Sozialstandards entlang der textilen Kette DTB entwickelt Leitfaden

Seit einiger Zeit gibt es in der Textilbranche Ansätze, in allen Unternehmen der textilen Kette Sozialstandards umzusetzen. Doch Katastrophen wie der Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch zeigen, dass in dem Bereich noch immer Defizite bestehen. Der Verein Dialog Textil-Bekleidung (DTB) will deshalb die gesamte Branche mit einem Leitfaden für Corporate Social Responsibility (CSR) sensibilisieren.

Susanne Paß, Geschäftsführerin des DTB, möchte die Strategieebene der Unternehmen erreichen.Foto: Dialog Textil-Bekleidung

DTB entwickelt Leitfaden

Initiativen, Auditsysteme, Vor-Ort-Prüfungen: Ansätze, um Sicherheit und Arbeitsumfeld in der Textilbranche zu kontrollieren, gibt es schon lange. Die Katastrophe in Bangladesch hat aber gezeigt, dass gerade im Bereich der Zulieferer noch Defizite bestehen. Darum arbeitet der DTB daran, gesellschaftliche Verantwortung auf der Strategieebene und in die Firmenkultur der Betriebe einzubinden. Ende des Jahres 2013 will der Verein einen Leitfaden herausbringen. Das Ziel: langfristiges Umdenken und systematische Umsetzung sozialer Standards in der gesamten textilen Kette.

„Wir wollen damit kein Audit-System ersetzten“, erklärt Susanne Paß, Geschäftsführerin des DTB. „Der Leitfaden wird vielmehr verschiedene Bausteine aufzeigen, die man benötigt, um das Thema CSR im Unternehmen zu verankern. Außerdem soll er Mitarbeitern helfen, sich in diese Thematik einzuarbeiten.“ Tatsächlich kooperiert der Arbeitskreis Sozialstandards, der die Richtlinie entwickelt, eng mit bestehenden Vereinigungen und Prüfgesellschaften; darunter auch die Business Social Compliance Initiative (BSCI), das Bureau Veritas oder das DIN-Institut. Die Aufgabenbereiche ergänzen sich: Während die BSCI vor Ort Audits und Schulungen durchführt, kümmert sich der DTB um die soziale Problematik im Unternehmen. Es gibt Empfehlungen zur Realisierung entsprechender Maßnahmen. „Erst im zweiten und dritten Schritt soll der Leitfaden auch als Orientierungshilfe zur Selbstüberprüfung dienen und aufzeigen, auf was bei den Zulieferern in den Produktionsländern geachtet werden muss“, sagt Paß.

Wesentliche Bestandteile der Publikation sind u.a. Hilfestellungen beim Festlegen des Anspruchsrahmens im Unternehmen, Tipps zu Vorgehensweisen und Anleitungen für eine sinnvolle Dokumentation. Bei den Standards, beispielsweise bei Arbeitszeiten, orientiert sich der DTB an den Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO): „Vor allem im Bereich Sicherheit muss jedoch noch einiges getan werden. Das ist allerdings nur in Zusammenarbeit mit den einzelnen Ländern und den Prüfinstituten vor Ort möglich“, bemerkt Paß.

Der Einsturz des Rana Plaza in Bangladesch hat laut DTB einiges in Bewegung gesetzt. Inzwischen hätten 70 Modeunternehmen und Marken ein Abkommen geschlossen, um die Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken des Staates zu verbessern. Auch die Notwendigkeit einer einheitlichen Richtschnur sei durch das Unglück deutlich geworden. „An unserer inhaltlichen Zielsetzung hat sich dadurch jedoch nichts geändert“, sagt Paß. „Der Leitfaden hat ja eher einen langfristigen und systematischen Wandel in den Verhaltensweisen zum Thema.“

DTB-Mitglieder haben mitgewirkt

Die Mitglieder des DTB bilden weltweit die Textilbranche als Ganzes ab: Forschungseinrichtungen, Zutatenindustrie und Maschinenhersteller, Webereien und Konfektionäre sowie Handel und Textilpflege. Einige Unternehmen wie Gerry Weber oder Leineweber hätten aktiv an der Entwicklung des Leitfadens Sozialstandards mitgewirkt und damit für realistische Umsetzungschancen in der Branche gesorgt. „Die gesamte textile Kette ist derzeit intensiv damit beschäftigt, die Kontrollen vor Ort weiter auszubauen und zu verbessern. Zusätzlich müssen sich die Firmen aber darum kümmern, dass CSR auch im eigenen Haus gelebt wird“, betont die Geschäftsführerin des DTB. Der Unternehmensleitung müsse klar werden, dass sozial verantwortliches Wirtschaften eine Investition ist.

Denn Unternehmen seien auf Vermögenswerte wie Integrität und Glaubwürdigkeit angewiesen und deshalb läge es in ihrem eigenen Interesse, verantwortliche Standards über die gesamte textile Kette hinweg sicherzustellen.

www.dialog-dtb.de