Füllmaterial tierischen Ursprungs Daunen und Federn richtig reinigen

Ob in Bettdecke, Kopfkissen oder Winterjacke: Daunen und Federn halten warm. Doch die richtige Pflege von Textilien mit Daunenfüllung ist nicht einfach; die sachgerechte Trocknung stellt die größte Herausforderung dar. Wie pflegt man daunen- und federngefüllte Textilien also am besten? R+WTextilservice klärt auf.

Feder und Daunen als Füllmaterial für Textilien brauchen eine besondere Pflege. - © lcswart, Fotolia.com

Wann haben Sie zuletzt Ihre Daunenjacke oder Ihr Federbett in die Reinigung oder Wäscherei gebracht? Und könnte die Winterjacke nicht auch mal wieder eine "Auffrischung" gebrauchen? Damit die Füllung schön "fluffig" bleibt und weiterhin ihre wärmende Funktion behält, sollten mit Daunen und Federn gefüllte Textilien regelmäßig hygienisch gereinigt werden. Doch dabei gibt es einiges zu beachten. R+WTextilservice hat Wissenswertes rund um Daunen, Federn und mögliche "vegane" Alternativen zusammengefasst.

Was unterscheidet Daunen und Federn?

Kaum zu glauben: In ein Überraschungsei passen 4,5 g bzw. 3.000 Daunen. Öffnet man das Ei, springen die Daunen aufgrund ihrer Bauschkraft wieder in ihren Originalzustand zurück. - © Jussen

Die Unterdecke, vor allem im Brust- und Bauchbereich von Wassergeflügel, wird als Daune bezeichnet. Daunen sehen ähnlich aus wie Schneeflocken und besitzen viele kleine Verästelungen mit jeder Menge Wiederhaken.

Dabei gilt: Je größer die einzelne Daune, desto größer ist das Volumen und damit auch die Wärmeisolation .

Darüber hinaus besitzen Daunen eine hohe Bauschkraft. Das heißt: Presst man Daunen in einen kleinen Ball zusammen, "springen" diese bei Öffnung des Balls wieder in ihren Originalzustand zurück.

Genaue Definitionen zur Unterscheidung von Daunen und Federn liefert die Europäische Norm 1885. Die besagt z.B., dass Daunen im Gegensatz zu Federn keinen Schaft bzw. sogenannte Fahne haben.

Den Unterschied zwischen Gänse- und Entenfeder kann man mit dem bloßen Augen häufig nicht erkennen. Die Fahne der Gänsefeder (oben) wirkt wie abgeschnitten, die Fahne der Entenfeder ist hingegen rund. Auch farblich unterscheiden sich die beiden Federn. - © Jussen

Als Federn wird laut Norm "die hornige Hülle von Geflügel" bezeichnet. Federn besitzen einen Kiel, der in der Mitte hohl, aber dennoch recht stabil ist. Vom Kiel zweigen haardünne Federnäste ab, an denen weitere Nebenäste vorhanden sind.

Die Verästelungen greifen wie ein Reißverschluss ineinander. Zieht man die Federfahnen auseinander und streicht sie später wieder glatt, so schließen sich die Verästelungen.

Auch Enten liefern Federn

Karl Sluka von der gleichnamigen Bettfedern- und Daunenfabrik aus dem oberpfälzischen Nittenau erklärt: "Zu Unrecht werden Federn und Daunen von Enten häufig als minderwertig eingeschätzt." Im Gebrauchswert, dem Wärmerückhaltevermögen, stehen sie denen der Gänse jedoch kaum nach. Vielfach werden sie auch vermischt.

Je nach Rasse, Herkunft und Ernährung der Tiere liefert eine Gans etwa 150 bis 200 g Daunen und Federn und eine Ente rund 100 g.

Dunkle Daunen sind kein Qualitätsmakel 

Nicht selten werden Artikel mit dunklen Daunen reklamiert, weiß Ernst Langer von der Rohdex Bettfedern Handelsgesellschaft mbH & Co. KG aus Unterschleißheim. Die Farbe bestimmt jedoch in keiner Weise die Qualität. Das "Problem" mit den dunklen Daunen liegt eher darin begründet, dass sie bei hellen Stoffen durchscheinen.

