Verpackungsmaterial: Papier, Plastik, Stoff Wäscherei und Textilreinigung: Textilien nachhaltig verpacken

Plastiktüten sind schlecht für die Umwelt. Aber sind Papier- oder Stofftaschen wirklich "grüner"? Die EU jedenfalls will den Plastiktütenverbrauch reduzieren. In Deutschland gibt es deshalbeine freiwillige Selbstverpflichtung des Handels und es ist ein neues Verpackungsgesetz in Planung. Es tut sich also einiges in Sachen Verpackung und Textilpflegebetriebe sollten auf dem Laufenden sein.

Bügeleisen mit Wäsche und Bügeleisen.
Ob Stoff oder Plastik: Nur durch Wiederverwendung von Verpackungsmaterial kann man zur Umweltschonung beitragen. - © WF Seydlbast, Fotolia.com

Damit Textilien sicher sauber von der Reinigung oder Wäscherei beim Verbraucher landen, brauchen sie Schutz vor Umwelteinflüssen auf dem Transportweg. Eine Verpackung muss her, gut zu handhaben, preiswert, ressourcenschonend. Die Materialien reichen von Papier über Plastik bis zu Stoff. Welche ist die "grünere" Variante? Und was sagt die EU zum Thema Plastiktüten? Die Redaktion von RWTextilservice hat sich auf die Suche nach Antworten begeben.

100 Milliarden Plastiktüten

In Deutschland werden nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe pro Jahr 6,1 Milliarden Plastiktüten ausgegeben. Das sind etwa 76 Plastiktüten pro Kopf und Jahr. Damit verbraucht der deutsche Durchschnittsbürger derzeit deutlich weniger Tüten als der Durchschnittseuropäer: Im Jahr 2010 lag der Durchschnitt bei rund 200 Plastiktüten pro Kopf. In der EU werden nach Angaben des Europaparlaments jährlich rund 100 Milliarden Plastiktüten verwendet, etwa acht Milliarden davon gelangen in die Umwelt – mit verheerenden Folgen. Wegen riesiger Müllteppiche auf den Weltmeeren sterben hunderttausende Vögel, Meeressäuger, Schildkröten und Fische. Es entsteht außerdem Mikroplastik, das über Fische und andere Tiere in die Nahrungsmittelkette gelangt.

VerpackV und neues Verpackungsgesetz

Der Gesetzgeber will den Verbrauch von Plastiktüten verringern. In Deutschland unterliegen Plastiktüten der Verpackungsverordnung (VerpackV). Hersteller und Vertreiber müssen Lizenzgebühren zahlen. So finanzieren sie das duale System der Sammlung, Sortierung, Verwertung der Tüten, z.B. mit dem Grünen Punkt. Die VerpackV legt abfallwirtschaftliche Grundprinzipien fest: Verpackungsabfälle sind in erster Linie zu vermeiden. Sofern dies nicht möglich ist, ist der Wiederverwendung und der stofflichen Verwertung Vorrang zu geben vor der energetischen Verwertung und der gemeinwohlverträglichen Beseitigung. Die Verordnung beinhaltet außerdem Rücknahmeverpflichtungen für Hersteller und Handel. Nach wiederholter Novellierung der VerpackV wurde diese jetzt mit einem neuen Verpackungsgesetz weiterentwickelt.

Mülltonnen
Ein neues Verpackungsgesetz soll das Recycling fördern. - © JiSign, Fotolia.com

Das Bundeskabinett hat am 21.12.2016 den Entwurf des Verpackungsgesetzes beschlossen. Mit dem Gesetz sollen Verpackungsabfälle effektiver vermieden und recycelt werden. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: "Mit dem Verpackungsgesetz entwickeln wir die Verpackungsverordnung an den entscheidenden Stellen weiter. Zukünftig wird mehr recycelt und die Hersteller müssen bei der Verpackung mehr an ökologische Aspekte denken. Außerdem fördern wir die Einführung der Wertstofftonne, mit der noch mehr verwertbare Abfälle erfasst werden können. Dafür schafft das Gesetz die nötige Rechtssicherheit."

Ziel: Mehr Recyclen

Die von Industrie und Handel finanzierten dualen Systeme müssen laut Gesetzentwurf künftig deutlich höhere Recyclingquoten erfüllen. Diese gelten für die bei ihnen lizenzierten und von ihnen erfassten Verpackungen. So steigt zum Beispiel die Recyclingquote für Kunststoffverpackungen bis zum Jahr 2022 von heute 36 Prozent auf 63 Prozent. Die Recyclingquoten bei Metallen (heute bei 60 Prozent), Papier (70) und Glas (75) steigen bis 2022 auf 90 Prozent an.

Die Lizenzentgelte des dualen Systems müssen zudem stärker an ökologischen Aspekten ausgerichtet werden. Das belohnt die Hersteller, die bei der Gestaltung von Verpackungen von Anfang an ­berücksichtigen, wie diese recycelt werden können.

Die Entsorgung von Verpackungsabfällen erfolgt nach wie vor im Wettbewerb durch Ausschreibungen. Um einen fairen Wettbewerb und einen konsequenten Vollzug zu gewährleisten, wird eine "Zentrale Stelle" eingerichtet, die von den Produktverantwortlichen, das heißt von Industrie und Handel, finanziert wird.

Wie die Abfallsammlung generell vor Ort durchgeführt wird, bestimmen die Kommunen. Sie entscheiden zum Beispiel darüber, wann und wie Abfälle gesammelt werden. Damit können Restmüll- und Wertstoffsammlung optimal aufeinander abgestimmt werden. Erleichtert wird zudem die gemeinsame Erfassung von Verpackungsabfällen und von anderen Abfällen aus Kunststoff und Metall in Wertstofftonnen. Inwieweit diese eingeführt werden, kann jeweils die Kommune mit den dualen Systemen entscheiden. Bisher haben etwa 14 Millionen Haushalte in Deutschland die Wertstofftonne.

Der Gesetzentwurf wird dem Bundesrat zur Stellungnahme und danach dem Bundestag zugeleitet.

Mehr zum Verpackungsgesetz und was Textilpflegebetriebe darüber wissen sollten lesen Sie im folgenden Artikel von R+WTextilservice: Mehr Recycling ist das Ziel. Hier haben wir u.a. mit Stefan Rauner von REWAKON gesprochen. Der Zulieferer bietet u.a. Verpackungsmaterial für Reinigungen und Wäschereien an.

Freiwillige Selbstverpflichtung in Sachen Kunststofftüten

Seit 1. Juli 2016 gibt es außerdem eine freiwillige Selbstverpflichtung für Händler in Deutschland. Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat mit dem Bundesumweltministerium vereinbart, dass innerhalb von zwei Jahren 80 Prozent der in Verkehr gebrachten Kunststofftüten im Einzelhandel kostenpflichtig sein sollen. Das Entgelt wird von den Handelsunternehmen erhoben, die sich an der Vereinbarung beteiligen. Über die Höhe des Tütenentgelts entscheiden die Händler aus kartellrechtlichen Gründen individuell. Ein Teil der Einnahmen soll Umweltprojekten zugutekommen.

EU will "leichte Kunststofftragetaschen" reduzieren

Mit der Vereinbarung wird eine EU-Richtlinie umgesetzt, wonach der Pro-Kopf-Verbrauch an Kunststofftüten deutlich reduziert werden soll. Sie ergänzt die Europäische Verpackungsrichtlinie (94/62/EG). Vorgesehen ist, dass der Verbrauch von Kunststofftüten bis 2019 in einem ersten Schritt auf 90 und in einem zweiten Schritt bis Ende 2025 auf 40 Tüten pro Einwohner und Jahr reduziert wird. Die Richtlinie strebt vor allem eine Reduzierung von "leichten Kunststofftragetaschen" an. Damit sind solche mit einer Wandstärke von 10 bis 50 µm (0,01 bis 0,05 mm) gemeint. Dickere Kunststofftragetaschen sind ausgenommen, da diese meist mehrfach genutzt werden. Sehr dünnwandige Plastiktüten, etwa die im Obst- und Gemüseverkauf üblichen Hemdchentragetaschen, sind nicht betroffen.

Wie die Vorgaben umgesetzt werden, bleibt den EU-Ländern überlassen. Sie dürfen die Tüten verbieten, besteuern oder Gebühren für sie einführen. Mit der Selbstverpflichtung vermeidet der Einzelhandel in Deutschland vorerst eine gesetzliche Regelung. Umweltministerin Hendricks meint: Erreiche der Handel das vereinbarte Ziel nicht, könne es 2018 zu einem Gesetz kommen, das die Händler zu einem Entgelt verpflichte.

Erste Erfolge in Deutschland: ein Drittel weniger Tüten

Zum Start der Vereinbarung beteiligten sich etwa 260 Unternehmen laut HDE. Diese stünden für über 60 Prozent der Tüten im Handel, die von der EU-Richtlinie erfasst werden. HDE-Präsident Josef Sanktjohanser zeigte sich zuversichtlich, dass die Zielquote erreicht werden könne. Entscheidend sei, dass weitere Branchen die Vereinbarung unterzeichnen. Denn über die Ladentheken des Einzelhandels gehen in Deutschland nur gut zwei Drittel der Tüten.

Plastikmüll im Meer
Meere voll Plastikmüll: Um die Umweltbelastung zu reduzieren, gibt es eine EU-Richtlinie, die den Pro-Kopf-Verbrauch an Kunststofftüten senken soll. - © aryfahmed, Fotolia.com

Im Juni 2017 vermeldete der HDE erste Erfolge: Die Deutschen verbrauchten laut Pressemitteilung 2016 ein Drittel weniger Tüten als im Jahr zuvor. Für leichte Tragetaschen habe der deutsche Handel bereits das europäische Ziel für 2025 erreicht. Das verdeutlichen aktuelle Zahlen der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM).

Laut GVM verringerte sich 2016 der Tütenverbrauch im Vergleich zum Vorjahr um zwei Milliarden Stück auf 3,6 Milliarden Tüten. Das entspricht einem Pro-Kopf-Konsum von 45 Tüten (2015: 68). Damit ging der Verbrauch von Kunststofftragetaschen hierzulande seit Einführung einer freiwilligen Bezahlpflicht im Einzelhandel um ein Drittel zurück.

Kunden verzichten auf kostenpflichtige Tüten

"Die Reduzierungseffekte durch bezahlpflichtige Tüten waren vor allem im Textileinzelhandel massiv. Modehändler berichten von rückläufigen Umsätzen zwischen 50 bis 80 Prozent", so HDE-Sprecher Kai Falk. Auch verzichteten inzwischen Unternehmen verschiedener Branchen komplett auf Einwegtragetaschen aus Kunststoff und böten Mehrwegtaschen an.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Kunststofftüten mit einer Wandstärke unter 50 Mikromillimeter, für die eine EU-Richtlinie für 2019 einen Grenzwert von 90, für 2025 von 40 Tragetaschen pro Einwohner vorsieht, konnte im vergangenen Jahr auf 38 Stück abgesenkt werden.

Mit der Vereinbarung zur Reduktion von Kunststofftragetaschen zwischen dem HDE und dem Bundesumweltministerium setzt Deutschland eine EU-Richtlinie um. In der Vereinbarung verpflichtet sich der HDE zur Verringerung der Zahl von leichten Kunststofftragetaschen bis 31. Dezember 2019 auf höchstens 90 und bis 31. Dezember 2025 auf höchstens 40 Kunststofftragetaschen pro Einwohner und Jahr. Die Handelsunternehmen können die Vorgaben entweder durch die Bepreisung der Tüten oder durch den völligen Verzicht auf Einwegtragetaschen umsetzen.

Händler, die sich an der Vereinbarung beteiligen möchten, finden online weitere Informationen: www.einzelhandel.de/kunststofftuete.

EU-Nachbarländer machen es vor

In Deutschland gibt es seit 1. Juli 2016 eine freiwillige Selbstverpflichtung zum Thema Plastiktüten. Der Vertrag zwischen dem Bundesumweltministerium und Vertretern des Einzelhandels besagt, dass der Handel für Plastiktüten ein „angemessenes Entgelt“ veranschlagen soll. Wie sieht es mit solchen Regelungen bei unseren Nachbarn aus und haben diese Erfolg?

