Empathie, ein positives Menschenbild und die Bereitschaft in Personal zu investieren, sind ideale Voraussetzungen für erfolgreiche Teamentwicklung. Textilreinigermeister David Lattmann setzt auf die Entwicklungsfähigkeit seiner Mitarbeitenden und ermutigt sie zu einer Ausbildung. So gewinnt er Fachkräfte für morgen.
Im Jahr 2007 übernahm David Lattmann den 1968 von seiner damaligen Schwiegermutter Monika Jahnke gegründeten Betrieb, seinerzeit mit 15 Annahmestellen und einer Kooperation mit einem Kollegenbetrieb für die Chemisch-Reinigung. Er zentralisierte die Produktion am heutigen Standort und integrierte den Partnerbetrieb in das Unternehmen.
Mit Beginn der Corona-Krise wurden alle Annahmestellen sowie eine letzte Filiale, die er von einem Kollegen übernommen hatte, geschlossen. „Wir haben uns konsequent auf den Lieferservice und die Digitalisierung fokussiert, den Betrieb nachhaltig ausgebaut und ihn auf eine solide, zukunftsfähige Basis gestellt“, erklärt der Textilreinigermeister, der im Jahr 2005 als examinierter Fachkrankenpfleger den Quereinstieg in die Branche wagte und diesen Schritt nie bereute.
Erfahrung im Gesundheitswesen
Bereits in der Krankenpflege habe er sich auf die Bereiche Organisation und Qualitätsmanagement konzentriert. „Die Analyse und Weiterentwicklung von Prozessen waren immer schon meine Stärke“, so David Lattmann. Ein wenig Wäschereiluft hatte er schon als 18-Jähriger im Betrieb der Schwiegermutter geschnuppert. Er half bei der Umstellung der Rechnungslegung auf PC und gestaltete die erste Website.
Als Monika Jahnke in Rente ging und niemand aus der Familie die Nachfolge antreten wollte, tat er es. Er wollte nicht, dass ein so gut geführter Handwerksbetrieb in Familienhand aufgegeben wird, nahm sich ein Jahr Sonderurlaub und arbeitete sich intensiv in die Materie ein.
Handwerksberuf: Fachwissen und Spezialisierung
„Ich war schon immer detailverliebt“, sagt er über sich selbst. Es seien die Details, das spezielle Fachwissen und die Möglichkeiten zur Spezialisierung, die einen Handwerksberuf interessant machten. „Natürlich können die Menschen ihre Wäsche zu Hause waschen. Aber Textilien korrekt, ökologisch, ökonomisch und hygienisch aufzubereiten, ob Alltagstextilien, Hochzeitskleider oder PSA, das ist Handwerk.“ Ein Betrieb, der sich diese Kunst auf die Fahne schreibe, müsse allerdings über entsprechend qualifiziertes Personal verfügen.
„Was können wir tun, wenn wir keine Fachkräfte und Auszubildende mehr finden?“ Vor dieser Frage stand auch die Textilpflege Jahnke. Ihr Inhaber schaute sich im eigenen Betrieb um und stellte fest: „Wir selbst verfügen über die besten Ressourcen: über Mitarbeitende, die daran interessiert sind, sich weiterzubilden.“
Berufsausbildung: Die Win-Win-Strategie
Inzwischen bildete David Lattmann acht Mitarbeitende aus, aktuell sind es vier angehende Textilreinigerinnen und Textilreiniger. Seit August 2023 gehört beispielsweise Denise Stoevesandt zu einer betriebsinternen Gruppe von Auszubildenden, die von ihrem Chef aktiv gefördert werden. Sie arbeitete seit fast zehn Jahren im Betrieb, als ihr Chef ihr diese Option nahebrachte. Ihm war bewusst: „Denise steht mitten im Leben. Sie hat zwei Kinder und versorgt zudem ihre eigene Mutter. Unter diesen Bedingungen eine Ausbildung zu machen, ist eine Herausforderung. Umso mehr freue ich mich zu sehen, wie sie nun ihr Profiwissen in den Betrieb einbringen und Zusammenhänge besser verstehen kann.“

Für eine Ausbildung entschieden
Auch Denise Stoevesandt profitiert von ihrer langjährigen Praxiserfahrung. „Ich liebe diese Mischung aus Routine und neuen Herausforderungen“, sagt sie. Sie sei neugierig gewesen und bereit, ihr Wissen zu erweitern, als sie sich für die Ausbildung entschied. Dass sie diese im Sommer 2026 erfolgreich abschließen wird, bezweifelt niemand. Ihr Mann unterstütze sie bei ihrem Vorhaben und ihre Kinder, 16 und 14 Jahre alt, seien inzwischen sehr selbstständig. „Sie lernen sogar mit mir, wenn ich mich auf eine Arbeit vorbereiten muss. Das motiviert mich total. Manchmal feuern wir uns gegenseitig an, wenn es um unsere Schulnoten geht.“ Sie selbst gebe sich inzwischen nur noch mit Bestnoten zufrieden.