Viel wichtiger für die Qualitätsbewertung seien z.B. die Biegung der Feder, die Größe der Daunenflocke sowie eine hohe Bauschkraft. Diese Gütemerkmale werden bestimmt durch die Rasse der Tiere, die Haltung und die Ernährung. Die Art und der Zeitpunkt der Entnahme spielt ebenfalls eine Rolle.

Wie pflege ich meine Daunenartikel richtig?

Bei der Pflege von Artikeln mit Daunenfüllung stellt die sachgerechte Trocknung die größte Herausforderung dar. Das erklärte Birgit Jussen von der Europäischen Forschungsvereinigung Innovative Textilpflege (EFIT) beim DTB-Infotag. Der Grund dafür liege in der Qualität des Oberstoffes und der Gesamtkonstruktion der mit Daunen befüllten Bekleidungsartikel.

Empfehlung bei Daunenjacken: Die Artikel generell vor der Pflege auf links drehen, so dass der schnelltrocknende Oberstoff innen liegt. - © Martin Schütz - stock.adobe.com

Denn die meist aus synthetischen Materialien wie Polyamid bestehenden Oberstoffe, die auch noch vielfach windundurchlässig, wasserdicht bzw. wasserabweisend sind, führen dazu, dass sich die vollständige Trocknung bis in den Kern problematisch gestaltet.

Auch die sogenannten Daunensperrschichten, die die Daunenmigration verhindern sollen, verstärken das Problem.

So kommt es zu Ränderbildung, weil Feuchtigkeit wie Lösungsmittel oder Wasser in der Füllung verbleibt und durch den Kapillareffekt immer wieder nach außen transportiert wird. Das tritt insbesondere an dickeren Stellen und Nähten auf, da diese zunächst feucht bleiben.

Bei nicht ausreichend getrockneten Daunen können unangenehme Gerüche entsehen. Des Weiteren besteht laut Jussen die Gefahr, dass nicht ausreichend getrocknete Daunen verklumpen und dadurch nicht mehr die erforderliche Rücksprungkraft entwickeln können.

Pflegetipp 1: Artikel vor dem Waschen auf links drehen

Daher empfiehlt Jussen, die Artikel vor der Pflege generell auf links zu drehen, so dass der schnelltrocknende Oberstoff innen liegt. Auch die Trocknungstemperatur sollte reduziert werden. "Denn dadurch wird immer ausreichend vorhandene Feuchtigkeit aus dem Inneren an die Oberfläche nachgeliefert, die langsam trocknen kann", erläutert Jussen.

Daneben sei es wichtig, dass die Behandlungsflotte immer richtig ausgespült wird. Durch Rückstände könne sich ebenfalls Geruch entwickeln. Zudem können Rückstände die Daunen verkleben und beschweren.

Pflegetipp 2: Pflegekennzeichen beachten

KommR Walter Imp sprach mit der Moderatorin der Fernsehsendung "heute leben" über die richtige Wäsche von Daunen. - © Bundesinnung

Zahlreiche Tipps rund um "Die richtige Pflege von Daunen" weiß auch Walter Imp. Der Bundesinnungsmeister der österreichischen Textilreiniger, Wäscher und Färber erläuterte einige davon am 13. März 2017 in der Fernsehsendung "heute leben" auf ORF 2.

Auf die Frage der Moderatorin Verena Scheitz, ob man Daunen überhaupt selber waschen kann, erklärte Imp: "Daunen und Federn kann man bei 40 bis 60 °C grundsätzlich selber waschen. Beim Waschmittel muss man jedoch beachten, dass die Daunen verflusen können."  

Ein flüssiges Waschmittel sei besser als ein Pulver, da die Flüssigkeit direkt mit dem Wasser vermischt wird. Wer sich beim Waschmittel nicht sicher ist, sollte laut Imp eine Reinigung aufsuchen.

Pflegetipp 3: Flüssiges Waschmittel benutzen

"Zuhause kann es schnell passieren, dass man ein falsches Waschmittel nimmt oder einen Flecklöser verwendet, wodurch die Jacke nach der Wäsche nicht mehr gut aussieht." Reinigungen verwenden hingegen spezielle Lösungsmittel, bei denen die Daunen nicht verflusen. Besonders wichtig ist laut Imp das Pflegekennzeichen des Textils. Das gibt z.B. an, mit welcher Temperatur Textilien mit Daunen gewaschen und ob sie gebleicht oder gebügelt werden dürfen.

