Diese Hygienemaßnahmen gelten für Textilien aus Krankenhaus und Pflegeeinrichtung Gefährliche Erreger in der Wäsche: So gehen Wäschereien damit um

Was sind gefährliche Erreger in der Wäscherei? Wie bereiten Textilpfleger erregerhaltige Wäsche sicher auf? Und wie oft sollte im Krankenhaus und anderen Gesundheitseinrichtungen die Wäsche gewechselt werden? Darüber sprach Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow bei der Jahrestagung der Gütegemeinschaft sachgemäße Wäschepflege vom 25. bis 27. Oktober 2018 in Kassel.

Erreger in der Wäsche
Wie gehen Textilpfleger mit erregerhaltiger Wäsche um? Ausschlaggebend für die Aufbereitung ist die Infektiosität, also der Grad der Gefahr, tatsächlich eine Infektion zu bekommen. - © norman blue – stock.adobe.com

Gefährliche Erreger. In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gehören sie zum Alltag. In Form von gebrauchter Patienten- und Bewohnerwäsche finden sie ihren Weg häufig auch in die Wäscherei. Aber wie unterscheiden Textilpfleger erregerhaltige Wäsche und welche Hygienemaßnahmen sollten sie bei der Behandlung anwenden? Darüber sprach Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow, Facharzt für Hygiene, bei der Jahrestagung der Gütegemeinschaft sachgemäße Wäschepflege. Das Event fand vom 25. bis 27. Oktober 2018 in Kassel statt.

In diesem Zusammenhang behandelte er auch die Frage, ob ein täglicher Wäschewechsel im Krankenhaus oder anderen Gesundheitseinrichtungen sinnvoll ist. Dabei stellte er fest: "Genau weiß niemand, wie oft die Wäsche hier tatsächlich gewechselt wird. Bei Verschmutzungen wird sie meist sofort erneuert. In Pflegeeinrichtungen muss die Wäsche zumindest einmal wöchentlich getauscht werden."

Wäsche aus Krankenhaus und Pflegeeinrichtung richtig beurteilen

Als Basis für eine Gefährdungsbeurteilung des Infektionsrisikos von gebrauchter Wäsche im Krankenhaus und in der Wäscherei nannte er den anwesenden Textilpflegern die von den Hohenstein Instituten herausgegebene Wäschereiinformation 206, "Gefährliche Erreger in der Wäscherei" (hier als PDF zum Download). Eine Beurteilung aus berufsgenossenschaftlicher Sicht sei in der DGUV-Information 203-084 "Umgang mit Wäsche aus Bereichen mit erhöhter Infektionsgefährdung" enthalten (hier als PDF zum Download). Laut Zastrow sollte diese auch juristisch wichtige Anleitung in keinem Gütezeichenbetrieb fehlen. Die Infektionspotenziale seien sowohl in der Wäschereiinformation 206 als auch in der DGUV-Regel 100-500 im Kapitel 2.6 definiert. Im Kapitel 3.10 sei wiederum festgelegt, welche Wäschesäcke in welchen Situationen verwendet werden müssen.

Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow
Der Facharzt für Hygiene, Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow, sprach anlässlich der Jahrestagung der Gütegemeinschaft sachgemäße Wäschepflege 2018 über den Umgang mit gefährlichen Erregern in der Wäscherei. - © Wesolowski

Ausschlaggebend für die Aufbereitung der Wäsche sei Zastrow zufolge die Infektiosität (hochinfektiös/hochkontagiös, infektiös, infektionsverdächtig). Sie bezeichne den Grad der Gefahr, tatsächlich eine Infektion zu bekommen. Das Ansteckungsrisiko wiederum sei abhängig von der Infektiösität der Krankheit und dem Übertragungsweg auf den Menschen. Dieser sei dadurch bestimmt, worin sich die Erreger befinden und wie oder worüber sie sich verbreiten können.

Das Infektionsrisiko, das von Wäsche beim Handling ausgeht, hänge davon ab, ob die Erreger auf trockener Wäsche längere Zeit überleben können oder ob die Wäsche mit erregerhaltigem Material verschmutzt ist. Eine der wenigen Erregern, die nachweislich auf Wäsche überleben, seien Sporen von Pilzen oder Methicillin resistente Staphylococcus aureus (MRSA). Hier riet Zastrow Gesundheitseinrichtungen den täglichen Wäschewechsel: "Legt sich der Patient wieder in die alte Bettwäsche zurück, steckt er sich erneut mit MRSA an."

