Textilpflege Luttmann: „RWin - Textilreinigung des Jahres 2010“ Ausrangieren für den guten Zweck

Die gelernte Bankkauffrau Rosemarie Luttmann machte sich vor 13 Jahren mit ihrer Reinigung selbstständig - und das mit Erfolg. Ihre Spendenaktionen kommen nicht nur bei den Schenefelder Bürgern gut an. Auch die Fachjury war überzeugt und prämierte das „gelungene Marketingkonzept mit sozialem Charakter“.Ausrangieren für den guten Zweck Als Rosemarie Luttmann bei der Verleihung des Awards „RWin“ ihren Namen hörte, war das für sie ein ganz besonderer Moment. Was die Jury überzeugt hat, waren die echte und gelebte Firmenphilosophie sowie das soziale Engagement der norddeutschen Unternehmerin. Mit Freude und auch ein wenig Stolz nahm die Gewinnerin den Preis im April in München entgegen. Rückblick: Ende vergangenen Jahres rief RWTextilservice seine Leser auf, sich mit einem gelungenen und im Betrieb umgesetzten Konzept um den Branchenpreis zu bewerben. Dass Rosemarie Luttmann auch zu den Bewerbern zählt, erfuhr sie selbst erst später, denn die Initiative ging von Ehemann Michael Luttmann aus. Er füllte die Bewerbungsunteralgen aus und schickte sie heimlich ab. Michael Luttmann ist zwar hauptberuflich Sportlehrer an einer Einrichtung für Behinderte, hat im Betrieb seiner Frau jedoch auch ein festes Aufgabengebiet. Vor 13 Jahren startete Rosemarie Luttman mit einem Textilpflegebetrieb in die Selbstständigkeit. Heute beschäftigt die Unternehmerin in Schenefeld elf Mitarbeiter und zwei Auszubildende. Montag bis Samstag von 8 bis 20 Uhr kümmert sich das Team um die Heimtextilien und Businessgarderobe der Kunden. Voll- und Nassreinigung, Waschen und Mangeln, Hemdenservice, Teppich-, Leder- und Bettenreinigung - das Dienstleistungsangebot ist groß. Schnelligkeit, Qualität, umweltfreundliche Verfahren und faire Preise gehören zum Konzept der Geschäftsführerin. Abwechslungsreiche, monatlich wechselnde Werbemaßnahmen und eine durchdachte Marketingstrategie erreichen die Einwohner des großen Einzugsgebiets im Westen Hamburgs. Bereits seit mehr als zehn Jahren sorgt die Textilreinigung Luttmann außerdem einmal im Jahr ganz groß für Aufmerksamkeit. An einem verkaufsoffenen Sonntag findet eine große Spendenaktion zugunsten sozialer Einrichtungen statt. Die Chefin und ihre Mitarbeiter verkaufen Bekleidung und Textilien, die aus der Reinigung nicht mehr abgeholt wurden, zu Flohmarktpreisen. Der Erlös geht gesamt an einen guten Zweck. Die Aktion ist inzwischen so bekannt, dass schon eine Stunde vor Verkaufsbeginn viele Menschen vor dem Geschäft warten. Verfolgt man die Berichte in den lokalen Medien, wird klar: Die Unternehmerin ist in ihrem Umfeld keine Unbekannte, im Gegenteil - ihre Hilfsbereitschaft ist stadtbekannt. Sie hat sich durch ihr jahrelanges und verlässliches gesellschaftliches Engagement sowie nicht zuletzt durch ihre kreativen Ideen in ihrem Umfeld sicher positioniert. Rosemarie Luttmann unterstützt die lokale Vereinslandschaft ebenso wie Selbsthilfegruppen, Kindergärten, sozial benachteiligte Menschen oder kirchliche Institutionen. Geboren wurde die Idee, nicht abgeholte, gereinigte Bekleidung zu verkaufen, vor mehr als zehn Jahren. Damals veranstaltete die Siegerin ihren Flohmarkt im Rahmen einer lokalen Veranstaltung, den Matjeswochen, in Glücksstadt. Und auch als die Reinigerin später nach Schenefeld zog, verfolgte sie die Idee weiter. Seitdem wird der Flohmarkt an einem verkaufsoffenen Sonntag im Herbst ausgerichtet. Bereits am Vormittag beginnen für Rosemarie Luttmann und ihre Mitarbeiter die