir einen raschen und kompetenten Service bieten – stets mit dem Augenmerk auf gute Qualität.“

Genau das sei das Anliegen aller Fachbetriebe in der Landesinnung Salzburg: den Leistungsstandard der Branche zu halten und zu sichern. „Ohne qualifiziertes Personal ist das früher oder später nicht mehr möglich, abgesehen von der Notwendigkeit, dass die Betriebe von interessierten und motivierten Inhaberinnen und Inhabern geführt werden müssten“, so der branchenvesierte Österreicher.

Gemeinsam mit Blick auf Europa

Eine langfristige Lösung könne die Branche nur gemeinsam finden. Für ihn sei es daher selbstverständlich, sich auch in der Innung zu engagieren, seine Erfahrung einzubringen und sowohl Ansprechpartner als auch Unterstützer zu sein, wenn es um Behördenverfahren, Umweltschutzangelegenheiten oder die Ausbildung von Fachkräften gehe.

Unsere Branche ist klein. Daher müssen wir über den Tellerrand schauen, also auch über die Landesgrenzen.

Kurt Heidinger

„Unsere Branche ist klein. Daher müssen wir über den Tellerrand schauen, also auch über die Landesgrenzen.“ Die Probleme seien in allen Ländern ähnlich; Verbände wie die EFIT, die Europäische Forschungsvereinigung Innovative Textilpflege e. V., daher ein wichtiges Bindeglied für den Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch auf europäischer Ebene.

Kurt Heidinger weiß, dass die Branche wieder einmal einen langen Atem braucht. Er rät seinen Branchenkolleginnen und -kollegen, trotz angespannter wirtschaftlicher und personeller Situation, Qualität und Preise hochzuhalten. Zudem sei es mehr denn je Chefsache, die Aus- und Fortbildung von Mitarbeitenden zu fördern und auf ein wertschätzendes Miteinander zu achten. Gemeinsam sind wir stark! Dieses Lebensmotto sei für ihn aktueller denn je und für die Branche eine Aufforderung zur Tat.