Wirtschaftliche Unsicherheit, steigende Kosten und Fachkräftemangel: Die Textilservice- und Reinigungsbranche steht unter Druck. Der DTV erfasst zweimal im Jahr die aktuelle wirtschaftliche Stimmung. An der Umfrage im Winter 2024/25 nahmen insgesamt 75 Betriebe teil.

Nach einem kurzen Aufatmen nach der Corona-Pandemie hat sich die positive Stimmung Ende 2023 spürbar abgeschwächt. Diese Abkühlung setzt sich weiterhin fort. Zwar beurteilten im zweiten Halbjahr 2024 noch 54 Prozent der Textilservice- und 50 Prozent der Reinigungsbetriebe ihre Umsatzentwicklung als gut oder sehr gut, doch besonders bei Mischbetrieben sank die Zahl deutlich – von 60 Prozent im ersten Halbjahr 2024 auf nur noch 47 Prozent. Das Geschäftsklima gestaltet sich somit auch für die Textilservice- und insbesondere für die Mischbetriebe zunehmend schwieriger.
Schwächelnde Konjunktur trifft die Textilservicebranche hart
Hauptursache für das trübe Geschäftsklima ist die anhaltende Konjunkturschwäche in Deutschland. Besonders das produzierende Gewerbe ist davon betroffen. Hinzu kommen veränderte Modegewohnheiten wie Fast Fashion und die hohe Inflation. Sie führt dazu, dass viele Haushalte einen größeren Teil ihres Einkommens für Grundbedürfnisse wie Miete und Lebensmittel ausgeben. Für Textilreinigungsdienstleistungen bleibt weniger übrig.
Gedämpfte Erwartungen für 2025
Der Ausblick für 2025 bleibt verhalten: Nur noch 41 % der Textilservice- und 37 % der Mischbetriebe erwarten eine positive Umsatzentwicklung im ersten Halbjahr 2025. Reinigungsbetriebe bleiben stabil und rechnen mit keiner Veränderung.
Die Prognosen zur Gewinnentwicklung sind sogar noch zurückhaltender. Während im zweiten Halbjahr 2024 noch von 52 Prozent der Textilservice-, 33 Prozent der Misch- sowie 50 Prozent der Reinigungsbetriebe die Gewinnentwicklung als „sehr gut“ oder „gut“ bewerteten, fallen die Prognosen für 2025 deutlich negativer aus. Nur 23 Prozent der Textilservice- und 30 Prozent der Mischbetriebe rechnen mit einem guten Ergebnis. Die Reinigungen zeigen sich auch hier konstant.
Mit Blick auf die angespannte wirtschaftliche Gesamtsituation in Deutschland, gepaart mit den vorherrschenden politischen Unsicherheiten und den hohen Kosten ist die Zurückhaltung bei den Prognosen nicht überraschend. Die Einschätzung zeigt deutlich: Höhere Umsätze bedeuten nicht automatisch höhere Gewinne – ein Trend, der sich bereits in früheren Umfragen abzeichnete. Stattdessen dienen Mehrerlöse oft nur dem Ausgleich steigender Kosten und bürokratischer Belastungen.
Hohe Kosten, Bürokratie und Fachkräftemangel
Steigende Kosten und ausufernde Bürokratie sind aktuell die größten Herausforderungen der Branche. Auch der Fachkräftemangel bleibt akut. 57 Prozent der Betriebe gaben an, Probleme bei der Besetzung offener Stellen zu haben. Zwar ist der Wert im Vergleich zur letzten Umfrage leicht gesunken, doch eine Entspannung der Personalsituation ist nicht in Sicht. Herausfordernd bleiben steigende Lohnkosten und eine alternde Belegschaft.
Das Verhältnis von Mitarbeiterzu- und abgängen bewerten:
- 44 Prozent der Textilservicebetriebe als gut (Anstieg von 4 Prozent),
- 30 Prozent der Mischbetriebe als gut (Rückgang von 10 Prozent),
- 50 Prozent der Reinigungsbetriebe als gut (Rückgang von 17 Prozent)
Kostenindex auf Rekordhoch
Die Personalkosten liegen je nach Betriebsart und Produktportfolio zwischen 45 - 60 Prozent der Gesamtkosten. Deshalb fällt die tarifbedingte Steigerung der Lohnkosten besonders schwer ins Gewicht. Seit Ende 2021 ist der Kostenindex für den Textilservice von 102 auf 124 Punkte gestiegen. Mit einem Plus von 22 Prozent in weniger als drei Jahren ist das die höchste Steigerung seit Einführung des Kostenindex.
Gründe für den hohen Kostenindex sind unter anderem:
- gestiegene Preise für Textilien (56 Prozent der Betriebe betroffen),
- höhere Kosten für Wasch- und Lösemittel (63 Prozent betroffen),
- hohe Gaspreise (54 Prozent betroffen)
Auch für 2025 wird mit einem Kostenanstieg in allen Bereichen gerechnet.
Investitionen gehen zurück
Nur 34 Prozent der Betriebe planen für das erste Halbjahr 2025 mit höheren Investitionen. Gründe für die Zurückhaltung sind Unsicherheiten über die Perspektiven der deutschen Wirtschaft, steigende Finanzierungskosten (der Index hat sich seit 2021 verdreifacht) und stagnierende Gewinne. Das heißt, die Gewinne wachsen nicht im selben Umfang wie die Umsätze. Besonders bei nicht unbedingt notwendigen Investitionen wird gespart.
Chancen durch neue Geschäftsfelder
Trotz aller Herausforderungen gibt es Lichtblicke. Es warten neue Geschäftsfelder und -modelle, die sich vor allem aus den anhaltenden Nachhaltigkeitstrends ergeben:
- Ambulante Pflege: Die Bruttowertschöpfung ambulanter Pflegeeinrichtungen wächst stetig und wird durch die demographische Entwicklung der Bevölkerung weiterwachsen. Für regionale Textilserviceanbieter eröffnen sich hier neue Märkte – besonders bei der Versorgung mit Berufsbekleidung und Bettwäsche.
- Nachhaltigkeit & Kreislaufwirtschaft: Der geplante digitale Produktpass der EU macht ökologische Fußabdrücke transparenter. Das kann das Image und die Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Textilservicebetriebe punkten mit umfangreichen Reparaturdienstleistungen, material- und ressourcenschonender Textilpflege und etablierten Kreislaufwirtschaftsmodellen
- Green Public Procurement: Die öffentliche Beschaffung soll nachhaltiger gestaltet werden. Diese Initiative schafft für Textilservice-Anbieter mit umweltfreundlichen Konzepten neue Geschäftschancen.
- Textilrecycling: Sortenreine Alttextilien aus der Branche sind bei Recyclern und Sortierbetrieben sehr gefragt.
- Bürokratieabbau: Politische Signale deuten auf eine mögliche Entlastung bei den Nachweispflichten hin. Somit stehen wieder mehr Ressourcen für den eigentlichen Geschäftsbetrieb zu Verfügung.