Farbveränderungen von Oberhemden? Diese Frage wird in der letzten Zeit häufig gestellt. So werden bei den Sachverständigen immer wieder Hemden vorgelegt, die nach der Wäsche im Hemdenservice einer Textilreinigung oder Wäscherei eine starke Farbveränderung erfahren haben sollen.

So auch der jüngste Fall: Es wird ein Hemd zur Untersuchung eingereicht, weil der Kunde ein "business-blaues" Hemd abgegeben haben will. Und zurück aus der Textilreinigung erhält er ein zart rosafarbenes Hemd.
Der gesamte Farbstoff des Oberstoffes erscheint bei der ersten Inaugenscheinnahme gleichmäßig rosa.
In der Endkontrolle ist die Farbveränderung durch die Gleichmäßigkeit der Farbänderung dabei nicht aufgefallen. Das Hemd wurde mit dem anderen Posten des Kunden eingepackt. Erst zu Hause ist dem Kunden die Farbveränderung aufgefallen, weil er ausschließlich blaue und weiße Hemden trägt.
Rosa Hemd und blaues Garn?
Nach der Diskussion am Ladentisch legten die Parteien das Hemd einem Sachverständigen vor.
Nachdem das Hemd zunächst augenscheinlich untersucht wurde, konnte festgestellt werden, dass das Hemd eine sehr gleichmäßige rosa Farbe besitzt.
Doch bei der Betrachtung des Nähgarnes der Nähte und der Knopflöcher wurde ein blaues Garn erkannt.
Möglicherweise handelt es sich um einen modischen Effekt oder der Hersteller wollte die Nähte bewusst akzentuieren.

Farbveränderungen mit Analysequarzlampe untersuchen
Als weitere Untersuchungsmethode wurde das Hemd mit der Analysequarzlampe untersucht. Im Schein des ultravioletten Lichtes erscheint der gesamte Oberstoff bläulich fluoreszierend und die Nähte haben einen anderen Lüster als der Oberstoff. Sie erscheinen weißlicher.
Das Kennzeichnungsetikett der Textilreinigung zeigt ebenfalls weißlich-bläuliche Fluoreszenzen sowie eine deutliche Waschrunenbildung. Waschrunen sind die im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichneten Waschknitter oder Waschstreifen.
Die bläulichen Fluoreszenzen und insbesondere das Aussehen des Kennzeichnungsetikettes sind deutliche Hinweise auf eine Waschbehandlung durch Waschmittel mit optischem Aufheller. Dazu gehören nicht nur die klassischen Vollwaschmittel, sondern auch die durch eine Dosieranlage dosierten Waschmittel oder Waschadditive, wie Alleinwaschmittel, Fettlöser oder sogar Komplexbildner.
Was verursachte die Farbveränderung?
Die Ursache war nach dieser Untersuchungsmethode klar: Farbveränderung durch den falschen Waschmitteleinsatz.
Doch wie kann das sein, wird doch seit Jahren die weiße mit der hellbunten Wäsche zusammen gewaschen?
Und warum sollte das mit den Hemden nun nicht mehr funktionieren?
Bei der Betrachtung der Pflegekennzeichnung wird die Ursache klar. Neben der üblichen Baumwolle sind im vorliegenden Fall Elasthan und Polyamid verarbeitet worden. Der Oberstoff bekommt durch diese Kombination eine sehr hohe Dehnfähigkeit, was bei den Slimfit-Varianten einer Kollektion durchaus angenehmer ist und den Tragekomfort erhöht.
Diese Faserzusammensetzungen hat es in der Vergangenheit nicht gegeben, da waren die Hemden aus Baumwolle oder einem Baumwoll-/ Polyestergemisch. Das bedeutet "Augen auf bei der Warenschau".
Bei der hellbunten Haushaltswäsche, die in der Regel aus Baumwolle besteht, entsteht zwar auch eine leichte Farbveränderung, die jedoch nicht so "krass" ausfällt wie bei dem vorgelegten business-blauen Hemd.
Richtige Sortierung vermeidet solche Schadensfälle
Um solche Schadensfälle zu vermeiden, ist es ratsam bei der Sortierung darauf zu achten, dass nur weiße Hemden mit einem Vollwaschmittel oder mit einem flüssigen Waschmittelsystem mit optischen Aufhellern gewaschen werden darf. Bunte Hemden müssen mit einem Buntwaschmittel gewaschen werden.
Oft sind es die teuren Hemden, die solche Faserzusammensetzungen besitzen und man sieht es dem Hemd von außen oft nicht an, dass es sich um eine Designerware handelt. In der Warenschau müssen Textilreiniger auf eine genauere farbliche Sortierung achten. Fachlich richtig: Weiß, Hellbunt, Dunkelbunt und Schwarz.