Deutscher Textilreinigungs-Verband (DTV) Gemeinsam die Qualität sichern

Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement spielen in Wäschereien und Reinigungen eine immer größere Rolle. Oft verlangen die Kunden nach entsprechenden Zertifikaten. Der DTV bietet dafür jetzt eine Verbundzertifizierung an. Der Vorteil: Nicht jedes Unternehmen muss den gesamten Zertifizierungsprozess selbst durchlaufen.

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    Oliver Ludolph erklärte, warum Qualitätsmanagement wichtig ist.Foto: Höflacher
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    Vizepräsident Friedrich Eberhard stand ebenfalls für Fragen bereit.Foto: DTV

Gemeinsam die Qualität sichern

Ende April stellte der Verband in Frankfurt am Main das neue Konzept der Matrixzertifizierung vor. Oliver Ludolph von der Firma Intrasys, die das Programm betreut, erklärte die Einzelheiten. Er beschrieb zunächst, was ein Qualitäts-Management-System überhaupt macht und weshalb es wichtig ist. Entscheidend seien die Geschäftsprozesse eines Betriebs. Sie sollten effektiv („Tun wir das Richtige?“), effizient („Tun wir es richtig?“) und steuer- bzw. messbar sein. Es gibt drei Prozessarten: Führungs-, Kern- und Unterstützungsprozesse. Die Kernprozesse beschäftigen sich mit den Fragen: Womit verdient eine Firma ihr Geld? Was sind ihre Dienstleistungen und Produkte? Führungsprozesse befassen sich damit, wie auch in Zukunft noch Geld verdient werden kann. Sie geben Ziele vor und überwachen deren Umsetzung. Zu den unterstützenden Prozessen zählen die Wartung und die Verwaltung, mit denen direkt kein Geld verdient werden kann. Managementsysteme werfen nun auf verschiedene Weise ein Licht auf diese Prozesse, so Oliver Ludolph weiter. Das Hauptziel eines Qualitäts-Management-Systems sei die Kundenzufriedenheit. Bei einem Umwelt-Management-System liegt der Fokus auf dem Verfahren, auf dem Arbeitsschutz und Arbeitsplatz. Qualitätsmanagement sei deshalb wichtig, weil „Defizite hart bestraft werden“, machte der Referent klar. Unzufriedenheit verbreite sich unter den Kunden schnell weiter. Dagegen wirkt ein Verbesserungszyklus, der nach den Prinzipien „Plan“ (Planen), „Do“ (Umsetzen), „Check“ (Soll-Ist-Vergleich) und „Act“ (Ursachen der Abweichungen feststellen) aufgebaut ist. Auch die Qualitäts-Sicherungs-Norm ISO 9001:2000, die dieses Jahr noch überarbeitet werden soll, basiert auf solchen Prinzipien. Ihr liegen acht Grundsätze zugrunde: Führung, Einbeziehen der Personen, ein prozessorientierter Ansatz, ein systemorientierter Ansatz, ständige Verbesserungen, sachliche Entscheidungen, Nutzen bringende Lieferantenbeziehungen und die Kundenorientierung. Als Instrumente zur Umsetzung der Norm dienen auf der Führungsebene ein Qualitäts-Management-Handbuch sowie in den Abteilungen Prozessbeschreibungen und Arbeitsanweisungen. Die erste Prüfung der Abläufe erfolgt durch eine Zertifizierungsgesellschaft, jährliche Wiederholungen durch einen Auditor sind nötig. „Eine Zertifizierung schafft gedankliche Ordnung, bringt neue Ideen, fördert die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Produkt und sorgt für eine schnelle Einarbeitung neuer Beschäftigter“, nennt Ludolph die Vorteile. Mit Umweltmanagement ließen sich zusätzliche Kundenanforderungen und Kosteneinsparungen umsetzen, erklärte er weiter. Für kleine und mittelgroße Betriebe stellt sich bei der Qualitäts-Management-Zertifizierung jedoch auch die Frage nach dem Aufwand. Eine Einzelzertifizierung schlage für einen dreijährigen Zyklus mit rund 36.000 Euro zu Buche, rechnet der Verband vor. Außerdem sind jährliche Audits zwingend vorgeschrieben. Um den Prozess zu vereinfachen, hat der Deutsche Textilreinigungs-Verband die Matrixzertifizierung ins Leben gerufen. Dabei werden die teilnehmenden Firmen als Verbund angesehen, der gemeinsam zertifiziert wird.

Die Voraussetzungen für die Matrixzertifizierung sind ein gemeinsames Qualitäts-Management-Handbuch und eine gemeinsame Qualitäts-Management-Politik. Die Teilnehmer müssen eine Verbindlichkeitserklärung abschließen. Darin wird zum Beispiel festgelegt, dass sich das Unternehmen zu regelmäßigen internen Audits verpflichtet. Denn da die Betriebe bei der Zertifizierung als Verbund angesehen werden, gilt: Fällt ein Unternehmen bei der Zertifizierung durch, verliert die ganze Matrix das Zertifikat. Das heißt wiederum, dass alle Kunden informiert werden müssen. „Wir haben aber ein Sicherheitsnetz eingebaut, damit das nicht passiert“, meinte Oliver Ludolph. So finden vor dem jährlichen Audit interne Prüfungen statt, die Probleme rechtzeitig ans Licht bringen sollen.

Der Verband erstellt derzeit gemeinsam mit der Firma Intrasys die Musterdokumente für die Verbundzertifizierung. Dann soll der Matrixkreis aufgebaut werden. Die Umsetzung der Norm in den Pilotbetrieben wird zwischen acht und zwölf Monaten dauern. Vorgesehen sind in dieser Zeit unter anderem drei Workshops. Die Zertifizierung der Pilotgruppe wird daher für Mai 2009 angestrebt. Neue Teilnehmer sollen nach Absprache auf den Zug aufspringen können.

Zum Leistungspaket zählen neben der Musterdokumentation auch eine Umsetzungsberatung sowie die laufende Betreuung. Zusatzmodule für Umwelt-, Hygiene- und Arbeitssicherheitsmanagement sind möglich. Gesteuert wird das Projekt auch über ein personalisiertes Onlineportal. Außerdem wird jährlich ein anonymisierter Managementreview erstellt. Die Kosten für das Pilotprojekt betragen bei zehn teilnehmenden Firmen etwa 7.164 Euro je Betrieb. Hinzu kommen die Kosten für die Zertifizierung, die etwa 1.900 Euro betragen. Gerechnet wurden die Preise auf einen Zyklus von drei Jahren. Nehmen weniger Firmen teil, werden die Mehrkosten anteilig umgelegt.Sandra Höflacher