Vorbereitungen. Die Ware wird u.a. nach Hemden, Jacken und Blusen sortiert. Sieben bis acht Kleiderständer stehen dann vor und im Geschäft. „Während der Aktion müssen wir aufpassen, dass die Schnäppchenjäger nicht in den frisch gereinigten Textilien der Kunden stöbern. Deswegen stellen meine Mitarbeiter und ich den Großteil der Kleiderständer vor die Tür, um eine Abgrenzung zu schaffen“, erklärt die Geschäftsführerin. In den ausrangierten Kleidern sind durchaus hochwertigere Textilien zu finden. Wer Glück hat, kann sogar einen Anzug der Marke Hugo Boss für 10 Euro erstehen. „Dadurch, dass die Textilien, die länger als ein Jahr nicht abgeholt wurden, verkauft werden, schaffen wir wieder neuen Platz. Gleichzeitig unterstützen die Käufer einen guten Zweck“, so Rosemarie Luttmann. Und nebenbei können sie sich natürlich über günstige Preise freuen. „Unter der Ware befand sich sogar einmal ein Kaschmirmantel, der im Geschäft ca. 800 Euro kostet und schließlich für 8 Euro den Besitzer wechselte“, erinnert sich Rosemarie Luttmann. Doch nicht alle Textilien sind bei den Kunden beliebt. Oft bleiben hochwertige Hemden länger hängen. Aber das sieht Rosemarie Luttmann locker: „Schließlich sind wir kein Ausverkauf, sondern ein Flohmarkt mit sozialem Charakter.“ Für Sachen, die an diesem Tag nicht verkauft werden, hat die 60-jährige Geschäftsführerin inzwischen auch schon Abnehmer. Eine afrikanische Familie holt den Rest ab und schickt die Bekleidung in ärmere Gegenden Afrikas. Ein Nachbar der Familie Luttmann fährt einmal im Jahr nach Polen und nimmt Reststücke mit, um hilfsbedürftige polnische Familien einzukleiden. Und auch ein Sozialkaufhaus in Schenefeld freut sich über die gebrauchten und gereinigten Bekleidungsstücke für ihre Kunden. „Menschen, die ihr Budget im Blick haben müssen, können hochwertige, gereinigte Ware zu günstigen Preisen erwerben und unterstützen gleichzeitig soziale Einrichtungen“, freut sich Luttmann. In den letzten Jahren lag der Erlös zwischen 500 und 1.000 Euro. Dieser Betrag wird nicht durch festgesetzte Preise erreicht, sondern durch freiwillige Geldspenden der Käufer. In ein Sparschwein können Kunden den Preis für Rock oder Hose einwerfen. Andere wiederum wollen über Preise verhandeln. „Doch der Hinweis auf den sozialen Charakter der Veranstaltung genügt, dass so mancher Schnäppchenjäger verstummt“, erinnert sich Michael Luttmann an vergangene Veranstaltungen. In den 13 Jahren wurden regionale Einrichtungen und Vereine wie die Evangelische Kirchenjugend, das Footballteam der Hamburg Junior-Devils oder die Schenefelder Jugendfeuerwehr unterstützt. „Suchten wir uns anfangs noch die Empfänger der Spenden aus, gehen inzwischen Bewerbungen ein“, so die Inhaberin. Auf einer Liste unter dem Tresen sind alle Namen der Organisationen und Vereine vermerkt, die sich um eine Spende beworben haben - und es werden täglich mehr. Jedoch möchten Familie Luttmann und ihr Team nicht zweimal hintereinander ähnliche Einrichtungen unterstützen. Hat im letzten Jahr z.B. der Elternbeirat eines Kindergartens das Geld erhalten, wird es beim nächsten Mal vielleicht die Jugendgruppe der Feuerwehr oder ein Sportverein sein. Spendenübergabe und Veranstaltung sind jährlich ein Thema in der regionalen Presse. „Durch die erhöhte Medienpräsenz und den sozialen Charakter unserer Aktion erhoffen wir uns natürlich auch, dass der eine oder andere Bürger aus und um Schenefeld sagt: ,Die Reinigung hilft anderen, das finde ich gut. Deswegen unterstütze auch ich den Betrieb, indem ich meine Hosenanzüge zum Reinigen