DH-Textilpflege Einwegmasken: Waschen statt Wegwerfen?

Not macht bekanntlich erfinderisch: so auch im Falle Danny Hofmann. Der zertifizierte Textilpfleger aus Nordrhein-Westfalen wäscht Einwegmunschutzmasken. Im Gespräch mit R+WTextilservice verrät er, wie er auf die Idee kam.

Danny Hofmann wäscht Einwegmasken
Sein Beitrag gegen das Coronavirus: Danny Hofmann wäscht Einweg-Mundschutzmasken. - © Markus van Offern
Grundsätzlich gilt: Einwegmasken sind für den Einmal-Bedarf ausgelegt.

Auf Grund des coronabedingten Lieferengpassen von Schutzausrüstung hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eine Ausnahme formuliert: Professionelle Masken können mehrfach getragen werden, wenn sie von derselben Person benutzt werden und diese nicht mit Corona-Patienten in Kontakt kam.

Aktuell gibt es laut dem BfArM aber keinen Versorgungsengpass an Masken oder medizinischem Mundschutz (Stand 23. September 2020) mehr. Daher rät das Bundesinstitut davon ab, Einwegmasken wiederzuverwenden.

Zum Interview mit Textilpfleger Danny Hofmann

R+WTextilservice: Herr Hofmann, Sie waschen in Ihrem Betrieb DH-Textilpflege kostenlos Mundschutzmasken für Einrichtungen wie Arztpraxen. Allerdings keine Mehrwegmasken, sondern Wegwerfartikel. Geht das überhaupt?

Danny Hofmann: Genau das wollen gerade viele wissen: Wie geht das vonstatten? Weil die Masken Einwegartikel sind. Wir haben es auch erst ausprobieren müssen. Aber es geht.

Wie kamen Sie auf die Idee, Einwegmasken zu waschen?

Das war Zufall. Wir hatten immer mal wieder einen Mundschutz in der Wäsche. Wir waschen Berufsbekleidung. Da wird schon mal eine Tasche nicht geleert und die Maske rutscht in die Maschine. Daher wussten wir: Masken können das Waschen überstehen. Derzeit stehen unsere Anlagen relativ still. Und da Schutzmasken knapp werden, kamen wir auf die Idee, es einfach mal auszuprobieren. Der erste Versuch ging natürlich komplett daneben.

Inwiefern?

Bei manchen Masken lösten sich die Nasenklammern. Oder das Material wurde durch zu viel Reibung angegriffen. Bei der zweiten Charge war das Ergebnis aber schon deutlich besser. Am vierten Tag wusste ich, es geht in die richtige Richtung. Ab da ging es rapide aufwärts. Mittlerweile sind wir soweit, dass die Einweg- und die Kappmasken nach dem Waschen optisch und haptisch wirklich perfekt sind.

So waschen Sie Mund-Nase-Masken in der eigenen Waschmaschine richtig

  • Idealerweise waschen Sie die Masken bei 95 Grad, mindestens aber bei 60 Grad.
  • Schalten Sie das ECO-Programm aus, sonst erreicht die Waschmaschine womöglich keine ausreichend hohe Temperaturen.

Alternativ kann die Maske abgekocht werden: Dazu legen Sie die Stoffmaske fünf Minuten lang in kochendes Wasser.

Mund-Nase-Masken backen oder bügeln

Masken lassen sich auch ohne Wasser, und zwar mit Hitze desinfizieren. Diese Methoden beschreibt Virologe Christian Drosten:

  • Legen Sie die Masken bei 70 Grad für 30 Minuten in den Backofen. Das töte die Viren ab.
  • Bügeln die sie Mund-Nase-Masken bei hohen Temperaturen. Vorsicht: Das Stoff muss dabei sehr sorgfältig gebügelt werden, d. h. die Falten müssen lange und stark erhitzt werden.

Auf diese fünf Dinge sollten Sie beim Umgang mit Masken achten

  1. Waschen Sie die Maske nach dem Tragen sofort.
  2. Ist Punkt 1 nicht möglich, verschließen Sie die Mund-Nase-Maske luftdicht in einem Beutel.
  3. Tragen Sie Masken – Einweg- oder Communitymasken nur einmal.
  4. Berücksichtigen Sie auch die Herstellerangaben Ihrer Maske. Diese gibt u. a. wie viele Wäschen die Maske maximal standhält.
  5. Weist die Maske Risse oder Beschädigungen auf, verwenden Sie diese nicht wieder.

Wie also wäscht man eine Einwegmaske am besten?

Nach den Vorgaben des Robert Koch-Instituts. Das heißt nach RAL 992-2 im Bereich A B/VAH. Die Masken waschen wir bei 60 °C bzw. 65 °C. Die Haltezeit liegt bei 35 Minuten. Wir haben die Zeit von 20 auf 35 Minuten erhöht und waschen mit RKI-gelisteten Waschprodukten im Bereich B.

Könnte jeder Textilpflegebetrieb solche Masken waschen?

Nein! Das dürfen nur zertifizierte Betriebe machen. Und: Man muss eine Hygieneschulung haben, um genau zu wissen, wie man mit den einzelnen Produkten und Textilien umzugehen hat. Das bedeutetet: Nicht jede Hotelwäscherei könnte diese Masken jetzt waschen. Denn bei nicht zertifizierten Betrieben besteht natürliche die Gefahr, dass die Richtlinien und Vorschriften des RKI nicht eingehalten werden.

Fehler vermeiden: Fünf Tipps wie Sie die Maske richtig tragen, abnehmen und lagern

  • Waschen Sie sich vor dem Anlegen der Maske die Hände und berühren Sie die Innenseite des Mund-Nase-Schutzes nicht
  • Die Maske sollte enganliegen und sowohl den Mund als auch die Nase bedecken.
  • Sobald die Maske feucht ist, muss sie gewechselt werden.
  • Berühren Sie beim Ablegen der Maske nicht die Vorderseite, sondern nur die seitlichen Laschen oder Schnüre. Waschen Sie danach gründlich Ihre Hände.
  • Transportieren Sie getragene und ungetragene Masken sperarat in luftdichten Beuteln, etwa in Gefrierbeutel mit Zipp-Verschluss.

Beschlagene Brille? Tipps für freie Sicht trotz Maske

Sitzt die Maske nicht richtig, laufen Brillengläser gerne mal an. Der Grund: Warme Atemluft steigt nach oben und beschlägt die Sehhilfe. Je kälter die Temperaturen, umso schneller verschwimmt die Sicht. Der Verein Kuratorium für Gutes Sehen (KGS) verspricht Abhilfe nach der AAA-Formel: Anpassung der Maske, Anti-Beschlag-Sprays und Ausatmen nach unten.

Anpassen: Die Maske muss richtig sitzen

Richtig, heißt in diesem Fall, dass der Maskenrand die Nase fest umschließt. Dazu passen Trägen den Draht, der in vielen Masken verarbeitet ist, sorgfältig an die Nasenform an. Die Bänder werden über Kreuz am Hinterkopf befestigt oder die Gummis vor den Ohren gekreuzt. Allerdings darf die Maske an den Seiten nicht abstehen. Die Brille wird dann auf die Maske gesetzt.

Anti-Beschlag-Spray benutzen

Schon vor Corona nutzen einige Brillenträger Anti-Beschlag-Sprays in der kalten Jahreszeit. Sind die Gläser innen und außen mit dem Spray behandelt – d. h. eingesprüht und mit einem weichen Tuch verrieben – soll der Effekt 72 Stunden halten. Das Angebot ist groß: Von Produkten, die gleichzeitig die Gläser reinigen bis hin zu Artikeln die ohne Alkohol und Silikone auskommen. Geeignete Sprays empfehlen Augenoptiker.

Nach unten atmen

Selbst, die Maske richtig anliegt: Die Atemluft muss entweichen. Achten Träger nicht auf ihre Atmung, kann die Brille trotz festem Sitz und Anti-Beschlag-Spray anlaufen. Die KGS-Experten raten daher: Bewusst nach unten auszuatmen.

Sie sind also zertifiziert. Waschen Sie auch Krankenhauswäsche?

Ja, wir sind zertifiziert. Aber für den Lebensmittelbereich und für das Gesundheitswesen. Wir waschen also normalerweise nicht für Krankenhäuser. Trotzdem: Wir haben die Maschinen, die Möglichkeiten und das Know-how, die geltenden Vorschriften dementsprechend umzusetzen. Und das funktioniert sehr gut. Die Krankenhauswäschereien sind jetzt total überlastet. Die haben Hochkonjunktur und teilweise personelle Schwierigkeiten.

Im Gegensatz dazu haben Sie aktuell Kapazitäten frei?

Unser Umsatz hat sich von 100 auf 2 Prozent reduziert. Mein ganzes Team ist in Kurzarbeit. Ich arbeite normalerweise zwischen 12 und 16 Stunden am Tag. Inzwischen stehe ich oft alleine im Laden. Ab und zu kommen Mitarbeiter vorbei und helfen für wenige Stunden aus.

Trotz der angespannten Lage bieten Sie Ihren Service kostenlos an. Warum?

Ich möchte mich nicht auf Kosten der Gesundheit anderer Menschen bereichern. Im Gegenteil. Ich möchte die Mitarbeiter im Gesundheitswesen tatkräftig unterstützen, weil ich viele Bekannte habe, die in Pflegeberufen arbeiten. Von ihnen weiß ich, dass sie oft keine Möglichkeit haben, sich zu schützen. Gerade in Pflegeeinrichtungen machen sich Mitarbeiter wahnsinnige Sorgen, wo sie Schutzausrüstung herbekommen. Sie nähen sie teilweise selbst. Der Nachschub fehlt, weil Lieferketten verzögert sind. Die Mitarbeiter tragen also oft dieselbe Maske mehrere Tage hintereinander. Ich finde, dass man besser eine nach RAL 992-2 im Bereich A B/VAH gewaschene und desinfizierte Maske tragen sollte, als eine ungewaschene Maske mehrmals zu benutzen, weil es keinen Nachschub gibt. Das ist hygienischer.

Für welche Einrichtungen waschen Sie die Einwegmasken?

Wir haben Anfragen aus dem gesamten Umkreis, also aus dem Kreis Kleve. Wir waschen z.B. für Pflegeeinrichtungen, Arztpraxen und Krankenhäuser. Viele Einrichtungen Fragen jetzt bei mir an, weil sie das testen wollen. Sie wollen sich also auf den Fall, dass Nachschub fehlt, vorbereiten. Aktuell haben manche Einrichtungen noch Vorräte.

Wie läuft das konkret ab?

Das ist alles noch in der Anfangsphase. Die Masken wurden bisher nach Gebrauch entsorgt. Jetzt werden sie gesammelt, die Institute bringen die Masken oder wir holen sie ab. Momentan betreuen wir zehn Einrichtungen aus dem Gesundheitswesen regelmäßig.

Behelfsmaske, Gesichtsmaske und Mundschutz – so klassifizieren sich Maskentypen

1. Mund-Nasen-Maske

Als Mund-Nasen-Masken bezeichnet man Masken aus Stoff. Diese sind beispielsweise selbstgenäht oder werden von Herstellern unter dem Namen "Community-Maske" vertrieben. Diese Behelfsmasken dienen dem privaten Gebrauch. Sie sind nicht zertifiziert, der Stoff, der Mund und Nase bedeckt, soll aber Atemstrom und Speicheltröpfchen zurückhalten, um so eine Ausbreitung der Coronapandemie einzudämmen.

2. Medizinische Gesichtsmasken

Unter medizinischen Gesichtsmasken fasst man genormte Masken des Typs II un IIR. Die nach DIN EN 14683:2019-10 CE-zertifizierten Masken dienen dem Fremdschutz. So stellt der Träger, etwa ein Arzt während einer OP sicher, dass Tröpfchen aus seiner Atemluft nicht in offene Wunden des Patienten gelangen.

3. Partikelfilternde Halbmasken (FFP1, FFP2, FFP3)

Masken des Typs FFP 1-3 dienen im Rahmen des Arbeitsschutzes als persönliche Schutzausrüstung (PSA). Sprich, sie schützen den Träger vor Partikeln, Tröpfchen und Aerosolen. Partikelfilternde Halbmasken gibt es in verschiedenen Designs: Etwa mit oder ohne Ausatemventil. Masken ohne Ventil filtern sowohl die eingatmete als auch die ausgeatmete Luft. Daher bieten die auf Eigenschutz ausgelgte Masken auch Fremdschutz. Den bieten Masken mit Ventil nicht.

Masken, die als PSA gelten, müssen festgelegte Anforderungen erfüllen. Dazu gehört beispielsweise die EU-Verordung 2016/425, ein CE-Kennzeichen und die Norm DIN EN 149:2009-08. Alle Voraussetzungen listet die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).

Wie viele Einwegmasken erhalten Sie derzeit?

Wir haben täglich einen Durchlauf von etwa 120 Masken. Die Zahl wird tendenziell steigen. 465 Stück waren es insgesamt bis zum 1. April. Von denen waren 30 defekt. Alle anderen waren in einem guten Zustand und wurden an die Einrichtungen ausgeliefert. Das ist eine gute Quote. Ich muss wirklich sagen: Das klappt hervorragend.

Auf was muss man beim Waschen der Einwegmasken achten?

Auf den persönlichen Eigenschutz, das ist klar. Dass man sich nicht selbst ansteckt. Dazu zählt die Schutzausrüstung: eine Mundschutzmaske des Typs FFP2, Handschuhe und Schutzbekleidung wie ein Kittel oder eine Jacke.

Trennen Sie die kontaminierten Einwegmasken von der übrigen Wäsche?

Ja. Wir haben zwei Produktionsstätten. Der eine Betrieb steht nahezu still. Er ist für die üblichen Textilien, die noch kommen. Im anderen wird nur kontaminierte Wäsche bearbeitet.

Bieten die Einwegmasken noch ausreichend Schutz?

Es ist mir wichtig, dies genau prüfen zu lassen. Ich bin auf der Suche nach einem Labor oder einem Institut, das die Einwegmasken nach der EN-Norm149 prüft – auf Reißfestigkeit der Dichtheit. Meiner Meinung nach ist eine Maske, die vielleicht 10 oder 20 Prozent an Schutzwirkung verliert, immer noch besser, als die Masken deshalb wegzuwerfen. So wie die Masken aus der Maschine kommen, bin ich davon überzeugt, dass sie nur minimal an Schutz verlieren. Das gesamte Gewebe, die Struktur und die einzelnen Schichten sehen wirklich tadellos aus. Nur bei wenigen sieht man an der obersten Schicht leichte Abreibungen. Trotzdem würde ich mir einen Untersuchungsbericht dazu wünschen. So kann sich jeder versichern, dass es passt.

Von welchem Institut bräuchten Sie da genau Hilfe?

Das kann ich nicht genau sagen. Ich habe schon bei zwei angefragt, aber die prüfen nicht nach DIN EN 149 Norm für Atemschutzmasken. Also suche ich noch. Ich wäre auf jeden Fall froh, wenn jemand mitmacht und uns ein bisschen unterstützt – das wäre eine super Sache.

Wie wurden die Einrichtungen auf Ihre Aktion aufmerksam?

Wir stellen uns jedes Jahr in einer regionalen Zeitung vor. Das machen wir schon seit Jahren immer im gleichen Zeitraum. Dass es genau mit dieser Aktion zusammenfällt, war nicht geplant. Eine Redakteurin hat das Thema aufgegriffen und so wurde die Aktion im Umkreis schnell bekannt. Viele haben gefragt, wie das überhaupt funktioniert. Für mich ist das auch komplett neu: Einen Wegwerfartikel zu waschen. Darauf müssen sich auch die Einrichtungen erst drauf einstellen.

Was empfehlen Sie anderen Unternehmern?

Meine Devise lautet: Waschen statt Wegwerfen. Probiert es aus. Wir haben jede Menge Wäschereien in Deutschland, viele davon sind zertifiziert. Ich würde mir wünschen, dass andere zertifizierte Betriebe, die wie ich gerade einen Leerstand haben, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen in dem Bereich unterstützen. Mich haben auch schon zertifizierte Betriebe aus dem süddeutschen Raum angerufen und über die Aktion ausgefragt. Im Gegensatz zu den Zahlen der Infizierten dort haben wir noch Glück hier, am Niederrhein.