Reklamationsgrund Farbveränderungen Sichtbar durch Pflege?

Farbveränderungen sind ein häufiger Reklamationsgrund, der in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Augenscheinlich liegen Veränderungen der Farbe für den Kunden dabei immer im Verantwortungsbereich der Textilreinigung. Die wirklichen Ursachen für eine Farbveränderungen können sehr unterschiedliche Gründe haben.

Beispiel Brautkleid: Durch hohe Affinität zu den meist blautönigen Aufhellern im Waschmittel wurden die unigefärbten ­­Zellulosegarne der Stickerei verändert. Das ultraviolette Licht verdeutlicht den Farbunterschied. Auf dem gesamten Kleidungsstück entsteht eine bläuliche Fluoreszenz. - © Peter Schwarz

In den meisten Fällen werden Farbveränderungen erst durch eine Pflegebehandlung sichtbar, d. h. sie werden offenkundig. Die Ursache der Schädigung muss aber nicht zwangsläufig immer der Pflegeprozess gewesen sein, auch wenn der Kunde meist davon ausgeht, dass der Textilreiniger auch der Verursacher ist.

Es gibt also Gründe hier einmal genauer hinzuschauen. So können Farbschädigungen ihre Ursache im Gebrauch, bei der Herstellung oder im Wasch- und Reinigungsprozess haben.

Gebrauch der Textilien

Hier entstehen Farbschädigungen durch Licht und Alterung, die Farbstoffe werden durch die Energie des Lichtes verändert, teilweise angelöst und im Pflegeprozess ausgespült.

Gebrauchsbedingte Mechanik durch die Knick-Rollbewegung des Trageprozesses können Färbungen verändern, weil sie heller erscheinen.
Gebrauchsbedingte Verfleckungen können Farbschädigungen verursachen, selbst neutrales Wasser oder Schweiß kann auf einigen Farbstoffen Farbschädigungen verursachen.

Fehler beim Herstellen

Wenn bei der Farbfixierung Fehler gemacht werden oder der Hersteller die falschen Pflegeempfehlung als Piktogramm in die Pflegekennzeichnung einnäht, kann es zu Farbschädigungen führen. Oder die Pflegeharmonie verschiedener Materialien ist nicht optimal aufeinander abgestimmt. Auch dadurch kann es zu Farbveränderungen oder zu Verfärbungen kommen. Auch können metallische Accessoires beim Waschen Farbschädigungen hervorrufen.

Wasch- und ­Trocknungsprozess prüfen

Ein häufiger Grund sind Detachiermittel, die im Zuge einer lokalen Fleckentfernung den Farbstoff geschädigt haben. Insbesondere soll an dieser Stelle auf die Lösemittel und Tensidempfindlichkeit von Pigmentfärbungen hingewiesen werden.

Jedoch können auch beim Einsatz von Wasch- oder Waschhilfsmitteln Fehler gemacht werden. In diesem Bereich häufen sich die Schadensfälle in den letzten Jahren sehr massiv, denn die Faserzusammensetzungen der einzelnen Artikel haben sich geändert oder sind verändert worden. Z. B. bestanden in der Vergangenheit Hemden überwiegend nur aus Baumwolle und/oder Polyester. Die Mode und auch die Faserzusammensetzungen ändern sich, so werden heute Polyamid und Elasthan verarbeitet.

Braut- und Cocktailkleider werden zwar weiterhin aus Polyester hergestellt, jedoch sind Stickereien oder Unterröcke aus anderen Fasermaterialien gearbeitet. So werden bei unifarbenen Brautkleidern die im Dekolletébereich aufgestickten Muster aus Viskose gefertigt und die Unterröcke aus Polyamid hergestellt.

Pulverwaschmittel einsetzen?

In vielen Fällen werden hellfarbige Stoffe wegen des oft starken Verschmutzungsgrades mit einem Pulverwaschmittel (einem sogenannten Voll- oder Universal-Waschmittel) gewaschen oder eingeweicht. Polyamid und Zellulose­fasern haben eine hohe Affinität zu den optischen Aufhellern in diesen Waschmitteln, die den Oberstoff weißer und strahlender erscheinen lassen.

