DIN SPEC 4872 Mikroplastik: Neuer Standard beurteilt Umweltauswirkungen von Textilien beim Waschen

Mikroplastik aus Waschwasser von Textilien ist ein aktuelles Umweltthema. Ein neuer Standard, die DIN SPEC 4872, beurteilt erstmals Faserfreisetzung, Biodegradation und Ökotoxizität.

Ein gutes Zeichen: Die grüne Farbe und die gesunde Entwicklung der Wasserlinse, eines besonders sensitiven Modellorganismus für höhere Wasserpflanzen, beweist die ökotoxikologische Unbedenklichkeit ihrer Umgebung. - © Hohenstein

Der Prüfdienstleister Hohenstein hat in Zusammenarbeit mit den Projektpartnern Trigema, Freudenberg, DBL ITEX und Paradies eine neue DIN SPEC 4872 geschaffen, die künftig als standardisiertes Prüfverfahren Umweltauswirkungen von Textilien beim Waschen bezüglich Faserfreisetzung, biologischer Abbaubarkeit sowie Ökotoxizität detektiert und klassifiziert.

Synthetische Fasern mit größtem Umweltrisiko

Studien haben gezeigt, dass beim Waschen von Textilien Fasern in der Größenordnung von Mikroplastik im Waschwasser freigesetzt werden, die von Kläranlagen nur unzureichend zurückgehalten werden können. Auf diese Weise gelangen sie in die Ökosysteme und belasten die Umwelt. Dabei stellen synthetische Fasern aufgrund ihrer Langlebigkeit das größte Risiko für die Umwelt dar, denn sie sind biologisch nicht abbaubar.

Hohenstein-Gesamtprojektleiterin Juliane Alberts gibt jedoch für biologisch abbaubare Fasern wie z. B. Naturfasern keine Entwarnung: "Die biologische Abbaubarkeit alleine bedeutet jedoch nicht, dass beispielsweise reine Naturfasern für die Umwelt völlig unschädlich sind. Auch sie verbleiben eine gewisse Zeit in der Umwelt, bis sie vollständig abgebaut sind und können sich daher ebenfalls negativ auswirken. Darüber hinaus können in der Textilproduktion verwendete Zusatzstoffe, Hilfsmittel oder Ausrüstungen den Abbauprozess weiter verlangsamen und sich als umweltschädlich erweisen."

Faserfreisetzung beim Waschen testen

Der neue Standard ermöglicht es Produzenten und Anbietern von Textilien erstmals, ihre Produkte hinsichtlich der Faserfreisetzung beim Waschen und deren Umweltauswirkungen von Hohenstein testen, bewerten und vergleichen zu lassen.

Juliane Alberts sieht in der systematischen Bewertung des textilen Austrags beim Waschen eine Chance für die Textilindustrie, die Initiative beim drängenden Problem von Mikroplastik zu ergreifen: "Unsere belastbaren Daten können bestens als Basis für eine gezieltere Produktentwicklung und eine generelle Optimierung des Produktportfolios herangezogen werden. Auf diese Weise kann es gelingen, die weitere Umweltbelastung aktiv und bewusst zu steuern bzw. zu vermeiden."

Detaillierte Informationen finden sich online unter www.hohenstein.de/din-spec-4872.

Die DIN SPEC 4872 "Prüfmethode für Textilien - Bestimmung der Faserfreisetzung beim Waschen und des aeroben Abbaugrads in wässrigem Medium unter Berücksichtigung der Ökotoxizität" steht beim Beuth Verlag zum kostenlosen Download bereit.

Die neue DIN SPEC 4872

Inhalt der DIN SPEC ist eine standardisierte Methode, mit der sich Textilien hinsichtlich ihrer Faserfreisetzung während des Waschvorgangs klassifizieren lassen. Das Dokument beschreibt, welche Ausrüstung und Reagenzien für das Testverfahren notwendig sind und wie sich der textile Abrieb beim Waschen messen und analysieren lässt.

Mithilfe des Verfahrens können Textilien dann bezüglich Faserfreisetzung, biologischer Abbaubarkeit sowie Ökotoxizität klassifiziert werden. So lässt sich genau bestimmen, wie umweltverträglich sie sind. Der Standard ist für alle Arten von Textilien unabhängig von ihrer chemischen Beschaffenheit anwendbar – beispielsweise auch für textile Flächengebilde wie Vliesstoffe, Gewebe, Gewirke oder Gestricke.