Ohne den Rückhalt ihrer Familie würde sie das nicht schaffen, ohne die Unterstützung ihres Chefs schon gar nicht. Dieser sei jederzeit ansprechbar, nehme sich ausreichend Zeit und beantworte alle Fragen direkt und praktisch, ob im Betrieb oder während des wöchentlichen Stammtisches für die Azubi-Gruppe. „Außerdem hilft es mir, dass ich alles Gelernte im Betrieb eigenständig ausprobieren kann. So bleibt es besser im Kopf.“ Sie könne inzwischen die unterschiedlichen Fleckenarten erkennen, ob Rost- oder Soßenflecken, und wisse, welches Mittel sie für welchen Fleck einsetzen muss. „Es spornt mich an, immer wieder Neues zu lernen und mich überraschen zu lassen. Ich wusste beispielsweise gar nicht, wie wichtig Chemie in unserem Beruf ist.“ Inzwischen habe auch sie ein Auge für die Details.
Leistungsstärke: Ein gutes Standing in der Mitte
Das von David Lattmann entwickelte Qualitätsmanagement mit dem Schwerpunkt Hygiene ist Standard und Orientierungshilfe für alle Mitarbeitenden. „Im Krankenhaus hatte ich bei der Einführung einer Verbund-Zertifizierung mitgewirkt und erfahren, dass auch die Zulieferer im Gesundheitssystem zertifiziert sein sollten. Meiner Schwiegermutter und unseren Mitarbeitenden war das Thema völlig fremd. Mir war jedoch bewusst, dass wir aufgrund unserer Kundenstruktur zukünftig eine zertifizierte Hygiene nachweisen müssten. Wir versorgten bereits zahlreiche Arztpraxen und Apotheken. Also verknüpften wir das Management-Zertifikat mit dem Thema ‚extern kontrollierte Hygiene‘ und konnten in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt das Thema Hygiene in unser Zertifikat einbinden.“
Natürlich können die Menschen
David Lattmann
ihre Wäsche zuhause waschen.
Aber Textilien korrekt, ökologisch, ökonomisch und hygienisch
aufzubereiten, das ist Handwerk.
Auch auf ihrer Website wirbt die Jahnke Textilpflege offensiv damit und positioniert sich als dienstleistungsorientierter Alleskönner. Die Nachfrage an klassischen Reinigungsleistungen sei rückläufig, was auch für bisher erfolgreiche Spezialisierungen wie den Gardinenservice gelte.
„Wir bieten dennoch weiterhin alle Leistungen an, um unsere Vielfalt zu erhalten. Gleichzeitig bereiten wir uns aktiv auf die Zukunft vor: durch weitere Digitalisierung, Fachkräfteausbildung und Organisationsentwicklung. Die großen Betriebe um uns herum spezialisieren sich und die kleinen finden keine Nachfolger. Als größerer Handwerksbetrieb stehen wir in der Mitte, genau dort, wo wir stehen können und wollen“, so der Inhaber.
Motivation: Fachwissen spornt an
Durch die Förderung des Teams sichere er die erforderlichen Personalressourcen. „Wir stellen ungelernte Kräfte für eine Position im Betrieb ein und führen sie nach kurzer Zeit in eine zweite oder dritte Position ein. Je mehr Mitarbeitende an unterschiedlichen Stellen arbeiten können, umso abwechslungsreicher wird die Arbeit. Dadurch stärken wir das Selbstbewusstsein und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.“ Die Option darüber hinaus einen Berufsabschluss erlangen zu können, sei ein echter Selbstwert-Booster.
