FWL-Regionaltagung Süd, Memmingen Hier trifft sich Süddeutschland

Am 7. März 2007 trafen sich die Mitglieder der FWL-Landesgruppen Bayern und Baden-Württemberg zur Regionaltagung Süd in Memmingen. Nach der Werksbesichtigung der Firma Metzeler Schaum GmbH erwartete die Teilnehmer ein dreistündiges Vortragsprogramm im Klinikum Memmingen.

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    2Thorsten Walther stellte Produkte vor, mit denen eine Wäscherei Wasser und Energie sparen kann.
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    3Dieter Moeck zeigte Mehrwegdecken für OP-Patienten, die bis maximal 70 °C waschbar sind.
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    1Martina Pfeil und Wilfried Flügge berichteten über den Überlebenskampf der Wäscherei im Klinikum Solingen.

Hier trifft sich Süddeutschland

„Vor zehn Jahren waren wir zum letzten Mal zu einer Tagung in Memmingen“, sagte Rolf Haase, Vorsitzender der Landesgruppe Bayern im FWL(Fachverband Wäscherei-, Textil- und Versorungsmanagement), zu Beginn der Vortragsreihe im neuen Verwaltungsgebäude des Klinikums Memmingen und dankte dem Leiter der krankenhauseigenen Wäscherei, Elmar Liebhardt, für die Einladung. Träger des Klinikums mit 516 Betten und acht Dialyseplätzen ist die Stadt Memmingen.

Eine Mehrwegwärmedecke für OP-Patienten stellte Dieter Moeck, Ahrens Textil-Service GmbH, Elmshorn, vor. Diese ist als Ganz-, Ober- oder Unterkörperdecke erhältlich. Der Sinn und Zweck solcher Decken:Vor allem an während einer OP offenen Körperstellen verliert der Patient Körperwärme. Gelingt es, ihm diese z.B. über eine Wärmedecke wiederzugeben, verliert er weniger Blut, die Wunden heilen schneller und Medikamente können präzise dosiert werden. Der Vorteil für das Krankenhaus besteht laut Moeck darin, dass es einen Patienten rund 2,6 Tage früher entlassen kann.

Das Modell „Universal III“bedeckt 60 Prozent der Tischlänge und ist etwas breiter geschnitten als dieser. Um Kopf und Schultern eines Patienten zu wärmen, besitzt sie eine aufklappbare Mikrofilamenthaube. Das Modell „Erwachsenen II“ besteht aus einem Ober- (150u80 cm) und Unterteil (70u120 cm). Mit der integrierten Oberkörperdecke kann der Patient bei Bedarf zugedeckt werden. Für Babys und Kleinkinder werden Extragrößen angeboten. Dieter Moeck zählt die Vorteile seiner Produkte auf:Die Druckentlastung sei um 25 Prozent höher als bei Gelmatten, das Gewicht um zehn Prozent geringer; außerdem seien die Textilien reißfester als Papierdecken, wodurch für eine Patientenverlagerung weniger Helfer benötigt werden und die Decken könnten auch im Aufwachraum eingesetzt werden.

Das Mehrwegsystem funktioniert folgendermaßen:Die Wärmedecken werden an ein Gerät angeschlossen, aus dem warme Luft strömt. In einer halben Minute erreicht die Wärme den Patienten. In dem Mehrwegtextil wird die Warmluft fein verstäubt, wodurch die Decke zum Patienten hin nicht abgeklebt werden muss. Ein Warmluftgerät kann an zwei Decken angeschlossen werden.

Der Außenstoff der Decken besteht aus 100 Prozent Mikrofaser, das Innengewebe aus 100 Prozent Polyurethan. Das Pflegekennzeichen verweist darauf, dass das Textil nach den Richtlinien für Krankenhauswäsche und getrennt von anderen Geweben bis maximal 70°C gewaschen und bis zu maximal 120°C getrocknet werden kann. „Alle Produkte können kostenlos angefordert und ausprobiert werden“, schließt Moeck seinen Vortrag. „Zurzeit setzen rund 100 Krankenhäuser unsere Decken ein.“

Der Vortrag von Thorsten Walther, Ecolab GmbH, Düsseldorf, war zweigeteilt:Zunächst berichtete er kurz über das neue EU-Recht zu Chemikalien (REACH). Dann stellte er neue Produkte aus dem Hause Ecolab vor. Zu REACHsagte Walther, dass es „hohe Kosten ohne Kundenvorteil“ erzeuge. Die 2007 in Kraft tretende Pflicht, Inhaltsstoffe bekanntzugeben und registrieren zu lassen, sei eine Bürde, die „wir an unsere Kunden weitergeben müssen und die sich auf den Preis auswirken wird“. Positiv auf die Energie- und Wasserkosten einer Wäscherei soll sich die Anschaffung der Wärmetauscher- und Rückgewinnungsanlagen auswirken.Die Produkte können an verschiedenen Stellen im Produktionsablauf eingesetzt werden:

◇Der Energy Optimiser (EOP) nutzt die Energie des heißen Abwassers, die ansonsten im Abfluss verloren geht. Das Abwasser aus der Waschstraße wird zum Wärmetauscher geleitet, wo es seine Wärme an das kalte Frischwasser abgibt. Das so laut Ecolab auf rund 45°C erwärmte Frischwasser kann im Spülbereich oder bei der Vorwäsche genutzt werden. Das Abwasser werde durch den Wärmetausch auf rund 25°C heruntergekühlt und darf in die Kanalisation eingeleitet werden. Dadurch, dass die Textilien warm gepresst werden, lässt sich bei gleichem Pressendruck eine geringere Restfeuchte erreichen. Die Folge:verkürzte Trockenzeiten.

◇Der Aquamiser bereitet das verschmutzte Abwasser für eine Zweitverwendung auf. Dabei filtert er das Wasser und entfernt laut Anbieter Partikel bis zu einer Größe von 25 µm, damit das wiedergewonnene Wasser in weniger sensiblen Bereichen wie z.B. dem Waschen von bunter Berufskleidung, Matten oder in der Vorwäsche genutzt werden kann.

◇Der sogenannte „Lint Hunter“ – zu Deutsch:„Flusenjäger“ – trennt Flusen und Wasser voneinander, um die Flusen separat entsorgen zu können. Dieses selbstreinigende System sei vor allem für OP-Verfahren geeignet, sagt Walther.

Den Überlebenskampf einer Wäscherei stellte FWL-Pressereferent Wilfried Flügge anhand der Wäscherei des Krankenhauses Solingen dar. Mit 62 Jahren hatte er in diesem Betrieb im Jahr 2003 die Leitung übernommen. Als sich der größte Gesundheitsdienstleister in Solingen einer externen Rentabilitätsberatung unterzog, stellte dieser fest, dass die Wäscherei nicht wettbewerbsfähig sei. Die Vorgehensweise der Berater beschreibt er folgendermaßen:Er habe die bearbeiteten Stückzahlen angeben müssen, die Betriebskosten seien anhand von veralteten Umlagewerten errechnet worden, eine Betriebsbesichtigung habe nie stattgefunden. Da der Wäschereileiter das Ergebnis der Externen nicht akzeptieren wollte, stellte er eigene Berechnungen für Sach- und Personalkosten auf. Unterm Strich waren die Betriebskosten der Wäscherei um ein Drittel geringer als von den Beratern benannt.

Im Rahmen einer externen zweiten Beratung des Klinikums, diesmal durchgeführt von der Firma Ernst &Young, wurde eine Projektgruppe Wäscherei gebildet, an der u.a. der Wäschereileiter und Martina Pfeil, Mitarbeiterin des Beraterunternehmens, beteiligt waren. Die Vorgehensweise diesmal:Begehungen der Wäscherei, Gespräche, Schnittstellenanalyse zu Bereichen wie Transport oder Pflegedienst, Zusammenkünfte der Projektgruppe alle zwei Wochen.

Der Zeitrahmen von der Analyse bis zur Präsentation vor der Geschäftsleitung des Krankenhauses betrug ein halbes Jahr – von Juni bis Oktober 2006. Die Personalkosten wurden aktualisiert, die politische Entscheidung der Stadt, keine (Änderungs-) Kündigungen auszusprechen, berücksichtigt. Bei der Berechnung der Energiekosten stellte sich heraus, dass die vorher nicht berücksichtigten Verbrauchszähler in der Wäscherei rund 20 Prozent weniger aufgezeichnet hatten, als über das Umlageverfahren auf die Kostenstelle gebucht wurde.

Trotz detallierter Analyse bliebt das Gesamtergebnis negativ, was das Projektteam jedoch nicht davon abhielt, fünf Geschäftsmodelle zu präsentieren, wie in Zukunft mit der Wäscherei verfahren werden könnte. Diese reichten von der weiteren Eigenleistung ohne und mit Investitionen über die Fremdvergabe der Wäschevollversorgung bis hin zur Umwandlung in eine Servicegesellschaft mit Intex-Tarifvertrag oder mit externen Partnern. Das Fazit:Eine optimierte Eigenleistung sei genauso teuer bzw. günstig wie eine Fremdvergabe, sagt Pfeil. Aufgrund verbleibender Personalkosten entschied man sich gegen eine Fremdvergabe und für Investitionen in die Wäschereitechnik, um den Prozessablauf der Krankenhauswäscherei zu optimieren.

Obwohl sein Ruhestand bereits im Februar 2006 begann, war Wilfried Flügge bis zum Abschluss der Beratungen am Schicksal „seiner“ Wäscherei beteiligt. Heute hat er die Leitung des Betriebes komplett an seine Nachfolgerin abgegeben. Linda Quadflieg