intex-Frühjahrstreffen Gemeinsam Zukunft gestalten

Zweimal pro Jahr treffen sich die Mitgliedsbetriebe und Partnerunternehmen des Industrieverbands Textil Service (intex) zum Branchenaustausch. Beim diesjährigen Frühjahrstreffen in Bochum standen u.a. eine Betriebsbesichtigung der Großwäscherei Voss in Wuppertal sowie Podiumsdiskussionen zu aktuellen Themenstellungen der Industriewäsche auf dem Programm.Gemeinsam Zukunft gestalten „Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, ist es besser, viel besser, als man glaubt.“ Möglicherweise hat die Liebeserklärung von Herbert Grönemeier an seine Geburtsstadt den intex-Verband dazu bewogen, das diesjährige Frühjahrstreffen vom 18. bis 19. Mai in Bochum abzuhalten. Vielleicht war aber auch die Nähe zu Wuppertal ausschlaggebend, wo die Großwäscherei Voss ihre Tore für die Partnerunternehmen und Verbandsmitglieder geöffnet hat. Das im Gesundheitswesen tätige Unternehmen hat seine Produktion nach einem verheerenden Brand im Jahr 2007 vollständig erneuert. Heute kann der Betrieb stündlich bis zu 5 t Berufsbekleidung, Bewohnerwäsche, OP-Textilien, vorkommissionierte Artikel und Lohnwäsche bearbeiten. Dabei legt die Inhaberfamilie großen Wert auf Umweltschutz und zufriedene Mitarbeiter - beides Themen, die auch am folgenden Tag Inhalt der Podiumsdiskussion waren. Als Arbeitgeber-, Wirtschafts- und Marketingverband vertritt intex die Interessen des Textilservices in Deutschland und verfolgt mit und für seine Mitglieder eine zukunftsweisende Dienstleistung. Daher werden bei den halbjährlichen Verbandstreffen regelmäßig Themen aufgegriffen, die für die Weiterentwicklung der Branche große Relevanz besitzen. In Bochum hatten sich die Organisatoren für vier Diskussionsrunden mit richtungsweisenden Inhalten und tonangebenden Diskussionsteilnehmern entschieden. Den Anfang machten Sven Schöppe von Leo-System aus Schwerte, Andreas Stichnoth von Steritex (Göttingen) und Johannes Wittenbrink der Wirtschaftsdienste Hellersen mit Sitz in Lüdenscheid. Alle drei Unternehmen sind in der textilen Dienstleistung im Gesundheitswesen aktiv und diskutierten die Initiative „intex med“. Diese Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit wiederverwendbaren textilen Medizinprodukten als Alternative zu Einwegprodukten. Allerdings haben die Textilien in den vergangenen Jahren an Boden verloren. Die starke Prozess- und Kostenorientierung im Gesundheitswesen begünstigt den Einwegartikel. Das hat dazu geführt, dass immer neue Bereiche wie etwa die Bereichsbekleidung von den Wegwerfprodukten erobert werden. Das Mitte 2011 eingeführte Patientenscreening, mit dem Kranke bei Einlieferung in ein Krankenhaus auf MRSA untersucht werden, bietet den Einwegsystemen weitere Möglichkeiten, das Mehrwegtextil zu verdrängen. Um Marktanteile für die textile Dienstleistung zurückerobern zu können, muss die Branche eindeutig für die Mehrweglösung Position beziehen. Wegwerfen, so Stichnoth, ist ohnehin schon in den Köpfen der Entscheider als billigere Lösung fest etabliert. Allerdings sollten Krankenhäuser, Kliniken und Heime viel häufiger mit der Frage konfrontiert werden, wie lange sie sich diese Mentalität noch leisten können. Dazu seien eine klare Kommunikationsstrategie und ein bundesweit geschlossenes, einheitliches Auftreten der Anbieter notwendig. Zu Geschlossenheit in wichtigen gemeinschaftlichen Punkten riet auch die zweite Diskussionsrunde. Sie war mit Jürgen Gerdum (MEWA, Wiesbaden) Thomas Heinen (Dreipunkt Berufskleidung, Köln) und Hans Schwob (CWS-boco, Dreieich) besetzt