Chemieanbieter CHT präsentiert auf der Heimtextil 2018 in Frankfurt am Main Produkte für die Pflege von Daunen und Federn. "Dehaclean Natural Neu" basiert laut Unternehmen auf Tensiden, die zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden. Damit soll das Waschmittel neben ausgezeichneten Waschergebnissen
auch einen umweltfreundlichen Waschprozess bieten. Mit "Dehaclean Natural 12" stellt die CHT-Gruppe ein neues Waschmittel, speziell entwickelt für den Endverbrauchermarkt vor. Das Spezialwaschmittel soll zum Reinigen von kompletten Kissen und Decken in normalen Haushaltswaschmaschinen eingesetzt werden können. Dabei spiele es keine Rolle, ob die Textilien natürliche oder synthetische Füllmaterialien enthalten.

Pflegetipp 4: Tennisbälle in den Trockner geben

Zum richtigen Umgang mit Daunen gab Imp den Zuschauern noch zwei prinzipielle Tipps: "Zum einen brauche ich ein entsprechendes Volumen in der Waschmaschine, um die Daunen richtig durchzuwaschen." Für ein Polster oder eine Daunenjacke reiche in der Regel eine haushaltsübliche Waschmaschine mit 6 kg.

Zum anderen ist laut Imp die richtige Trocknung der Daunen entscheidend. Andernfalls kleben die nassen Daunen in kleinen Klumpen zusammen. Das ergibt sich laut Imp durchs Schleudern der Waschmaschine.

Nach dem Waschen sollen daher etwa zehn bis 15 saubere Tennisbälle mit in den Trockner gegeben werden, denn diese bewirken durch ihre Bewegung, dass sich die verklumpten Daunen und Federn voneinander lösen. "Ein großer Trockner ist dafür natürlich optimal", erklärte Imp. Werden die Tennisbälle aufgrund von Platzmangel im Polster eingeklemmt, bleiben sie weiterhin verklumpt. Sollte der eigene Trockner also zu klein sein, empfiehlt Imp die Reinigung.

Pflegetipp 5: Textilien maximal 50 Minuten trocknen

Bei zu kleinen Trocknern wird der Kern nicht richtig trocken und die Daune beginnt zu riechen. Daher sollte man die Textilien maximal 40 bis 50 Minuten bei 50 °C trocknen. "Auf jeden Fall nicht zu lange", rät Imp. Lieber im Anschluss noch ein bisschen naturtrocknen.

Pflegetipp 6: Daunenfüllung regelmäßig ausschütteln

Damit die Bettwäsche mit Daunenfüllung so schön fluffig bleibt wie zu Beginn, rät der Textilpflegefachmann, die Wäsche auch im täglichen Gebrauch immer wieder kräftig auszuschütteln. Für die Füllung empfiehlt er eine Mischung aus 70 Prozent Federn, die für die Stabilität sorgen, und 30 Prozent Daunen, welche die Wärme halten.

Pflegetipp 7: Bettwäsche professionell waschen lassen

Lars Reuter, Sachverständiger der Handwerkskammer Hamburg, empfiehlt den Verbrauchern bei der Reinigung von Bettwäsche die professionelle Textilpflege. "Entscheidend für eine wirkungsvolle Grundreinigung von Betten, Kopfkissen oder Schlafdecken ist das geeignete Verfahren, zum Beispiel die umweltgeprüfte Nassreinigung in der professionellen Textilpflege."

Oberbetten und Kopfkissen sollten mindestens einmal jährlich professionell gewaschen werden, betont der Experte: "Spätestens nach vielen durchschwitzten Sommernächten brauchen sie dringend eine Frischekur." Bettwaren abgeben, waschen lassen, zu Hause kurz aufschütteln, frisch beziehen, fertig. Finden Sie hier 10 gute Gründe für die Profipflege von Bettzeug .

Wie pflege ich Daunenartikel richtig?

  • Pflegekennzeichen des Textils beachten.
  • Textilien mit Daunen- und Federfüllung vor dem Waschen auf links drehen.
  • Bei 40 bis maximal 60 °C waschen.
  • Ein flüssiges Waschmittel verwenden.
  • Nach dem Waschen etwa zehn bis 15 saubere Tennisbälle mit in den Trockner geben. Auf die Größe des Trockners achten.
  • Die Textilien maximal 40 bis 50 Minuten bei 50 °C trocknen, im Anschluss naturtrocknen.
  • Bei Bettwäsche gilt: Damit diese möglichst lange frisch bleibt, sollte man sie im täglichen Gebrauch immer wieder kräftig ausschütteln.
  • Oberbetten und Kopfkissen sollten mindestens einmal jährlich professionell gewaschen werden.

