Berufsbekleidung Mietservice mit Zirkularitätsgarantie?

Die Textilstrategie der Europäischen Kommission legt dem Textilservice quasi einen roten Teppich aus, denn mit ihrem ressourcenschonenden Kreislaufmodell ist gemietete Berufskleidung seit jeher ein Gegenentwurf zur "Fast Fashion". Welche neuen Ansätze könnten trotz der Vorteile in Zukunft eine Rolle spielen?

Mann mit Kochjacke.
Restaurants, die ihre Gäste mit wechselnden Menüs auf kulinarische Weltreise schicken, untermalen ihr Angebot teils durch die passende Garderobe für ihr Personal. - © ViDi Studio - stock.adobe.com

Die Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien der Europäischen Kommission liest sich wie eine Blaupause des textilen Mietservice. Für eine ressourcen- und umweltschonende Bekleidungsindustrie formuliert sie Anforderungen, die in der Branche selbstverständlich sind: Langlebigkeit, Wiederverwendung, Reparieren und Recyceln der Kollektionen.

Man könnte also annehmen, dass die Vermietung von Berufskleidung angesichts der Pläne der EU in den kommenden Jahren durch die Decke gehen wird. Dafür spricht unter anderem die Umsatzentwicklung der deutschen Hersteller von Arbeits- und Berufsbekleidung. Laut einer Erhebung von Statista erzielten sie im vergangenen Jahr 740,3 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 entspricht dies einer Steigerung von knapp 14 Prozent.

Trends treiben Kosten

Die Zuwächse gehen allerdings nicht ausschließlich auf einen höheren Bedarf von Mietservice-Unternehmen an fachgerechter, leasingfähiger Berufskleidung zurück. So haben eine generelle Teuerungsrate für Textilien und Bekleidung sowie eine zunehmende Nachfrage an Schutzkleidung in allen Gewerken ihren Anteil an der positiven Entwicklung.

Außerdem macht sich die Modernisierung der Kollektionen "bezahlt": Hybrid-Designs aus verschiedenen Funktionsmaterialien, Stretch-Gewebe, Textilien aus recycelten Fasern, stylische Accessoires und ganzheitliche Sortimente für Damen und Herren verursachen deutlich höhere Kosten als eine minimalistische Produktauswahl in Mao-Blau.

Textilleasing: Im Rundum-Sorglos-Paket?

Dennoch kann man von rosigen Aussichten für Workwear-Vermieter ausgehen. Immerhin bieten sie den Kunden professionelle, auf Herz und Nieren getestete Kollektionen im Rundum-Sorglos-Paket und mit Zirkularitätsgarantie. Als Inverkehrbringer tragen sie zudem die Verantwortung für die Gesetzeskonformität ihrer Leistungen. Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist hierfür ein gutes Beispiel: Sobald die Vorgaben der Verordnung greifen, kümmert sich der Mietservice-Anbieter um die Einhaltung der ökologischen und sozialen Anforderungen innerhalb der Lieferkette. Er entlastet also Industriebetriebe und Hotelketten mit mehr als 1.000 Beschäftigten von einem hohen bürokratischen Aufwand.

Ein weiteres Beispiel für die Regelkonformität im Textilleasing ist die Aufrechterhaltung der Funktionalität von Schutzkleidung: Mietservice-Betriebe haben dafür Sorge zu tragen, dass die Wirkung von Warnkleidung und Co. sichergestellt ist (was den Kunden jedoch nicht von dessen Kontrollpflicht entbindet).

Für die Branche spricht außerdem noch ein weiterer Aspekt, der sich aus der Textilstrategie der EU ableitet: Separat gesammelter Textilabfall muss als erstes in die Vorbereitung zur Wiederverwendung. Der Vorteil des Mietservice ist dabei, dass in den Betrieben große Mengen gleichartiger Waren eingesetzt werden und immer wieder dorthin zurückkehren. Dadurch können Alttextilien bereits vor Ort in großen Volumina sortenrein gebündelt und geeigneten Recycling-Prozessen zugeführt werden.