und widmete sich der Initiative „intex workwear“. Wichtige Vorteile bei der Vermietung von Berufsbekleidung und Textilien lägen auf den Umweltaspekten, die nach vorne gestellt werden müssten. Aber auch bei der Warenbeschaffung gibt es Gemeinsamkeiten. So werden in vielen Unternehmen immer wieder globale Beschaffungsstrategien diskutiert, obschon diese nur bei Positionen ohne langfristige Nachkaufgarantie eine Rolle spielen. Doch gerade weil Einkäufe im asiatischen Raum in der Regel projektbezogen stattfinden, sind nach Meinung der Diskussionsteilnehmer Musterverträge notwendig. Sie sollen vertragliche Vorgaben juristisch festigen und eine reibungslose Abwicklung des Geschäfts ermöglichen. Allerdings liegen Theorie und Praxis in diesem Punkt noch weit auseinander. In der Regel verfügen die großen Mietserviceunternehmen bereits über eigene Verträge und weigern sich, andere Vereinbarungen zu akzeptieren. Eine einheitliche Regelung in diesem Punkt wäre für alle Beteiligten in der textilen Beschaffungskette daher wünschenswert. CSR (Corporate Social Responsibility) lautete das Motto der dritten Runde, zu der die Diskussionsteilnehmer Peter Böge von Wulff Textil in Kiel, Harald Goost von Bierbaum Proenen (Köln) und Martin Swierzy von Alsco in Dreieich eingeladen waren. Sie besprachen die gesellschaftliche Verantwortung in der Textilservicebranche, die soziale Arbeitsbedingungen, Mindestlohn, Aus- und Weiterbildung bis hin zum Umweltschutz umfasst. In dieser Diskussion wurde deutlich, dass sich viele Textilserviceunternehmen ohnehin den Prinzipien des ehrbaren Kaufmanns verpflichtet fühlen. Heute möchten sie die Verantwortung, die sie übernehmen, jedoch stärker auch nach außen kommunizieren. Dabei weiten sie die Sicht über die Grenzen ihres eigenen Unternehmens aus und binden die Vorstufen, insbesondere die Konfektionäre, in die Betrachtung ein. Eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung kann ihrem Titel auf diese Weise tatsächlich gerecht werden. Wie sehr sich der intex-Verband mit der Zukunft der Branche beschäftigt, zeigte der letzte Vortrag zum Thema Social Media. Hierunter versteht man im weitesten Sinne die digitale Kommunikation über soziale Netzwerke wie Facebook, Xing, StudiVZ, Twitter und Co. Plattformen wie diese werden von den Nutzern des Internets beispielsweise für den Austausch von Informationen und die Bewertung von Produkten oder Dienstleistungen genutzt. Auf Bloggs werden anderen Nutzern wichtige Tipps gegeben, die etwa Fehlkäufe verhindern helfen sollen oder bestimmte Marken und Waren besonders hervorheben. Durch die vielfältigen Möglichkeiten, die das Internet bietet, hat sich das Bewusstsein des Verbrauchers verändert. Er fordert Mitsprache. Dieser Sinneswandel hat sich bislang vor allem auf Seiten des Endverbrauchers vollzogen; Im geschäftlichen Miteinander, also im Business to Business (B2B), ist der Trend noch verhalten. Dennoch darf sich die Branche den Kontaktwegen der Zukunft nicht verschließen. intex prüft daher gemeinsam mit der Frankfurter Agentur Fimakom, ob soziale Netzwerke eine sinnvolle Ergänzung der Kommunikationsstrategie des Verbands sein können. Noch liegt kein Ergebnis vor. Eines dürfte allerdings klar sein: Die Entscheidung für die aktive Beteiligung im so genannten Web 2.0, also den sozialen Netzwerken, braucht Personal. Denn die digitale Kommunikation verlangt Menschen, die viel zu sagen haben. Die neue Mitarbeiterin, die zum 1. März beim intex-Verband angefangen hat, könnte diese Aufgaben zukünftig übernehmen.Dipl.-Ing. Sabine Anton-Katzenbach