Federbetten oder mit Daunen gefüllte Kissen gehören nicht in die Haushaltswaschmaschine. Das Bettenfachgeschäft Struve in Lübeck arbeitet mit einer Waschschleudermaschine von Miele, um den Kunden einen hygienischen Schlafkomfort bieten zu können. Aber nicht nur die richtige Maschinentechnik zählt bei der Wäsche. Leif Ginap von Betten Struve betont: „Mit der richtigen Pflege kann ein gutes Oberbett eine Anschaffung fürs Leben sein.“ Mehr dazu erfahren Sie im Artikel "Wie Oberbetten und Kissen richtig sauber werden" aus der Ausgabe 8/2018 von R+WTextilservice.

Die Wäsche von Bettdecken mit ihren vielfältigen hochwertigen und empfindlichen Füllstoffen ist eine Kunst für sich. Dabei zählt auch das zum Einsatz kommende Equipment, wie man auch im Waschhaus Bioreinigung weiß. Temperatur, Waschzeit, Zahl der Umdrehungen und Spülgänge, Menge und Zusammensetzung des Waschmittels, schließlich die Intensität des Trockengangs: All diese Parameter müssen exakt justiert werden, damit Decken und Kissen nach der Reinigung nicht nur sauber werden, sondern auch ihre Funktionen erhalten bleiben. Mehr dazu erfahren Sie im Artikel "Bettenaufbereitung: Eine Kunst für sich" aus der Ausgabe 8/2018 von R+WTextilservice.

Sachverständige beschäftigen sich mit Daunen

Federn und Daunen waren am auch beim Sachverständigentreffen Ende 2017 in Bramsche das Schwerpunktthema auf der Fortbildung für Sachverständige aus der professionellen Textilpflege. Häufige Reklamation bei Kissen oder Decken sind z.B.: Feder- bzw. Daunendurchtritte. Das bedeutet, dass sich Federn oder Daunen im Laufe der Zeit durch das Inlett, also die Umhüllung des Füllmaterials, arbeiten. Entscheidend für die Daunendurchtritte ist die Webdichte des Inlettgewebes sowie die Qualität von Daunen und Federn. Als Nutzungsdauer sprachen die Experten beim Treffen von acht bis zehn Jahren für Bettdecken und zwei Jahren für Kissen. Mehr zum Sachverständigentreffen lesen Sie im Artikel " Von Daunen und Kielen" aus der Ausgabe 2/2018 von R+WTextilservice.

Waschprozesse für die Pflege von Daunen und Federn

Die CHT-Gruppe stellte zur Messe Heimtextil 2018 Lösungen, verbesserte Waschprozesse und nachhaltige Standards für die Pflege von Daunen und Federn vor. Darunter das neu entwickelte Waschmittel Dehaclean Natural Neu“, welches laut Gruppe auf Tensiden ­basiert, die zu 100 Prozent aus ­nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden. Damit biete das Waschmittelt einen umweltfreundlichen Waschprozess.

Auch ein neues Waschmittel für den Endverbrauchermarkt bietet CHT. Bei „Dehaclean Natural 12“ handle es sich um ein Spezialwaschmittel, das zum Reinigen von kompletten Kissen und Decken in Haushaltswasch­maschinen eingesetzt werden könne. Dabei spielt es laut Unternehmen keine Rolle, ob die Textilien natürliche oder synthetische Füllmaterialen enthalten.

Tierschutz: Wo kommen die Daunen her?

Im Tätigkeitsfeld der Daunen- und Federnbranche nimmt der Tierschutzgedanke immer mehr Raum ein. Daher hat die Branche in Kombination mit einer Qualitätsprüfung ein Rückverfolgbarkeitssystem aufgebaut, den neuen Null-Toleranz-Standard Downpass 2017 .

