Familienpolitik Geldleistungen wichtiger als Sachleistungen

Laut dem aktuellen WIFO-Bericht bestimmen in Österreich nach wie vor Geldleistungen die Familienpolitik. Foto: JackF, Fotolia.com - © Fotolia.com

3 Zwei aktuelle Berichte des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) stellen den Fokus der österreichischen Familienpolitik dar und vergleichen die Situation mit der in anderen Ländern. Der aktuelle WIFO-Bericht „Familienpolitische Leistungen in Österreich im Überblick“ (2015, 88(3), S. 185 – 194) zeigt deutlich, dass in Österreich nach wie vor Geldleistungen die Familienpolitik bestimmen.

Die Aufwendungen der öffentlichen Hand für Familien stiegen in Österreich zwischen 2006 und 2013 von 7,9 Milliarden Euro auf knapp 9,3 Milliarden Euro. Das entspricht 2,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Erhöht haben sich aber auch die Kosten für Kinderbetreuungseinrichtungen: Sie verdoppelten sich zwischen 2006 und 2013 auf fast 3.661 Euro pro Kind unter sechs Jahren. Die gesamten Familienleistungen pro Kind wurden um 25 Prozent, die direkten Geldleistungen pro Kind um 11 Prozent und die Steuer­erleichterungen um 17 Prozent erhöht.

Nachholbedarf bei Betreuungsquote

Zwar wurden in Österreich in jüngerer Vergangenheit einige Schritte unternommen, um v.a. die Betreuung der unter Dreijährigen auszubauen. Die Betreuungsquote von 25,1 Prozent – inklusive Tageseltern, 2007 waren es insgesamt nur 13,9 Prozent – liegt für diese Altersgruppe aber immer noch deutlich unter dem anvisierten Barcelona-Ziel von 33 Prozent.

Trotz Ausbaus der Kinderbetreuungsplätze überwiegen die direkten Geldleistungen mit knapp zwei Dritteln der Gesamtausgaben noch immer deutlich. Eine Trendwende kann aber auch der Ausbau der Kinderbetreuungseinrich­tungen und der Nachmittagsbetreuung an Schulen von insgesamt 750 Millionen Euro bis 2018 nicht einleiten. Denn durch die Erhöhungen der Familienbeihilfe und des Kinderfreibetrages im Zuge der Steuerreform werden bis 2018 ca. 1,1 Milliarden Euro investiert.

Im internationalen Vergleich

Ein weiterer WIFO-Bericht über „Familienleistungen und familienpolitische Instrumente in ausgewählten europäischen Ländern“ (2015, 88(3), S. 195 – 209) zeigt, dass im internationalen Vergleich hingegen die Ausrichtung klar auf den Ausbau des Kinderbetreuungsangebotes, den Ausbau der Väterbeteiligung und die Steigerung der Frauenerwerbstätigkeit gerichtet ist. Lediglich in Österreich und Deutschland werden neben den Betreuungseinrichtungen auch die Geldleistungen tendenziell eher ausgebaut. Der internationale Vergleich zeigt aber auch, dass Österreich bei Familienleistungen in Prozent des BIP nur im Mittelfeld liegt. Ein Vielfaches wird hierzulande für Pensionen ausgegeben.

Infos: www.wifo.ac.at

www.wifo.ac.at/oesterreichwww.wifo.ac.at/eu-laender