In Österreich haben sich ebenso wie in Deutschland Regierung und Handel auf eine freiwillige Selbstverpflichtung zur Reduzierung des Verbrauchs von Kunststofftüten geeinigt. Seit dem 1. Juli 2016 sollen Einwegtragetaschen nur noch kostenpflichtig an Verbraucher abgegeben werden. Ein Mindestpreis wurde nicht festgelegt. Von der Verpflichtung ausgenommen sind Beutel in Gemüse- und Obstabteilungen. Das Ziel: Bis 2019 soll der Pro-Kopf-Verbrauch in Österreich von derzeit 50 auf 25 Tüten pro Jahr halbiert werden. In den Niederlanden gilt seit 1. Januar 2016 ein Verbot der Gratisabgabe von Kunststofftragetaschen. Auch laminierte Papiertragetaschen fallen unter die Bezahlpflicht. Ausnahmen gibt es für Knotenbeutel, die als Primärverpackung bzw. aus Hygienegründen eingesetzt werden.

Plastiktüte Einkauf
Der Verbrauch von Plastiktüten soll gesenkt werden. - © herb-art, Fotolia.com

In Italien herrscht bereits seit 2011 ein Verbot von nicht-biologisch abbaubaren Kunststofftragetaschen. Frankreich hat zum 1. Juli 2016 Einwegplastiktragetaschen unter 50 µm an der Kasse und seit 1. Januar 2017 auch in der Verkaufsstelle (z.B. in der Obst- und Gemüseabteilung) verboten. Ausnahmen gibt es für bestimmte kompostierbare Beutel. Wie das Beispiel Irland zeigt, kann der Preis durch­aus als Abschre­ckung funk­tionieren. Im März 2002 hat die Republik eine Steuer auf Plastiktüten von 15 Cent einge­führt, die am 1. Juli 2007 auf 22 Cent erhöht wurde. Der Pro-Kopf-Verbrauch ist seit 2002 von über 300 auf etwa 18 Tüten gesunken. Dänemark konnte den Verbrauch einmal verwendeter Tüten durch eine Materialsteuer auf vier senken.

Kostenpflichtige Tüten im Kommen

Viele Unternehmen haben bereits vor der Selbstverpflichtung auf kostenlose Plastiktüten verzichtet. Karstadt verlangt seit 1. März 2016 je nach Größe zwischen 5 Cent und 30 Cent, Media Markt und Saturn zwischen 5 Cent und 50 Cent. Bei Rossmann sind 10 Cent fällig, bei Tchibo 20 Cent pro Plastiktüte. Seit April 2016 bietet C&A Deutschland zu einem Preis von 20 Cent eine neue, qualitativ wertigere Plastiktragetasche an. Bereits seit Oktober 2015 gibt es bei KiK keine Plastiktüten mehr. Die Kunden können in den deutschen, österreichischen und niederländischen KiK-Filialen langlebige Alternativen zum Transport ihrer Einkäufe erwerben: Kleine und große Baumwolltaschen sowie Permanenttaschen sind ab 0,75 Euro erhältlich.

Auch Rewe und Real geben den Kunden in Deutschland keine klassischen Plastiktüten mehr aus. Gratis seien die Tragetaschen aus Kunststoff in den 285 deutschen Real-Märkten schon seit zehn Jahren nicht mehr zu haben, so das Unternehmen. Nun hätten Kunden an der Kasse nur noch die Wahl zwischen Baumwolltragetaschen, Papiertüten, Kartons und Permanenttragetaschen aus bis zu 85 Prozent Recyclingmaterial. Sollte die robuste Permanenttragetasche einmal kaputtgehen, wird sie an der Kasse gratis ausgetauscht, verspricht Real.

Umfragen: Plastiktütengebühr wird befürwortet

Die meisten Deutschen befürworten eine Plastiktütengebühr. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts You Gov. Demnach plädieren mehr als die Hälfte dafür, die Ausgabe von Plastiktüten komplett zu verbieten. Und auch laut einer aktuellen Umfrage von Statista zum Entsorgungsverhalten legen die Deutschen beim Einkaufen Wert auf Nachhaltigkeit. Drei Viertel der Befragten (75 Prozent) gaben an, zum Einkauf eine eigene Tasche mitzunehmen. 16 Prozent verstauen ihre Einkäufe in ihrer Handtasche oder ihrem Rucksack. Nur acht Prozent kaufen laut eigenen Angaben Einkaufstüten im Supermarkt. Die meisten Deutschen (ebenfalls 75 Prozent) finden es außerdem gut, dass Plastiktüten in vielen Geschäften nun etwas kosten.

