6-Punkte-Maßnahmenprogramm Was Handwerk und ­Gewerbe wollen

Handwerk und Gewerbe legen ihr 6-Punkte-Maßnahmenprogramm vor. Die Bundessparte wünscht sich u.a. eine Bildungspartnerschaft zwischen Handwerk und Bundesregierung, Hochleistungsinternet für Betriebe und die Neuauflage der Umweltförderprogramme.

Auf Basis des Regierungsprogramms legten Handwerk und Gewerbe ein Maßnahmenprogramm vor, das die wichtigsten Schwerpunkte aus Sicht der Sparte umreißen soll. Jenes Programm stellte der Geschäftsführer der Bundessparte Gewerbe und Handwerk, Reinhard Kainz, am 8. Jänner 2018 vor.

Partnerschaft für eine ­bessere Ausbildung

Eine Bildungspartnerschaft zwischen Handwerk und Bundesregierung soll angestrebt werden. „Der Meister ist das zentrale Element für eine moderne Fachkräfteausbildung am Puls der Zeit. Das bedeutet Unterstützung durch das Handwerk, wenn es darum geht, jene Anforderungen zu definieren, die eine Ausbildungsreife aus Sicht der Betriebe zu erfüllen hat“, sagte Kainz. Gleichzeitig müsse die Digitalisierung der Lehrinhalte vorangetrieben werden und ein Bewertungssystem für die objektivierte Vergleichbarkeit zwischen Meisterkompetenzen sowie schulischen und hochschulischen Kompetenzen erarbeitet werden. „Wir wünschen uns ein ideales Matching aus Wirtschafts- und Bildungsinhalten mit den tatsächlichen Erfordernissen in den Betrieben, um die Fachkräfteausbildung zu stärken“, erklärte Kainz.

Hochleistungsinternet für Wettbewerbsgleichheit

Ausdrücklich begrüßt wird von der Bundessparte der Digitalisierungsschwerpunkt der neuen Wirtschaftsministerin. Kein anderes Thema werde die heimischen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mehr betreffen und verändern als der Einfluss von digitalen Arbeits-, Produktions- und Kommunikationsprozessen. „Der rasche Ausbau des 5G-Netzes ist für unsere Betriebe immens wichtig. Hochleistungsinternet bis in die Täler bedeutet für unsere Vielzahl an regionalen Betrieben Wettbewerbsgleichheit mit dem urbanen Raum“, so Kainz. Er verweist auf die gemeinsam von der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) mit dem Wirtschaftsministerium gestarteten Roadshow „KMU Digital“. „Ich würde es sehr begrüßen, wenn wir die Ergebnisse aus dieser Roadshow in einen institutionalisierten Dialog mit dem Wirtschaftsministerium überführen können, um die Bedürfnisse der KMU, aber auch wichtige Querschnittsmaterien etwa im Ausbildungsbereich verankern können.“

Förderprogramme verbinden

Besonderes Augenmerk legen Handwerk und Gewerbe auch auf ein Neuaufsetzen der für die Sparte wichtigen Förderprogramme: „Der Fokus auf das Erreichen der Klimaziele ist besonders wichtig. Wenn es bis zum Sommer gelingt, das 100.000-Dächer-Programm mit jenem für thermische Sanierung und einer Neudotierung des Handwerkerbonus zu verbinden, wäre das eine Win-win-Situation für die Haushalte, den Bund und die Hightech-Handwerksbetriebe im Bau, Baunebengewerbe oder dem Installationsbereich“, so Kainz.

Bußgeldern mit neuem ­Vergaberecht entgehen

In Hinblick auf die ausständige Neuregelung beim Vergaberecht gelte es, rasch zu einer Einigung zu kommen, denn sonst drohe Österreich ein tägliches Bußgeld von 138.000 Euro. „Durch die fehlende Umsetzung erleiden auch unsere KMU Einbußen, weil sie sich nicht angemessen an öffentlichen Ausschreibungen beteiligen können. Bei einem jährlichen Gesamtvolumen von 60 Milliarden Euro am öffentlichen Ausschreibungsvolumen zählt jedes Prozent für die Handwerksbetriebe“, sagte Kainz. Ebenfalls auf der Agenda sei die Realisierung von flexibleren Arbeitszeiten. Denn gerade kleine und mittlere Betriebe benötigten flexible Arbeitszeitmodelle, um wettbewerbsfähig zu sein. Damit verbunden sollte eine Stärkung der Vereinbarungen auf betrieblicher Ebene einhergehen, die tägliche Höchstarbeitszeit von zwölf Stunden und Wochenarbeitszeit von 60 Stunden bei gleichbleibendem Regelungsregime der Zuschläge einschließt.

Lohnnebenkosten senken

In Anbetracht der Entlastungsmaßnahmen bei Bürokratie und Steuern befürwortet Kainz eine Absenkung der Lohnnebenkosten beispielsweise sofort beim Insolvenzentgeltsicherungsfonds. Er spricht sich zudem für eine schnelle Umsetzung der im Regierungsprogramm avisierten Vorhaben wie der Reduktion des Kumulationsprinzips und der Einführung eines Bürokratiekostenchecks aus. Gleichzeitig müssten Regelungen getroffen werden, die durch eine tatsächliche Durchsetzbarkeit des Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetzes (LSD-BG) Wettbewerbsgleichheit mit ausländischen Mitbewerbern herstellen. „Die Ostregion, also Wien, Niederösterreich, das Burgenland und die Steiermark sind hauptbetroffen vom Hineinarbeiten von Firmen jenseits der Grenze. Die derzeit teilweise unverhältnismäßigen Strafen treffen vor allem inländische Betriebe. Die Strafen ausländischer Betriebe sind vielfach nutzlos, da sie im Ausland kaum vollstreckbar sind“, sagte Kainz. Er begrüßt den Plan der Bundesregierung, das LSD-BG außerhalb des Baus auf den Grundlohn und Sonderzahlungen zu beschränken. Wichtig seien außerdem die angekündigten Maßnahmen zur Verbesserung der Vollstreckung von Strafen im ­Ausland und eine bessere Zusammenarbeit der Behörden über Grenzen hinweg.

www.wko.at

  • Der Meister ist das zentrale Element für eine moderne Fachkräfteausbildung am Puls der Zeit.
  • Reinhard Kainz, Geschäftsführer der Bundessparte Gewerbe und Handwerk
  • Die Strafen ausländischer Betriebe sind vielfach nutzlos, da sie im Ausland kaum vollstreckbar sind.
  • Reinhard Kainz, Geschäftsführer der Bundessparte Gewerbe und Handwerk