Vor Ort: Reinraumservice in Werder/Havel Intelligenter Hemdenknopf

Um Berufskleidung aus der Pharma- und Chipindustrie zu reinigen, hat sich der GRS-Reinraumservice für Transponder von Datamars entschieden. Die Chips in der Größe von Hemdenknöpfen führen nicht nur zu einem Zeitgewinn von 50 %, sie machen den Reinigungsprozess auch transparent.

  • Bild 1 von 4
    © Wylegalla
    Nach der Eingangskontrolle werden die Teile eingescannt.
  • Bild 2 von 4
    © Wylegalla
    Oliver Graf am Ausgabescanner.
  • Bild 3 von 4
    © Wylegalla
    ObenDer Chip ist nicht größer als ein Hemdenknopf.MitteNach der Eingangskontrolle werden die Teile eingescannt.RechtsOliver Graf am Ausgabescanner.
  • Bild 4 von 4
    © Wylegalla
    Oliver Graf (links) und Manfred Möller: „Durch Verknüpfung können betriebsspezifische Lösungen entwickelt werden.“

Intelligenter Hemdenknopf

Vor zwei Jahren erwarb die Firma Bardusch, Ettlingen, den GRS-Reinraumservice in Werder/Havel. Einer der ersten Schritte war, die Technik auf den aktuellen Stand zu bringen. Oliver Graf, Leiter des Zentralbereichs Informationstechnik bei Bardusch: „U.a. haben wir die Logistik erneuert, um eine rationelle und zuverlässige Pflege von Berufskleidung aus der Pharma- und der Chipindustrie nach den ISO-Klassen 5 und 7 zu ermöglichen.“ Diesen Anspruch würden die Chips von der Firma Datamars, Bedano-Lugano/Schweiz, in jeder Hinsicht unterstützen, so Oliver Graf. „Am Markt gibt es keine anderen Produkte mit vergleichbaren Eigenschaften“, ist er überzeugt.

In Werder werden wöchentlich etwa 3 t Berufskleidung für Kunden zwischen der niederländischen und der polnischen Grenze und von Schleswig-Holstein bis Sachsen bearbeitet, berichtet Niederlassungsleiter Thomas Walz. Aufgrund einer flachen Hierarchie kann die Produktion an fünf Wochentagen in einer Schicht durch zwölf hochqualifizierte Mitarbeiter bewältigt werden. Ein großer Teil davon erfolgt im Leasingverfahren, einige Kunden liefern aber auch eigene Berufskleidung an. Thomas Walz: „Eine einwöchige Lieferzeit ist üblich. Auf Wunsch können wir die Wäsche aber auch in kürzeren Intervallen ausliefern.“

Die Berufskleidung aus 100%igem Polyester wird in verschlossenen Alubehältern in der Schleuse angeliefert. Im unreinen Bereich kontrolliert dann eine Mitarbeiterin jedes einzelne Teil. Die geleaste Berufskleidung ist sowohl mit Transpondern als auch mit Barcodes ausgestattet. Die Software kann beide Erkennungssysteme verarbeiten. Barcodes werden mit einem Barcodeleser gelesen, Transponder mit einer Antenne. Alle in der Datenbank hinterlegten Informationen über das Kleidungsstück – z.B. die Anzahl der Waschzyklen – sind gespeichert. Durch eineneutrale Identifikationsnummer kann jedes Wäscheteil dem jeweiligen Träger zugeordnet werden. „Diese Nummer macht die Speicherung persönlicher Daten überflüssig“, sagt Oliver Graf.

Nicht reparaturbedürftige Kleidungsstücke werden eingescannt. „Den LaundryChip gibt es sowohl als Singleread- als auch als Multiread-Typ“, erläutert Manfred Möller, International Sales Manager bei Datamars. Die Variante Multiread biete den Vorteil, dass mehrere Wäscheteile gleichzeitig eingelesen werden können. „Auf diese Weise ist ein Zeitgewinn bis zu 50 % möglich“, sagt der Niederlassungsleiter.

Nach dem Einscannen wird die Wäsche gewaschen. In Werder stehen dafür drei Waschschleudermaschinen von Kannegiesser mit Standardprogrammen nach Vorgaben der Kundschaft bereit. Das Wasser wird in einem Ionenaustauscher zum Reizwasser mit einem Leitwert bis zu 8 Mikrosiemens aufbereitet. Den Anforderungen für die Nutzung der Berufskleidung in Reinräumen entsprechend, dürfen die Maschinen nicht gleichzeitig mit Wäsche von verschiedenen Kunden befüllt werden.

Der Reinraum für die Weiterbearbeitung der Wäsche ist in einen ISO-5- und einen ISO-7-Bereich unterteilt. Hier werden die Teile nach dem Trocknen manuell gelegt und in AF-Folie verpackt. Danach werden sie chargenweise je nach Kundenvorgabe nach EN 554 oder EN 283 sterilisiert. Am Ausgangsscanner erfolgt die Überprüfung der kompletten Steripakete auf die Richtigkeit ihres Inhalts mit Hilfe der Transponder. Oliver Graf: „Zum Beispiel, ob die Teile in den vorgeschriebenen Mengen eingepackt worden sind und ob die Schuhe die gleiche Größe haben.“

Auch in anderen Bardusch-Niederlassungen wurden mit dem LaundryChip bisher gute Erfahrungen gemacht. „Bei der Flachwäsche sind die Transponder im Test“, erläutert Oliver Graf nur ein Beispiel. Insgesamt seien bei Bardusch mittlerweile mehrere 1.000 Multiread-Transponder sowohl im Reinraumbereich als auch bei der Pflege konventioneller Berufskleidung und Officewear sowie an Kleiderausgabeautomaten erfolgreich im Einsatz.

Datamars liefert auch die zugehörigen Antennen und Lesegeräte. Die in den Lesegeräten enthaltene Software (Firmenware) ermögliche eine individuelle Anpassung an die spezifischen Anforderungen vor Ort, erklärt Manfred Möller. Auch bei Bardusch musste dieses System mit der unternehmensspezifischen Software verknüpft werden. Oliver Graf: „Unsere Eigenentwicklung war auf das Scannen von Barcodes über die Zuordnung der Teile bis zum jeweiligen Stand der Bearbeitung programmiert gewesen. Für den Einsatz der Chips mussten wir die Software um die ‚Verheiratung‘ von Chips und Barcodes sowie die gleichzeitige Erkennung mehrerer Transponder erweitern.“

Bei Bardusch steht das Scanningsystem gegenwärtig 150 Benutzern zur Verfügung. Jede Niederlassung ist mit einer eigenen Infrastruktur für die Datenverarbeitung ausgestattet. Fällt aber ein Server aus, ist eine Umleitung der Daten an einen anderen Betrieb möglich. Ist die Datenleitung zur Zentrale in Ettlingen nicht funktionsfähig, kann jede Niederlassung autark weiterarbeiten. Die Abrechnung für relevante Sonderdienstleistungen erfolgt generell im Stammhaus.

Wenngleich mit dem „intelligenten Hemdenknopf“ sowohl eine rationelle Bearbeitung der Wäsche als auch eine 100%ige Erfüllung der Qualitätsansprüche ermöglicht wird, hat die Entwicklung noch nicht ihr Ende erreicht. Manfred Möller: „Aus der Industrie kommen Anforderungen auf uns zu, die Performance des LaundryChips und des Equipments ständig weiterzuentwickeln, um auch künftigen Erwartungen gerecht zu werden.“ F Reinhard Wylegalla