Alternativen zu Plastiktüten

Umweltschützer zweifeln, ob geringe Centbeträge pro Tüte die Käufer abschrecken. Und auch im Textilhandel gibt es Vorbehalte: Einen teuren Anzug steckt man nicht zwischen die Lebensmittel­einkäufe im Einkaufskorb. Für einen knitterfreien Transport ist eine entsprechende Tragetasche erforderlich, die z.B. auch vor Regen schützt – was bei Papier nicht unbedingt gewährleistet ist. Außerdem sind bedruckte Kunststofftragetaschen für viele ein wichtiges Marketinginstrument. Welche Alternativen zu Plastik gibt es also?

Zwei grüne Papiertüten.
Sind Papiertüten wirklich "grüner" als Plastik? - © danielsbfoto, Fotolia.com

Auf der Suche ist zu bedenken: Papiertüten sind zwar einfacher zu entsorgen, auch weil sie eher verrotten und das Papierrecycling eine ausgereifte Infrastruktur besitzt. Allerdings belastet die Papierherstellung die Umwelt stärker als die Produktion einer Plastiktüte. Der Papierherstellungsprozess benötigt viele Ressourcen: Zellstoff, Wasser, Chemikalien. Fast doppelt so viel Energie ist nötig wie bei der Herstellung einer Plastiktüte. Trotz dieses relativ großen Aufwands und der hohen Kosten, die dabei entstehen, werden Papiertüten meist nur einmal benutzt – sie sind nicht wasser­abweisend und reißen schneller.

Sind Produkte aus Baumwolle und Jute besser?

Auch eine Tasche aus Baumwolle oder ein Jutebeutel sind der Plastiktüte in ökologischer Hinsicht nicht unbedingt vorzuziehen. Die Stofftragetasche kann zwar oft verwendet werden. Allerdings ist die Baumwoll­produktion mit einer erheblichen Umwelt­belastung verbunden. Ist der Stoff­beutel nicht aus recycelter Bau mwolle und stammt diese wiederum nicht aus biologisch kontrolliertem Anbau, muss der Jutebeutel laut "test.de" etwa 100-mal so häufig genutzt werden wie eine Plastiktüte, um die schlechtere Ökobilanz auszugleichen.

Eine weitere Alternative stellen kompostierbares Plastik bzw. biologisch abbaubare Tüten dar. Das Problem hierbei: Die vermeintlich ökologische Variante des Kunststoffs ist schlecht von normalem zu unterscheiden – sie sieht deshalb in der Biotonne fehl am Platz aus, im normalen Recycling kann sie dagegen die Qualität des Plastiks verschlechtern. Außerdem funktioniert die biologische Abbaubarkeit nicht unbedingt im Meer. Die Tatsache, dass es derzeit keine einheitlichen Regelungen zu Beschaffenheit, Kennzeichnung und Entsorgung der „Bioplastiktüten“ gibt, macht ihre Anwendung problematisch.

Ökologisch akzeptabel sind laut Deutscher Umwelthilfe große Kunststofftaschen für den dauerhaften Gebrauch oder kleine Polyestertaschen. Noch besser sind Einkaufskörbe und Klappkisten. Egal, welches Verpackungsmaterial zur Anwendung kommt – Wieder­verwertung und Mehrfachnutzung sind das A und O.

Lösungen für Textilpflegeunternehmen

Wie können konkrete Verpackungslösungen für die Textilpflege aussehen? Bei 5àsec können Kunden in der Schweiz für vier Schweizer Franken eine wiederverwendbare Kleiderhülle kaufen. An der Ladentheke wird der Kunde informiert: Aus Umweltschutzgründen werden die Textilien nicht mehr mit einer Plastikhülle geschützt, sondern mit einer wiederverwendbaren Kleiderschutzhülle, um so den Plastikkonsum zu reduzieren. Um zu vermeiden, dass der Kunde bei der Abgabe der zu reinigenden Artikel einen Sack aus Plastik mitbringt, wurde die Textilhülle so entwickelt, dass sie auch als Tasche für schmutzige Garderobe verwendet werden kann. Die Hülle wird in der Mitte gefaltet, mit einem zweiten Reissverschluss am äußeren Rand verschlossen und so in eine Tragtasche umgewandelt. Die schmutzige Wäsche soll damit nicht in Kontakt mit dem Fach für gereinigte Kleider kommen. 5àsec berichtet, dass die meisten Kunden die wiederverwendbare Textilhülle verwenden. Der Plastikschutzhüllenkonsum wurde dadurch in drei Jahren um 80 Prozent reduziert.