oder zum Verkauf bringe“, so die Gedanken von Michael Luttmann. Im Gründungsjahr 1997 kamen Rosemarie und Michael Luttmann auf die Idee, des heute regional bekannten Flohmarkts. Schon damals sammelten sie gemeinsam mit zwei Partnerbetrieben die Textilien für den Flohmarkt. „In den vergangenen Jahren brachten Kunden vermehrt hochwertige Textilien aus ihrem Kleiderschrank zu uns, um die Aktion zu unterstützen und ihren Kleiderschrank auszuräumen“, erzählt der Ehemann und verrät weiter: „Wir sind am überlegen, die Veranstaltung auch an einem verkaufsoffenen Sonntag im Frühjahr aufzuziehen. Die Resonanz und das Interesse der Öffentlichkeit sind von Mal zu Mal sehr groß.“ Für den Award „RWin“ zeigten auch die Schenefelder Bürger Interesse. „Noch Wochen nach der Verleihung und dem Aufstellen des Preises hinter dem Tresen war es das Thema“, weiß Michael Luttmann mit Stolz zu berichten. Der Preis lässt nicht nur die Mitarbeiter mit den Kunden leichter ins Gespräch kommen. Auch interessierte Passanten bleiben am Schaufenster der Textilreinigung stehen, um die Auszeichnung von der Ferne anzuschauen. „Viele Kunden freuen sich mit uns, dass die Textilreinigung Luttmann mit einem Preis ausgezeichnet wurde“, so Michael Luttmann weiter. Um möglichst viele Kunden auf die „Textilreinigung des Jahres 2010“ aufmerksam zu machen, sind einige Werbeaktionen geplant: Die Glasfront des Geschäfts soll mit dem „RWin“-Logo beklebt werden. Des Weiteren sollen Fotos in den Räumen der Reinigung in Schenefeld präsentiert werden, um Stammkunden und potenzielle Neukunden zu informieren. Auch neue Flyer mit Gewinner- und Unternehmenslogo sind in Druck und sollen demnächst ausgelegt werden. Auch in den nächsten Wochen soll die Auszeichnung weiter durch die Presse publik gemacht werden. Michael Luttmann freut sich über die Würdigung der professionellen Textilpflege in der Öffentlichkeit: „Die Branche ist der Reißer“, sagt er überzeugt. „Und das sollen die Verbraucher auch erfahren.“ Die Auszeichnung sei übrigens nicht nur für die Familie Luttmann und deren Kunden wertvoll, sondern auch für die elf Mitarbeiter und zwei Azubis im Betrieb. Bei der Auswahl der zwei Auszubildenden spielten die sozialen Gedanken der Luttmanns ebenfalls eine Rolle. „Die beiden Jugendlichen hatten ohne abgeschlossenen Schulabschluss keine berufliche Zukunft mehr. Im Gespräch konnten sie mich davon überzeugen, dass sie im Leben noch etwas erreichen möchten und bereit sind, hart dafür zu arbeiten“, erinnert sich die Textilreinigerin. Bis heute bereut sie ihre damalige Entscheidung nicht, sondern ist stolz - auf ihre Auszubildenden und auch ein wenig auf sich selbst, weil „nicht jeder Unternehmer ausbilden darf. Ich bin froh, dass ich als Quereinsteiger die Zulassung zum Ausbilden erhalten habe“. Und so möchte die gelernte Bankkauffrau auch in Zukunft Lehrlinge in ihrem Betrieb ausbilden, um ihnen eine Perspektive für die Zukunft zu geben - die Rosemarie Luttmann in ihrem gelernten Beruf nicht mehr sah. Umstrukturierung und Versetzungspläne ihres damaligen Arbeitgebers veranlassten sie nach 25 Jahren zur beruflichen Neuorientierung. Durch Gespräche und Messebesuche kam sie auf den Beruf der Textilreinigerin. In einem Kurs lernte die Unternehmerin alles Wissenswerte und machte sich danach selbstständig. „Auch nach 13 Jahren habe ich noch ein gutes Bauchgefühl bei dem, was ich mache. Meine Ideen und die Power werden mir für die nächsten Jahre sicherlich nicht ausgehen - und ich werde immerhin schon 60 Jahre“, so die glückliche Gewinnerin. Laura Heiß