Engpass durch Eigenkapitalquoten

Die neuen Finanzregeln, welche vom Baseler Ausschuss unter dem Namen Basel III beschlossen worden sind, sehen höhere Eigenkapitalquoten bei Banken vor. Dies kann zu einer Verschlechterung der Konditionen bei Kreditvergabe und -verzinsung führen. Betriebe des Mittelstands sollten ihre Finanzierung daher frühzeitig klären.So locker geht das Geld bald nicht mehr über den Banktresen: Mit Basel III drohen rauere Zeiten für Kreditnehmer.Foto: mevEngpass durch Eigenkapitalquoten Ausreichendes Eigenkapital der Bankinstitute soll zukünftig dafür sorgen, dass sich eine Finanzkrise möglichst nicht wiederholt. Geht es nach Jean-Claude Trichet, dem Chef der Europäischen Zentralbank, werden die neuen Finanzregeln (Basel III), die vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht kürzlich beschlossen wurden, „der langfristigen finanziellen Stabilität dienen“. Bei dieser Entscheidung ging es vor allem darum, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass diverse Banken zukünftig auch größere Verluste selbst abdecken und nicht nur mit Hilfe der Steuerzahler über Wasser gehalten werden können. Bleibt es bei den nun festgelegten Größenordnungen und dem Zeitplan, müssen Finanzinstitute ab 2013 ihre Geschäfte mit einem so genannten „Kernkapital“ aus Aktien und einbehaltenen Gewinnen in Höhe von 4,5 Prozent absichern. Hinzu kommt eine Art Puffer für besondere Krisensituationen von 2,5 Prozent, womit sich die Kapitalquote auf sieben Prozent erhöht. Das neue Abkommen wird dann an die Stelle der bisherigen Regeln (Basel II) treten. Bei den zu beschaffenden Geldern geht es um enorme Summen. Nach einer Schätzung des Bundesverbandes Deutscher Banken soll der finanzielle Mehrbedarf bei den zehn größten deutschen Banken 100 Milliarden Euro betragen. Es bleibt daher abzuwarten, ob das Geld allein aus Kapitalerhöhungen erzielt werden kann. Die erhöhten Eigenkapitalanforderungen können für Mittelbetriebe Risiken bei der Kreditvergabe bergen. So besteht die Gefahr, dass die noch nicht überwundene Kreditverknappung, die sich im Wesentlichen durch verschärfte Vertragsbedingungen für mittelständische Unternehmen äußert, auch in den kommenden Jahren weiter anhält. Höheres Eigenkapital, das von den Banken grundsätzlich verzinst werden muss, bedeutet im Umkehrschluss weniger Kreditvergaben mit zu erwartenden geringeren Zinserträgen für die Finanzbranche. Dies lässt befürchten, dass entweder an der sprichwörtlichen „Zinsschraube“ gedreht wird und/ oder dass bei zukünftigen Kreditvergaben noch mehr als bisher die Kreditvergaberichtlinien verschärft werden, um Ausfallrisiken zu verringern. In jedem Fall sollten sich Mittelbetriebe bereits jetzt mit Basel III konkret beschäftigen und keinesfalls - wie beim Übergang von Basel I zu Basel II häufig geschehen - die Ereignisse einfach auf sich zukommen lassen. Dazu gilt es zunächst, die zukünftigen Kreditlinien einschließlich der erforderlichen Darlehen schon heute abzusichern. Das ist vor allem mit so genannten Forward-Darlehen möglich: Bei dieser Form kann eine Verlängerung bereits laufender Darlehen nicht erst zum Ablauftermin, sondern bereits zum heutigen niedrigen Zinsniveau veranlasst werden. Um die dabei anfallenden Kosten möglichst gering zu halten, empfiehlt sich ein sorgfältiger Preisvergleich. Komplizierter ist die Situation bei kurzfristigen Liquiditätskrediten wie dem Bar- oder Überziehungskredit auf dem Geschäftskonto. Hier sind nach wie vor eher variable Vereinbarungen üblich, die beiden Geschäftspartnern die Möglichkeit kurzfristiger Kündigung bieten. Unternehmer und Betriebsinhaber, die dagegen auf Planungssicherheit Wert legen, sollten sich ebenfalls kurzfristig mit ihren Hausbanken in Verbindung setzen und eine gemeinsame Lösung, beispielsweise durch die Vereinbarung fester Kreditlaufzeiten, suchen. Die gesamte Kreditvergabe wird sich in den nächsten Jahren vor allem an der Kreditwürdigkeit oder Bonität des jeweiligen Betriebes orientieren. Diese wird wiederum von der Qualität des Ratings oder Scorings abhängen, mit dem vor allem die betriebswirtschaftliche Situation und die unternehmerischen Qualitäten des potenziellen Kreditnehmers beurteilt werden. Leider bestehen hier oft Informationsdefizite seitens der Finanzbranche. Der Weg zur exakten Ermittlung einer Ratingnote oder die genaue Gewichtung einzelner Ratingfaktoren bleiben je nach Bankinstitut auch Jahre nach der Einführung dieser Qualifizierungsmodelle weitgehend im Dunkeln. Hier besteht entsprechender Nachholbedarf, den Betriebsverantwortliche von ihren Bankpartnern durchaus einfordern sollten. Michael Vetter

Basel III Engpass durch Eigenkapitalquoten

Kostenloser Newsletter