Corona-Pandemie
Viele Unternehmen stellen derzeit ihre Produktion auf Behelfsmasken um. Auch der textile Dienstleister Sitex näht nun Masken. Allerdings mit einem Unterschied: Die waschbaren Hybrid-Masken entsprechen der EN-Norm. Ärzte können sie im OP tragen.

Der textile Dienstleister Sitex hat eine Mehrwegmaske entwickelt, die nach eigenen Angaben auch den Anforderungen im OP gerecht wird. Der Mundschutz besteht aus zwei Teilen, die kombiniert werden: einer textilen Maske und einem Einlagefilter. "Die Keimrückhaltung liegt über der geforderten Norm", berichtet Stephan Richtzenhain, geschäftsführender Gesellschafter und Urheber der Idee.
Die neuen Sitex-Masken sind laborgeprüft
Die neuen Masken wurden nach Angaben des Unternehmens im Prüflaboratorium HygCen getestet. Der wissenschaftlich technische Leiter Professor Dr. Heinz-Peter Werner habe das eingesetzte Material als tauglich für einen präventiven Mund-Nasen-Schutz befunden. Es entspreche der Norm EN 14683:2019, also den Anforderungen für chirurgische Masken.
Die Entwicklung der Maske startete vor vier Wochen. Nun bereitet Sitex die CE-Kennzeichnung von Filtern und Masken vor. Mit dem Projekt wollte Richtzenhain einerseits dem aktuellen Versorgungsengpass von Schutzmasken entgegenwirken und andererseits eine nachhaltige Lösung finden. "Das eingesetzte Textil lässt sich problemlos hundertmal wiederaufbereiten", beschreibt er. Das erhöhe den Nutzwert für den Träger.

Staubsaugervlies als Filter
Die Hybrid-Gesichtsmaske besteht aus einem Tencel-Mischgewebe: einer Holzfaser aus regionalem Anbau, die zudem atmungsaktiv ist. Das Filtervlies liefert eine Tochterfirma der in Minden ansässigen Melitta Group. Die Wolf PVG hat sich als Systemlieferant rund um den Staubsauger und die industrielle Filtertechnik spezialisiert. "Als nach einem Labortest klar wurde, dass unser Filtervlies dazu beitragen kann, einen Notstand zu lindern, wollten wir natürlich umgehend helfen", sagt Martin Hoppe, Marketingleiter bei Wolf PVG. Das ostwestfälische Unternehmen liefert ein sogenanntes Meltblown-Vlies, das mit Hilfe einer modernen Produktionsanlage genau an die Anforderungen einer Schutzmaske angepasst wurde. Das Filtrationsniveau liegt bei mehr als 98 Prozent und erfüllt damit die Anforderungen der DIN EN 14683 Typ I und Typ II.
200.000 Hybird-Gesichtsmasken bestellt
Funktionelle Eigenschaften der Masken, wie Ergonomie und Verschluss, habe Sitex mit einigen der renommiertesten deutschen Kliniken abgestimmt. Die ersten zehntausend Masken sind bereits im Einsatz. Zu den Empfängern zählen unter anderem das Charité Universitätsklinikum Berlin und das Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen. Weitere Kliniken und Pflegeeinrichtungen haben laut Herstellerangaben bereits 200.000 Masken bestellt. Das entspreche dem Einsatz von 20 Millionen Einwegmasken.
Seit zehn Tagen läuft die Produktion in den betriebseigenen Nähstuben. Die Mindener Diakonie Stiftung Salem produziert derzeit 25.000 der Hybird-Masken. Auch im europäischen Ausland lässt das Unternehmen die neuentwickelten Masken nähen. Ab dieser Woche, so schreibt Sitex in einer Pressemittelung, treffen die ersten Lieferungen ein. Um weitere Kapazitäten zur Produktion der textilen Maske zu schaffen, verstärkt das Unternehmen die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern.