Hohenstein Institute Gegen den Schweißgeruch

Sie werden mit Begriffen wie „Anti-Smell“, „Frischegarantie“ und „Geruchskiller“ angepriesen: Kleidungsstücke mit geruchsbindender und bakterienhemmender Ausrüstung. Die Hersteller versprechen dabei den Käufern von Sportbekleidung, Anzügen, Socken und Hemden eine deutliche Reduzierung der schweißbedingten Geruchsbildung. Am Institut für Hygiene und Biotechnologie der Hohenstein Institute beschäftigt sich bereits seit 2001 ein Forscherteam mit Untersuchungen zur Wirksamkeit und biologischen Unbedenklichkeit verschiedenster textiler Anti-Smell-Ausrüstungen.

Gegen den Schweißgeruch

Bei den Ausrüstungen sind drei Wirkprinzipien zu unterscheiden: Antimikrobiell ausgerüstete Textilien hemmen die Vermehrung der Bakterien, die sich von Haut- und Schweißbestandteilen ernähren, und unterbinden damit die Entwicklung unangenehmen Schweißgeruchs. Die Wirkung antimikrobieller Textilien beruht auf der Beimengung oder Behandlung der versponnenen Fasern mit Bakterien abtötenden Chemikalien oder Silberpartikeln.


Bei Textilien mit geruchsbindender Funktion werden dabei häufig Fasern mit Zuckermolekülen verwendet. Die sogenannten Cyclodextrine können freie Geruchsmoleküle aufnehmen, indem sie im Inneren der körbchenförmigen Moleküle gebunden und erst bei der nächsten Wäsche wieder abgegeben werden. Außerdem lassen sich mit Hilfe der Depotstrukturen eingebundene wasserabstoßende Duft- und Wirksubstanzen gezielt abgeben. Die im Schweiß oder der Umgebungsluft enthaltenen Wassermoleküle verdrängen diese aus Hohlräumen der Zuckermoleküle und sorgen so für deren Freisetzung.


Textilien mit photokatalytischer Ausrüstung befinden sich derzeit noch im Entwicklungsstadium: hierbei werden organische Schmutzpartikel mit Hilfe von (Sonnen-)Licht zersetzt. Erreicht werden soll die photokatalytische Wirkung durch die Beschichtung der Textilfasern mit Nanopartikeln wie z. B. Titandioxid (TiO2), welche in kosmetischem und textilem Sonnenschutz bereits seit längerem für einen besseren UV-Schutz sorgen.


Am Institut für Hygiene und Biotechnologie der Hohenstein Institute beschäftigt sich das Team von Prof. Dr. Dirk Höfer mit Untersuchungen zu Anti-Smell-Ausrüstungen. Dabei werden ausgerüstete Textilien mit unbehandelten Vergleichsmustern der gleichen Faserart verglichen. Diese werden mit einer festgelegten Zahl von Testkeimen präpariert und über einen definierten Zeitraum hinweg aufbewahrt. Anschließend vergleichen die Forscher die Anzahl der lebenden Keime auf dem Testmuster mit der auf dem unbehandelten Muster.


Die Untersuchungen von auf Silber basierenden antimikrobiellen Ausrüstungen haben dabei gezeigt, dass deren Wirkung auf einen sehr kleinen Radius von 50 bis 100μm begrenzt ist, was ungefähr der Stärke einer textilen Faser entspricht. Daraus ergibt sich, dass nur der enge und direkte Kontakt des ausgerüsteten Textils für eine Hemmung der Bakterien auf der Haut sorgen kann – wird also Oberbekleidung mit antimikrobieller Ausrüstung ohne Unterwäsche mit entsprechender Funktion getragen, ist der tatsächliche Wirkeffekt gering.


Die Verträglichkeit der Anti-Smell-Ausrüstungen scheint dabei sehr gut zu sein: Da sich bei silberbasierten antimikrobiellen Ausrüstungen die bakterienhemmende Wirkung in erster Linie auf das Textil selbst und den Schweiß, der in dieses eingetragen wird, bezieht, wird die natürliche Hautflora davon i. d. R. kaum beeinflusst. Auch die Cyclodextrine bergen sie ebenfalls kein bekanntes Irritationspotenzial, da sie nicht in die Prozesse der Geruchsentwicklung eingreifen. Die Moleküle sind biologisch abbaubar, völlig ungiftig und können dauerhaft auf Natur- und Kunstfasern verankert werden.


Allerdings gilt es zu beachten, dass die Aufnahmekapazität von geruchsbindenden Ausrüstungsvarianten begrenzt ist und durch die Wäsche die eingefangenen Geruchsmoleküle erst wieder aus den Cyclodextrinen herausgeschwemmt werden müssen. Die antimikrobielle Wirkung von Textilien bleibt dagegen im Idealfall über die gesamte Nutzungsdauer eines Textils erhalten. In beiden Fällen sollte bei der Pflege auf den Einsatz von Weichspülern verzichtet und die individuellen Pflegehinweise beachtet werden.

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