Welche Art der Investition? Investieren will durchdacht sein

Gerade im mittelständischen Bereich werden Investitionsentscheidungen oftmals mehr emotional als rational gefällt. Mit umso schwerwiegenderen Folgen sieht sich das Unternehmen in solchen Fällen oft später konfrontiert. Im Extremfall können diese zur Insolvenz führen. Damit dies nicht geschieht, sollte eine Investition gut durchdacht sein.

Investieren will durchdacht sein

Nicht selten wird ein Anlagegut nur deshalb durch ein Neues ersetzt, weil das Alte bereits voll abgeschrieben ist und man sich lediglich neue (steuerliche) Abschreibungsmöglichkeiten schaffen möchte – wozu zuweilen sogar der Steuerberater „rät“. Sollte dies aber der tragende Investitionsgrund sein, wäre es eine glatte Fehlentscheidung; denn Abschreibungen bleiben den Gewinn reduzierende Abschreibungen.

Daher stehen drei Formen der Investition zur Diskussion:

◇die Ersatzinvestition,

◇die Rationalisierungsinvestition und

◇die Erweiterungsinvestition.

Dienen die Investitionen der Rationalisierung, fragt sich, ob der investitionsbedingt laufende Mehraufwand (Betriebskosten einschließlich Abschreibungen) im Vergleich zum alten Anlagegut im Verlauf der voraussichtlichen Nutzungszeit der Neuinvestition auch wirklich durch Rationalisierungseffekte mehr als ausgeglichen wird.

Stehen Erweiterungsinvestitionen zur Diskussion, ist zu prüfen, ob einerseits die zu schaffenden größeren Kapazitäten auch langfristig genutzt werden können und andererseits damit sinnvolle Rationalisierungmaßnahmen zu verknüpfen sind.

Namentlich bei Erweiterungsinvestitionen ist den konjunkturellen Erwartungen besondere Beachtung zu schenken. Das gilt auch für den Textilservicebetrieb mit Großkunden in seinem Sortiment. Daneben spielen auch branchenspezifische Einflüsse eine Rolle. Selbstverständlich ist auch das Konkurrenzverhalten zu beachten, was freilich den Blick für eine solide Investitionskalkulation nicht verstellen darf.

Der Markt bietet Anlagegüter in oft kaum überschaubarer Fülle an. Nur ein fundierter Überblick – den Sie beispielsweise im Rahmen einer Messe erhalten – zeigt, ob sich ein scheinbar billiges Investitionsgut letztlich nicht als teuer und ein teures nicht als preiswert erweist.

Soweit das Investitionsgut nicht voll aus frei verfügbaren Mitteln finanziert werden kann, ist mit der Hausbank frühzeitig dessen (Fremd-)Finanzierung zu besprechen. Anzustreben ist eine möglichst langfristige (auf keinen Fall eine nicht adäquate kurzfristige) Fremdfinanzierung mit laufender Tilgung in möglichst monatlichen oder vierteljährlichen Raten, soweit man nicht ein mit einer Kapital-Lebensversicherung kombiniertes Investitionsdarlehen (in dieser Konstruktion stecken allerdings steuerpolitisch bedingte Risiken) wählt.

Freilich wird die Bank nur eine Darlehenslaufzeit akzeptieren, die unter der betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer des Wirtschaftsguts liegt. Auf eine gediegene Finanzierung ist – trotz aller Versuchung – auch in ertragsstarken Jahren zu achten; denn Gewinnsprünge lassen auch die Ausgaben für betriebliche wie private Steuerzahlungen überproportional wachsen.

Finanzierung über Leasing kommt in den meisten Fällen teurer als die konventionelle Form. Eröffnet sich dadurch aber der Weg zur Skontierung (weil frei bleibende Liquidität dank Leasing hierzu eingesetzt werden kann), ist Leasing als brauchbare Alternative anzusehen. Oftmals bieten Hersteller Leasingverträge mit Effektivzinsen unter den Marktsätzen an, um den Absatz ihrer Produkte zu fördern. Bemühen Sie sich dennoch um eine Bankfinanzierung und verlangen Sie vom Verkäufer einen Abschlag vom Kaufpreis in der Höhe, die dem „Subventionsbeitrag“ beim Herstellerleasing entspricht!

Nicht selten löst eine Investition Folgeinvestitionen aus, weil beispielsweise das hohe Gewicht einer neuen Maschine statische Probleme aufwirft (Abstützung des Maschinenraumes) oder eine leistungsfähigere elektrische Verkabelung erfordert. Erweiterungsinvestitionen setzen regelmäßig höhere Umsatzerwartungen voraus, die einen erhöhten Bedarf an Betriebsmitteln auslösen. Folglich ist deren Regelung (was die Kenntnis des erforderlichen Betriebsmittelbedarfs bereits zum Zeitpunkt der Investitionsfinanzierung voraussetzt) zu klären.

Eine gut geplante Investition wird schlussendlich den gefürchteten Nachfinanzierungsbedarf erübrigen, der schon manchen Betrieb in existenzielle Bedrängnis brachte. Michael Bandering