So unterscheiden und behandeln Textilpfleger erregerhaltige Wäsche

Eine Vermischung von Wäsche ohne Erreger mit erregerhaltigem Material könne jedoch nie ausgeschlossen werden, weshalb man von einer potenziellen Infektionsgefahr ausgehe und von infektionsverdächtiger Wäsche spreche. Diese müsse desinfizierend aufbereitet werden, um die Infektionskette zu unterbrechen. Die Aufzählung zeigt, wie Wäsche nach Ansteckungsfähigkeit zu differenzieren und damit umzugehen ist:

  • Hochinfektiöse/-kontagiöse Wäsche rührt von Patienten mit Erkrankungen, die in Deutschland praktisch ausgerottet sind. Zahlenmäßig spielen diese hierzulande kaum mehr eine Rolle, was auf Impfstrategien als auch umfassende Hygienemaßnahmen zurückzuführen sind. Dazu zählen: Cholera, Hämorrhagische Fieber (Ebolafieber, Lassafieber, Marburgvirus), Milzbrand, Pest, Poliomyelitis, Tollwut und Echinokokkose. Die Wäsche von Patienten mit diesen Erkrankungen wird nicht gewaschen, sondern durch Verbrennung vernichtet. Damit erreicht sie die Wäscherei nicht.
  • Infektiöse Wäsche (laut Verfahren des Robert Koch-Institutes (RKI)) ist Wäsche, die in den gelben Sack gehört. Gelbe Wäschesäcke werden in der Regel für den Transport von Infektionswäsche genutzt. Was hinein gehört, muss durch das Krankenhaus oder die medizinische Einrichtung festgelegt werden – die Entscheidung trifft nicht die Wäscherei. Dazu zählt z.B. Wäsche von Patienten mit Typhus abdominalis, Amöbiasis, Schweinebandwurm, Rinderbandwurm, Diphtherie, Enterobiasis (Oxyuriasis, Madenwurmbefall), Lepra, Leptospirose, Maul- und Klauenseuche (-Virus), Meningokokken-Meningitis, Q-Fieber und Tuberkulose.
  • Bei allen anderen Erkrankungen besteht für das Personal der Wäscherei keine Ansteckungsgefahr, wenn die vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen eingehalten werden.

Textilien, die mit antibiotikaresistenten Keimen bzw. mit diesen erregerhaltigem Material kontanimiert sind, müssen laut RKi-Verfahren nicht in gelben Säcken transportiert und als infektiöse Wäsche aufbereitet werden. Diese Erreger seien zwar gegen bestimmte Antibiotika resistent, aber nicht gegen Desinfektionsmittel bzw. -methoden. Auch im Umgang mit Wäsche, die Clostridium difficile, Hepatits A, B, C oder Noroviren enthalten könne, seien keine bestimmten Maßnahmen erforderlich.

Schmutzwäsche Krankenhaus
Für Schmutzwäsche aus Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gelten bei der Aufbereitung bestimmte Regeln. - © ChiccoDodiFC – stock.adobe.com

Hygienemaßnahmen in der Wäscherei, die sicher desinfizieren

Zusammenfassend stelle Zastrow fest: "In der Wäscherei ist eine große Zahl von gefährlichen Erregern in der zu bearbeitenden Wäsche vorhanden, die allerdings durch die vorgegebenen Schutzmaßnahmen den Weg zum Personal nicht finden und über die nachweislich desinfizierenden Aufbereitungsverfahren sicher abgetötet werden." Nachweislich entsprechend ihrem Wirklungsbereich geprüfte Hygienemaßnahmen seien in den Listen des Robert Koch-Institutes oder des Verbundes für Angewandte Hygiene – VAH (über die Website des mhp-Verlages erhältlich) zu finden. Unter diesen Bedingungen sei sichergestellt, dass das Wohlbefinden von Patient bzw. Bewohner durch die zur Verfügung gestellte Wäsche nicht beeinflusst wird.