Sachverständigentreffen 2017 in Bramsche Von Daunen und Kielen

Der Deutsche Textilreinigungs-Verband (DTV) organisierte zusammen mit dem Sachverständigengremium eine Fortbildungsveranstaltung in Bramsche. Das wichtigste Thema bildeten Federn und Daunen. Dazu beeindruckte u.a. auch Günter Schulz von Sanders mit interessanten Fakten.

Für das Sachverständigentreffen 2017 fanden sich die Teilnehmer im Tuch­machermuseum in Bramsche ein. Foto: Himmelsbach - © Himmelsbach

Federn und Daunen waren am 30. November und 1. Dezember 2017 das Schwerpunktthema auf der Fortbildung für Sachverständige aus der professionellen Textilpflege. Die Veranstaltung fand im Tuchmachermuseum in Bramsche statt.

Meinrad Himmelsbach, Sachverständiger im Raum Freiburg, begrüßte im Namen des Deutschen Textilreinigungs-Verbands (DTV) und des Sachverständigengremiums die Teilnehmer. Es folgte ein Einblick in die Geschichte der Weberei bei einem Gang durch das Tuchmachermuseum. Der Begriff „Tuch“ steht dabei ausschließlich für das Herstellen von Schurwollgeweben, wie Melanie Born bei ihrer Führung erläuterte. Alle Arbeitsschritte – vom Anliefern der vorgewaschenen und gefärbten Rohware bis zum fertigen Gewebe – konnten auf den entsprechenden ­Maschinen live nachvollzogen werden. Ein Highlight stellten die trotz Transmissionsantrieb erstaunlich leisen ­Maschinen aus der Zeit der Industrialisierung, also um das Jahr 1900, dar. Der Webstuhl war hingegen erwartungsgemäß laut.

Daunendecke mit ­Wärmeregulierung

Eingestimmt in die textile Welt, wandte man sich im Tagungsraum des von der Stadt Bramsche unterhaltenen Museums der Gegenwart zu. Günter Schulz von Sanders in Bramsche führte die Teilnehmer in die Welt der Forschung und Entwicklung von Daunen- und Federdecken ein. Schulz ist Leiter der Rechtsabteilung sowie des Forschungs- und Entwicklungsbereiches des Unternehmens. In dieser Funktion war er an der Entwicklung der neuartigen Daunendecke „Clima-Balance“ beteiligt. „Die Decke besitzt acht viereckige circa 15 × 15 cm große von Ober- auf Unterseite durchgehende Aussparungen, die mit einem luftdurchlässigen Polyesternetz versehen sind“, erklärte Schulz. Auf diese Weise gelange Feuchtigkeit zusammen mit überschüssiger Wärme nach außen. Der Schlaf soll dadurch ruhiger und erholsamer werden. Diese Behauptungen wurden laut Schulz durch Untersuchungen mit Wärmebildkameras bestätigt.

Die häufigste Reklamation bei Sanders sind laut Schulz Feder- bzw. Daunendurchtritte. „Das bedeutet, dass sich Federn oder Daunen im Laufe der Zeit durch das Inlett, also die Umhüllung des Füllmaterials, arbeiten.“ Entscheidend für die Daunendurchtritte sei die Webdichte des Inlettgewebes, dessen Fertigung am zweiten Tag des Treffens für die Tagungsteilnehmer auf dem Programm stand.

Ein von Schulz mitgebrachtes Gutachten zeigte einen Vergleich zwischen einem neuen und einem 13 Jahre alten Inlett sowie der Füllung. „Sofern die Poren zwischen den Bindungspunkten nicht größer als 90 Mikron sind, weist das Inlett noch genügend Dichte auf“, so Schulz.

Viel entscheidender sei die Qualität der Federn und Daunen. „Das Alter der Gänsefedern muss mindestens 35 Tage betragen, erst dann sind die Kiele stumpf. Werden die Mastgänse vorher geschlachtet, sind die Federn spitz und können sich leicht von innen durch das Inlett bohren“, sagte Schulz. Auch alterungsbedingter Bruch der Federn führe dazu, dass aufgrund scharfer Bruchkanten der Kiele Austritte der Federn aus einer Decke oder einem Kissen zunehmen könnten.

