Sonderpreis für Engagement "RWin 2021": Textilpflege hört nicht bei Textilien auf

Engagement zahlt sich aus – auch in der Textilpflegebranche. Für ihre Initiative "Let’s get loud" haben die Textilreinigermeisterinnen Andrea Kuttner und Gabriela Steiner den "RWin 2021 Sonderpreis für Engagement in der Branche" erhalten. Was hinter der Kampagne aus Österreich steckt und wie sie nun weitergeht.

Gabriela Steiner (li.) und Andrea Kuttner haben eine ausgezeichnete Kampagne angestoßen. - © Kuttner/Steiner

Textilreiniger sind sehr tolerant. Aber wenn die Kleiderbügel nicht alle in dieselbe Richtung zeigen, ist die Grenze erreicht. Dieser Spruch ist Teil einer Social-Media-Kampagne, die Andrea Kuttner und Gabriela Steiner entwickelt haben. Die Textilreinigermeisterinnen weckten so nicht nur das Interesse ihrer Kunden, sondern schufen damit Vorlagen, mit denen Betriebe aus Österreich und Deutschland auf die Branche aufmerksam machen konnten. Den besonderen Einsatz und die kreative Umsetzung der Initiative "Let’s get loud" würdigte die "RWin"-Jury 2021 und verlieh den Unternehmerinnen den "Sonderpreis für Engagement in der Branche".

Lockdown und Langeweile

"Wir waren sprachlos", sagt Gabriela Steiner. "Und das heißt was", wirft Andrea Kuttner ein. Sie habe nicht mit dem Preis gerechnet. "Das war so eine selbstverständliche Arbeit." Schon vor Corona verband die beiden Unternehmerinnen eine enge Freundschaft. Die Idee entwickelten sie gemeinsam im zweiten Lockdown – aus Langeweile: Die Ladentüren blieben zu, die Trommeln leer. "Es war bitter", erinnert sich die Inhaberin der Textilreinigung Andrea Kuttner in Amstetten. Ihr Betrieb mit elf Mitarbeitern musste zwar nicht schließen, dennoch trafen die Corona-Maßnahmen sie – wie viele andere Textilpflegebetriebe – fast ebenso hart wie Branchen, die dichtmachen mussten: Ein leeres Hotelbett braucht nicht neu bezogen werden und ohne Hochzeiten bleibt der feine Zwirn ungetragen im Schrank – oftmals direkt neben dem Hemd, das im Homeoffice kaum einer trägt. Streckenweise fiel gar keine Wäsche an. Wie so oft rief eine der beiden die andere an und es formte sich eine vage Idee.

Vom ersten Lockdown war Steiner ein Eindruck geblieben: Viele wussten gar nicht, dass Textilreinigungen offen haben dürfen. "Wir waren zu wenig präsent", sagt sie. Das wollte sie ändern. Und zwar genau dort, wo sich viele ihrer Kunden über Öffnungszeiten und Angebote informieren – in den sozialen Medien. Gesagt, ist aber leichter als getan, denn: "Wir hatten von Marketing keine Ahnung", fügt Kuttner hinzu. Aber sie hatten eine klare Vorstellung: Sie wollten eine Kampagne, die wiedererkannt wird. Ihr Ansatz: Prägnante Statements mit dem Logo der österreichischen Textilreiniger verknüpfen.

Die ersten Beiträge der Gewinner-Kampagne

Den ersten Beitrag veröffentlichten sie am 17. November 2020. Die Botschaft an den Kunden ist klar: "Im Dienste für Sauberkeit und Hygiene für Sie da!" Und: "Hygiene hört nicht bei den Händen auf! Wir kümmern uns um Ihre Textilien." Und zwar von Arbeitsbekleidung über Bettdecken bis Outdoorjacken und Heimtextilien. Zwei bis drei neue Posts setzten sie anfangs pro Woche ab. "Wir haben uns rangetastet", sagt Kuttner. Das heißt, ausprobiert und ausgewertet. Bei neuen Beiträgen analysierten sie: Gefiel das den Nutzern?