Null-Toleranz bedeutet, dass das Füllmaterial nicht von lebenden Tieren oder aus der Stopfleberproduktion stammen darf. Darüber hinaus werden die Aufzuchtbedingungen auf den Farmen kontrolliert und die Ware muss bis in das jeweilige Aufzuchtgebiet zurückverfolgbar sein.

Bis zur Farmebene ist Parallelproduktion verboten, um sicherzustellen, dass auf einer auditierten Farm weder lebend gerupft noch gestopft wird. Das Mischen von nach dem Downpass 2017 auditierten Füllmaterial mit anderen Daunen und Federn ist ebenfalls untersagt. Der Standard soll weltweit umsetzbar sein.

Verbraucher können sich am Downpass-2017 orientieren

Mit gutem Gewissen einkaufen: Der Downpass belegt die ethische Beschaffung der Daunen und Federn von Enten und Gänsen, die als Füllmaterial in Bekleidung, Outdoorequipment und Bettwaren eingesetzt werden. - © Downpass e.V.

Zu der ethischen Komponente tritt ergänzend die Qualitätsprüfung, die sicherstellt, dass nur Ware gemäß der beiden höchsten Klassen der EN 12934 verwendet wird.

Dazu setzt die Industrie auf Mystery Shopping und kauft verdeckt Produkte ein, die anschließend von akkreditierten Instituten auf ihre Bestandteile und ihren Inhalt hin geprüft werden.

Am Produkt selbst finden Verbraucher das neue Downpass-2017-Label. Es soll dazu beitragen, die Kaufentscheidung im ethisch positiven Sinn abzusichern, so dass der Käufer weiß, ein Produkt erworben zu haben, dessen natürliches Füllmaterial aus kontrollierten Quellen stammt.

Website mit zertifizierten Unternehmen

Im Dezember 2016 hat die Daunen- und Federindustrie eine neue Website vorgestellt: Die Internetpräsenz 40facts.org stellt in deutscher und in englischer Sprache die Kernpunkte eines Null-Toleranz-Standards dar. Dort finden Verbraucher auch alle teilnehmenden Unternehmen.

Neben dem Verband der Deutschen Daunen- und Federnindustrie (VDFI) informiert auch der Dialog Textil-Bekleidung (DTB) regelmäßig über Entwicklungen in der Branche. Im Februar 2017 veranstaltete der DTB in Düsseldorf einen Infotag. Dort berichtete Dr. Juliane Hedderich, Geschäftsführerin des VDFI, u.a. über die nachhaltige Verarbeitung sowie Rückverfolgbarkeit von Daunen und Federn. Außerdem gab sie einen Überblick über die bestehenden Qualitätssiegel.

Welche Qualitätslabel gibt es?

Die "Zero Tolerance Standards" bieten laut Hedderich die beste Kontrolle und stehen neben dem Tierschutz auch für Qualität. Sie sind Standards zum Ausschluss von Lebendrupf, Ware aus der Stopfleberproduktion und zur Kontrolle der Aufzuchtbedingungen.

Zu den Zertifizierungsstandards zählt der am 1. Januar 2017 in Kraft getretene Downpass 2017, der "Traceable Down Standard" (TDS) und der von und für den Hersteller von Outdoorbekleidung Patagonia entwickelte "Responsable Down Standard" (RDS). Die beiden letztgenannten Standards befinden sich gerade in der Fusion und werden zukünftig gemeinsam auftreten.

Der Unterschied dieser Standards zum Downpass 2017 ist, dass die Rückverfolgbarkeit "erst" beim Aufzuchtbetrieb und nicht wie beim Downpass 2017 bereits bei der Elternfarm beginnt. Ein weiterer Unterscheid ist, dass bei Downpass-2017-zertifizierten Artikeln durch Testkäufe die Bestandteile und die Deklaration des Inhalts nochmals überprüft werden.

Alternativen zu tierischem Füllmaterial

Dabei muss es nicht immer Daune sein. Der Markt bietet inzwischen verschiedenen Alternativen, die laut Hersteller sogar die gleiche Wirkung erzielen.

1) Synthetisch hergestelltes Isolationsmaterial

Als Alternative zum tierischen Produkt stellte beim DTB-Infotag Kim Christensen die Mikrofaser Thinsulate Featherless Insulation von 3M vor. Neben der Tatsache, dass dieses synthetisch hergestellte Isolationsmaterial keine tierischen Bestandteile aufweist, sieht Christensen die Vorteile gegenüber der tierischen Füllung darin, dass die feinen Fasern nicht wie Daunen durch den Oberstoff migrieren. Auch in der Pflege gebe es Vorteile. Während Daunen Feuchtigkeit aufnehmen und der Trockenprozess häufig zu Problemen führt, sei das bei dem Material aus 100 Prozent Polyester kein Thema.