Textilreinigungen nutzen Mehrweglösungen

Auch die Fasson Textilpflege geht neue, nachhaltige Wege, wie R+WTextilservice im Januar 2018 berichtete (Artikel hier für Abonnenten frei lesbar). Weg von der Einmal- bzw. Wegwerfverpackung aus Plastik hin zu Mehrweg­produkten. Neben dem Umweltschutz sollen die angebotenen Kleidersäcke auch einen Komfort für die Kunden bieten, weil sie dadurch eine Transportmöglichkeit für ihre Textilien immer parat haben. Und: "Die Kleidersäcke sind unsere Markenbotschafter zuhause beim Kunden", sagt Geschäftsführer Andreas Hammer. "Im Gegensatz zu Einmalverpackungen verbleiben unsere Mehrweglösungen sichtbar und permanent erinnernd beim Kunden im Kleiderschrank." Es gibt einen Kleidersack speziell für den ComfortService, den gelben "Shirtbag" sowie den "Sauber Bag", eine Mehrwegtragetasche.

Wiederverwendbare Tüte der  Textilreinigung Himmelsbach.
Die Textilreinigung Himmelsbach in Freiburg hat sich als Alternative zur Plastiktüte ein Pfandsystem für Mehrwegtragetaschen überlegt. Die gebrandeten Taschen sind auch ein Marketinginstrument.   - © Himmelsbach

Pfandsysteme für Verpackungen werden ebenfalls teilweise in der Textilreinigungsbranche angewendet, beispielsweise in der Reinigung und Färberei Himmelsbach in Freiburg. Der Kunde erwirbt dabei z.B. eine Mehrwegkunststofftasche oder auch eine Baumwolltasche zum Transport der Garderobe. Gibt er diese zurück, bekommt er den Kaufpreis erstattet. So kann die Tüte auch zum Kundenbindungsinstrument werden.

Pfandtasche aus Baumwolle

Mit Pfandtaschen.com gibt es einen Anbieter, der Pfandtaschen aus Baumwolle für Unternehmen anbietet. Auf Wunsch wird ein Rückgaberecht gewährt. Über die Höhe der Rückgabequote entscheiden die Unternehmen, wählbar sind 0, 10, 20 oder 30 Prozent. Haben Sie z.B. 1.000 Pfandtaschen bestellt und ein 20-prozentiges Rückgaberecht mit Pfandtaschen.com vereinbart, so bekämen Sie bis zu 200 zurückgeschickte Pfandtaschen unabhängig ihres Zustandes gutgeschrieben.

Die zurückgeführten Pfandtaschen werden laut Pfandtaschen.com nicht auf der Mülldeponie entsorgt, sondern dem Rohstoffkreislauf wieder zugeführt: Die remittierten Taschen werden gesammelt und nach der Zerfaserung zu Dämmmaterial verarbeitet.

Das Pfandsystem hat aber nicht nur Vorteile für die Umwelt. Bringt der Kunde seine Pfandtasche zurück, ist das kein Grund, traurig zu sein. Denn: Ein Kunde im Ladengeschäft ist potenziell ein kaufender Kunde. Für alle im Umlauf befindlichen Taschen gilt: Sie werden durch die Stadt getragen und machen Werbung für ein umweltbewusstes, innovatives Unternehmen, das nachhaltig agiert und Pfandtaschen verwendet.

Textilreinigungen können eigene Taschen kreieren

Die Alternative zur Plastiktüte wird nach Anbieterangaben unter besonderer Berücksichtigung ökologischer und sozialer Verantwortung produziert. Es kann u.a. zwischen zwei Textilstandards gewählt werden: OEKO-TEX Standard 100 oder Biobaumwolle nach GOTS-Standard. Auf der Website Pfandtaschen.com können Unternehmen über einen Konfigurator ihre persönliche Tasche kreieren und bestellen. Wählbar sind sieben Modelle in bis zu 18 Farben sowie 15 Standarddruckfarben und über 100 Designs. Wem das nicht reicht, der kann auch das eigene Logo oder Corporate Design aufdrucken lassen. Mindestbestellmenge sind 250 Exemplare. Mitglieder des Deutschen Textilreinigungs-Verbandes (DTV) bekommen drei Prozent Nachlass. Übrigens: Die Pfandtaschen können laut Anbieter bei 30 °C gewaschen werden.