Trotz aller Vorteile des Textilleasings findet das Konzept des Bringen-Holen-Aufbereitens nicht bei jedermann Anklang. Stattdessen beschaffen zahlreiche Firmen ihre Mitarbeitergarderobe selbst, waschen sie in der eigenen Wäscherei oder geben sie zur Aufbereitung an einen professionellen Textilpfleger. Die Gründe für solche Inhouse-Lösungen sind dabei sehr unterschiedlich.

Mietservice: Konzept-Outfits in der Gastronomie

Restaurants, die ihre Gäste mit wechselnden Menüs auf kulinarische Weltreise schicken, untermalen ihr Angebot teils durch die passende Garderobe für ihr Personal. Das auf einem wöchentlichen Tauschrhythmus beruhende Miet-Modell funktioniert bei täglich alternierenden Farben und Bekleidungsteilen nur dann, wenn der Restaurant-Betreiber eine Vielfachausstattung erhält. Ein solche Lösung ist in der Konzept-Gastronomie aus Kosten- und Platzgründen jedoch chancenlos.

In angesagten Clubs und trendigen Bars mit jungem Personal gehört ein modisches, stylisches Outfit zum guten Ton, während Trachten zum Markenzeichen von so manchem regionalen HORECA-Unternehmen zählen. Mit solchen Lösungen untermalen die Unternehmen ihren individuellen Charakter oder eine lokale Verbundenheit. Die entsprechende Kleidung wird in Spezialgeschäften, im Textileinzelhandel von der Stange oder bei Berufskleidungsspezialisten für Gastro und Lebensmittelhandel beschafft. Und auch wenn es längst moderne Gastro-Kollektionen im Mietservice gibt, können sie die besonderen Wünsche mancher Gastronomen nicht abdecken.

Auch so mancher Apotheker oder Klinikarzt möchte seinen Berufsstand durch das Tragen des "Eppendorfer" Kittel, möglichst aus reiner Baumwolle, unterstreichen. Solche Spezialitäten sind insbesondere beim Glätten zeitintensiv. Das macht sie für die hoch effizienten Prozesse in einem Mietservice-Unternehmen teuer und eher uninteressant.

Grenzen des Mietservices: Besondere Materialien

Wenn ein Unternehmen besondere Anforderungen an die Machart und die Materialien seiner Mitarbeiterkleidung stellt – sei es Business-Kleidung aus Wolle, Blusen aus Leinen oder PVC-beschichtete Nässeschutzjacken – ist der Mietservice aus dem Rennen. Empfindliche Textilien sind den hohen mechanischen, chemischen und thermischen Anforderungen der Industriewäsche nicht gewachsen und lassen sich nicht durch die standardisierten Prozesse abbilden.

Markentreue trotz Mietservice

Nicht nur bei Fashionistas, sondern auch bei Handwerkern gibt es eine Vorliebe für spezielle Marken. Doch auch wenn die Workerhosen und Arbeitsjacken dieser Brands auf den Berufsalltag im Bau und in Baunebengewerken zugeschnitten sind, erfüllen sie nicht zwangsläufig auch die hohen Anforderungen an eine industriell waschbare Kleidung. Um trotzdem eine der bei Handwerkern begehrtesten Marke im Mietservice anbieten zu können, hat ein Branchen-Player ausgewählte Sortimente in sein Programm aufgenommen und bietet sie exklusiv im Mietservice an.

Textilleasing: Gedanken der Zukunft

Alle in der EU auf den Markt gebrachten Textilerzeugnisse sollen dabei langlebig, reparier- und recycelbar sein und aus einem großen Teil recycelten Fasern hergestellt werden. Denn qualitativ hochwertige Textilien stoppen Überproduktion und Überkonsum und wirken der Vernichtung von unverkauften oder zurückgegebenen Textilien entgegen. Das Lösen des Problems der unbeabsichtigten Freisetzung von Mikroplastik aus synthetischen Textilien steht ebenfalls im Fokus.