2) Unechte Schneeflocken aus Polyethylenfolie

Leicht, weich und trotzdem mit einer starken Stützkraft: Die Flocken, aus denen auch Schneeimitat besteht. - © Fossflakes

Dem dänischen Unternehmer Lars Foss kam in den 1990er-Jahren die Idee, die Inlets mit Schneeimitat zu füllen. Er stellte unechte Schneeflocken   aus gerissener Polyethylenfolie her. Diese werden in der Dekoration, der Werbebranche und der Filmindustrie eingesetzt und sind u.a. in den "Harry Potter"-Filmen zu sehen.

Der Firmengeschichte zufolge beobachtete Foss, dass einige jüngere Mitarbeiter in der Mittagspause ein Nickerchen auf den mit dem synthetischen Schnee gefüllten Säcken hielten. Kurzerhand probierte er das Produkt selbst aus, indem er zuhause ein erstes Probekissen produzierte. Weil ihn das hohe Stützvermögen und die ausgleichende klimatische Wirkung seines synthetischen Schnees überzeugten, stieg er in die Bettwarenherstellung ein.

Sein erster wichtiger Markt war die Hotelbranche in den USA. Inzwischen werden Bettwaren der Marke Fossflake auch in Skandinavien, den Niederlanden sowie Kanada, Japan, China und Australien vertrieben. In Deutschland haben sich die Fossflakes-Füllungen noch nicht etabliert.

3) Naturfaserfüllung aus Soja

Das Bettwarenunternehmen Billerbeck aus dem Kraichgau bietet u.a. die Naturfaserdecke Sonchai an. Dank eines aufwendigen Verfahrens ist es nach Unternehmensangaben gelungen, auf der Basis einer ökologischen Soja-Pflanzenfaser eine Füllung zu kreieren, die besonders weich sein soll. Der edle Bezugsstoff aus Satin soll diese Wirkung beim Schlafenden verstärken und für eine außergewöhnliche Haptik sorgen.

Die Qualität wird dem Unternehmen zufolge von den Hohenstein Instituten bestätigt und mit der Schlafkomfortnote 1,3 für warmes Schlafklima bewertet, was der Schulnote "sehr gut" entspricht. Sonchai-Bettdecken und -Kissen werden nach Mitteilung von Billerbeck umweltfreundlich produziert, die Füllung sei komplett recyclebar.

Auch weitere Unternehmen bieten alternative Füllmaterialien an. Advansa ist z.B. einer der führenden europäischer Polyesterfaserhersteller mit Sitz in Deutschland. Ein wichtiger Teil des Produktportfolios sind Füllfasern für Bettwaren. Mit einer Innovation auf dem Gebiet des Schlaf-Coachings will Advansa die nächtliche Ruhephase verbessern.

4) Intelligente Fasern, um Schlafqualität zu verbessern

Dazu hat das Unternehmen das "iX21 smartpillow" entwickelt. Dabei handelt es sich laut Advansa um ein intelligentes Kissen, das dem Schlafenden hilft, seine Schlafqualität zu verbessern. Mithilfe der im Kissen eingebauten Mikrosensoren werden alle Bewegungen des Schlafenden, die Schlafphasen (leichter Schlaf, Tiefschlaf etc.) oder der Geräuschpegel der Umgebung erfasst.

Die aufgezeichneten Daten werden anschließend in eine App auf ein Smartphone oder Tablet übertragen, analysiert und zu individuell abgestimmten Empfehlungen verarbeitet. Ein integrierter intelligenter Wecker soll helfen, den Schlafenden zum bestmöglichen Zeitpunkt während eines Schlafzyklus wecken zu können.

Die elektronischen Sensoren befinden sich in einer kleinen Tasche innerhalb des Kissens, das mit Faserbällchen befüllt ist. Diese erhalten den Komfort des Kissens und verhindern, dass die Sensoren vom Schlafenden wahrgenommen werden. Die Daten werden nachts gesammelt, aber erst nach dem Aufwachen und Aktivierung der App über niederenergetische Funkwellen übertragen. Das Kissen wurde in Zusammenarbeit mit Cityzen Sciences entwickelt, einem französischen Unternehmen, das auf die Entwicklung smarter Textilien mittels Mikrosensoren spezialisiert ist.