„Die Arbeit wird sinnstiftender, wenn man weiß, wofür man sie tut. Und wenn man Dinge kann, die andere nicht können. Unserem Beruf fehlt oft die Anerkennung, daher ist es mir wichtig, unseren Mitarbeitenden ihr Können aufzuzeigen. Wer seine Stärken kennt, kann auch gegenüber Kunden selbstbewusst auftreten.“
Nochmal die Schulbank drücken
Vor seinen Mitarbeitenden, die den Schritt in eine Ausbildung wagen, habe er großen Respekt. „Wer schon seit Jahren nicht mehr die Schulbank gedrückt hat, steht plötzlich im Wettbewerb mit jungen Menschen, die gerade erst aus dem Schulsystem kommen und gewohnt sind zu lernen. Auszubildende, die eine längere berufliche Praxis mitbringen, haben allerdings auch Vorteile. Sie müssen beispielsweise nicht mehr den Einstieg in die Berufswelt bewältigen, wie junge Azubis. Bei uns dürfen sie sich auf die Unterstützung des gesamten Teams verlassen. Als Ausbilder erkläre ich ihnen vorab, was sie erwartet, und begleite sie bis zur Abschlussprüfung.“
Dass seine Mitarbeitenden weiterhin den gewohnten Lohn erhalten, sei selbstverständlich. Es dürften keine finanziellen Einbußen entstehen. Der Betrieb übernimmt alle durch die Ausbildung anfallenden Zusatzkosten. Sämtliche Zeiten, die für die Ausbildung anfallen, gelten als Arbeitszeit. Zudem fördere er eine Umgebung, in der sowohl jüngere als auch ältere Mitarbeitende voneinander lernen könnten. Eine wertschätzende Atmosphäre ermögliche Weiterentwicklung.
Teamentwicklung: Vorausschauend und sinnstiftend
„Meine unternehmerische Haltung beruht auf einem positiven Menschenbild, geprägt durch meine Erfahrungen in einem sozialen Beruf. Es ist mir wichtig, Menschen mit einem schlechteren Zugang zu Bildung oder zum ersten Arbeitsmarkt eine Chance zu geben. Ich arbeite unter anderem mit der Caritas und ähnlichen Organisationen zusammen, um im Rahmen von Jobcarving Arbeitsplätze für Menschen mit Einschränkungen zu entwickeln und zu integrieren. Aus solchen Projekten habe ich bereits mehrere Mitarbeitende in mein Unternehmen übernommen und beschäftige sie seit Jahren erfolgreich. Wenn sich Menschen ernstgenommen fühlen und Kompetenzen entwickeln können, profitiert davon auch das berufliche Umfeld.“
Die Umsetzung sinnstiftender und vorausschauender Teamentwicklung wird von seiner Frau Andrea Lattmann mitgestaltet und dem Team mitgetragen. Sohn Julian Jahnke ist Betriebswirt und soll die Geschäftsleitung übernehmen; er verantwortet bereits heute die Bereiche Digitalisierung und Lieferservice. Sein jüngerer Bruder Kimon Schulz macht die Ausbildung zum Textilreiniger, um später den Meistertitel zu erlangen und die Ausbildung im Unternehmen zu übernehmen. „Auch er liebt die kleinen, handwerklichen Besonderheiten, wie die Fleckendetachur oder den Umgang mit besonderen Artikelgruppen“, verrät uns ein stolzer Vater. Seine Stiefsöhne Patrick und Fabian Koch sind im sozialen Bereich tätig und absolvieren gerade ein weiterführendes Studium. „Tatsächlich haben schon alle Familienmitglieder in unserem Betrieb mitgearbeitet oder arbeiten aktiv mit.“
Fachkraft im Wirtschaftsfeld Textilservice
David Lattmanns Konzept des Vertrauens in die intrinsische Motivation von Menschen, denen man die Möglichkeit gibt, ihre Talente zu entfalten, geht auf, ob in puncto Nachfolge oder Mitarbeiterführung. Denise Stoevesandt bestätigt es gern. Ihr Ehrgeiz sei geweckt! Sie freue sich auf einen Berufsabschluss, der nicht nur ihr Selbstbewusstsein stärke, sondern auch ihren Wert als Fachkraft im Wirtschaftsfeld Textilservice.
www.jahnke-textilpflege.de
Tipp: Textilpflege Jahnke auf Social Media
Sie wollen mehr zur Textilpflege Jahnke erfahren? Das können Sie auch über die Social-Media-Kanäle des Unternehmens, z.B. auf Instagram oder Facebook. Hier gibt es immer wieder Wissenswertes rund um Textilpflege, Hintergründe zum Unternehmen oder unterhaltsame Inhalte.