Mit seiner Aussage, dass sich auch die feinen Kiele der Daunen durch das Inlett bohren könnten, überraschte er die Teilnehmer. Es war nicht bekannt, dass Daunen Kiele aufweisen. Über die Pflegekennzeichnung herrschte ebenfalls erstaunliche Unwissenheit. Als Nutzungsdauer sprach Schulz von acht bis zehn Jahren für Bettdecken und zwei Jahren für Kissen.

Himmelsbach stellte zum Abschluss des ersten Seminartages noch einige Ergebnisse seiner Recherche zum Schwerpunktthema vor. Bei der Untersuchung von Daunen und Federn – nach deren Wäsche und vor der Weiterverarbeitung in Kissen und Deckenhüllen – können laut Himmelsbach noch vier gängige Qualitätsprüfungen durchgeführt werden:

  • Restfettgehalt nach DIN EN 1136
  • Sauerstoffzahl nach DIN EN 1162
  • Transparenz (Trübung) nach DIN EN 1164
  • Mikrobiologischer Zustand in Anlehnung an die DIN EN 12935

Ebenfalls wurden einige Hilfsprodukte zum Waschen der Daunen und Federn vorgestellt.

Vom Absengen bis ­zum Kalandern

Am nächsten Tag erwartete die Teilnehmer eine Besichtigung von Sanders in Bramsche. Betriebsleiter Peter Klein führte die Teilnehmer, ausgehend von der aus China und Pakistan angelieferten bereits gewebten Baumwollrohware, durch den Fertigungsprozess vom Absengen und Entschlichten über das Weichmachen und optische Aufhellen bis zum Kalandern. Insbesondere das Kalandern sei bei der Herstellung von Inletts von größter Bedeutung, da hier die Zwischenräume im Gewebe möglichst zu schließen sind. „Das geschieht im Prinzip durch ‚Plattdrückenʻ der zunächst runden Garne“, wie Klein erläuterte.

Wolfgang Brandewiede, der Qualitätsmanagementbeauftragte von Sanders, führte die Gruppe dann zur Sanforisierung. Sie sorgt dafür, dass die Inletts beim Waschen und Reinigen maximal zwei Prozent eingehen. Eine Näherei gibt es in Bramsche nur noch für Entwürfe und Neuentwicklungen, ansonsten sind die Näharbeiten in die Ukraine ausgelagert. Die Jahresproduktion ungefüllter Hüllen beträgt circa 1,78 Millionen Teile. Die fertigen Bezüge gehen zum Großteil an andere Hersteller von Bettwaren zum Befüllen. Ein Teil der Produktion werde auch an den statio­nären Fachhandel, der vor Ort Bettdecken und Kissen verfüllt, geliefert. Der Rest wird für Produkte von Sanders verwendet, die neben dem Produktnamen Sanders auch u.a. die Marken „Küssemüller“, „Sansibar“ und „H.C. Sanders“ tragen, so Brandewiede. Von diesen gefüllten Bettwaren werden zusätzlich etwa 4,03 Millionen Teile produziert.

„Bei den meisten Reklamationen handelt es sich um Alterungsschäden“, erklärte Brandewiede, der die eingehenden Reklamationen bei Sanders bearbeitet. Weniger häufig sei schlechtes Daunen- und Federnmaterial die Ursache. Auf Nachfrage erklärte er, dass man die Güte von Daunen und Federn bei der Anlieferung nur unzureichend überprüfen könne.

Bei der abschließenden Tagung standen dann Beratungen zu verschiedenen Themen an. Peter Schwarz, Sachverständiger aus Schwerte, referierte über den Stand zur aktuellen Überarbeitung der RAL 68 Lederreinigung, Begriffsbestimmung.