DTV-Geschäftsklima-Index Mehr Umsatz, weniger Gewinn und neue Chancen

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Betriebswirtschaft für Textilreinigungen und Wäschereien

Personalmangel und gestiegene Kosten belasten die Branche. Dennoch blicken Textilservicebetriebe positiv in die Zukunft. Zwar müssen Investitionen vorerst hinten anstehen, allerdings bietet die demografische Entwicklung künftig Chancen für neue Geschäftsfelder.

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Laut dem aktuellen Geschäftsklima-Index des DTV erholt sich die Textilpflegebranche. - © photobyphotoboy - stock.adobe.com

Es geht bergauf. Die Stimmung in der Textilpflegebranche erholt sich. Das zeigt der aktuelle Geschäftsklima-Index des Deutschen Textilreinigungs-Verbands (DTV). In der halbjährlichen Umfrage bewerten Unternehmer ihre Umsatzentwicklung deutlich positiver als zum historischen Tiefpunkt während Corona. Manche Branchenzweige straucheln allerdings noch immer.

74 Prozent der Textilservicebetriebe und 65 Prozent der Mischunternehmen bewerten ihre Umsätze im 1. Halbjahr 2023 als "sehr gut" oder "gut". Bei näherem Betrachten fällt allerdings auf: Diese Einschätzung teilen nur 38 Prozent der Reinigungsbetriebe. Dass die Sparte deutlich abfällt, erklärt der Verband u.a. mit geänderten Modegewohnheiten (Stichwort: Fast Fashion) und der hohen Inflation, wodurch Privatpersonen weniger Geld für Textilreinigung ausgeben.

Mit Blick auf die angespannte gesamtwirtschaftliche Situation Deutschlands rechnen die 83 befragten Unternehmen mit einer schwächeren Umsatzentwicklung im 2. Halbjahr 2023. Eine wichtige Rolle spielt hierbei der anhaltende Kostendruck.

Kostendruck und Personalmangel belasten die Branche

Der Kostendruck zeigt sich ebenfalls bei der erwarteten Gewinnentwicklung. 54 Prozent der Mischunternehmen, 44 Prozent der Textilservicebetriebe sowie 33 Prozent der Reinigungsbetriebe rechneten im 1. Halbjahr mit "sehr guten" oder "guten" Gewinnen. Ähnliche Werte erzielt das 2. Halbjahr. Die guten Aussichten werden mit Blick in die Details allerdings gedämpft: Zwar rechnen Unternehmer damit, dass Umsätze und Gewinne wachsen – aber nicht im selben Verhältnis. Der steigende Umsatz dient folglich zur Kostendeckung und kann nicht in Gewinne umgewandelt werden.

Die hohen Preis- und Kostensteigerungen sowie die außerplanmäßige Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohnes im Oktober 2022 erhöhen den Druck auf die Branche spürbar. Neben Personalkosten, die in der Regel zwischen 45-60 Prozent der Gesamtkosten ausmachen, geben mehr als 70 Prozent der Betriebe an, dass sich die Einkaufspreise für Textilien sowie Wasch- und Lösemittel erhöht haben. Von gestiegenen, teils exponentiell höheren Gaspreisen berichten etwas mehr als die Hälfte der Betriebe. Die restlichen Betriebe sind an längerfristige Lieferverträge gebunden.

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Über 70 Prozent der Betriebe gaben an, von höheren Einkaufspreisen für Textilien sowie Wasch- und Lösemitteln betroffen zu sein. - © Quelle: DTV

Der Kostenindex für den Textilservice stieg von 112 Punkten Ende 2021 auf 131 Punkte Ende 2022. Der Kostenanstieg in Höhe von 17 Prozent innerhalb eines Jahres stellt die höchste Steigerung seit Einführung des Kostenindex dar. Die Steigerung des Kostenindex schlägt sich in den Betrieben nieder: Viele Unternehmen müssen die Produktion drosseln, Personal ist abgewandert. Da der Bedarf an textiler Versorgung in vielen Sparten wieder auf Vor-Pandemie-Niveau liegt, droht in manchen Marktsegmenten eine Unterversorgung.