Nur auf Wunsch verpacken

Warum nicht an den Einzelhandel anlehnen und für Plastiktüten eine Gebühr verlangen? Zumindest, wenn die Tüte von Kunden noch zusätzlich zur sowieso schon verhandenen Umverpackung aus Folie nachgefragt wird. Im Handel akzeptiert der Verbraucher das Entgelt ja auch. Eine weitere Möglichkeit: Die Textilien nur verpacken, wenn es ausdrücklich gewünscht wird. So macht es z.B. die Runte Teppichreinigung in Bruchköbel. Der fertig bearbeitete Teppich wird entweder nur mit einem Logoband versehen oder auf expliziten Wunsch mit einer Folie verpackt.

Um den Mehrweggedanken nochmals aufzugreifen: Textilreinigungen können Kunden auch aktiv anbieten, die Verpackungsfolien zurückzunehmen. In gutem Zustand können diese wiederverwendet werden. So lässt sich nicht nur Geld sparen und die Umwelt schützen. Unternehmen kommunizieren so auch ihren Kunden direkt, dass sie auf ökologischen Ressourcenumgang achten.

Hemd in kompostierbarer Folie.
Diese Verpackungsfolie soll kompostierbar und in Wasser abbaubar sein. - © Biobiene

Für die hygienische Verpackung von beispielsweise gelegter Bekleidung könnte ein kompostierbarer Adhäsionsverschlussbeutel von Biobiene eine nachhaltige Lösung sein. Die in zwei verschiedenen Größen erhältlichen und etwa 12 g schweren Beutel stehen laut Hersteller ihren herkömmlichen Pendants aus Kunststoff in Sachen Reißfestigkeit und Alltagstauglichkeit in nichts nach. So sollen sie auch ideal sein, um Textilien fürs Lagern und Transportieren unterzuverpacken. Auch optisch lasse sich kaum ein Unterschied erkennen, da die kompostierbaren Klappenbeutel genauso hochtransparent seien wie herkömmliche Folienbeutel. Einen ­Unterschied gibt es aber bei der Entsorgung: Die Beutelfolie ist ­sowohl im Wasser abbaubar als auch auf herkömmliche Weise kompostierbar.

Nicht zuletzt sollte aber gerade im Endkundengeschäft auch die Optik stimmen. So sorgt die Verpackung für den richtigen Außenauftritt und hilft beim Marketing. Jeannette Conradts in Berlin beispielsweise verwendet in ihrer Reinigung mit eigenem Logo bedrucktes Papier zum Einschlagen der edlen, frisch gereinigten Textilien.

Edles Einschlagpapier mit individuellen Motiven

Eine besonders häufig in Anspruch genommene Möglichkeit der Verpackung von Wäsche in Einschlagpapier ist laut der Hans-Joachim Schneider GmbH das Bedrucken von Papier mit einem individuellen Motiv. Ob nur die Adresse, das eigene Logo oder die Übernahme eines vorhandenen Corporate Designs – der individuellen Gestaltung sind fast keine Grenzen gesetzt. Mehr als 100 Wäschereien nutzen laut Unternehmen bereits dieses Angebot, mit eigenen Motiven für ihren Betrieb und ihre Dienstleistung zu werben, und bestellen regelmäßig ihren Bedarf bei Schneider. Die Mindestabnahme beträgt zehn Rollen, bei steigenden Abnahmen gibt es Rabattstaffeln.

Der Mehrpreis gegenüber Standardmotiven ist Schneider zufolge gering. Es fallen lediglich einmalige Kosten für ein vielfach verwendbares Druckklischee an, dessen Preis von Motivgröße und Farbanzahl abhängt. Das am häufigsten eingesetzte Papier ist ein 40 g/m² starkes, holzfreies, einseitig glattes Natronkraftpapier, wobei auch stärkeres Papier lieferbar ist. Die Lieferzeit beträgt laut Anbieter zwei Wochen. Im Katalog von Schneider ist eine Preistabelle für ein- und zweifarbigen Druck bei verschiedenen Abnahmemengen zu finden. Eine fachkundige Beratung zu diesen Produkten bekommen Interessierte bei Schneider-Geschäftsführer Heiko Nolte.