5) Klimaregulierende Faserbällchen

Outlast Technologies, Spezialist rund um temperaturregulierende Phase-Change-Materialien (PCM), hat seine Produktpalette mit klimaregulierenden Faserbällchen erweitert, die in Bettwaren eingesetzt werden können. Die PCM-Faserbällchen auf Polyesterbasis stellen damit neben verschiedenen PCM-Watten eine weitere Möglichkeit dar, die Temperatur in Bettdecken oder Kissen aktiv auszugleichen und die Feuchtigkeit im Schlaf zu reduzieren.

Das neue Füllmaterial soll das Klima im Bett proaktiv verbessern und bereits die Entstehung von Schweiß reduzieren, so dass ein trockeneres Klima im Bett erzielt wird, was sich auch im Komfort deutlich bemerkbar macht. Geeignet ist das neue PCM-Füllmaterial laut Anbieter für Bettwaren mit synthetischen Füllungen. Die Faserbällchen sollen besonders kuschlig und anschmiegsam sein sowie einfach im Handling.

Die Outlast-Technologie wurde ursprünglich für die NASA entwickelt, um Astronauten vor Temperaturschwankungen im All zu schützen. Die Technologie nutzt Phase-Change-Materialien, die Wärme aufnehmen, speichern und wieder abgeben können, um so ein optimales Feuchtigkeits- und Temperaturmanagement zu erreichen.

Hohenstein Institute zertifizieren Daunen und Federn

Die Hohenstein Institute weisen darauf hin, dass auch Daunen und Federn für Bettwaren wie andere Zutaten von textilen Endprodukten nach Öko-Tex Standard 100 zertifiziert werden können. Dabei werden Federn und Daunen auf die für sie relevanten Öko-Tex-Kriterien getestet. Dazu gehören pH-Wert, Formaldehyd, Schwermetalle, Pestizide, Phenole, zinnorganische Verbindungen sowie eine Geruchsprüfung.

Weitere Links zum Thema

Was bestimmt die Qualität der Füllung von Daunen- und Federnbettwaren? Was ist das besondere an der Eiderdaune, dem edelsten und teuersten Füllgut für Bettwaren? Die Hohenstein Institute informieren umfassend zum Thema in der Presseinformation "Daunen- und Federn unter der Lupe" .

Sie sind nicht sicher, welche Bettdecke zu Ihnen passt? Die Hohenstein Institute haben Wissenswertes zusammengestellt und geben Tipps, wie die richtige Bettdecke für jeden Schläfer gefunden werden kann .

Bettwäsche in die Reinigung bringen

Die Voraussetzung für ein gesundes Leben ist gesunder Schlaf. Verbraucher investieren daher laut dem Deutschen Textilreinigungs-Verband (DTV) in Bettwaren, die einen Lebensqualitätsgewinn versprechen. Textilreiniger empfehlen, bereits beim Kauf von Decken und Kissen auf Qualität und Waschbarkeit zu achten. Sie raten gleichzeitig vom Selbstversuch in der heimischen Waschmaschine ab. Ob in Pressetexten oder auf der Verbraucherseite www.reinigen-lassen.com: Experten betonen, dass die Trommeln der üblichen Haushaltsgeräte auf derart voluminöse Textilien nicht ausgelegt sind. Eine Kernbotschaft ist, dass Fachbetriebe die nötige Kompetenz und die richtige Waschtechnik haben. Bettwaren zählen zu den Klassikern, die in Textilreinigungen und kleineren Wäschereien für Umsatz sorgen. Die Textilpflegebetriebe sähen jedoch gern, wenn Kunden die Betten häufiger und regelmäßiger brächten, im Idealfall bei jedem Saisonwechsel, so der DTV. Circa 10.000 Milben leben in jedem Bett in Deutschland. Die Kombination aus Körperschweiß und Hautschuppen bildet den idealen Nährboden für die winzigen Spinnentierchen. Die Verbände weisen darauf hin, dass zwar nicht die Milben, aber deren Ausscheidungen zu allergischen Reaktionen führen können.