Das Problem mit fehlendem Personal drängt: 84 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, Schwierigkeiten beim Besetzen offener Stellen zu haben. An eine baldige Entspannung der Situation glauben die Unternehmen nicht, im Gegenteil. Für das zweite Halbjahr erwarten Textilservice- sowie Mischbetriebe eine Verschlechterung: Nur noch gut jedes fünfte Textilserviceunternehmen (21 Prozent) und beinahe jeder fünfte Mischbetrieb (18 Prozent) schätzt das Verhältnis zwischen Mitarbeiterzu- und -abgängen als "sehr gut" oder "gut" ein. Im ersten Halbjahr lag dieser Wert noch bei 32 Prozent (Textilservicebetriebe) und 40 Prozent (Mischbetriebe). Reinigungsbetriebe gaben diese Einschätzung (22 Prozent) schon im 1. Halbjahr ab.

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Die aktuelle Umfrage zeigt, dass die historischen Tiefpunkte überwunden sind. Bei der Betrachtung lohnt jedoch ein Blick in die Details. - © Quelle: DTV

Prognose: Wie entwickeln sich Unternehmen?

Der positiven Prognose zur Auslastung und Umsätzen stehen zurückhaltende Aussagen zu Investitionen gegenüber.  Nur 32 Prozent der Befragten werten die Lage als „gut“ oder „sehr gut“. Der DTV erklärt sich das einerseits mit der allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheit, andererseits mit der Gewinnerwartung: Bleiben weniger Gewinne, fehlt Geld für nichtexistenzielle Investitionen. Hinzu kommen die stark gestiegenen Finanzierungskosten. Im Vergleich zu Ende 2021 hat sich der Indexwert für die Finanzierungskosten (Composite Cost of Borrowing, EZB) von knapp 71 auf mehr als 227 Punkte erhöht.

Textilservice: Neue Geschäftsfelder

Weshalb blicken Unternehmen dennoch positiv in die Zukunft? Die Branche profitiert vom Nachhaltigkeitstrend und kann sich durch neue Geschäftsfelder und -modelle profilieren. Der von der EU geplante digitale Produktpass soll den ökologischen Fußabdruck von Produkten für Verbraucher sichtbarer zu machen. Diese Transparenz wirft ein Licht auf die Stärken der professionellen Textilpflege: ein etabliertes Kreislaufmodell, materialschonende Textilpflege und umfassende Reparaturdienstleistungen. Auch im Bereich der öffentlichen Beschaffung profitiert die Branche vom Nachhaltigkeitstrend. Unter dem Namen "Green Public Procurement" soll nachhaltige Beschaffung gefördert werden. Ein Feld, das Textilservice-Anbieter seit Jahren bestellen.

Ein mögliches neues und künftig wachsendes Geschäftsfeld stellt z.B. die Versorgung mit und Reinigung von Wäsche im Bereich der ambulanten Pflege dar. Die Bruttowertschöpfung ambulanter Pflegeeinrichtungen erreichte in Deutschland zwischen 2012 und 2021 durchschnittlich ein Wachstum von 7,7 Prozent jährlich. 2021 betrug sie nach Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz insgesamt 21,5 Milliarden Euro. Das birgt v.a. für lokale und regionale Textilservice-Anbieter Geschäftschancen. Die Nachfrageentwicklung für Krankenhäuser, Altenhilfe und ambulante Pflege stellt die Publikation "Health and Care Textile 2025" detailliert dar.

Hintergrund: DTV-Geschäftsklima-Index

Der DTV erfasst zwei Mal im Jahr die aktuelle wirtschaftliche Stimmung in der Textilservice-Branche. An der aktuellen Umfrage im Sommer 2023 beteiligten sich insgesamt 83 Unternehmen. Die Mitarbeiterzahl der befragten Betriebe reichte von 3 bis über 2.000 Beschäftigten. Der Kundenstamm der Unternehmen umfasst sowohl private, gewerbliche, als auch öffentliche Kunden. Und: Sie deckten alle eingangs genannten Geschäftsbereiche ab. Die nächste Umfrage findet Anfang des kommenden Jahres statt.