Wer lieber auf Standardmotive zurückgreift, findet bei Schneider Papierrollen mit acht verschiedenen branchenbezogenen mehrfarbigen Motiven. Eine Übersicht mit Abbildungen und Preisen steht im Katalog oder im neuen Webshop unter shop.schneider-berlin.de .

Mehr zum Branding von Verpackungen und wie Sie dem Kunden ein "Auspackerlebnis" bieten können, lesen Sie in diesem Artikel von R+WTextilservice.

Automatisierte Verpackungslösungen

Die Firma Beck Packautomaten aus Frickenhausen bietet automatische Verpackungslösungen für Wäschereien und textile Dienstleister. Ob Berufs- oder Arbeitsbekleidung, Bewohnerwäsche, Krankenhauswäsche oder Hotel- und Tischwäsche, ob eine manuelle Produktzuführung oder eine automatische Übernahme von Faltmaschinen gewünscht ist, Beck Packautomaten hat nach eigenen Angaben Lösungen für die unterschiedlichsten Anwendungen.

Serienpacker von Beck Packautomaten
Der Serienpacker von Beck Packautomaten verspricht verzugsfreie Verpackung gereinigter Textilien. - © Beck Packautomaten

Der Beck-Serienpacker mit seinem speziellen Folienführungskonzept und der vierseitigen Verschweißung stellt verzugsfreie, formschöne und enganliegende Verpackungen her, verspricht das Unternehmen. Einzelne Wäscheteile und Mehrstückeinheiten mit unterschiedlichen Längen und Höhen sollen mit dem Serienpacker ohne Maschinenumstellung in beliebiger Reihenfolge verpackt werden können. Ein anschließendes Schrumpfen wie bei Banderoliermaschinen oder auch Formschultermaschinen sei nicht notwendig und spare somit Energie und Kosten.

Selbsthaftender Effekt von Verpackungsfolie

Die PVC-Dehnfolie von Sianka by S&Z Verpackung GmbH eignet sich laut Herstellerangaben für das schnelle und sichere Verpacken von Bekleidungsstücken und Wäsche. Der selbsthaftende Effekt der Folie biete dabei praktikable Vorteile für die Wäsche und den Verpackungsvorgang, ob mit oder ohne Verschweißen. Zudem seien so verpackte Textilien bei Lagerung und Transport sehr platzsparend. Werden Textilien am Wärmetisch verpackt, schmiegt sich laut Sianka die PVC-Dehnfolie eng an und legt sich ohne Lufteinschlüsse um die Ware. Die gewünschte Länge wird dann einfach abgeschnitten. Das Unternehmen liefert das Produkt in einer Stärke von 11 µ und einer Rollenbreite ab 900 mm mit einer Lauflänge von rund 1.500 m. Die PVC-Dehnfolie ist laut Hersteller zum Verpacken aller Textilien geeignet.

Am Wärmetisch
Am Wärmetisch schmiegt sich laut Sianka die PVC-Dehnfolie eng an und legt sich ohne Lufteinschlüsse um die Textilien. - © Sianka

Als Alternative zu den PVC-Dehnfolien bietet Sianka auch die "HDPE-/LDPE"-Halbschlauchfolie zusammen mit dem dazugehörigen Winkelschweißgerät an. "Viele Wäschereikunden nehmen den Service aus einer Hand gerne an", erklärt Kundenberaterin Silvia Querl. "Der Vorteil ist, dass man sofort ein funktionierendes und einsatzbereites System hat." Das Verpackungsgut wird bei dem Vorgang in den geöffneten Folienhalbschlauch gelegt und anschließend unter den Schweißrahmen geschoben. Durch das Herunterklappen des Rahmens wird die Folie verschweißt. Während des Schweißvorgangs kann der Bediener dabei laut Unternehmen bereits das nächste Wäschepaket vorbereiten. Nach Beendigung des Schweißvorgangs öffnet sich der Rahmen dann automatisch. Die Halbschlauchfolien in einer Rollenbreite von 600 oder 650 mm für den Einsatz auf Winkelschweißgeräten können laut Sianka auch in kundenspezifischen Ausführungen wie "genadelt", mit "glatter" oder "stumpfer" Oberfläche sowie in unterschiedlichen Materialstärken ausgeliefert werden.