Durch die hohe Affinität zu den meist blautönigen optischen Aufhellern werden die unigefärbten Zellulosegarne der Stickerei und das Fasermaterial Polyamid verändert.

Beispiel Farbveränderungen beim Brautkleid: Durch hohe Affinität zu den meist blautönigen Aufhellern im Waschmittel wurden die unigefärbten ­­Zellulosegarne der Stickerei verändert. Bei Tageslicht erscheint der Farbton weißlicher. - © Peter Schwarz

Bei Tageslicht erscheint z. B. die Viskose weißlicher, der weißliche Farbton hebt sich dann von dem ecru- oder unifarbenen Oberstoff deutlich ab. Im ultravioletten Licht der Analysequarzlampe wird der Farbunterschied sehr deutlich. Auf dem gesamten Kleidungsstück entsteht eine bläuliche Fluoreszenz und die Viskose leuchtet sehr stark weißlich.

In einigen Fällen wird der Kunde Farbveränderung nicht feststellen, weil das Kleid verpackt ist oder man nur auf den Schmutzrand am Saum achtet. Sollte jedoch eine Bolerojacke, Handschuhe oder ein Reststück existieren, dann wird der Farbtonunterschied auch bei Tageslicht sehr deutlich und es kommt zu einer Reklamation. In den meisten Fällen dann auch zu einer Schadensersatzleistung seitens der Textilreinigung.
Übrigens befinden sich optische Aufheller nicht nur in konfektionierten Waschmitteln, sondern auch in einigen Waschhilfsmitteln wie z. B. Fettlösern. Oder in einigen flüssigen Waschmitteln aus dem Supermarkt.

Farbveränderungen: Wenn blaue Hemden zart rosa werden

Ein Polyamidfutterstoff in einem Braut- oder Cocktailkleid leuchtet im UV-Licht mit einer intensiveren Fluoreszenz als das Polyester. Selbst blaue Businesshemden können durch den Einsatz eines Vollwaschmittels mit optischem Aufheller zart rosa werden. Dann ist nur noch am Knopfgarn die alte blaue Farbe zu erkennen.

Vermeiden können Sie solche Schadensfälle, wenn bei der Auswahl des Waschmittels fachlich richtig gearbeitet wird. Nur bei weißen Textilien dürfen Waschmittel mit optischen Aufhellern eingesetzt werden, d. h. wiederum alle anderen Farben dürfen nur mit Bunt- oder Feinwaschmitteln gewaschen werden.

Beim Waschmitteleinsatz muss aber auch das Fasermaterial berücksichtigt werden, damit dieses nicht geschädigt wird. So darf Wolle ausschließlich mit Feinwaschmitteln gewaschen werden. Besser Sie gestalten ein klassisches Nassreinigungsverfahren.

Auch Viskose sollte, obwohl es aus Zellulose besteht, nur mit Bunt- oder Feinwaschmittel gewaschen werden, ­niemals mit Vollwaschmittel, weil die Festigkeit der Zellulose, dem der Baumwolle weit unterlegen ist. Die Faserart neigt zu einer stärkeren Knitter- und Pillingbildung sowie zu schnellerem ­Ausfärben als Baumwolle.

Peter Schwarz
Peter Schwarz ist ist bei der Handwerkskammer Dortmund öffentlich bestellter Sachverständiger für das Textilreinigerhandwerk. - © Alexander Kröger

Zum Autor: Peter Schwarz

Gastautor Peter Schwarz ist bei der Handwerkskammer Dortmund öffentlich bestellter Sachverständiger für das Textilreinigerhandwerk. Hauptberuflich ist Peter Schwarz bei der BÜFA Cleaning GmbH & Co. KG, Oldenburg, beschäftigt.

In einem Interview mit R+WTextilservice erfahren Sie mehr über den Textilpflegeexperten. Dabei erzählt Schwarz auch, was zu seinen Lieblingsjobs zählt, warum er von Anfang an "in Textilien verliebt" war und was es mit dem Credo "Wissen ist Sicherheit!" auf sich hat.

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