Mit jedem Post stieg die Erfahrung. Und die Routine. Die Sprüche wurden lockerer. Die Posts mit Bildern aufgepeppt oder kurze Videoclips erstellt. Ihre Ideen
zogen die beiden aus dem Netz. Sie durchforsteten Bilder und Sprüche und sahen sich auf anderen Kanälen um. Das Problem: "Durch das Urheberrecht konnten wir nicht alles verwenden", sagt Kuttner. Daher gestalteten sie vieles um oder griffen selbst zur Kamera. Gut eine Stunde reservierten sie am Tag nur für die Kampagne; oft mehr, denn der Erfolg spornte die beiden an. "Wenn es geteilt wurde, war das der größte Lohn. Wie Applaus für Künstler." Am meisten Feedback erntete ein selbstgedrehtes
Video. In dem kurzen Clip "spaziert" eine Bettdecke in die Reinigung und bittet darum, gewaschen zu werden. "Hinter der Decke steckt meine Tochter", verrät die 45-Jährige. Beim Dreh habe sie schon mehrere Anläufe gebraucht, bis die Aufnahmen im Kasten waren. "Aber es hat Spaß gemacht."

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Kampagne für Textilpflegebranche kommt an

Nicht nur Kunden bemerkten die Kampagne, auch Kollegen teilten die Bilder in ihren Profilen. "Viele waren froh, dass es überhaupt etwas gab, das sie nutzen konnten", sagt Steiner. Sogar deutsche Betriebe hätten die Posts geteilt, freut sie sich: "Wenn das österreichische Textilreiniger-Logo in Deutschland geteilt wird, dann hast du was richtig gemacht." Wie Kuttner brennt die 33-Jährige für ihre Branche – und das nicht nur in den sozialen Medien oder in ihrem Laden. Sie lehrt den Nachwuchs in der Landesberufsschule in Schrems. "Ich möchte Feuer entfachen", sagt sie. Genauso wie ihr Lehrer Franz Lang bei ihr damals. Oder wie Kuttner, ihre ehemalige Prüferin bei der Meisterprüfung. "Es ist cool, wenn man eine Frau als Vorbild hat, die im Betrieb ihren Mann steht", sagt Steiner.

Eben diese Leidenschaft der Initiatorinnen beeindruckte die Jury. Die Kampagne bekomme dadurch ihre starke Leuchtturmwirkung. Die internationalen Branchenexperten lobten außerdem ausdrücklich, dass die Kampagne sowohl unterschiedliche Bereiche – von Heimtextilien bis Winterjacken – abdeckt als auch unterschiedliche Zielgruppen in den Fokus rückt. Zu den Beiträgen zählen beispielsweise Slogans wie "Winter ade, Textilreinigung juche", aber auch Sprüche wie "Wenn uns ein Berg ruft, dann ist das Ihr Wäscheberg!" oder "Zeit für den Frühjahrsputz! Dein Textilreiniger hilft dir dabei!".

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Bundesinnung übernimmt Idee

Nicht nur der "RWin"-Jury gefiel die Initiative: Die österreichische Bundesinnung der Textilreiniger klopfte bei den Unternehmerinnen an. Sie wollten die Kampagne, zu der gut ein Jahr nach dem ersten Beitrag mehr als 70 Posts via WhatsApp, Facebook oder Instagram zählten, übernehmen. Steiner und Kuttner werten das nicht nur als Auszeichnung, sondern gleichzeitig als Erleichterung. "Wir haben das ein Jahr durchgezogen", sagt Kuttner. "Irgendwann gehen die Ideen aus." Und die Zeit. Die Trommeln laufen wieder. Das verschiebt den Fokus. Nicht nur bei Kuttner und Steiner. Auch bei der Agentur, die die Beiträge seit Ende April 2021 erstellt. Sie setzt den Schwerpunkt nun auf Information. Das Ziel: Der Kunde soll wissen, wann er Textilien am besten sofort in professionelle Hände gibt.