Lange - die feine Reinigung, Sindelfingen „Anders an die Sache rangehen“

Bei Horst Lange ist einiges anders als bei anderen Textilreinigern. Seine Maschinen von Multitex reinigen ohne Destillation. Auch in Sachen Marketing geht Lange seine eigenen erfolgreichen Wege. Für die Branche sieht er eine goldene Zukunft voraus – wenn ein gewisses Umdenken stattfindet.„Anders an die Sache rangehen“ Es geht eng zu in der „Feinen Reinigung Lange“ im Sindelfinger Einkaufszentrum Breuningerland. Tausende von Hemden und andere Wäscheteile hängen unter der Decke und an den Schienen, die durch den ganzen Raum laufen. Auf 100 m2 wirbeln die Mitarbeiterinnen der Reinigung geschickt durch die engen Gänge mit Wänden aus Wäschestücken. Vor der Theke hat sich bereits um acht Uhr eine Menschenschlange gebildet. Der Laden läuft. Großen Anteil daran hat neben Inhabern und Mitarbeitern ein Mann: Horst Lange, Textilreinigungsurgestein mit Leidenschaft für seinen Beruf und die Branche. Er hat die „Feine Reinigung Lange“ gegründet. Mittlerweile hat er seine Betriebe in Stuttgart verkauft, die Niederlassungen in Sindelfingen und Ludwigsburg verpachtet. Horst Lange gehört zu einer Familie, die bereits seit 1709 Färberei und chemische Reinigung in Norddeutschland betrieben hat. Er selbst kam vor fast 40 Jahren nach Stuttgart. Insgesamt 50 Jahre ist er als Textilreiniger tätig. „Und es war kein einziger langweiliger Tag dabei“, meint Lange rückblickend. Für die Pächter bzw. Käufer seiner Reinigungsbetriebe hat er nach wie vor ein offenes Ohr, hilft bei Problemen oder gibt Ratschläge. Die Mitarbeiter kennen und schätzen ihn und seine langjährige Erfahrung. Jeder von ihnen wird von Lange mit Handschlag begrüßt. Auch sonst ist er in der Branche engagiert. Lange ist Vorstandsmitglied im Deutschen Textilreinigungs-Verband (DTV), im Fatex sowie Rechnungsprüfer bei der Europäischen Forschungsvereinigung innovative Textilpflege e.V. (EFIT). Trotz all dieser Aufgaben hat sich Lange ein weiteres Standbein gesucht. Bei Multitex Maschinenbau ist er für Beratung und Vertrieb zuständig. Auch in seinen Betrieben hat Lange elf Jahre mit Maschinen des Unternehmens gearbeitet - und ist überzeugt von der Technik. Diese unterscheidet sich von herkömmlichen Reinigungsmaschinen, da sie ohne Kältetechnik und ohne Destillation funktioniert. „Manche Kollegen sind diesbezüglich sehr kritisch“, erzählt Lange. Aber auch Kritiker konnte er überzeugen, auf Multitex-Technik umzusteigen. In den Reinigungsmaschinen für KWL oder Silicon wird die Bekleidung mit mindestens 1.000 l Lösungsmittel pro Charge gereinigt. Rund eine Minute lang wird die Ware mit Lösungsmittel aus dem Tank geflutet, das sind etwa 90 l. Insgesamt zwölf bis 14 Minuten reinigt das Lösungsmittel die Garderobe. Dabei wird das Lösungsmittel permanent gefiltert. Die hochschleudernden Maschinen arbeiten mit 300 bis 400 G. Die Restfeuchte von etwa 2 l Lösungsmittel auf der Ware wird mit Heißluft „herunterdestilliert“, die wiederum in einem Wasserabscheider abgekühlt wird. Die 100 bis 130 l Kühlwasserbedarf pro Charge werden aufgefangen und erneut dem Waschprozess zugeführt. Das gesamte Verfahren spart Energie und damit Kosten (genaue Zahlen siehe Kasten „Strom und Geld sparen“). Die weiteren Vorteile der Multitex-Technik sind im wahrsten Sinne des Wortes „klar“: Weil immer frisch gefiltertes Lösungsmittel verwendet wird, gibt es keinen Rückvergrauungseffekt, verspricht Lange. „Außerdem haben wir hinterher bei der Detachur keine hellen Stellen oder Restschmutz“, sagt er. Die Vorteile der Multitex-Maschinen zeigen sich auch beim Einsatz im Sindelfinger Betrieb. „Wir müssen hier kaum nachdetachieren“, sagt Lange. Das liege aber auch an der Ausrüstung der Bekleidung mit einem Faserschutz. Dieser wirkt wie eine leichte Imprägnierung für die Faser und sorgt für leichteres Reinigen. Eine Vordetachur gibt es bei der „Feinen Reinigung Lange“ nicht und auch Reinigungsverstärker sucht man vergebens. Deren Einsatz ist aus technischen Gründen in den Multitex-Maschinen nicht möglich, was aber laut Lange kein Nachteil ist. Im Gegenteil: Im Praxistest werden die Bekleidungsstücke genauso sauber und der Reiniger spart sich die Ausgaben für den Reinigungsverstärker. Alles in allem erreiche er in den Maschinen mit KWL oder Silicon denselben Reinigungseffekt wie mit Per. Die Wahl zwischen den Lösungsmitteln KWL und Silicon fällt bei Lange eindeutig aus: Silicon ist sein Favorit. „Der Griff, der Glanz, den die Wäsche bekommt, ist einfach besser - und leichtes Bügeln spart Zeit und Energie“, sagt Lange. Außerdem sei die Hautfettlösefähigkeit sehr gut und für die Entfernung von Make-up-Flecken sei Siloxan D5 „das beste“. Der Betrieb in Sindelfingen hat kürzlich auf Silicon umgestellt, eine Umstellung in Ludwigsburg ist geplant. Neben der Qualität der Dienstleistung zählt für Lange vor allem Service. Schnelligkeit ist hier ein wichtiger Punkt. „Die lassen Reiniger oft noch vermissen“, bemängelt der Branchenkenner. Ab diesem Sommer will er im Sindelfinger Betrieb auf Kundenwunsch eine Lieferzeit von zwei Stunden anbieten. Auch Kundenkarten sind fest in Langes Konzept verankert. Mit der Goldkarte bekommen die Kunden nicht nur besondere Angebote, sondern auch einen elektronischen Mitteilungsservice zur Verfügung gestellt. Per E-Mail oder SMS können sie sich auf ihrem Handy oder Smartphone benachrichtigen lassen, wenn ihre Bekleidung zur Abholung bereit liegt. „So müssen sie nicht umsonst in der Schlange vor der Theke oder am Ausgabeautomaten anstehen“, erläutert Lange. Dies trage enorm zur Kundenzufriedenheit bei. „Der Kunde muss mit einem Blick sehen, was ich ihm biete“, sagt Lange. Deshalb gehört zum Konzept auch eine schicke, moderne Ladenausstattung. Jeder Betrieb bekommt alle fünf Jahre eine kleinere, alle zehn Jahre eine große Renovierung. In Sindelfingen ist es diesen Sommer wieder so weit. Eine neue Theke, Verkleidung, Trennwände und Wäscheregale soll es geben - alles in Weiß und Grau gehalten, natürlich in Hochglanz. Da hat Lange, wie sonst auch, ganz genaue Vorstellungen. Für die Textilreinigungsbranche sieht er eine gute Zukunft voraus. „In den letzten Jahren haben wir Reiniger unsere Kunden quasi herauskomplementiert“, sagt Lange. Schlechter oder teurer Service und lange Lieferzeiten haben die Leute vertrieben. Jetzt müsse die Branche lernen, es den Kunden wieder schmackhaft zu machen, ihre Bekleidung in der Reinigung abzugeben. „Dabei ist jeder seines eigenen Glückes Schmied“, findet Lange. Er sieht eine Möglichkeit darin, die Textilreinigung so günstig anzubieten, dass sie daheim in der eigenen Waschmaschine für den Kunden teurer wäre. Mit Angeboten wie 99 Cent für Pullis oder Oberhemden schafft die „Feine Reinigung Lange“ in Sindelfingen das. „So können wir Kunden gewinnen, die waschbare Bekleidung kaufen“, sagt Lange und rechnet vor: „Momentan gibt es auf dem Markt nur einen minimalen Anteil an Bekleidung, die in die Reinigung muss. Das heißt, wir haben 98 Prozent Chance vor uns. Wenn wir nur ein Prozent davon in die Reinigung bekommen, können wir den Umsatz um bis zu 50 Prozent steigern.“ Dabei muss der Kunde das Gefühl haben, fair und kompetent beraten und bedient zu werden. „Wir müssen anders an die Sache rangehen“, sagt Lange. Textilreinigung soll den Kunden Spaß machen und auch den Mitarbeitern, die dann wiederum die Kunden freundlich bedienen können. Ein Schlüssel dazu seien z.B. wenige Reklamationen, aber auch faire Bezahlung der Mitarbeiter. Um das bieten zu können, müsse man ganz genau rechnen und äußerst effizient arbeiten. Langfristig die Gewohnheit der Kunden umzustellen und sie mit der Bekleidung, die sie auch zu Hause waschen können, in die Reinigung zu locken, sei natürlich nicht einfach. Aber mit günstigen Preisen, gutem Service und hoher Qualität ist das machbar, sagt Lange - der Beweis steht im Breuningerland in Sindelfingen in der Schlange an der „Feinen Reinigung Lange“.Elena Schönhaar